Kapitel 28

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Ich sah ein Schatten hinter einem Baum verschwinden. Augenblicklich schoss mein Puls in die Höhe. Ich stand hektisch auf und ging ein paar Schritte nach hinten.

„Hallo… Ist da jemand?“ sagte ich ängstlich.

Ich hörte wie die Blätter auf dem Boden raschelten. Sofort drehte ich mich um und rannte so schnell ich konnte. Ich rannte so lange bis ich nicht einmal mehr Luft holte. Als ich dann in meine Straße einbog stoß ich gegen Amin, der mich völlig überrascht musterte.

„Dounia was ist los? Warum so eilig?“

„Ich…Da…Wald…“ Ich brachte kein vollständigen Satz raus bis ich mich ein wenig beruhigt hatte und tief Luft holte.

„Ich war joggen im Wald und irgendjemand hat mich verfolgt. Zuerst dachte ich das wäre nur Einbildung aber dann hab ich ihn wirklich gesehen Amin…“

Er sah schockiert aus. Er machte große Augen und fing an zu zittern. Mit so einer heftigen Reaktion hatte ich nicht gerechnet.

„Dounia wie sah er aus? Hast du ihn gesehen? War es ein Mann?...“

„Ehh… Keine Ahnung ich hab nur sein Schatten gesehen.“

So hatte ich ihn ja noch nie erlebt. Wieso war er so aufgeregt? Irgendwas stimmte nicht und das spürte ich deutlich.

„Amin was ist los? Es ist doch nichts passiert…“

„Es hätte aber was passieren können Verdammt nochmal Dounia!! Du gehst ab jetzt nicht mehr ohne Begleitung raus hast du verstanden?!“

„WAAS? Amin was ist denn jetzt los? Seit wann verbietest du mir was?“

„Seit dem ich wieder da bin und jetzt geh nach Hause!“

Ich sah in sein durch und durch ernstes Gesicht und wartete darauf das alles ein Scherz war und er gleich im Gelächter ausbricht, doch das geschah nicht.

Also tat ich was er von mir verlangte.

Ich war zwar verwirrt aber ich dachte mir ich würde schon bald erfahren warum er sich so verhielt.

Und ich hatte Recht…

Gegen 19 Uhr kam Laila zu mir rüber, damit sie mir berichten konnte wie ihr erster Tag an der Uni war.

Laila war ein unglaublich intelligentes Mädchen. Ihr Traum war es schon immer Ärztin zu werden. Und jetzt begann sie Medizin zu studieren. Sie stellte mir all ihre Professoren vor und ein paar Leute die sie kennen gelernt hatte. Ich liebte es wenn sie begeistert von etwas erzählte. Dabei bekam sie immer Funkeln in den Augen und redete so schnell, dass ich ihr manchmal nicht mehr ganz folgen konnte. Also lag ich einfach auf meinem Bett und hörte mir an wie schön alles war. Mit Amin schrieb sie auch wieder ihrem Traum zur Ärztin kam sie jeden Tag näher und Younes ist sie losgeworden...Das hört sich zwar komisch an doch immer wenn ich sah wie glücklich sie war, hatte ich das Gefühl die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Nach einer Weile dann hatten wir Durst, also wollte ich runter gehen und was zu Trinken holen. Als ich dann aber auf der Treppe stand hörte ich die Stimmen von Ayoub und Amin. Sie waren beide sehr aufgebracht und Diskutierten über irgendetwas.

„Ayoub ich bin mir sicher das war der! Wer sollte sie denn sonst verfolgen man, was soll ich denn nur machen…“

„Amin jetzt beruhig dich mal. Das ist schon Jahre her, warum sollten sie jetzt noch hinter dir her sein?“

„Weil ich damals einfach abgehauen bin! Die haben mit mir noch eine Rechnung offen…“

„Wer Amin?“ sagte ich beunruhigt.

Beide drehten sich plötzlich in meine Richtung und versuchten das eben gesagte zu vertuschen doch es war zwecklos.

„Amin… Ich will sofort wissen was hier los ist! Wer sind diese Typen und was haben sie vor?“

Er sah eine Weile auf den Boden und setzte sich dann auf einen Stuhl.

„Damals bin ich nicht ganz ohne Grund gegangen… Du musst wissen das was ich dir jetzt erzählen werde ist nichts worauf ich stolz bin. Im Gegenteil ich schäme mich schon dafür. Mit 17 kam ich durch falsche Freunde in kriminelle Kreise. Zuerst war es noch ziemlich harmlos aber das änderte sich sehr schnell. Sie fingen an alte Leute und schwache Frauen zu beklauen, Autos zu stehlen und unschuldige zu verschlagen. Und als sie dann sogar noch den Raub einer Bank planten begriff ich, dass was sie taten war alles andere als Richtig, also beschloss ich meinen eigenen Weg zu gehen. Die Jungs aber waren nicht ganz so einverstanden mit meiner Entscheidung und fingen an mich zu verfolgen und zu verprügeln. Ein halbes Jahr ging das so. Ich hatte immer unglaubliche Angst. Ich wusste nicht was ich machen sollte also musste ich einfach gehen. Ich meldete mich zum Auslandsstudium an und verließ Meine Eltern, euch beide, Laila und alle anderen Menschen die mir wirklich sehr wichtig waren. Aber jetzt wo ich wieder da bin geht alles wieder von vorne los. Sie haben mich unbekannt angerufen und sagten nur sie würden meiner Familie was antun wenn ich nicht Entschädigung bezahle…“

Ich war sprachlos. Ich konnte nicht fassen was ich gerade gehört hatte…

Wahre Liebe? -oder doch mektab?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt