Out Of The Blue

Kapitel 14

Ich betrete das Zimmer und finde einen entspannten Logan auf meinem Bett vorliegen. Mein Puls hat sich bisher auf keine Weise beruhigt. Ich wäre fast erwischt worden! Wir haben Glück gehabt, dass Dana nicht noch mehr nachgebohrt hat, ansonsten würde ich jetzt knietief in der Scheiße sitzen.

"Das war ja ein Kinderspiel", sagt Logan mit amüsierter Stimme, und setzt sich aufrecht hin.

Ich schnaube abschätzig und vergrabe meine Finger in der Hüfte. "Wir wurden fast erwischt! Das würde ich nicht als Kinderspiel bezeichnen."

Seine Miene verfinstert sich. "Hast du das Geld?" War klar, dass er als Erstes danach fragt.

"Ja."

"Perfekt." Logans Blick schweift durch mein Zimmer. "Schön hast du's hier." Die Situation ist mir unangenehm, da ich weiß, wie er lebt. Alleine mein anliegendes Badezimmer und der begehbare Kleiderschrank nehmen den Platz der hälfte seiner Wohnung ein.

Ich versuche so schnell wie möglich das Thema zu wechseln. "Und jetzt?"

Logan schwingt seine langen Beine über die Bettkante und inspiziert mein Zimmer. Er hat echt schöne Beine. "Ich bringe dich in einer Stunde zu Oscar."

"Und was machen wir bis dahin?"

"Das kannst du entscheiden."

Ich schnaube. "Warum bist du denn auch schon so früh gekommen?"

Logan steht gerade vor meinem Regal, das mit Pokalen gefüllt ist. Ich spiele seit dem Siebten Lebensjahr Volleyball. Mom und Dad wollten immer, dass ich Cheerleaderin werde, aber ich habe daran noch nie gefallen gefunden. Sein Shirt rutscht ein Stück nach oben und bietet freie Sicht auf einen Streifen nackter Haut. Sofort blicke ich beiseite.

"Woher sollte ich wissen, dass es so schnell gehen würde. Außerdem hatte ich Langeweile und sowieso nichts besseres zu tun", sagt er.

Na toll. Die Situation ist total unangenehm. Ich will so wenig Zeit wie möglich mit ihm verbringen aber ich werde die nächste Stunde wohl oder übel mit diesem Idioten überstehen müssen.

"Okay. Ähm... hast du Hunger? In der Küche haben wir noch Reste vom Kuchen. Danach können wir eine Serie gucken, so geht die Zeit schneller vorbei."

Logan blickt mich überrascht über die Schulter an. "Zu Kuchen sage ich nie Nein."

Wir gehen ins Untergeschoss und laufen direkt zur Küche. "Warum arbeitest du eigentlich im Hilten? Es scheint euch nicht an Geld zu mangeln", durchbricht Logan die Stille und deutet auf die imposante Eingangshalle.

"Das geht dich nichts an." Ich beschleunige absichtlich meine Schritte. Ich rede nicht gerne über mich oder mein Leben. Logan weiß bereits viel zu viel. Normalerweise gehe ich sofort auf Abstand.

"Komm schon, so schlimm wird es bestimmt nicht sein", drängt mich Logan.

"Ich brauche das Geld einfach."

Im selben Moment betreten wir die Küche. Sofort steigt mir der Geruch von süßem Gebäck und Pizza in die Nase. Das ist auch einer der Gründe, weshalb es zu einem meiner Lieblingsorte in diesem Haus gehört.

Auf dem Tisch steht der Erdbeer- Nougat Kuchen, den ich vor einigen Tagen gebacken habe. Es ist seltsam. Ich will auf Logan sauer sein, aber irgendwie kommt er mir mit der Zeit immer weniger gefährlich und furchteinflößend vor. Ich kann ihn immer noch nicht leiden, aber ich kann ihn auch nicht verabscheuen. Und das, obwohl er der Grund für viele meiner Probleme ist.

Mit dem Kuchen in der Hand gehen wir zurück in mein Zimmer. Das Haus ist zum größten Teil leer. Nur einzelne Stimmen sind wahrzunehmen.

"Was willst du gucken?", durchbreche ich die Stille.

"Alles außer Die Schöne und das Biest."

Ich schaue Logan mit hochgezogener Augenbraue an und setze mich neben ihm aufs Bett. Ich spüre die von ihm ausgehende Wärme am ganzen Körper und nehme seinen Geruch wahr. "Was hast du gegen diesen Film? Der ist wunderschön."

Logan lächelt mich an und seine grauen Augen strahlen. "Du willst nicht wissen, wie oft ich diesen Film mit Hannah gucken musste."

Ich lächle aus unergründlichen Gründen zurück. "Ich mag Hannah."

"Sie dich auch."

Das kam jetzt unerwartet. "Echt?"

"Ja. Seitdem du ihr den CD-Player geschenkt hast, ist sie dein größter Fan", murmelt Logan, als sei er nicht erfreut über diese Tatsache.

"Das... freut mich." Wir blicken uns direkt in die Augen und ich kann einfach nicht wegschauen. "Was hältst du von Modern Family?" Shit, meine Stimme ist total zittrig.

Logan zuckt kaum merklich zusammen, als wäre auch er gerade in Gedanken woanders gewesen. "Hört sich gut an." Ich drücke auf Netflix und starte die Erste Folge.

"Richte dem Koch ein Lob von mir aus, der Kuchen schmeckt himmlisch", stöhnt Logan und ich spüre, wie meine Wangen einen roten Farbton annehmen. Das ist eine meiner Schwächen. Man sieht sofort wenn ich rot anlaufe. Es ist total nervig und hat mich schon oft in unangenehme Situationen gebracht.

"Danke, aber ich war der Koch."

"Warum backst du, wenn ihr Angestellte habt?", fragt Logan empört und seine Frage nervt mich. Er denkt also auch, dass ich mich zu gut zum Hände schmutzig machen finde.

"Weil ich spaß am Kochen und backen habe. Schon in meiner Kindheit habe ich den Großteil meiner Zeit in der Küche verbracht."

"Ich koche auch gerne." Logans Geständnis bringt mich etwas aus dem Konzept. Mehr als ein Nicken bringe ich nicht zustande.

In der folgenden Stunde unterhalten wir uns über alltägliche Sachen und diskutieren über die Charaktere der Serie. Überraschender Weise genieße ich in diesem Moment sogar seine Anwesenheit, denn es tut gut mal wieder zu lachen. Logan ist wie ausgewechselt. Es ist kein bisschen mehr von dem arroganten und selbstverliebten Typen zu sehen. Seine Maske ist verrutscht.

"Wir sollten uns langsam auf den Weg machen, nicht dass Oscar sauer wird", sagt Logan, als die verbleibende Stunde sich dem Ende nähert.

Shit. Ich habe total vergessen, was mir noch bevor steht. Augenblicklich klopft mein Herz schneller und die Aufregung steigt.

Die davor so losgelöste und erheiterte Stimmung ist auf einmal bedrückt. Ich sollte nicht mit dem Mann so viel Spaß haben, der mich im selben Moment erpresst. Im Hinterkopf weiß ich aber, dass er selber keine andere Möglichkeit hat, da Oscar auch ihn in der Hand hat.

"Sollten wir wohl."