Kapitel 47

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Nervös ging ich in Lailas Zimmer hin und her. Wie sollte ich es schaffen Hamza gegenüber zu treten. Natürlich hatte er große Fehler gemacht aber ich war auch nicht wirklich unschuldig. Es brachte nichts die Schuld immer auf andere zu schieben. Ich war verlobt und liebte jemand anderes. Ich hatte es zugelassen ihn kennen zu lernen und ich war es, die mit den Gefühlen von Hamza und Yousef spielte. Diese Erkenntnis half mir in der Situation jedoch nicht wirklich viel. Meine Hände zitterten und ich drohte verrückt zu werden. Laila sah mir beunruhigt zu, bis sie irgendwann genug hatte. Sie kam auf mich zu und hielt mich fest.

„Jetzt hör auf und werde wieder normal. Ich weiß es ist schwer aber..." Sie wurde durch das Klingeln meines Handys unterbrochen. Ich kramte es hektisch aus meiner Handtasche heraus und nahm sofort an.

„Dounia..."

„Yousef..."

„Dounia das ist ein Fehler... Ich kann dich nicht einfach so gehen lassen! Bitte komm zu mir"

Mir kamen die Tränen. Ich war verzweifelt und musste mich erstmal hinsetzten.

„Yousef ich..."

„Bitte Dounia... Lass uns irgendwohin fahren. Nur wir beide. Lass uns von hier fliehen!"

„Aber Yousef... Meine Mutter, mein Bruder, mein Vater... wie kann ich sie alle alleine lassen?"

„Aber was ist mit mir? Du hast keine Ahnung wie sehr mein Herz brennt... ich drohe zu ersticken ohne dich und ich bin gerade mal eine Stunde von dir getrennt! Wie soll ich das mein Leben lang aushalten?"

Ich stürzte mein Kopf in meine Hände. Sollte ich wirklich gehen? Sollte ich es riskieren und meiner großen Liebe folgen? War ich bereit für sowas?

„Aber es geht nicht... Ich kann meine Familie nicht verlassen Yousef. Wir schaffen das auf andere Art und Weise. Bitte habe einfach nur Geduld. Es wäre nicht richtig jetzt zu gehen!"

Ich hörte wie er am anderen Ende des Hörers weinte. Ein stechender Schmerz durchzog mein Herz. Laila nahm meine Hand und sah mich zumutend an.

„Ok Dounia... Ich liebe dich! Vergesse das niemals hast du gehört?"

Ich musste kurz lächeln.

„Wie könnte ich das jemals vergessen? Ich..." Er legte auf bevor ich aussprechen konnte

„Ich liebe dich auch..."

Bevor ich über dieses Telefonat nachdenken konnte klingelte es an der Tür. Ich rannte so schnell ich konnte ans Fenster, um zu sehen wer es war. Ayoub. Es war soweit. Ich wischte mir meine Tränen aus meinem Gesicht, kramte meinen Herz Anhänger, den mir Yousef geschenkt hatte als Zeichen unserer Ewigen Liebe, heraus und Atmete noch ein paarmal tief ein und aus.

Laila öffnete die Tür. Ich stellte mich ans Treppenhaus und hörte ihnen zu.

„Salam Laila" sagte Ayoub mit einer unglaublich fröhlichen Stimme. Er gab Laila wie gewohnt ein Küsschen rechts und links zur Begrüßung.

„Salam"

„Ist Dounia bei dir?"

„Ja... aber sie schläft gerade, sie hatte ein wenig Bauchschmerzen und musste sich ausruhen."

„Weck sie auf... es wartet eine Überraschung auf sie"

„Hmm... Alles klar"

Sie verabschiedeten sich und Laila schloss die Tür. Ich saß auf einer Treppe und starrte in die Luft.

„Laila bitte sag mir wie? Wie soll ich das alles überstehen?"

Sie nahm meine Hand und setzte sich neben mich.

„Hab keine Angst... Amin und ich sind bei dir. Du bist nicht alleine."

Ich bemühte mich um ein Lächeln.

„Ich wüsste nicht was ich ohne euch machen sollte... Danke für alles Laila"

„Pshht sag sowas nicht. Ich sollte dir danken. Das ich jetzt mit Amin verlobt bin, hab ich nur dir zu verdanken. Glaube mir egal was ich mache, es ist nicht genug um dir das zurück zu geben was du für mich getan hast."

Sie nahm mich in ihre Arme. ich drückte sie fester an mich. Nachdem ich mich von ihr löste sah sie mich aufmunternd an.

„Los, lass uns das hinter uns bringen."

Ich nickte kaum merklich und stand mühsam auf. Laila nahm meine Hand und zog mich langsam mit sich die Treppen hinunter bis an meine Haustür. Ein letztes Mal sah sie zu mir und versuchte das Chaos in meinem Gesicht in Ordnung zu bringen.

„Bist du bereit?"

Ich nickte und sie klingelte. Mein Herz bebte und ich konnte meine Hände nicht mehr still halten.

Amin öffnete mir die Tür und begrüßte mich. Er flüsterte mir zu...

„Hab keine Angst... Ich bin bei dir" Ich versuchte ihm ein Lächeln zu schenken, was mir nicht wirklich gelang. Ich ging langsam rein. Jeder Schritt war eine Qual. Ich kann euch nicht genau beschreiben welch ein schreckliches Gefühl ich empfand aber lieber würde ich mich selber erwürgen als diesen Tag noch einmal durchzustehen.

Ich betrat das Wohnzimmer, blieb jedoch am Türrahmen stehen. Mein Blick schweifte langsam durch den Raum. Mein glücklicher Vater, meine nach unten Blickende Mutter, mein kleiner Zwerg Anas, Ayoub und dann sah ich ihn. Da saß er. Hamza. Sein Blick auf mich gerichtet. Ein unverschämtes Grinsen auf seinem Gesicht. Er stand auf und kam auf mich zu. Mir wurde blitzartig übel. Ich sah wie er dann vor mir stand. Er lächelte mich an. Alles um mich herum spielte sich verschwommen ab. Ich hielt mit meiner Hand mein Bauch fest.

„Dounia ist alles ok bei dir?" fragte Laila besorgt, da sie bemerkte, dass irgendwas nicht stimmte.

Plötzlich wurde mir schwarz vor Augen und meine Knie fielen zusammen...

Wahre Liebe? -oder doch mektab?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt