Kapitel 62

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Es war Hamza. Seine Augen spiegelten Hass wieder. Es war zwar schon sehr dunkel, dennoch erkannte ich wie wütend er war. Alles in mir fing augenblicklich an zu zittern. Obwohl ich mir selber befahl keine Angst zu haben hatte ich sie. Ohja ich hatte Angst. Er hatte noch immer nicht seine Hand von meinem Oberarm genommen und drückte von Sekunde zu Sekunde fester zu. Ich spürte schon wie die zweite Hälfte meines Armes taub wurde jedoch ließ ich mir nichts anmerken. Ich wollte keinerlei Schwäche zeigen. Denn ich wusste sobald er sehen würde, dass ich mich vor ihm fürchtete, hätte er mich komplett unter Kontrolle.
"Hamza... Was willst du von mir? Ich hab zu..." Bevor ich aussprechen konnte, schleuderte er mich vor sich.
"Das kann warten!"
Seine Stimme war kalt und aggressiv. Ganz und gar nicht so wie ich sie kannte. Er wurde zum Monster. Ich wusste bereits, dieser Moment war der Beginn des Endkriegs. Und wie ihr euch vielleicht vorstellen konntet war ich zwar sehr optimistisch, dass der schrecken meines Lebens vielleicht aufhören könnte allerdings bestand immer noch die Gefahr, dass alles nur noch schlimmer wird.
"Nein Hamza DAS hier kann bis Morgen warten meine beste Freundin und mein Cousin heiraten nur einmal in ihrem Leben!"
Er sah mich weiterhin finster an ohne eine Miene zu verziehen. Mir wurde immer unwohler. Ich versuchte gegen dieses Gefühl anzukämpfen aber irgendwas stimmte mit ihm nicht. Ich hatte Angst. Große Angst. Alles in mir bebte, vorne heraus mein Herz. Ich dachte schon ich würde daran ersticken. Aber nie in meinem Leben war ich so stark wie in diesem Moment. Und ich kann noch immer nicht sagen woher ich mir damals diese Energie her nahm.
"Du denkst wohl das alles ist ein Kinderspiel oder? Du hast wohl vergessen, dass wir verheiratet sind oder? "
"Hamza was willst d..."
"WARUM VERDAMMT IST YOUSEF HIER???"
Als sein Name aus Hamzas Munde fiel verschlug es mir den Atem. Ich rang gezwungen nach Luft. Wie konnte ich verdrängen das die beiden sich an diesem Abend über den Weg laufen würden. Ich befürchtete das Yousef ihm irgendetwas von unserem Treffen oder gar unserer Abmachung erzählt hatte. In meinem Kopf spielten sich alle möglichen Szenarien ab. Ich blickte hysterisch um mich. Ich suchte nach Antworten, jedoch fiel mir auf schnelle nichts plausibles ein.
"ICH HAB DICH WAS GEFRAGT!" Seine Stimme wurde lauter und aggressiver. Ich zuckte zusammen und kämpfe mit mir selbst. Ich wollte was sagen aber ich hatte vor Schreck meine Stimme verloren.
"Er... Er... Ich ... Ehh..."
"Ich bin wegen Amin hier!" Youssef. Er tauchte plötzlich aus dem Nichts auf und rette mich. Er breitete sich selbstbewusst vor Hamza auf. Einerseits war ich froh das er hier war, denn alleine hätte ich das alles wahrscheinlich nicht durchgestanden. Jedoch war mir sofort bewusst, dass die Situation in einem Bruchteil einer Sekunde komplett ausarten konnte.
Ich wagte einen Blick in Hamzas Augen. Diesen Gesichtsausdruck werde ich niemals in meinem Leben vergessen können. Er richtete sich Yousef zu und montierte von aggressiv zu einem aggressiven Monster. Meine Knie zitterten immer stärker und ich zwang mich auf den Beinen zu bleiben. Diese Spannung die unter ihnen herrschte war unaushaltbar. Der Mann den ich liebte stand dem Mann den ich schlussendlich heiratete gegenüber.
"WAS...HAST...DU...HIER...ZUSUCHEN????" Gab Hamza mit zusammengekniffenen Zähnen von sich. Meine Angst macht sich immer schneller in mir breit. Mein Herz schlug mittlerweile so schnell, dass ich meinen Puls nicht einmal mehr spüren konnte. Ich musste was machen aber mein eigener Körper hinderte mich daran. Es schien als wäre ich gelähmt. Ich sah Yousef bettelnd an. Er sollte... Nein er musste Hamza beruhigen. Es durfte nicht eskalieren. Das dürfte ich Laila und Amin nicht antun.
Yousef sah kurz zu mir rüber und wusste sofort was ich dachte.
"Bleib ruhig! Die suchen drinnen nach Dounia, sie wollten nach dem Messer fragen dass Dounia eigentlich holen sollte. Sie haben mich geschickt um zu sehen ob alles ok ist. Mehr nicht!"
Sagte Yousef souverän und versuchte nicht provozierend zu klingen, denn er wusste genau, nur ein falscher Ton und der Vulkan vor ihm könnte ausbrechen. Ich sah gespannt zu Hamza und hielt die Luft an.
"Ihr seid doch alle Heuchler. Ihr widerlichen Lügner. Ihr beiden und alle in diesem beschissenen Saal auch. Sie schicken ausgerechnet dich zu meiner Frau ins Dunkle damit ihr alleine reden könnt. Warum halten mich eigentlich alle gottverdammten Menschen hier für dumm. Ich bin nicht auf den Kopf gefallen verdammt!" Hamza wandte sich blitzartig zu mir um packte mich am Handgelenk und zerrte mich hinter sich her.
"Hamza stopp...Hamza was machst du... Das tut weh hör auf bitte...HAMZA!" Ich riss meine Hand aus seiner und blieb abrupt stehen.
Er drehte sich zu mir um und sah mich immer noch mit diesem finsteren Blick an jedoch war mir das nun egal. Ich hatte es satt. Ich hatte das zu lange mitgemacht. Ich hatte mein Leben zerstört. Ich war einfach nicht mehr glücklich.
"Hamza schau mich an! Kannst du dich an unsere Kindheit erinnern? Kannst du dich daran erinnern wie es war als ich noch glücklich war? Wie sah ich da aus? So wie jetzt? Sah ich so erschöpft aus oder so deprimiert? Sag mir doch sehe ich glücklich aus? Oder noch besser schau dich mal an? Bist du glücklich? Wann hast du das letzte mal von deinem Herzen aus gelacht? Also ich kann mich nicht mehr daran erinnern dich lachen zu sehen. Ich mache dich doch genau so unglücklich!"
Er trat ein Schritt näher und legte zärtlich seine Hände auf meine Wangen.
"Dounia bitte... Du wirst mich noch lieben glaube es mir!"
Ich stoß seine Hände ab und schaute ihm daraufhin in die Augen. Langsam schüttelte ich meinen Kopf von rechts nach links während mir aus Verzweiflung eine Träne meine Wange runter kullerte.
"Nein Hamza... Ich hab dir lange genug Zeit gegeben. Es tut mir leid aber ich habe ein Jahr meines Lebens verschwendet indem ich mehr gelitten habe als gelacht. Ich werde dich niemals lieben. Niemals."
Ich fühlte mich besser jedoch zitterte ich noch immer wie eine verrückte. Er hörte nicht auf mich anzustarren als wartete er darauf dass ich noch etwas sagte. Einige Sekunden vergingen bis ich mir ans Herz fasste und endlich die Worte die mir darauf eingebrannt waren vor Hamza aussprach.
"Ich...Ich liebe Yousef"
BumBum. BumBum. BumBum. Ein paar mal spürte ich mein Herz pochen bis ich Hamzas festen Schlag auf meiner Wange fühlte. Ich stürzte zu Boden. Ich lag auf dem steinharten Asphalt als ich meine Augen schloss und mich an nichts mehr erinnern konnte...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 01, 2015 ⏰

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