Kapitel 46

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Nach einer Weile lösten wir uns wieder voneinander und sahen uns gefühlte Stunden innig in die Augen, jedoch kommt es mir im Nachhinein so vor wie ein Bruchteil einer Sekunde.

„Ich liebe dich" Er lächelte mich kurz an und wischte dann eine Träne aus meinem Gesicht.

„Wieso fühlt sich das so an wie ein Abschied?" fragte ich ihn.

Er gab mir keine Antwort stattdessen flossen nur noch mehr Tränen über sein, schon verheultes, Gesicht.

Er küsste meine Hand und verhalf mir dann hoch. Meine Hand blieb in seiner und ich umarmte ihn noch ein letztes Mal leidenschaftlich. Wenn mich in diesem Moment jemand nach meinem Gefühl gefragt hätte, wäre meine einzige Antwort: Mein Herz zerbricht in Millionen kleine Teilchen. Ich hatte noch nie solch einen Schmerz gespürt, da war jeder Bruch, jeder Sturz, jeder Liter verflossenes Blut ein Witz dagegen. Und egal was man gegen diesen Schmerz machen möchte, es bringt absolut gar nichts. Und diese Tatsache machte mich nicht nur Psychisch sondern auch Physisch komplett kaputt.

Ich brach in seinen Armen zusammen und alles um mich herum drehte sich. Zusammen knieten wir auf dem Boden und sahen uns noch ein letztes Mal in die Augen bevor ich schweren Herzens aufstand und davon lief.

Vor dem Auto sah ich noch einmal zurück und sah wie Yousef völlig fertig mit der Welt auf dem Boden kniete und mir sehnsüchtig hinterher sah.

Ich hob meine Hand kurz, ließ sie aber dann wieder schwach runter hängen.

Ich stieg in Lailas Auto und sagte nur noch...

„Fahr!"

Ohne ein Wort fuhren wir nachhause. Vor Lailas Haus blieben wir dann stehen. Keine von uns Beiden bewegte sich. Ich war zu schwach. Zu schwach um noch zu atmen. Werde ich je wieder glücklich? Was passiert jetzt? Warum tut das so unmenschlich weh? Wäre es nicht das Beste dem Ganzen ein Ende zu setzten und mich umzubringen? Solche Fragen gingen mir durch den Kopf und sie wurden immer lauter sodass ich meine Hände auf meine Ohren legen musste wie eine Geistesgestörte.

„Dounia... bitte hör auf!" Ich guckte zu Laila rüber und bemerkte ihre Tränen in ihrem Gesicht.

„Ich kann dich nicht so sehen, bitte hör auf"

Ich fing bitterlich an zu weinen und sie nahm mich schnell in ihre Arme. Ich weiß nicht wie lange wir so da saßen. Ich weiß nicht wie lange ich weinte. Ich weiß auch nicht mehr wie ich es schaffte irgendwann aufzuhören.

„Was soll ich denn jetzt machen?"

„Komm erst einmal mit zu mir. Du kannst so nicht nachhause." Antwortete Laila mir aufmunternd.

Ich nickte nur und stieg dann aus. Laila nahm meine Hand und dann gingen wir in ihr Haus.

In ihrem Zimmer legte ich mich in ihr Bett und starrte die Wand an. Immer wieder fragte ich mich wie es so weit kommen konnte. Ich war so unglaublich naiv. So dumm. Und jetzt zog ich das Resultat davon.

Laila setzte sich zu mir und strich mir Sanft über meine Haare. Ich war unglaublich dankbar sie zu haben. Ich darf mir gar nicht ausdenken, was passiert wäre wenn ich Laila und Amin nicht gehabt hätte.

Ich nahm Lailas Hand und schlief langsam ein.

Nach etwa einer Stunde:

„Dounia Hbiba schnell steh auf!" Laila rüttelte mich sachte jedoch stark genug, sodass ich erschrocken aufwachte.

„Was ist los???" fragte ich sie hysterisch.

Sie schaute nur aus dem Fenster und sagte dann...

„Hamza"

Ich stand blitzartig auf und rannte zum Fenster. Da war er. Mein größter Alptraum. Ironischer Weise sah ich jetzt auf ihn herab obwohl er eigentlich derjenige war der das mit mir machte. Ich war diesem Menschen einfach unterlegen. Ich hatte Angst vor ihm und gleichzeitig einen extremen Hass.

Er war bepackt mit einem riesigen Koffer und einem Rucksack was mich daraus schließen ließ, dass er lange bleiben wollte. Lange genug um Verrückt zu werden. Oder schlimmer noch, in mein Unglück zu rennen.

Ich beobachtete wie er nun an der Tür stand und sich zuerst um guckte. Da er anscheinend keinen sah klingelte er. Nach kurzem Warten öffnete sie sich und er fing an breit zu Grinsen. Erst jetzt sah ich wie Ayoub aus dem Haus kam und ihm in die Arme fiel. Mein Herz schmerzte bei diesem Anblick. Wie konnte ich nur aus diesem Dilemma heraus kommen?

Danach sah ich wie Amin raus kam aber nicht wirklich erfreut war. Er stand starr da und reichte ihm nur wiederwillig seine Hand. Plötzlich schaute er ans Fenster, als würde er meine Anwesenheit gespürt haben. An seinen Augen konnte ich ablesen wie schockiert er war. Ich unterdrückte meine Tränen denn ich wusste es würde nicht mehr lange dauern, dann müsste ich Hamza vor die Augen treten und ich wollte keines Falls schwach oder verheult aussehen. Er sollte nicht wissen welch eine Macht er über mich hatte.

Sie gingen alle rein, nur Amin nicht. Er blieb weiterhin stehen und blickte zu mir herauf...

Wahre Liebe? -oder doch mektab?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt