Hinter Hvitserk hatte sich König Alfred gehockt.
Hvitserk riss sich zusammen und sah auf, "Lasst uns mit unserem Bruder alleine, wenigstens einen Augenblick."Der König stand auf und zog sich zurück.
Ich zitterte am ganzen Körper, als Hvitserk meine blutverschmierte Hand nahm und mich ansah.
Plötzlich würde mir schwarz vor Augen und ich brach zusammen.Ich wachte am nächsten Morgen auf und sah mich um.
Ich lag unter einer Decke, doch dieses Zelt, in dem ich lag gehörte nicht zu unserem Volk.
Stumm setzte ich mich auf und entdeckte Hvitserk, der ein Bett weiter lag.
König Alfred redete mit ihm."Ich will euch und eure Schwester mitnehmen, wenn ich heimkehre.", sagte der König, "Ihr könnt auf meinem Anwesen leben, bis ihr gesund seid. Wir werden über viele wichtige Angelegenheiten der Zukunft sprechen. Die Zukunft unserer Völker."
Ich strampelte die Decke von mir und stand übermütig auf. Bei meinem ersten Schritt brach ich sofort wieder zusammen und wurde von Wachen des Königs wieder auf das Bett gelegt.
Schmerzverzehrt hielt ich meinen Kopf.Hvitserk und der König sahen mich überrascht an, "Wie geht es euch?", der König erhob sich und kam zu mir herüber.
"Wartet.", flüstere Hvitserk, "Unser Bruder braucht eine angemessene Bestattung. Eine Wikingerbestattung."Alfred nickte, "Die soll er bekommen."
Erneut stand ich auf und hievte mich zu Hvitserk herüber, "Was machen wir hier?", flüsterte ich Hvitserk zu.
"Wir werden Ivar bestatten."
Am selben Tag wurde Ivar ein Grab geschaffen, so wie Hvitserk und ich es von Zuhause kannten.
Ich kniete mich daneben und griff an meinen Hals.
Ich nahm die Kette unserer Mutter ab und legte sie meinem Bruder auf das Grab, "Danke für alles, mein Bruder.", sagte ich und schluckte schwer, "Was soll ich nun nur mit meinem Leben anfangen? Du warst immer der Sinn in allem, der Sinn meines Lebens. Nun bist du in Walhalla und sitzt mit Odin an einer Tafel.", ich musste kurz lachen, denn einerseits freute ich mich auch für meinen Bruder.Als Hvitserk aufhörte zu reden stellte er die alte Schachfigur, die Ivar damals von König Alfred bekommen hatte auf das Grab und lächelte kurz auf.
Arm in Arm standen Hvitserk und ich vor dem Grab und schwiegen.König Alfred kam zu uns, "Ich würde euch nun gerne zu meinem Anwesen bringen, ihr könnt dort getauft werden und als Christen an meinem Hof leben."
Entsetzt und voller Wut sah ich ihn an, "Christen?", flüsterte ich, "Dann wäre mein Bruder umsonst gestorben."
Hvitserk sah aus, als würde er nachdenken.
"Ihr könnt euch bis morgen entscheiden.", er machte kehrt und verließ den Ort mit seinen Wachen.
Vorwurfsvoll sah ich meinen Bruder an und zog die Augenbrauen hoch, "Wir sind Wikinger und keine Christen.""Ich werde es tun. Ich werde mich taufen lassen.", Hvitserk sah mich entschlossen an.
Ich schüttelte mit dem Kopf, "Das kannst du nicht ernst meinen, Bruder.", hauchte ich entsetzt.
"Mein Entschluss steht fest."
Entsetzt schüttelte ich mit dem Kopf, "Ivar ist für uns gestorben und somit willst du ihm danken, Bruder? Weißt du, Hvitserk. Ich habe Ivar vor langer Zeit versprochen, dass ich dich töten werde, wenn du ihn wieder einmal verraten solltest.", flüsterte ich mit einem leichten Unterton der Drohung.
Er schüttelte den Kopf, "Nein, Tjara. Das würde Ivar nicht wollen.", er schüttelte erneut mit dem Kopf.
Das Lächeln meines Bruders verließ schlagartig seine Lippen, als ich mein Schwert durch seine Brust rammte. Blut lief ihm aus dem Mund.
Entsetzt sah er mich an.
"Es tut mir leid, mein Bruder.", flüsterte ich mit Tränen im Gesicht, während ich das Schwert wieder herauszog und Hvitserk kurz darauf zusammenbrach und zu Boden fiel.
Ich kniete mich neben ihn und hielt, wie ich es gerade erst bei Ivar tat seine Hand.
"Es tut mir leid.", flüsterte ich erneut und ließ seine Hand los, als er schließlich leblos da lag.
Ich zog ihn neben Ivars Grab, warf einen letzten Blick zurück und begab mich an die Küste, um dieses Land endgültig zu verlassen.Es vergingen viele Wochen, bis meine Krieger und ich wieder in Kattegat ankamen.
Ich hatte sehr viel Zeit auf der Heimfahrt über alles nachzudenken.
Ich hatte Ivar verloren und meinen einzigen Bruder, der noch an meiner Seite war getötet.
Doch es schien nichts zu ändern, denn wenn er ein Christ geworden wäre, wäre er wohl auch im Reich der Christen geblieben und nicht mehr mit mir Heim gekehrt.Ivar hatte zwei unserer Brüder umgebracht. Es gab Tage an denen er sein Handeln bereute und Tage, an denen ihm alles gleichgültig schien.
Grübelnd saß ich in einer Decke gehüllt auf dem Schiff und starrte vor mich hin, als mir plötzlich der Seher erschien.
"Tapfere Schildmaid, Tjara Lothbrok. Tochter des Ragnar."
Entsetzt sah ich zu dem Seher, den nur ich zu sehen schien.
"Alter Weiser.", flüsterte ich und setzte mich gerade auf.
"Dein Bruder Ivar ist in Walhalla. Er speist, trinkt und feiert mit Odin und deinem Vater.", der Seher blickte über das Meer. Ich sagte kein Wort, ich wollte, dass er weitersprach, "Anders ist es jedoch mit deinem Bruder Hvitserk. Auch wenn er ein Sohn Ragnars ist, hat Odin ihm nicht den Zutritt in seine Halle verschafft, er durfte durch keine seiner Türen treten.", flüsterte er mir zu.
Endlich fand ich meine Sprache wieder, "Sag mir, habe ich richtig gehandelt? Hätte ich meinen Bruder am Leben lassen sollen oder war es der Plan der Götter ihn zu töten?", immer noch grübelnd sah ich ihn an.
Der Seher schien leicht zu lachen, kehrte aber schnell zu seinem ernsten Gesichtsausdruck zurück.
"Was die Götter wollen, junge Tjara, das kann ich dir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Doch dein Bruder Ivar weiß deine Loyalität zu schätzen.", der Seher nahm meine Hand und legte etwas in diese.
Als ich meine Hand öffnete, war der Seher verschwunden.
Überrascht blickte ich auf das Teil in meiner Hand und musste schmunzeln.
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Er ist mein Bruder
FanfictionDer legendäre Ragnar Lothbrok ist ihr Vater, doch wer ist eigentlich dieser Mann, der sie und ihre Brüder verließ, als sie noch ein kleines Kind war? Trotz der Herausforderungen, sich alleine gegen ihre Brüder durchzusetzen, ist sie herangewachsen...