46.Kapitel

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Penny



Ich lag zu Hause in meinem Bett und räkelte mich die ganze Zeit. Ich konnte einfach nicht einschlafen. Mir ging so viel durch den Kopf und es es lies mir einfach keine Ruhe. Es war schon fast Mitternacht.

Mein Handy vibrierte und ich griff danach. Ich hatte eine SMS von Finn bekommen.

Wenn du wach bist, dann komm runter und lass mich rein, arsch kalt hier draußen.“

Ich musste lächeln und sprang sofort aus meinem Bett. Leise öffnete ich die Tür, damit meine Mum nichts mitbekommt und huschte die Treppe runter. Vorsichtig öffnete ich die Tür und erspähte Finn fröstelnd vor der Tür.

„Was hättest du eigentlich gemacht, wenn ich nicht wach wäre?“,fragte ich ihn und ließ ihn herein. Dann drückte er mir eine Kuss auf meine Lippen, bevor er mir eine Antwort gab.

„Bin eine Runde gegangen und da hab ich gesehen, dass Licht brannte, also wusste ich, dass du wach bist. Aber ich hätte mir auf jeden Fall den Arsch und was sonst noch alles ab gefroren.“,meinte er und huschte hinter mir die Treppe wieder hoch.

„Warum bist du um Mitternacht draußen unterwegs?“,fragte ich und schloss hinter mir meine Zimmertür. Finn ließ sich seufzend aus Bett nieder und legte sich auf den Rücken. Bevor er mir eine Antwort gab, strich er sich durch seine braunen Haare. Das machte er jedes mal, wenn er nachdachte oder ihm etwas durch den Kopf ging.

„Mein Dad ist wieder nach Hause gekommen.“,sagte er bloß. Ich hörte Wut, aber auch Angst und Verzweiflung in seiner Stimme und ich wusste, dass es nicht gerne über seinen Dad sprach.

„Und?“,hackte ich vorsichtig nach. Ich war nun neben ihm und ließ mich ebenfalls auf mein Bett nieder. Beide lagen wir da, im Dunkeln, und starrten die Decke an.

„Na ja er versucht, dass sich meine Mum nicht von ihm scheiden lässt, aber ich glaube dafür ist es zu spät. Sie hat es endlich kapiert was für ein Mensch er ist. Es hört sich verdammt komisch an, aber ich bin froh, wenn sie sich scheiden lassen.“,sagte Finn und ließ ein leises auswärtiges Grinsen von sich. Ich erwiderte nichts darauf, sonder drehte mich zu ihm um und vergrub mein Gesicht in seiner Halsgrube. Atmete seinen Duft ein und genoss seine Nähe und Wärme. Ich genoss einfach, dass er hier war, bei mir.

„Finn?“,flüsterte ich nach einer Weile in die Dunkelheit hinein.

„Hm?“,gab er von sich und drehte seinen Kopf leicht in meine Richtung.

„Ich weiß, dass du nicht gerne darüber redest, das sehe ich dir an, aber … aber ich hab eine Frage?“,sagte ich nun etwas lauter.

„Und die wäre?“

„Wer ist Rush?“

Finn ließ einen leisen aber langen Seufzer von sich. Dann setzte er sich auf und ich tat es ihm gleich. Er beugte sich vor und stützte sich mit seinen Händen auf seinen Knien ab. Vorsichtig und sanft legte ich meine Hand auf seinen Rücken und spürte, wie sich seine Muskeln anspannten.

„Rush war mein Bruder.“,sagte er nun kaum hörbar. Ich ließ diesen Satz erstmal sacken, dann beugte ich mich vor und legte meine Kopf auf seinen Rücken. Ich lauschte gespannt seiner angenehmen Stimme, Sie klang verzweifelt, wie die eines kleinen Jungen, der eine traurige Geschichte aus seinem Leben erzählt.

„Er war vier Jahre älter als ich und er war mein Vorbild, er war einfach alles für mich. Vor drei Jahren am 1. Juni saß ich zu Hause und wartete auf ihn. Draußen regnete es heftig. Mein Dad hatte ihm vom Flughafen abgeholt, da er ein halbes Jahr im Ausland war. Ich war so aufgeregt wie ein kleiner Junge. Ich wollte seine Geschichten hören, die er erlebt hatte, ich wollte alles von ihm hören. Dann bekamen wir einen Anruf. Meine Mum hat abgehoben und sah mich dann nur schockiert an. Ich konnte es in ihren Augen sehen. Ich wusste was passiert war. Mein Dad und Rush hatten einen Autounfall. Mein Dad saß am Steuer. Auf dem Weg ins Krankenhaus ist Rush gestorben. Er war einfach weg.“,Finn stoppte. Seine Stimme klang nun zerbrechlich. Ich schlang meine Arme um ihn, hielt ihn fest, damit er wusste, er ist nicht allein.

„Mein Dad hat ihn umgebracht. Er hat alles ruiniert, er hat mir die wichtigste Person in meinem Leben genommen, einfach so.“,sprach er weiter und plötzlich war seine Stimme kalt und herzlos.

„So etwas darfst du nicht sagen. Es war ein Unfall.“,sagte ich sofort und hob meinen Kopf, damit ich ihn ansehen konnte. Finn ließ wieder ein abwertendes Grinsen von sich und schüttelte den Kopf.

„Wenn er auf die Straße geschaut hätte und vorher nichts getrunken hätte, dann wäre es ein Unfall gewesen.“,sagte Finn zornig und sein Körper spannte sich wieder an. Ich erwiderte nichts darauf sondern musterte ihn nur von der Seite. Seine Augen starrten stur gerade aus. Es tat mir leid, dass ich ihn nach Rush gefragte hatte, aber ich wollte einfach mehr über ihn erfahren. Von seiner Vergangenheit, von seiner Familie, von seinem Leben.

„Er zähl mir von ihm, von Rush meine ich.“,sagte ich.

„Du hättest ihn gemocht. Wenn er einen Raum betrat, lag die Aufmerksamkeit bei ihm. Er war ein verdammt guter Mensch, sah in jeden nur positives. Ich konnte nie lange böse auf ihn sein, er war einfach … mein großes Vorbild.“,Finn stoppte kurz. Sein Gesichtsausdruck wurde sanfter, auch sein Körper entspannte sich wieder. „Wir haben jede Menge Schwachsinn angestellt, was meine Mum meistens zum Verzweifeln brachte. Dann hat er mir wieder irgendwelchen Blödsinn erzählt und ich bin natürlich drauf reingefallen.“

„Ich bin froh, dass du mir von ihm erzählst, danke.“,hauchte ich. Finn drehte sich zu mir um und küsste mich stürmisch. Er ließ von meine Lippen ab und setzte Küsse an meinem Hals fort, strich mir durchs Haar. Ich vermisste seine weichen schön geformten Lippen auf meinen, aber ich genoss seine sanften Berührungen auf meiner Haut, die mir jedes mal ein heftiges Kribbeln in meinem Bauch verursachten.

Fröhliche Weihnachten nochmal und viel Spaß mit dem neuen Kapitel. Was sagt ihr dazu? Hatte ihr soetwas erwartet?
Eure KathiL96

Alles lief gut, bis er kam ...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt