Kapitel 59

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"Ehh... Ach niemanden... Ich hab nur... Ich wollte nur..." Soraya fing panisch an um sich zu schauen wie ein erschrockener Kugelfisch. "Soraya sag mir sofort was los ist!" sagte ich nun mit einem wütenden Unterton. Nach kurzem Überlegen wollte sie dann endlich reden, jedoch kam dann Amin in die Küche gestürmt und fragte Soraya was hier los sei. Völlig überfordert glich sie immer mehr einem Kugelfisch der sich in Stresssituation aufplustert. Sie guckte abwechselnd zu mir und zu Amin und wusste überhaupt nicht was sie nun machen sollte. Da ich wusste, das man mit ihr in diesem Zustand überhaupt nichts mehr anfangen konnte wandte ich mich zu Amin und sah ihn fragend an. Er hielt dem Blick nicht stand und schaute ganz verlegen auf den Boden. "Amin du sagst mir jetzt sofort was hier los ist oder ich verspreche dir diese Hochzeit wird heute in einer Katastrophe enden!" Ich war unglaublich nervös. Ich hatte schon eine Vorahnung jedoch konnte ich mir nicht sicher sein. Amin kam auf mich zu und strich mir sanft über meine Wangen während er mir tief in die Augen sah. "Los komm süße, wir gehen spazieren. Ich erkläre dir alles." Widerwillig folgte ich ihm, da ich unbedingt wissen wollte was sie alle vor mir verheimlicht hatten.

Als wir dann wie gewohnt wieder an unserem Platz am Rhein landeten entschieden wir uns diesmal etwas zu laufen anstatt uns auf die berühmte Bank zu setzten. "Na los sag schon? Was verheimlicht ihr beiden mir so krampfhaft!" Ich wartete gespannt auf eine Antwort, bekam aber nichts als Stille. Amin hatte sein Handy in der Hand und tippte gerade etwas. Das war für mich sehr ungewohnt da Amin nicht der Mensch war der am Handy klebte. Im Gegenteil er regte sich immer unglaublich auf wenn ich oder Laila am Handy sind während er mit uns sprach. Mein Verstand spielte verrückt ich konnte gar nicht verstehen was alles passierte. Ich schaute ihn verwirrt und wütend zugleich an. "Kannst du mir mal verraten was das soll? Mit wem schreibst du denn bitteschön in diesem Moment? Ist das etwa wichtiger als ich?" "Ehh Nein... Das war nur... Das war nur jemand aus der Halle, wegen der Hochzeit... weißt du?!" stotterte er verunsichert. "Ahh Alles Klar und ich bin die Frau vom Weihnachtsmann! Denkst du ich merke nicht wenn du lügst? Aber egal, ich will einfach nur wissen warum du dich so komisch verhältst bitte." Amin hob sein Blick von Boden und legte seinen Arm um meine Schulter. "Nagut... Also ich habe ja..." Bevor er weiter reden konnte vibrierte sein Handy und er kramte es sofort wieder heraus. "Das ist doch jetzt ein schlechter Scherz oder? Meine Schwester wird zum Kugelfisch und du zum Handy Junkie wenn es um dieses Thema geht oder wie kann ich das verstehen." Wütend schüttelte ich meinen Kopf um Amin merklich zu machen wie sehr ich unter dieser Ungewissheit litt. Ihn jedoch schien das reichlich wenig zu stören. "Warte einen Moment..." Sagte er. Genervt seufzte ich gut hörbar damit er sich endlich mal zu mir wandte. "Nagut jetzt bin ich voll und ganz für dich da... Also es ist so. Du weißt ja ich heirate heute und... ich habe ein paar Leute eingeladen, du weißt schon Bekannte und..." Ungeduldig unterbrach ich ihn. "Ja und? Was hat das mit mir zu tun?" "Das gibt's doch nicht. Du wirst dich nie ändern Dounia nie! Wieso kannst du mich nicht aussprechen lassen ich werde dir doch alles erklären. Also wie gesagt ich habe ein paar Bekannte und alte Freunde eingeladen. Darunter ist auch... Yousef" Mein Herz blieb für ein paar Sekunden stehen. Ich hielt abrupt an. Meine Vermutung hat sich bewahrheitet. Augenblicklich fing mein ganzer Körper an zu zittern. Mein Pulsschlag schoss in die Höhe und meine Knie wurden langsam weicher. Diesen Ausbruch der Gefühle werde ich niemals mehr vergessen. Es war als wäre die Welt in der ich fast das ganze Jahr lang gesteckt hatte still gestanden und erst jetzt, in der Sekunde indem SEIN Name wieder fiel ging die Zeit weiter. Ich spürte wieder Liebe in mir. Wieder diese eigenartige Nervosität die ich schon vollkommen vergessen hatte. Ich hatte vergessen wie es war jemanden von ganzem Herzen zu lieben. Dafür hatte ich gelernt wegen solch einer starken Liebe zu leiden. Ich weiß nur weil er anscheinend wieder da war, würden sich nicht alle Probleme in Luft auflösen, jedoch hatte ich wieder diesen Funken Hoffnung in mir. Und bekanntlich kann auch der kleinste Funken ein großes Feuer auslösen. Vollkommen abgeschweift in meinen Gedanken vergaß ich komplett wo und mit wem ich gerade war. Bis mich ein hektisches Finger schnipsen wieder in die Realität brachte. "Dounia... Ich rede mit dir. Ist alles ok??" "Achso ehh... ja. Ich denke schon. Wie meinst du das du hast ... Yousef eingeladen? Kommt er denn?" Fragte ich neugierig. Amin senkte sein Kopf und nuschelte irgendetwas undeutliches vor sich hin. "Amin?! Was ist los?" Wir sind solange gelaufen bis wir fast wieder an unserer Bank ankamen. Amin blickte dann in Richtung Bank. Zunächst dachte ich er wollte mir nur nicht in die Augen schauen jedoch war dem nicht so. Es steckte mehr Bedeutung hinter seinem Blick. Da er darauf fest lag folgte ich der Richtung die seine Augen einschlugen. Ich drehte mich langsam um. Ich sah ein See indem Enten fröhlich ihre Runden machten, Vögel die im Chor zwitscherten und unserer berüchtigte Bank worauf merkwürdiger Weise jemand saß. Merkwürdig war es da noch nie jemand anderes dort saß als Amin und Yous...

Wahre Liebe? -oder doch mektab?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt