Als wir dann wieder zuhause waren, ging ich sofort wieder in mein Zimmer. Mir war nicht nach reden zumute. In meinem Zimmer jedoch fand ich Soraya, die schon auf mich wartete. Sie stand hinter meinem Schreibtisch und schaute sich meine Zeichnungen an.
„Soraya... was machst du hier?"
Erst jetzt sah sie zu mir auf und lächelte leicht.
„Wie könnte ich meine Schwester jetzt alleine lassen."
Ich sagte nichts, sondern guckte einfach auf den Boden.
„Deine Zeichnungen sind so... traurig geworden."
Ich erwiderte erneut nichts.
Jetzt kam sie auf mich zu und sah mir mitten in meine Augen.
„Das hast du nicht verdient mein Schatz" sagte sie während ihr Tränen die Wangen runter kullerten. Sie nahm mich in den Arm. Ich wollte weinen aber ich konnte nicht. Es war, als hätte mir jemand mein Herz heraus gerissen.
Als ich mich dann von ihr löste versuchte ich ihr ein Lächeln zu schenken.
„Mach dir keine Sorgen um mich..." Dann blickte ich an ihr runter und erkannte ihren Babybauch der schon gewachsen war.
Ich legte meine Hand auf ihren Bauch.
„Hallo kleines Babylein... hier spricht deine Tante. Wenn du endlich die wunderschönen Augen deiner Mama sehen kannst dann versprich mir, dass du sie immer gut behandeln wirst. Hast du gehört? Und vergiss ja nicht mich zu besuchen"
Soraya strich mit ihrer Hand über meinen Kopf. Ich sah an ihrem Gesichtsausdruck wie sehr sie mich bemitleidete. Doch jetzt war ohnehin alles zu spät. Es war nun einmal mein Schicksal und ich könnte nichts daran ändern.
Die Woche ging erstaunlich schnell vorüber. Ich tat aber auch nichts, außer Alles über mich ergehen zu lassen. Nicht eine einzige Träne strich über mein Gesicht. Mühsam ertrug ich die Anwesenheit von Hamza. Immer wieder versuchte er mit mir alleine zu sein, doch ich ging ihm stehts aus dem Weg.
Meine Mama und Soraya versuchten immer noch alles, meinen Vater und Ayoub umzustimmen jedoch hatten sie keine Chance. Das war mir auch vorher schon bewusst. Wenn nicht einmal ich ihnen leid getan habe, wie sollten sie dann ihr Mitleid erwecken.
Der einzige Mensch den ich die Woche lang bei mir hatte war mein kleiner Liebling Anas. Meine Liebe zu ihm konnte mir wenigstens keiner wegnehmen.
„Komm mal her mein Schatz" sagte ich zu Anas der traurig an meiner Tür stand.
Er kam mit kleinen Schritten auf mich zu, bis er genau vor mir stand.
„Warum guckst du so traurig Anas?" fragte ich ihn während ich seine Hände in meine nahm.
„Naja, Du gehst doch bald oder? Mit wem soll ich denn dann spielen? Und warum bist du so traurig Khti (Schwester)?"
„Ach nein ich bin doch nicht traurig. Ich will euch nur nicht verlassen, deshalb wirke ich wahrscheinlich etwas traurig. Aber habe keine Angst. Ich komme dich ganz oft besuchen. Du wirst fast nicht merken, dass ich weg bin!"
„Aber ich will nicht das du gehst Khti. Bitte bleibe doch hier" Er fiel mir um meinen Hals und begann laut an zu schluchzten. Ich drückte ihn fest an mich und strich ihm über seine weichen geschmeidigen Haare.
„Guck mich an... Schau ich gebe dir jetzt etwas ok? Aber nur wenn du aufhörst zu weinen." Er nickte ein paarmal hastig und wischte sich die Tränen aus seinem Gesicht.
Ich stand auf und ging an meinen Schrank. Dort war eine kleine Schachtel in der sich ein kleiner wunderschöner Stein befand. Ich nahm ihn heraus und ging wieder zu Anas.
„Hier, diesen Stein hat mir Soraya mal als kleines Kind gegeben. Sie sagte, behalte ihn gut auf, er ist sehr wertvoll denn er wird unsere Liebe zueinander auferwecken. Egal was geschehen wird, wenn du diesen Stein siehst wirst du an meine Liebe zu dir denken. Also Anas jetzt schenke ich ihn dir... Und ich sage dir das gleiche. Bewahre ihn sicher auf. Und wenn du mich mal vermisst, dann krame ihn heraus und denke an meine Liebe, hast du verstanden?"
Er umarmte mich gerührt und gab mir ein Kuss auf die Wange. Danach verschwand er wieder aus der Tür.
Der Tag ging zu Ende. Ich lag in meinem Bett und dachte nach. Der Henna Abend stand mir bevor. Wie sollte ich den nächsten Tag nur überstehen. Ich fühlte mich jetzt schon so schwach. Innerlich wünschte ich mir einfach einzuschlafen und am nächsten Tag nicht mehr aufzuwachen. Laila kam zu mir ins Zimmer und gab mir ein Kuss auf die Wange. Ich nahm ihre Hand und schaute zu ihr herauf.
„Kannst du heute hier bleiben? Ich brauche dich"
Sie lächelte leicht und nickte. Dann legte sie sich neben mich auf meinem Bett und hielt mich solange in ihre Arme bis ich einschlief...
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Wahre Liebe? -oder doch mektab?
Roman d'amourIn der Geschichte geht es um ein Mädchen namens Dounia, die in ihrem jungen alter einen Fehler begeht, der ihr gesamtes Leben ändert. Eine wunderschöne Geschichte über die Liebe, Freundschaft, Familie und das Schicksal.