Den restlichen Abend verbrachte ich alleine in meinem Zimmer. Ich krümmte mich auf meinem Bett zusammen und heulte meine ganze Verzweiflung, Frust und Trauer aus. Ich ignorierte alle Anrufe und Nachrichten. Ich wollte niemanden sehen und niemanden hören.
Mitten in der Nacht, als ich das Gefühl hatte völlig ausgetrocknet zu sein stand ich mühsam auf und verließ mein Zimmer.
Ich hörte nichts, also ging ich die Treppen runter mitten in die Küche. Ich nahm mir ein Glas und füllte es mit Wasser. Anschließend wollte ich ins Wohnzimmer um mich hinzusetzten, da ich unglaublich schwach war.
Ich betrat den Raum und schaltete das Licht an. Als ich ans Fenster blickte sah ich plötzlich meinen Vater der unmittelbar davor stand. Vor Schreck ließ ich mein Glas fallen und hielt mir mit meiner Hand den Mund zu.
„Papa..."
„Benti... was machst du hier?"
„Ich... Ich war durstig, ich wollte was trinken"
Er drehte sich um und setzte sich auf das Sofa. Ich machte es ihm nach und setzte mich neben ihn. Dann nahm er liebevoll meine Hand und sah mir in die Augen.
„Weißt du mein Schatz... Ich weiß ich hab nicht immer genügend Zeit für dich, aber ich war schon immer unglaublich stolz auf dich!"
Ich lächelte verlegen und senkte meinen Blick.
„Aber heute... hast du mich sehr enttäuscht."
Ich richtete hastig meine Augen wieder auf ihn . Er weinte. Meinem Vater kullerte eine Träne nach der anderen die Wange entlang. Wegen mir. Er weinte wegen mir.
„Papa ich..." meine Stimme versagte. Was habe ich bloß getan. Wie konnte ich meine ganze Familie so traurig machen?!
„Du willst nicht nur dein Versprechen brechen, du willst damit auch die Beziehung mit deinem Onkel Jamal und seiner Familie kaputt machen, ist dir das klar?"
Mir stiegen erneut Tränen in meine Augen.
„Aber Papa... willst du das ich unglücklich werde?"
Er hielt kurz inne und blickte zur Seite. Er wischte sich seine Tränen aus dem Gesicht und sah mich erneut an.
„Unglücklich wirst du mein Kind, wenn du deine Familie verrätst und einer Jugendliebe hinterher rennst!"
Seine Stimme klang sehr ernst. Diese Worte brachen mir das Herz. Immer wieder stellte ich mir dieselbe Frage. Wie konnte es nur soweit kommen?
„Also... die Entscheidung liegt bei dir. Entweder du entscheidest dich für die Liebe und gegen deine Familie oder für deine Familie und erhältst somit eine viel wertvollere Liebe. Hamza ist ein guter Junge. Er hat es nicht verdient so ausgespielt zu werden Dounia... Bitte tue mir den Gefallen und heirate ihn."
Er hielt meine Hand fest und legte weinend seinen Kopf darauf. Es blieb mir nichts anderes mehr übrig. Nichts anderes hätte ich in diesem Moment sagen können als...
„Ja, ich heirate ihn"
Zu diesem Zeitpunkt schien für mich alles vorbei. Es gab kein Zurück mehr. Ich hatte wohl oder übel meine Entscheidung getroffen. Ich war alles andere als glücklich damit. Ich hatte keine Angst vor dem was mich erwarten würde. Ich fühlte nichts mehr. Ich hatte das Gefühl man hatte mir mein Herz herausgerissen. Ich wusste, ich würde in meinem Leben nie wieder glücklich werden. Ich hatte einfach alles aufgegeben, denn ich war es leid mir so viele unrealistische Hoffnungen zu machen. Es brachte doch sowieso nichts. Das Schicksal hatte gewonnen und die Liebe ist gestorben...
Ein paar Tage später...
Ich saß in meinem Zimmer als Hamza plötzlich rein kam.
„Dounia, kann ich mit dir reden?"
Ich sagte nichts.
„Hör zu... soll das so weiter gehen? Ich meine willst du mich jetzt für immer ignorieren und mich so kalt behandeln?"
Ich sah zu ihm rüber.
„Selbst wenn ich wollte, könnte ich dich nicht anders behandeln."
„Aber warum? Du wirst doch nichts daran ändern können mich zu heiraten, also mach doch das Beste daraus und sei offen. Wieso glaubst du mir denn nicht? Ich liebe dich so sehr... du musst es nur zulassen dann wirst auch du mich lieben."
„Ich trage keine Liebe mehr in mir. Ich kann niemanden mehr lieben!"
Er erwiderte nichts mehr. Er sah mich nur noch starr an. Irgendwann ging er dann aus meinem Zimmer. Ihm konnte es nicht schnell genug gehen, daher beschlossen er, mein Vater und Ayoub, dass die Hochzeit in einer Woche stattfinden sollte. Als ich das hörte war ich nicht sonderlich überrascht. Ich weinte nicht mehr. Ich sah einfach aus dem Fenster und hoffte es würde mich jemand aus diesen Qualen befreien.
Kurz darauf kamen Amin und Laila in mein Zimmer. Ich versuchte ihnen ein Lächeln zu schenken, jedoch vergeblich.
„Wie geht's dir süße?" fragte mich Laila
„Ich weiß es nicht... Ich spüre nichts mehr. Ihr beiden müsst mir noch ein letztes Mal helfen."
„Natürlich Dounia, egal was es ist wir helfen dir!" sagte Amin.
„Ich muss mich noch einmal von Yousef verabschieden. Er weiß noch nichts. Er versucht mich dauernd zu erreichen aber ich bringe es einfach nicht übers Herz ihm die Wahrheit zu sagen. Er muss wissen was los ist, damit er mit mir abschließen kann... Bitte helft mir, ich schaff das nicht alleine."
Amin nahm mich in seine Arme und streichelte meinen Hinterkopf.
Eine halbe Stunde später, saßen wir alle im Auto und fuhren zu meinem Berühmten Platz am Rhein, wo Yousef schon auf mich wartete...
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Wahre Liebe? -oder doch mektab?
RomanceIn der Geschichte geht es um ein Mädchen namens Dounia, die in ihrem jungen alter einen Fehler begeht, der ihr gesamtes Leben ändert. Eine wunderschöne Geschichte über die Liebe, Freundschaft, Familie und das Schicksal.