Es ging schnell, bis die Wachen mit meinem Bruder zurückkamen.
"Wir wollen nicht gestört werden.", sagte ich den Wachen, als ich Ubbe in das Hinterzimmer führte. Wir setzten uns an das Feuer. Interessiert sah Ubbe mich an, er schien bemerkt zu haben, dass ich am Grübeln war.
"Was bedrückt dich, kleine Schwester?", fragte er sanft und sah mich an.
"Wir haben Besuch aus Dänemark. Jarl Sigsten und Jarl Olafson, sie wünschen, dass ich an einer Wahl teilnehme. Sie wollen jemanden, der über unser ganzes Volk herrscht, Ubbe."
Nickend sah Ubbe mich an, er schien nachdenklich.
"Was soll ich tun, Ubbe?", frage ich etwas verzweifelt, "Wir wollen bald nach England aufbrechen, um die Sachsen zu bezwingen. Doch wenn ich an der Wahl teilnehme und doch Königin unseres Volkes werden sollte, hätten wir eine noch viel größere Streitmacht. Doch die Gefahr ist in der Zeit groß, dass die Sachsen uns ihren Gott aufzwingen werden!", völlig durcheinander sprang ich auf und ging im Zimmer auf und ab.
Ubbes Augen verfolgten mich, "Du wirst an dieser Wahl teilnehmen.", sagte er nach langer Stille, "Und ich werde mit einigen Männer nach England kehren und verhandeln.", immer noch nachdenklich starrte er vor sich hin.
Ich schüttelte mit dem Kopf, "Da gibt es nichts zu verhandeln, Ubbe!", schrie ich laut und schlug auf den Tisch, "Erinnerst du dich noch? Nachdem Ivar Sigurd ermordet hatte, sind du und Hvitserk zu den Sachsen, ihr wolltet verhandeln. Und was ist dabei rausgekommen?", von Wort zu Wort wurde ich lauter, "Nichts, ganz genau!", rief ich und schlug erneut auf den Tisch, "Wenn du König sein willst, solltest du auch wie einer denken.", ich atmete laut aus.
Langsam sah Ubbe zu mir hinauf, "Ich glaube es beruht auf Gegenseitigkeit.", sagte er ruhig, "Zur Zeit unseres Vaters, als er England entdeckt. Es wurde niemals Vertrauen zwischen unseren Völkern erschaffen. Es wurde getötet, zerstört und geplündert."
Ich verschränkte die Arme und sah meinen Bruder erwartungsvoll an.
"Natürlich versuchte unser Vater immer wieder mit den Königen zu verhandeln, doch sie brachen unser Vertrauen und so taten wir es auch mit ihrem.", er stand auf und stellte sich vor mich, "Es gibt einen Weg, Tjara, ich weiß, dass wir es schaffen können."
Entsetzt wischte ich über mein Gesicht, "Wie konnte ich nur denken, dass eine Doppelherrschaft zwischen uns beiden gut sein würde.", ich seufzte und sah meinen Bruder an.
Dieser kippte sich Bier in einen Krug, lehnte sich zurück und sah mich gespannt an."Ich werde dich nicht nach England fahren lassen, nicht alleine. Wir werden wie besprochen gegen die Christen kämpfen."
Ubbe gab sich geschlagen und hob die Hände.
"Wir werden die Wahl hier nach Kattegat verlegen. So sparen wir Zeit, denn ich muss nicht nach Dänemark, wo die Wahl stattfinden sollte reisen. Ich werde so viele Krieger wie möglich zu der Wahl willkommen heißen. Und wenn ich sie gewinne werden wir sofort nach England aufbrechen.", zufrieden mit meinem Plan sah ich zu meinem Bruder.
"Wenn du denkst, dass dein Plan so wunderbar ist, werde ich dich nicht davon abhalten.", schulterzuckend erhob er sich.
"Ich will deine Meinung dazu, Bruder.", flehend sah ich ihn an, "Ivar hätte gewusst, was er getan hätte.", flüsterte ich.
"Nur wäre Ivar niemals zu so einer Wahl eingeladen gewesen.", sagte Ubbe ernst, "Dein Plan ist gut, wir sollten ihn umsetzen."
Dankend sah ich meinen Bruder an.
"Doch wenn du die Herrschaft über das Volk bekommen solltest und wir mit den Kriegern nach England aufbrechen, werden wir dort überwintern müssen.", mein Bruder klang weise.
Dankend sah ich ihn an. Durch die ganze Aufregung hatte ich das ganz vergessen.
"Wir sollten unseren Plan mit Jarl Olafson und Jarl Sigsten besprechen. Wir beide.", sagte ich zu meinem Bruder.
Kurz darauf betrat ich die große Halle und befahl den Wachen die beiden herzubringen.Während wir warteten setzte ich mich auf meinen Thron, Ubbe nahm auf dem hölzernen Stuhl neben mir Platz.
Gespannt sahen wir beide zur Tür, als diese geöffnet wurde und unser Besuch mit den Wachen eintraten.
Sie blieben vor den Stufen stehen und sahen zu uns herauf.
Langsam erhob ich mich und sah zu meinem Bruder, "Dies ist mein älterer Bruder Ubbe.", sagte ich knapp und bat meinen Gästen sich an einen Tisch zu setzen.
Mein Bruder erhob sich ebenfalls und wir setzten sich zu unserem Besuch.
Wir erzählten ihnen über meine Entscheidung und unsere Pläne, bis Jarl Olafson sich selbstsicher erhob."Natürlich ist es möglich die Wahl hier her nach Kattegat zu verlegen. Kattegat ist schließlich eine bedeutende Stadt für unser Volk. Jedoch gibt es eine Bedingung.", der Jarl verschränkte die Arme vor der Brust.
Fragend sahen wir drei den Jarl an.
"Und die wäre?", Ubbe zog eine Augenbraue hoch.
"Ich möchte an der Seite von Tjara der Willensstarken und ihrem Bruder kämpfen dürfen."
Lachend sah der ältere Jarl seine Begleitung an, "Wenn das so ist, schließe ich mich dem an."
Ubbe und ich sahen uns ernst an und begangen schließlich zu lachen.
"Einverstanden, so soll es sein.", sagte Ubbe ruhig.
"Wann wird die Wahl stattfinden?", fragte ich interessiert.
"Wir werden alles notwendige einleiten. Wir können im Sommer mit der Wahl rechnen."
Langsam erhoben sich unsre Gäste.
Sie bedankten sich für die Gastfreundschaft und erwähnten, dass sie einen Boten schicken lassen, wenn alle notwendigen Vorbereitungen für die Wahlen getroffen wurden.Ubbe und ich verabschiedeten unsern Besuch am Abend.
Erschöpft setzte ich mich an das Feuer der großen Halle und sah meinen Bruder müde an."Du wirst mein Vertreter bei dieser Wahl sein.", sagte ich leise aber bestimmend.
"Sollte das nicht dein Vertrauter, Kjell sein?", fragte er überrascht.
Müde lächelnd sah ich ihn an und schüttelte mit dem Kopf, "Du bist mein Bruder, Ubbe. Wem könnte ich mehr vertrauen als dir?", sagte ich sanft.
Glücklich lächelte er, dieses Lächeln hat mir all die Jahre sehr gefehlt.
Er kam auf mich zu und legte seine Stirn gegen meine, "Leg dich schlafen, kleine Schwester. Es war ein anstrengender Tag für uns beide."
DU LIEST GERADE
Er ist mein Bruder
FanfictionDer legendäre Ragnar Lothbrok ist ihr Vater, doch wer ist eigentlich dieser Mann, der sie und ihre Brüder verließ, als sie noch ein kleines Kind war? Trotz der Herausforderungen, sich alleine gegen ihre Brüder durchzusetzen, ist sie herangewachsen...