Die Eingangshalle der Schule ist überfüllt und ich halte nach Ivy Ausschau. Wir haben uns vor der Ersten Stunde verabredet, da ich in den letzten Tagen relativ wenig Zeit für meine beste Freundin hatte. Gesterns saß ich noch relativ lange mit Kessi im KFC. Sie ist echt total nett und wir verstehen uns super.
Mitchell und Ivy stehen bei den Spinden und unterhalten sich mit unseren Klassenkameraden. Zum Glück ist Rowan nicht unter ihnen und ich kann mir ein unangenehmes Gespräch ersparen.
"Hey Leute", begrüße ich meine Freunde. Ivy dreht sich mit einem Lächeln im Gesicht zu mir um. "Habe ich was verpasst?"
Sie blickt zu Mitchell auf, der sie in den Armen hält. "Er hat mich gefragt."
"Er hat dich was gefragt?" Für heiraten ist es definitiv noch zu früh.
"Ob ich seine Begleitung zum Abschlussball werden möchte", antwortet Ivy und die beiden lächeln sich ekelhaft verliebt an.
Mist, den Abschlussball habe ich total vergessen! Der Ball wurde vorgezogen und findet schon im Zwei Monaten statt. Meine Eltern wollen natürlich, dass Rowan mich begleiten, aber egal wie oft ich ihnen sage, dass ich alleine gehen werde, ignorieren sie mich.
"Das freut mich." Das tut es wirklich. Ivy und Mitchell geben ein perfektes Paar ab und ich wünsche ihnen nur das Beste.
Zusammen gehen wir in die Richtung des Geschichtsraumes. Mrs Felton steht bereits vor der Tafel. Sie hasst es, wenn Schüler zu spät kommen, also gehe ich schnellstmöglich auf meinen Platz zu. natürlich ist mir bewusst, dass Logan genau hinter mir sitzt und ich wette mein Auto darauf, dass sein Tisch näher an meinem steht als üblich.
"Hey, Kleines", begrüßt er mich. Logan trägt wie fast jeden Tag ein schwarzes Shirt, welches zusammen mit der Bluejeans verdammt sexy aussieht. Seine dunkelbraunen Haare stehe zu den Seiten ab, als wäre er gerade mal vor wenigen Minuten aufgestanden. Bei ihm kann ich mir aber tatsächlich vorstellen, dass er es nicht mit Absicht so aussehen lässt, sondern einfach zu faul zum stylen ist. Braucht er auch nicht.
"Hi", ist das einzige, was ich momentan zustande bringe.
Seine Augen mustern mich von unten bis oben und er grinst mich schief an. "Ich mag dein Shirt."
Perplex schaue ich an mir herunter. Ich habe mir heute morgen eine kurze Hose und ein Top mit der Aufschrift "Du liest mein T-Shirt" angezogen. Es ist das einzige Kleidungsstück, bei dem ich Mom auf die Palme bringen kann, denn sie hasst es. Sie wollte es schon mal heimlich im Kamin verbrennen aber ich habe sie ertappt. Seitdem lässt sie mich einigermaßen in Ruhe.
Ich zwinkere Logan zu. "Ich auch."
"Wann hast du Schluss?", fragt er und wechselt somit das Thema.
"Warum?"
"Weil ich nach der Schule mit zu dir komme."
"Ach Echt?", frage ich provokant mit hochgezogener Augenbraue.
"Ja."
Ich überlege. Nach der Schule habe ich eh nichts mehr vor, also kann er auch diese Zwei Stunden früher kommen. Mom wird noch im Büro sein und Dad ist mal wieder irgendwo in einem anderen Staat geschäftlich unterwegs.
"Na gut. Ich habe um Zwei Uhr Schluss. Wir treffen uns an meinem Auto."
Logan kippt seinen Stuhl nach vorne und ist mit seinem Mund viel zu nahe an meinem Ohr, sodass ich seinen warmen Atem spüre. "Perfekt, freut mich", flüstert er mir zu. Mit diesen Worten dreht er sich wieder um und der Unterricht beginnt.
Wie eingefroren starre ich auf den hässlichen Tisch. Er sollte mich nicht so überrumpeln können.
Mrs. Felton stellt sich vor die Tafel und klatscht in die Hände. "So ihr Lieben, am Anfang der Stunde werden wir zuerst etwas organisatorisches besprechen. Die Meisten von euch werden sich bestimmt freuen. Wir machen in drei Wochen einen zweitägigen Klassenausflug mit diesem Kurs. Wir übernachten von Montag auf Dienstag in einer Jugendherberge."
Sofort gehen einige Finger in die Höhe und das Murmeln unzähliger Stimmen erfüllt den Klassenraum.
"Ruhe! Wir werden an beiden Tagen jeweils ein Museum besuchen und die mittelalterliche Geschichte näher kennenlernen." Sie räuspert sich. "Ihr bekommt bezüglich der Summe und Informationen am Ende der Stunde noch einen Informationszettel von mir."
Ich war noch nie ein riesiger Fan von Klassenfahrten oder gar Ausflügen. Das schnauben, welches ich hinter mir höre, lässt schließen, dass Logan auch nicht gerade vor Begeisterung blüht.
Sobald die Geschichtsstunde zu Ende ist, laufe ich so schnell wie möglich aus dem Raum, in der Hoffnung, dass Logan mich nicht nochmal anspricht. Es funktioniert. Die darauffolgenden Fächer rasen an mir vorbei. In Gedanken bin ich die ganze Zeit bei heute Abend und dem Morgigen Tag. In der Ersten Stunde habe ich unauffällig Logans Körper begutachtet. Es sind nur noch kleine Schrammen an seinen Fäusten und Blessuren an seiner linken Wange zu erkennen. Doch als er sich gemeldet hat, ist sein Shirt nach oben gerutscht und hat dunkellilanen Flecke preisgegeben. Sie haben sich Fast über die Hälfte seiner rechten Hüfte gezogen und sahen schrecklich schmerzhaft aus. Darauf werde ich ihn definitiv ansprechen. Im selben Moment klingelt mein Handy.
Kessi: Kommst du am Samstag auf meine Party
Ich: Klar gerne. Wann und wo?
Kessi: Du kannst gegen Neun Uhr kommen, ich schicke dir die Adresse
Ich: Super, soll ich was mitbringen?
Kessi: Wir haben mehr Essen und Getränke, als dass wir es in einem Jahr zu uns nehmen können aber wenn du willst, dann bringe gerne eine Freundin oder einen Freund mit
Ivy liebt Partys, weswegen ich sie einfach mal fragen werde.
Ich: Und was soll ich sagen, woher wir uns kennen? Ich kann ja schlecht von Oscar erzählen.
Kessi: Sag einfach die Wahrheit. Wir haben uns im KFC kennengelernt und uns sofort super verstanden. Problem gelöst.
Sie hat recht, das mit Oscar muss ich nicht erzählen. Gleichzeitig fühle ich mich schlecht, weil ich in letzter Zeit so viele Geheimnisse vor meiner besten Freundin habe und wir viel zu wenig Zeit miteinander verbringen.
Ich: Okay, dann bis Samstag.
Kessi: Ich würde eher sagen bis morgen
Ich: Bist du morgen Abend auch im Hilten?
Kessi: Jetzt schon. Ich kann dich doch nicht alleine lassen.
Ich: Danke, du bist ein echter Schatz. Bis morgen
Ich stecke das Handy wieder in meine Handtasche und gehe zum nächsten Kurs. Es rührt mich, dass sie wegen mir morgen Abend ins Hilten Kommt. Kessi mag es dort eigentlich nicht. Sie hat es mir bei unserem letzten Treffen erzählt. Mein Respekt zu dieser Frau wird immer größer.
Viel zu schnell nähert sich auch die letzte Stunde dem Ende. Schon aus der Ferne sehe ich, wie Logan lässig an meinem SUV lehnt. Mir fällt sofort das zucken auf, das, als er sich zu mir umdreht, durch seine rechte Körperhälfte geht. Er hat also doch schmerzen.
"Bis du bereit?", begrüßt er mich und geht zur Beifahrerseite.
"Lass uns losfahren." Mit diesen Worten setze ich mich neben ihn. Es ist nicht mehr so komisch wie heute Morgen aber ich spüre regelrecht, wie tausende Fragen zwischen uns liegen. Aber weder ich noch Logan spricht eine von ihnen aus.
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Out Of The Blue
Teen FictionWenn es eine Sache gibt, die ich abgrundtief hasse, dann ist es verlieren. Ich verliere nie und werde es auch jetzt nicht tun. Ich spüre die unzähligen Augenpaare, die starr auf mich gerichtet sind, während mein Puls von Sekunde zu Sekunde immer sc...