Wahre Liebe? -oder doch mektab?

Kapitel 36

„Was machen wir hier?“  Ich sah verwirrt nach draußen. Wir waren am Rhein. Amin parkte sein Auto auf einem Parkplatz mit Aussicht auf den Fluss. Ich wusste immer noch nicht warum wir nicht nachhause fuhren.

„Amin jetzt sag mir doch endlich was wir hier sollen. Warum sind wir nicht…“ Ich verstummte blitzartig.

Ich blickte aus dem Fenster und sah wie jemand auf den Fluss schaute. Er stand mit seinem Rücken zu uns. Ich erkannte ihn sofort. Yousef. Meine Hände fingen an zu zittern und mein Herz zu pochen.

„Amin… Wir müssen gehen! Bitte schnell bevor er uns sieht…“

Yousef drehte sich um. Er sah direkt ins Auto. Mein Bauch kribbelte und mein Herz pochte. Ich fürchtete mein Herz würde explodieren. Ich konnte meine Hände nicht mehr still halten.

Amin merkte das und legte seine Hand auf meine Schulter.

„Geh raus zu ihm… „

„Aber… er wird nicht mit mir reden wollen“

„Geh einfach“ Ich sah zu Amin und er lächelte mich Mut gebend an.

Nach einer kurzen Weile überwand ich mich aus zusteigen.

Ich sah ihm mitten in die Augen. Ich ging mit kleinen Schritten auf ihn zu. Ich wusste nicht warum er auf mich wartete. Ich wusste auch nicht was Amin damit zu tun hatte. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nichts.

Und auch nicht was noch auf mich zukommen würde…

„Hallo“ sagte er leise in meine Richtung ohne seinen Blick von meinen Augen zu wenden.

Ich roch seinen Geruch und wollte den Moment still stehen lassen. Erst jetzt bemerkte ich wie sehr ich seine Nähe überhaupt vermisst hatte.

„Hallo“ antwortete ich leise. Ich riss mich zwar zusammen jedoch konnte ich einige Tränen nicht unterdrücken.

„Wie geht’s dir? Hast du dich erholt?“

„Hmm… Naja mir geht’s besser. Yousef… Ich glaube ich muss dir was erklär…“ Er unterbrach mich bevor ich überhaupt aussprechen konnte.

„Ich weiß schon“

Ich sah ihn mit großen Augen an.

„Wie…“

„Deine Freundin Laila war bei mir und hat mir alles gesagt. Weißt du… Ich wusste zunächst nicht wie ich damit umgehen sollte. Aber... warum hast du mir nichts erzählt?“

„Wie hätte ich dir denn sagen sollen das ich verlobt bin mit jemandem den ich nicht heiraten möchte? Wir hätte ich das der Person sagen können die ich so… liebe“ Ich senkte meine Blicke. Ich hatte es ihm gesagt. Und es stimmte. Ich liebte ihn mehr als alles andere. Mehr als meinen eigenen Atem.

Er nahm meine Hände in seine. Ich war überrascht. Ich dachte er würde mich jetzt von sich stoßen. Ich dachte er wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Aber er war anders.

„Ja und warum löst du die Verlobung nicht auf Dounia? Ich kann nicht ohne dich leben! Ich werde keinen glücklichen Atemzug mehr nehmen können ohne dich! Bitte Dounia … bleib bei mir“ Ich sah wieder zu ihm auf. Ich sah wie auch er ein paar Tränen verloren hatte. Er kam näher. Wir fielen uns in die Arme. Ich war erleichtert. Ja das erste Mal seit langer Zeit in der ich mich geborgen fühlte. Glücklich war. Auch wenn es nur ein kurzer Moment war. Ich war glücklich.

Nachdem wir uns nach einer gefühlten Ewigkeit voneinander lösten sah er mir wieder tief in die Augen.

„Hab keine Angst mein Engel… Wir schaffen das zusammen ok?!“ flüsterte er mir sinnlich zu.

Ich nickte einfach nur und verabschiedete mich dann.

Ich wusste das schlimmste würde mir jetzt bevor stehen, aber ich hatte keine Angst mehr davor. Ich war irgendwie erleichtert.

Zuhause angekommen wurde ich mit einer Überraschungsfeier empfangen. Alles waren da, nur meine Eltern nicht. So langsam vermisste ich sie sehr. Alleine jeden morgen in die strahlenden Augen meiner Mutter zu blicken war genug um meinen Tag gut zu überstehen. Und nur ein kleines Lachen von meinem süßen Anas brachte mir auch mein Lächeln wieder zurück. Und nur ein gutes Wort von meinem Vater schenkte mir die Hoffnung.

Dennoch war der Tag schöner als ich ihn mir je hätte erträumen lassen können. Ein Tag der genau im Mittelpunkt stand. Es war wie die Pause im Krieg. Denn erst nach diesem Tag begann die schlimmste Schlacht…