Kapitel 29

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Wie konnte das nur alles passieren ohne, dass ich auch ein Bruchteil davon bemerkt hatte. Er musste unfreiwillig gehen… Und Ayoub wusste von alldem Bescheid und hat 3 Jahre lang einfach nichts gesagt. Ich wusste einfach nicht woran ich als erstes denken, und was ich von der ganzen Sache halten sollte. Ich machte mir natürlich unglaubliche Sorgen über Amin und als ich dann anfangen wollte was zu sagen bemerkte ich Laila neben mir, die Tränen in den Augen hatte. Sie ging auf Amin zu und sah ihm in die Augen…

„Wieso hast du nichts gesagt…?“

Jetzt hatte Amin auch glasige Augen. Ich hatte Amin erst einmal in seinem Leben weinen sehen und das war als sein Vater starb. Jetzt war der zweite Moment an dem ich seine Tränen sah.

„Laila ich…ich  konnte nicht! Ich wollte dich nicht Gefahr bringen und vor allem wollte ich nicht das du dir sorgen machst“

„Aber du warst einfach weg. Ohne dich zu Verabschieden oder eine Nachricht zu hinterlassen. Ich bin gestorben vor Sorge. Du hättest doch mit uns reden können!“

Er sah beschämt zu Boden. Er war völlig am Ende. Ich sah ihm den Schmerz an. Ich wusste, die nächste Zeit würde für keinen von uns leicht werden. Aber wie schwer sie wirklich wurde konnte ich nicht ahnen…

Nachdem Amin sich dann entschuldigte und meine Eltern heim kamen ging jeder wieder zu sich nachhause. Ich ging hoch und legte mich ins Bett. Ich ließ den Tag nochmal Revue passieren und konnte nicht fassen wie viel mir passiert war. Ich sehnte mich einfach an die Tage, an denen meine größte Sorge war für welche Klausur ich zuerst lernen sollte.

Mein Handy vibrierte.  Hamza rief an.

„Ja Hamza?“

„Salam meine Schöne“

Ich wollte schon was dagegen sagen, ließ es schlussendlich aber doch, da ich wusste das er dann wieder misstrauisch werden würde.

„Wie geht’s dir?“ fragte er

„Hamdolillah ganz gut und dir?“

„Ja auch so. Ich hab gehört Amin ist wieder zurück… stimmt das?“

„Ja das ist wahr… war ziemlich überraschend“

„Kann ich mir vorstellen“

Wir telefonieren noch kurz weiter über alltägliche Themen und dann verabschiedete ich mich auch schon von ihm da ich wirklich kurz vorm Einschlafen war.

Am nächsten Morgen wachte ich mit fiesen Kopfschmerzen auf. Ich ging sofort runter, machte mir ein extra starken Kaffee, nahm ihn mit hoch in mein Zimmer und zog mich an. Ich hatte weder Lust auf die Vorlesungen noch Yousef dauernd vor mir zu sehen.

Wirklich motiviert mich rauszuputzen war ich auch nicht also zog ich einfach eine schwarze Hose mit einem T-Shirt an, darüber ein langen Cardigan und meine schwarzen Chucks.

Ich nahm mir meine Tasche, ging runter in die Küche, packte mir eine Flasche Wasser und ein Apfel mit ein und verließ das Haus.

Vor der Universität schaute ich mich noch mal um. Ich wollte sicher gehen, dass Yousef nirgends war und betrat dann das Gebäude.

Noch bestanden die Vorlesungen nur mit Einleitungen und Erklärung des Semesters. Auf viele Themen freute ich mich schon. Ich konnte mich nicht wirklich darauf konzentrieren aber ich versuchte mein Bestes.

Als mein Tag schon fast fertig war sah ich Yousef dann doch. Als er mich auch erblickte setzte er sich genau vor mich. Schon wieder solch eine Situation. Was sollte ich denn nur machen. Ich würde nichts lieber machen als ihn kennen zu lernen aber das würde mir nur überflüssigen Kummer zubereiten und fair gegenüber Hamza und meiner ganzen Familie wäre es auch nicht.

„Also… Für die nächsten 2 Monate erarbeitet ihr euch zusammen mit einem Partner ein Grundwissen der Betriebswirtschaftslehre. Die Gruppen habe ich schon zusammen gestellt nach der Stunde könnt ihr auf der Liste vor dem Hörsaal nachgucken wer euer Partner ist.“

Ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei. Ich konnte mir vorstellen, dass mein Partner Yousef ist. Denn ich hatte ja schon mit Schicksalsschlägen Bekanntschaft  gemacht. Yousef drehte sich um und lächelte mich an. Ich lächelte ohne zu überlegen einfach zurück. Dann stand ich auf und verließ wie die anderen den Hörsaal um nachzusehen wer mein Partner war.

Yousef stellte sich neben mich und gleichzeitig sahen wir unsere Namen nebeneinander stehen…

Er freute sich, ich jedoch wusste nicht wie ich reagieren sollte. Ich sah in sein breites Grinsen und leuchtenden Augen und konnte nicht anders als mich genauso zu freuen…

„Also Dounia, wir dürfen eigentlich keine Zeit verlieren… gehen wir gleich in das Café drüben am Rhein?“

„Ohh… Ich weiß nicht so genau“

„Komm schon, wir müssen unsere Zusammenarbeit planen.“

„hmm… nagut aber nicht zu lange“

Wahre Liebe? -oder doch mektab?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt