Kapitel 52

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Der nächste Morgen. Ich hatte unglaublich schlecht geschlafen... immer wieder wachte ich auf und dachte an den folgenden Tag. Um 5 Uhr gab ich den Kampf dann endgültig auf und begab mich in mein Badezimmer.

Ein Blick in den Spiegel verriet mir schon wie schrecklich ich geschlafen hatte und dass der Tag noch schrecklicher Enden würde.

Ich stieg unter die Dusche und versuchte mich so gut es ging auf das heutige Schrecken vorzubereiten.

Nachdem ich das geschafft hatte, lief ich wieder in mein Zimmer. Laila schlief noch und ich wollte sie nicht wecken. Ich beobachtete sie. Meine Liebe zu ihr war mehr als nur zu einer gewöhnlichen Freundin. Ich konnte das Gefühl nicht beschreiben, aber immer wenn ich sie ansah war ich froh sie zu haben. Mir war ihr Lächeln immer sehr wichtig. Sie war die einzige Person die ich kannte, die alleine durch ihr Lächeln die Sorgen von anderen verschwinden lassen konnte. Wie hätte ich da zulassen können, dass sie es von Tag zu Tag mehr verliert.

Ich zog mir eine lockere Hose an und streifte mir das nächste greifbare T-Shirt über. Anschließend ging ich die Treppen hinunter um mir einen Kaffee zu kochen.

Als ich unten ankam, stand Hamza, angelehnt an der Fensterbank und beobachtete mich wie ich die Treppen runter ging.

„Sbah lkhir habibty (guten Morgen mein Schatz)" sagte er dann zu mir.

Ich drehte mich langsam zu ihm.

„Nenn mich nicht so!" dann wandte ich ihm wieder den Rücken zu und sorgte mich um mein Kaffee.

„Was soll ich denn noch machen Dounia??"

„Heirate mich nicht!" antwortete ich ihm ohne ihn dabei anzusehen.

Ich merkte wie er verdutzt dreinschaute. Er sollte endlich merken, dass ich ihn nie lieben werde. Vielleicht würde ich mich irgendwann daran gewöhnen mit ihm zu leben jedoch selbst das, schien mir fast unmöglich.

Ohne ein weiteres Wort nahm ich meine Tasse Kaffee und stieg die Treppen hoch direkt in mein Zimmer.

Ich legte mich in mein Bett, stöpselte meine Kopfhörer an mein Handy und wartete.

Auf was genau das wusste ich noch nicht, aber es schien mir sinnvoll, da ich zu nichts anderem mehr fähig war.

Ein paar Stunden später, wachte Laila neben mir auf. Sie sah zunächst verwirrt um sich doch fasste sich schnell wieder.

„Guten Morgen süße. Seit wann bist du schon wach?" fragte sie mich.

„Schon ein paar Stunden. Ich glaube die anderen sind schon wach. Ich hab gehört wie sie über die Vorbereitung vom Hennaabend gesprochen haben."

Sie lächelte mich aufmunternd an.

„Aber auf eins kannst du dich heute freuen"

„Und das wäre?"

„Wirst du gleich sehen."

Sie warf ein Blick auf ihr Handy und sah dann grinsend auf.

„Was ist??"

„Du wirst es schneller sehen als erwartet."

Wie auf Knopfdruck klopfte es dreimal an der Tür.

Ich hob misstrauisch eine Augenbraue und sagte daraufhin...

„Herein..."

Langsam wurde der Henkel runter gedrückt und die Tür öffnete sich.

Ich breitete meine Augen auf, sodass man denken könnte sie würden jeden Moment raus fallen.

In der Tür stand, eine über alle Ohren grinsende, Yousra. Sie rannte ohne nachzudenken einfach auf uns zu und begrüßte uns so dass wir durch ihren Schwung aufs Bett fielen.

Ich freute mich unglaublich über ihre Anwesenheit. Es war auch sehr ungewohnt sie hier in Deutschland zu sehen, aber ich war einfach überwältigt von dieser Überraschung.

„Sind Onkel Jamal und die anderen auch da?" fragte ich dann nachdem wir uns alle ein wenig beruhigt hatten.

„Ja, die sind alle unten"

Zunächst grinste ich, denn für einen Moment hatte ich ganz vergessen, weshalb sie alle gekommen waren. Sie wollten die Hochzeit ihres Sohnes nicht verpassen, das war ja klar. Aber wie sollte ich ihnen vor die Augen treten. Ich wusste doch, dass diese Ehe nicht richtig sein würde. Ich konnte ihm nicht das bieten, was er mir bot. Nämlich Liebe. Mein Herz gehörte schon jemand anderem.

So wie sich meine Gedanken entwickelten, so veränderte sich auch mein Gesichtsausdruck.

Yousra bemerkte das sofort und sah mich dann fragend an.

„Dounia? Ist irgendetwas? Du siehst irgendwie... unglücklich aus."

Ich zwang mich zu Lächeln, jedoch vergeblich.

Laila legte eine Hand auf meine Schulter und nickte mir zu, was bedeuten sollte, dass ich ihr die Wahrheit sagen musste.

Ich schüttelte meinen Kopf. Ich wollte nicht, dass Yousra schlecht von ihrem Bruder denkt. Das konnte ich ihr nicht antun. Doch was sie dann sagte, überraschte mich sehr.

„Dounia ich weiß, dass das mit Hamza nicht so gut läuft. Und ich bin her gekommen um dich davon abzuhalten ihn zu heiraten..."

„Bitte was? Wie? Ich versteh nicht?"

Ich schaute hektisch zu Laila rüber, um herauszufinden ob sie ihr etwas gesagt hatte doch sie guckte genauso schockiert wie ich.

Ich sah wieder zu Yousra rüber und merkte wie sie rot anlief und beschämend lächelte.

„Ich weiß das von Samir..."

Jetzt war Laila noch geschockter als zuvor, jedoch wurde aus dem schockierten Gesicht schnell ein fröhliches Grinsen. Doch sie sagte nichts. Sie sah meine Cousine weiterhin belustigt an.

Dann wandte sich Yousra wieder an mich.

„Dounia warum hast du mir nichts gesagt? Ich hätte vielleicht mit meinen Eltern geredet oder mit Hamza selbst..."

„Und was hätte das gebracht. Sie wären trotzdem enttäuscht von mir. Das hätte die ganze Familie kaputt gemacht. Wenn es nicht einmal was genützt hat mit Papa oder mit Ayoub zu reden..."

„Na und. Dann wäre die Beziehung halt kaputt gegangen aber du würdest den Richtigen heiraten. Ich kenne Hamza zu gut. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, lässt er nicht locker bis er es endlich hat. Er denkt er hätte mit allem Recht. Aber die Liebe... die ist nicht beeinflussbar. Da kann er sich so viel in den Kopf setzten wie er will. Er wird in sein Unglück rennen und dich gleich mit hinein ziehen."

Ich nahm Yousra's Hand und lächelte sie mühsam an. Es bedeutete mir viel, dass sie zu mir hielt. Sie sah die Sachen immer sehr Objektiv. Natürlich war ihr Hamza wichtig. Aber selbst sie erkannte, wie falsch das alles war.

„Jetzt ist es zu spät. Ich kann nichts mehr ändern. Heute ist schon der Hennaabend und morgen Abend bin ich schon verheiratet. Aber es ist ok. Ich werde damit klar kommen. Ich freu mich das du da bist."

Ich drückte sie fest an mich bevor sie noch mehr dazu sagte und lenkte sofort vom Thema ab.

„Aber was läuft denn da eigentlich mit Samir???"

Wahre Liebe? -oder doch mektab?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt