Finn
Ich starrte in die Dunkelheit. Ich wusste, dass draußen schon die Sonne schien, aber wegen den Rollläden kam kein Licht ins Zimmer. Es war stockdunkel. Ich spürte Penny's zarten Körper, wie er sich an meinen schmiegt. Ich lauschte ihrem gleichmäßigen Atem während sie in meinen Arm vor sich hin schlummert.
Ich lag schon seit einiger Zeit wach und starrte in das nichts. Und immer wieder fragte ich mich ob ich es wirklich machen sollte. Ob ich jetzt wirklich aufstehen sollte, aus dieser Tür gehen und Penny unwissend zurücklassen sollte. Wäre das wirklich so eine gute Idee?
Aber ich wusste nicht was mich zurückhielt. Angst? Sicherlich nicht. Da mir auf diese Frage keine Antwort einfiel schlug ich vorsichtig die Decke zurück. Krampfhaft versuchte ich meinen Arm hinters Penny's Kopf hervorzuziehen ohne sie dabei aufzuwecken. Ich biss mir mit meinen Zähnen auf meine Unterlippe während ich Penny genau beobachtete. Sie rührte sich ein klein wenig, schlief aber weiter. Als ich schließlich meinen Arm ganz hervorgezogen hatte, atmete ich erleichtert aus und schlich mich aus dem Zimmer. Vorher hatte ich mir aber noch meine Jeans und ein Shirt geschnappt.
Das helle Licht im Flur tat regelrecht in meinen Augen weh. Ich blinzelte ein paar Mal und zog mir das Shirt über. Fertig angezogen trat ich aus der Wohnung und huschte zu meinem Auto.
Es gibt jetzt keinen Rückzieher mehr, dachte ich mir immer wieder. Ich warf noch mal einen Blick auf die Uhr. 9 Uhr Vormittags. Das müsste passen. Ich hob meine rechte Hand und klopfte kräftig an der Tür. Dann trat ich einen Schritt zurück und wartete, ob sich was tat. Tatsächlich. Meine Körper spannte sich etwas an, denn ich wusste wer gleich die Tür öffnen würde und vor mir stehen würde. Ich ballte meine schweißnassen Hände zu Fäusten und biss die Zähne zusammen. Aber warum machte ich mich so fertig?
Plötzlich öffnete sich die Tür und ich blickte in die Augen von Penny's Mum. Ihr Blick verfinsterte sich sofort, als sie realisierte wer vor ihr stand.
„Was willst du hier?“,fragte sie mich sofort. Ihre Stimme war streng und kalt.
„Ich will mit Ihnen reden. Kann ich rein kommen?“,fragte ich vorsichtig und hoffte einfach, dass sie mir einen Chance gibt. Sie wartete ein paar Sekunden, trat aber dann beiseite und ließ mich rein. Ich folgte ihr in die Küche und blieb erst mal stehen. Penny's Mum lehnte sich an die Tresen und blickte mich an. Sie musterte mich von oben bis unten, was mir verdammt unangenehm war. Am liebsten würde ich ihr sagen, sie soll es lassen, aber ich will mich nicht noch unbeliebter machen.
„Okay, also. Ich weiß wir hatten keinen besonders guten Start aber ich dachte mir, wir könnten das ändern.“
„Warum sollten wir das tun?“,unterbrach sie mir forsch.
„Weil wir beide Penny über alles lieben.“,meinte ich. Sie erwiderte nichts darauf also sprach ich weiter. „Wahrscheinlich sehen sie in mir nur einen Drogenfreak der sich mit anderen Jungs prügelt und allen Mädchen ins Bett steigt. Aber … Aber sie wissen nichts von meiner Vergangenheit. Sie kennen mich nicht mal und stecken mich automatisch in eine Schublade für Schwerverbrecher der ihrer Tochter schaden will.“
Sie schnaubte laut und senkte den Kopf zu Boden. Mit ihrer Hand massierte sich sich kurz die Stirn und blickte dann wieder zu mir auf. Ihr Blick war plötzlich ganz anderes. Weicher, sanfter.
„Du hast Recht, ich kenne dich zu wenig. Ich hab dir nicht mal eine Chance gegeben. Jeder verdient eine Chance.“,sagte sie. „Erzähl mir von dir.“
Ich setzte mich auf einen der Barhocker und begann zu erzählen.
„Mein Leben war perfekt. Ich hatte Eltern, sie konnte ihre Liebe zwar nicht gut zeigen aber ich wusste, dass sie mich liebten und ich hatte einen großen Bruder. Er war alles für mich, ich hab zu ihm aufgesehen, er war sozusagen mein Held. Mein Dad hatte in dieser Rolle ziemlich versagt. Ich war gerade 15 geworden als sich mein Leben schlagartig verändert hat. Meine Mum und ich waren zu Hause und wartete auf meinen Bruder und meinem Dad. Mein Dad sollte ihn vom Flughafen abholen. Mein Bruder war ein halbes Jahr in Europa gewesen und ich freute mich tierisch ihn wieder zusehen. Dann läutete das Telefon. Meine Mum hob ab und ich wusste sofort was los war. Ich sah es an ihren Augen, an ihrer Körperhaltung. Es war ein schrecklicher Anblick. Mein Bruder war tot. Ich fühlte nichts. Er war einfach weg, wie vom Erdboden verschluckt. Ich hatte nicht mal die Chance mich von ihm zu verabschieden. Man hat uns gesagt, dass er von einem Auto erfasst wurde und auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben ist. Ich hatte wochenlang mit keinem mehr gesprochen, ich wollte einfach alleine sein. Meine Eltern wollten mich sogar zu einem Psychologen schleppen, aber überreden sie mal einen 15 Jährigen zum Psychologen zu gehen. Jedenfalls hatte ich meinen Schmerz anders unter Kontrolle gekriegt. Ich lernte neue Freunde kennen und so bin ich dann zu Drogen gekommen. Ich hatte es ausprobiert und so konnte ich für einige Zeit alles um mich herum vergessen. Und ich hatte es immer öfters genommen und irgendwann konnte ich dann nicht mehr ohne diesem Zeug. Mein neuer Freundeskreis stellte sich als eine Gang heraus, die mit hohen Geldsummen dealt. Ich konnte da nicht mehr raus und wenn ich ehrlich war, reizte es mich. Also blieb ich dabei und war nach einiger Zeit richtig gut in meinen Job. Mein Boss lobte mich und ich konnte mich sozusagen in eine andere Welt begehen. Auf der einen Seite meine braven Eltern, eine kaputte Welt , in der ein Teil von dir fehlt, und auf der anderen Seite, eine Welt, in der du alles vergessen kannst, in der du geschätzt und anerkannt wirst.“ Ich machte eine kurze Pause und mustere sie. Sie sah mich an und hörte mir gespannt zu. Sie hatte sich nicht von der Stelle gerührt, sie blickte mir in die Augen und hörte mir einfach zu.
„Ich konnte es gut vor meinen Eltern verheimlichen. Nach zwei Jahren sind wir dann hier hergezogen. Ich war verdammt wütend auf meine Eltern, denn sie hatten mich da einfach raus gerissen. Ich wollte nicht wieder von vorne anfangen, denn ich hatte meine Leben wieder besser unter Kontrolle. Zwar auf die falsche Art aber mir ging es wider besser.
Ich hatte mit meinen Eltern nie über den Tot meines Bruder gesprochen, sie taten so als hätte es ihn nie gegeben. Gerade in dieser Zeit brauchte ich sie am dringendsten aber sie vertieften sich mehr in ihre Jobs und hatten mich so vernachlässigt. Als ich dann hier her kam und auf diese neue Schule musste, dachte ich … ich weiß gar nicht was ich dachte. Ich fühlte mich einfach leer und wütend. Nach einiger Zeit hatte ich versucht mein Leben ohne die Drogen wieder unter Kontrolle zu bekommen und mich von der Gang fernzuhalten. Aber ich schaffte es nicht. Ich brauchte dieses Zeug einfach. Dann traf ich Penny. Ich wusste sofort, dass sie was besonders war. Das sah ich. Alleine das Glitzern in ihren Augen machte mich glücklicher. Ich wollte sie besser kennenlernen. Nach einiger Zeit merkte ich, dass sie mir gut tat. Ich wollte sie nicht verlieren, ich brauchte sie einfach. Ich war mal kurz davor mich irgendwo runter zu stürzten und zu hoffen nicht mehr aufzuwachen aber sie zeigte mir, was es heißt zu leben, dass es sich lohnt, dass wir leben. Ich hatte mich in sie verliebt. Penny wollte mehr von meiner Vergangenheit erfahren, wer ich bin aber ich hatte Angst sie würde sich zurückziehen und mich verlassen, aber nein das tat sie nicht. Sie bleib an meiner Seite und da wusste ich, sie liebt mich genauso wie ich sie liebe. Sie sagte mir immer wieder, dass wir es gemeinsam schaffen und ich glaubte ihr, bis zu diesem Tag. Mein Boss von dieser Gang hatte wieder Kontakt zu mir aufgenommen um mich für weitere große Deale eingesetzt. Doch an diesem Abend ändert sich meine Leben ein weiteres Mal, dann mein Bruder war am Leben. Er war gar nicht tot. Ich hatte drei verdammte Jahre lang geglaubt er wäre tot. Doch er stand da vor mir und ich konnte nicht anders als mich zu freuen. Ich hatte ihn wieder. Penny ist in dieses Drama mit der Gang mitreingerutscht und sie wurde schwer verletzt. Sie wurde wegen mir so schwer verletzt und das konnte ich mr nicht verzeihen, also hatte ich sie verlassen und bin mit meinem Bruder nach Austin zurück. Da hatte ich dann endgültig meine Leben wieder in den Griff bekommen, bin sogar ein paar mal zum Psychologen gegangen und habe mit den Drogen aufgehört. Die Gang hat sich aufgelöst und ich hatte schnell gemerkt, dass ich ohne Penny nicht kann. Ich brauche sie. Ich liebe sie über alles und will ihr bewiesen, dass ich meine Leben im Griff habe. Das ich mit meiner Vergangenheit abschließen kann. Und Penny hilft mir, dass ich auch diesem letzten einen Schritt schaffen kann und sie ist eine gute Hilfe.“
Sie starrte mich nur mit großen Augen an und sagte nichts. Na gut ich hatte es versucht, aber anscheinend will sie mich immer noch nicht akzeptieren. Na ja ich kann es ihr auch nicht verübeln. Ich erhob mich von meinen Platz und wollte zur Tür gehen, aber sie hielt mich zurück. Ich drehte mich um und guckte sie an.
„Ich … Ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich sagen soll.“
„Sie müssen gar nichts sagen, sie sollten mich nur so akzeptieren wie ich bin. Mehr will ich nicht. Sie müssen mich nicht mögen oder sonst was, sie sollten mich nur akzeptieren. Tun sie es für ihre Tochter.“
Freue mich über eure Meinungen! :)
SummerOF_Love
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Alles lief gut, bis er kam ...
Novela JuvenilPenny Stone. Ein ganz normales 18-jähriges Highschool Mädchen. Brav, fleissig und hübsch. Das einzige was sie im Kopf hat ist die Schule. Sie will Ärztin werden. Jungs und Partys - das schiebt sie gnadenlos bei Seite, bis sie jemanden ganz besondere...