Kapitel 58

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"Was meinst du?" Fragte ich Hamza verunsichert. Natürlich wusste ich auf was er hinaus wollte jedoch konnte ich mir somit ein wenig Zeit zum nachdenken verschaffen.
"Du weißt was ich meine Dounia... Wer ist dieser Mann den du so sehr liebst? Was hat er was ich nicht habe?"
Während er das sagte schaute er mir mitten in meine Augen. Mir wurde etwas mulmig zumute. Die Situation war mir deutlich unangenehm jedoch schuldete ich ihm dieses Gespräch. Ich musste ehrlich sein.
"Er hat mein Herz."
Mehr sagte ich zunächst nicht. Ich bemerkte wie Hamza langsam sein Blick senkte. Ich spürte wie sehr ich ihn mit diesen paar Worten verletzte, jedoch war das kein Geheimnis. Er wusste es und trotzdem wollte er mich unbedingt heiraten.
"Wie heißt er und woher kennst du ihn?"
"Was soll denn die Fragerei? Ich glaube nicht das du das Alles wissen willst..."
Bevor ich meinen Satz beenden konnte, unterbrach er mich.
"Dounia erzähl es mir... Bitte"
Ich starrte ihn kurz verwirrt an und fing dann an zu Reden.
"Nagut, Sein Name ist Younes er hat mit mir zusammen studiert und..."
So kam es, dass ich meinem Ehemann erzählte wie ich mich in einen anderen verliebt hatte. Er hörte mir aufmerksam zu. Er unterbrach mich kein einziges Mal. Er saß einfach so da und versuchte jedes einzelne Wort, dass ich von mir gab aufzunehmen.
"... Naja und auf unserem Henna Abend habe ich ihn dann das letzte Mal gesehen." beendete ich meine Geschichte.
Es dauerte eine ganze Weile bis Hamza überhaupt reagierte. Ich wusste nicht weshalb er das alles überhaupt wissen wollte. Erst jetzt realisierte ich wie absurd dieses Gespräch eigentlich war.
Ich wartete sehnsüchtig auf eine Antwort aber es kam einfach nichts. Eine halbe Stunde verstrich im Sekundentakt der Uhr in denen wir einfach so da saßen und nichts sagten. Bis er dann aufstand und den Raum verließ.
Zurückblickend war es ein Fehler ihm alles gesagt zu haben. Aber in diesem Moment war es das einzig Richtige.
Den Abend verbrachten wir dann wie jeden anderen. Jeder war in einem Zimmer und wir redeten kaum miteinander. An solchen Momenten dachte ich oft an Ayoub und Papas Worte "Du wirst dich mit der Zeit daran gewöhnen und dich in ihn verlieben" Leider hatte ich mich noch immer nicht an die Situation gewöhnt und an Lieben ist erst gar nicht zu denken.

Der nächste Tag begann sehr früh. Ich stellte mir meinen Wecker um 5 Uhr da ich zu Laila fahren musste um ihnen mit den letzten Vorbereitung behilflich zu sein. Dort angekommen waren alle schon wach und liefen auf und ab. Ich begrüßte Lailas Eltern zuerst und stieg dann sofort die Treppen hinauf um nach der Braut zu sehen. Ich öffnete die Tür und fing bei diesem Anblick sofort an zu lachen. Amin und Laila machten nebeneinander ein Handstand an der Wand und hatten ihre Augen geschlossen bis ich in dieses äußerst merkwürdige Standbild reinplatze.
Beide stellten sich in Blitz Geschwindigkeit wieder aufrecht hin und schauten etwas verlegen auf den Boden.
Als ich mich dann wieder etwas beruhigt hatte versuchte ich zu erfahren wie sie zu diesem Quatsch kamen.
"Das baut den Stress ab!" Sagte Laila völlig überzeugt wohingegen Amin sie nur grinsend ansah.
Da ich sowohl Amins Sinn für Humor als auch Lailas Naivität was das angeht ziemlich gut kannte wusste ich genau was da vor sich ging und musste erneut herzhaft lachen. Amin hielt es auch nicht länger aus und stimmte mit ein.
"Was ist denn los?" fragte Laila verwirrt.
"Laila... Amin hat dich verascht."
Schockiert drehte sie sich zu ihm.
"Stimmt das??"
"Ja Schatz. Wollte nur mal sehen wie du dich so anstellst außerdem hat so sicherlich noch nie eine Braut ihren Hochzeitstag begonnen" Er fing wieder an zuckersüß zu lachen woraufhin Laila ihm auf die Schulter boxte.
Ich beobachtete dieses unterhaltsame Schauspiel weiterhin mit einem grinsen bis ich wieder in die Realität gezogen wurde.
"Ich hatte dein Lachen vermisst Dounia." sagte Amin zu mir gewandt.
Sofort verschwand mein Grinsen wieder und ich schaute auf den Boden.
"Schluss jetzt genug von mir, es geht schon Monate nur noch um mich. Heute ist euer schönster Tag zusammen lasst den euch nicht verderben. Heute geht es nur um euch habt ihr verstanden?"
Während ich das sagte musste ich mit den Tränen kämpfen. Jedoch waren es keine Tränen der Trauer sondern eher der Freude. Ich freute mich so sehr, dass Amin und Laila endlich zusammen sein konnten und ihr Happy End hatten. Meine Geschichte versuchte ich auszublenden.
Da kurze Zeit später schon die Neggaffa (Make-up Artistin für marokkanische Hochzeiten) da war verzog ich mich aus Lailas Zimmer.
Laila hatte eine unglaublich große Familie die alle aus verschiedenen Ländern angereist kamen um an ihrer Hochzeit teilzunehmen. Dementsprechend war auch unglaublich viel zu tun. Also begab ich mich in die Küche in der ich meine Mutter und Soraya schon auffand. Ich begrüßte sie herzlich und fing sofort an das Essen für die Gäste anzurichten.
"Na Soraya wie fühlst du dich?" fragte ich sie, da ihr Babybauch immer größer wurde.
"Gut, die kleine hat ein starken Tritt drauf!"
Ich musste kurz auflachen während ich die Teegläser aus dem Schrank kramte, die ich dann meiner Mutter reichte. Sie und Khalti (Tante, in dem Fall die Mutter von Laila) verließen daraufhin die Küche.
"Und wie geht es dir so... ich meine jetzt wo du weißt das du ihn bald sehen wirst?" sagte Soraya vorsichtig zu mir gewandt.
Ich verstand nicht was sie meinte. Also drehte ich mich verwirrt zu Soraya und guckte sie mit einem fragenden Blick an worauf hin sie nur schockiert drein schaute.
"Soraya? Was meinst du damit? Wen werde ich bald sehen?"
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Ramadan mubarak. Ich wünsche euch einen gesegneten Monat. Möge Allah euch eure Sünden verzeihen und euer Fasten annehmen. AMIN♡♡♡

Wahre Liebe? -oder doch mektab?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt