Seitdem Scar die Nachricht von Gabby bekommen hat, nähert sich meine Laune dem Nullpunkt. Ich habe von dieser Frau so lange nichts mehr gehört, genauer gesagt seit dem Morgen, an dem ich abgehauen bin, und jetzt auf einmal, wo ich mich so gut mit Scarlett verstehe, taucht sie auf und zerstört möglicher Weise alles.
Mag sein, dass ich einfach paranoid bin und sie gar nicht deswegen mit ihrer Nichte sprechen wollte, sondern einfach wegen etwas Anderem, aber ich mache mir trotzdem ununterbrochen Gedanken. Der Sex mit Gabby war nichtmal gut und viel zu unbedeutend, als daraus jetzt eine große Sache zu machen. Von Scarlett habe ich zu dieser Zeit noch nie ein Wort gehört. Natürlich mal hier und da etwas in den Medien, aber die beiden Persönlichkeiten kann man nicht miteinander vergleichen.
Aus der Ferne höre ich die Haustür ins Schloss fallen. Das muss Phil sein.
Wie geahnt stürmt er in mein Zimmer. „Was gibt's so wichtiges?"
Ich habe ihm geschrieben, dass er vorbei kommen soll, weil ich mit jemandem über Scarlett und Gabby reden muss. Phil ist mir als Erste Person in Sinn gekommen.
„Hey Bro, nichts schlimmes." Er lässt sich neben mich aufs Bett fallen, worauf die Matratze quietschend nachgibt.
Es war eine bescheuerte Idee, ihn hergeholt zu haben. Ich bin keine Memme und komme mit meinen Problemen alleine klar. Wahrscheinlich gibt es nichtmal ein Problem.
Mein Kumpel blickt mich fragend an. „Jetzt sag schon."
„Also... ich komme bei den Mathehausaufgaben nicht weiter. Du bist doch voll das Matheass. Kannst du mir helfen?"
Darauf lacht er laut auf. „Logan, so dumm bin ich nicht. Was ist passiert?" Anscheinend war meine Ausrede nicht annähernd so glaubhaft, wie ich gedacht habe.
„Kannst du dich noch an Gabby erinnern? Die Frau aus der Bar?"
Phil überlegt, dabei spielt er am Saumen seines Shirts. „Nein, sorry. Sollte ich mich erinnern können?"
„Eigentlich nicht, aber wie sich herausgestellt hat, ist die Frau, mit der ich mal was hatte, die Tante von Scarlett. Sie fährt gerade nach Hause weil Gabby sie sprechen will." Vom ganzen Nachdenken tut mein Kopf bereits weh. „Was wenn sie ihr davon erzählt? Außerdem habe ich mich vorhin total asozial Verhalten." Ich hole tief Luft. „Wir haben in der Nacht davor miteinander geschlafen."
„Was?", ruft Phil, und erschreckt mich damit total. „Warum erfahre ich erst jetzt davon?"
Ich schnaube. „Weil ich andere Probleme hatte und es erst wenige Stunden her ist." Der Gedanke daran, löst ein angenehmes Kribbeln aus.
Seine Augenbrauen wandern anzüglich nach oben. „War es denn wenigstens gut? Und seid ihr jetzt... zusammen?"
Wenn ich das bloß wüsste. Dass ich mich in Scarlett verliebt habe, steht außer Frage, aber hätten wir überhaupt eine Chance, wenn sie sowieso bald wegzieht? Und dann auch noch zusammen mit Rowan. „Ja, und wie. Aber mehr weiß ich auch nicht."
Phil lacht, versucht es aber hinter seiner Hand zu verstecken. „Dich hat's echt erwischt, Kumpel. Wer hätte das gedacht." Ich jedenfalls nicht.
Vor wenigen Wochen konnte ich sie nichtmal leiden und jetzt muss ich ununterbrochen an sie denken. Wo liegt da die Logik?
„Was soll ich jetzt machen?", frage ich mit beunruhigter Stimme. Mir ist es egal ob ich erbärmlich klinge oder nicht.„Erstmal tust du nichts. Am Ende hält diese Frau dicht und du bringst unnötige Probleme in die Welt."
„Meinst du nicht, dass ich ihr trotzdem davon erzählen sollte? Ich meine, wenn ich an ihrer Stelle wäre, würde ich schon gerne wissen wollen, wenn sie mit meinem Onkel geschlafen hätte." Alleine die Vorstellung erweckt Ekel in mir. Onkel Gregor ist ein Fünfzigjähriger Alkoholiker, der seine Freizeit in Strippclubs verbringt, keinen Job hat (außer das Dealen), und womöglich Kanalratten als Haustiere hält. Meine Tante hat sich vor einigen Jahren von ihm getrennt und seitdem habe ich sie nie wieder gesehen. Es sollte mich traurig machen, tut es aber nicht. Wir standen nie so richtig in Kontakt und sie tat mir ein bisschen leid, dass sie so naiv war, und sechs verdammte Jahre an seiner Seite verbracht hat.
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Out Of The Blue
Teen FictionWenn es eine Sache gibt, die ich abgrundtief hasse, dann ist es verlieren. Ich verliere nie und werde es auch jetzt nicht tun. Ich spüre die unzähligen Augenpaare, die starr auf mich gerichtet sind, während mein Puls von Sekunde zu Sekunde immer sc...