"Wenn das Volk euch schon als König akzeptiert, dann wird es uns als eure Fürsprecher akzeptieren.", Ivar schien einen Plan zu haben.
"Eure Ankunft könnte mein Ansehen verbessern, man würde mich mehr schätzen.", er legte eine Pause ein, "Wir sollten ein Fest für dieses unvorhersehbare Verbündnis vorbereiten. Die Kinder von Ragnar Lothbrok sind heimgekehrt, um den neuen Herrscher zu unterstützen und die Welt ist in Ordnung. Meint ihr nicht auch?", er sah jeden einzelnen von uns an.
Ivar verzog das Gesicht und nickte kurz.
Mein Blick blieb auf König Harald hängen, bis Ivar sich umdrehte und die Halle verließ.
Hvitserk und ich folgten ihm.Wir wurden von einer Sklavin in eine recht große Hütte geführt. Für uns drei würde sie jeden falls ausreichen.
Anschließend brachte sie uns noch Met und Bier.Ich sah mich in der Hütte um und fing an zu lachen, "Endlich Zuhause.", sagte ich und kippte jedem von uns Met in einen Becher.
Ivar war immer noch zornig und starrte vor sich hin. Hvitserk entglitt ebenfalls kein Mucks.
Ich schien die einzige zu sein, die glücklich war und wollte meine Brüder aufmuntern."Kommt schon.", ich hob meinen Becher, "Wir sind Zuhause und darauf kommt es an.", sagte ich, während ich meinen Becher wieder sinken ließ.
Ivar biss sich auf die Lippen und sah mich an, "Halt den Mund.", hauchte er leise in meine Richtung.
Es klang nicht einmal drohend. Seufzend leerte ich meinen Becher und kippte mir erneut etwas ein.Wir saßen schweigend um die Feuerstelle herum und sahen in das Feuer. Mir wurde meine gute Laune genommen, denn ich konnte sie mit niemanden teilen.
Im Laufe des Abends erhob sich Hvitserk, "König Harald erwartet uns zum Fest.", sagte er und stand auf.
Ich stellte meinen Becher auf den Boden, erhob mich und richtete meine Kleidung.
Ivar tat es mir gleich und wir gingen zu dritt quer durch das Dorf, um in die große Halle zu gelangen.
Es war noch fast keiner der Dorfbewohner dort.Harald bat uns mit ihm zu speisen.
Zögernd setzten wir uns an die lange Tafel. Ivar nahm Platz an der Spitze, Hvitserk und ich saßen neben ihm.Die Halle füllte sich immer mehr mit Menschen und sie redeten, sie redeten über uns.
Ivar riss sich scheinbar zusammen, denn er atmete sehr laut.Schließlich erhob sich der König, der in der Mitte an der Tafel saß, "Heute haben wir viele Gründe zum Feiern. Drei von Ragnars Kindern haben den Weg nach Hause gefunden. Sie waren frei und hätten sich wohl jeden Ort der Welt aussuchen können, wo sie durch ihren Ruhm herzlich willkommen gewesen wären.", er legte eine Pause ein, "Doch stattdessen sind sie zurück nach Kattegat gekommen. Zu ihren Wurzeln."
Ich sah zu Ivar, der grübelnd die Rede von Harald verfolgte.
"Ich verstehe, dass viele von euch ihre Rückkehr nicht gutheißen.", König Harald verließ seinen Platz und kam auf uns zu.
Er ging an mir und Hvitserk vorbei und stellte sich hinter Ivars Stuhl."Ihr habt bittere Erinnerungen, fühlt euch verraten, aber ich will euch daran erinnern, dass die Götter einander immer vergeben.", König Harald Schritt nun durch die Reihen der Dorfbewohner, "Nun, einem konnten sie niemals vergeben, wir wissen alle wer es war, aber die Ausnahme bestätigt die Regel. In den meisten Fällen verstehen die Götter uns, denn sie sind wie wir. Sie verstehen, dass wir manchmal Menschen, die wir lieben bekriegen. Auch ich habe jemanden, den ich liebte umgebracht, meinen eigenen Bruder!", rief Harald durch die Menge, "Ich bereue es jeden Tag! Jeden Tag."
Ich sah zu Ivar, ob er es auch bereute?
Ivar bemerkte meinen Blick und stieß meinen Kopf weg, bis ich wieder zum König sah und seiner Rede weiter lauschte."Ivar bereut es, wie er hier geherrscht hat, er war sehr jung. Die Verantwortung war zu groß und er hatte vergessen, was sein Vater ihm gelehrt hat. Und sein Bruder, Hvitserk, er wollte Lagertha nie umbringen, warum sollte er jemand so eine Göttin umbringen wollen?!"
Das Volk wurde unruhig und redete durcheinander.
Ich sah zwischen meinen Brüdern hin und her, ihn schien es unangenehm zu sein, so vorgeführt zu werden."Und ihre jüngste Schwester, Tjara, sie konnte niemals etwas für ihre Entscheidungen, denn sie hatte fünf ältere Brüder, die sie immer beeinflussten. Sie wollte niemals ihre ältesten Brüder verraten und Kattegat verlassen."
Ich spürte die Blicke der Menschen auf mir. Ich riss mich zusammen und versuchte trotz allem selbstsicher zu wirken.
"Sie alle waren reumütig und haben ihre Fehler zugegeben.", König Harald war inzwischen wieder auf dem Weg zu seinem Platz an der langen Tafel, "Und sie sind hierhergekommen, damit ihr eigenes Volk über sie urteilt. Sie sind, wie sie sind, doch sie sind immer noch die Kinder von Ragnar und wir können uns nur glücklich schätzen, dass sie beschlossen haben zurück zu kommen und ihre Zukunft mit uns zu teilen.", er setzte sich wieder auf seinen Platz.
Hvitserk und Ivar verschwendeten ihre Blicke nicht an das Volk, sondern starrten die ganze Rede lang auf die Tischplatte vor sich.
Plötzlich erhob sich ein Mann aus den Reihen des Volkes, "Nun, dann sag uns, Ivar, ist es wahr, dass du, wie du einst sagtest ein Gott bist?"Ivar sah auf und musterte den Mann. Er sah kurz zu mir, bevor er sich entschlossen erhob und auf den Mann zuging. Er blieb vor ihm stehen und schmiss seinen Gehstock zur Seite.
Er stand ohne sich abzustürzen, die Leute starrten ihn begeistert an, doch es dauerte nicht lange und schon fiel er auf den Boden, denn ohne seinen Gehstock war Ivar nun mal ein kriechender Krüppel.Schämend legte ich meine Hand auf die Augen und atmete aus.
Plötzlich begann das Volk zu lachen und ich sah auf.
Hvitserk stand auf und ging zu Ivar, um ihn wieder auf die Beine zu stellen, er kam zurück an den Tisch.
Entsetzt sah ich ihn an, "Was für eine Schande.", sagte ich zu ihm. Sein Grinsen verging und er sah mich erwartungsvoll an.
"Dich so zum Narren zu machen.""Ich bin nun mal ein Krüppel.", sagte er schulterzuckend, "Außerdem müssen wir die Dorfbewohner wieder für uns begeistern.", er grinste mich kurz an, "Und nun halt die Klappe und iss, kleine Schwester."
Ich verzog das Gesicht und begann zu essen,
DU LIEST GERADE
Er ist mein Bruder
FanfictionDer legendäre Ragnar Lothbrok ist ihr Vater, doch wer ist eigentlich dieser Mann, der sie und ihre Brüder verließ, als sie noch ein kleines Kind war? Trotz der Herausforderungen, sich alleine gegen ihre Brüder durchzusetzen, ist sie herangewachsen...