Eine verhängnisvolle Flugstunde

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Am nächsten Donnerstag versammelten sich die Erstklässler von Slytherin und Gryffindor zu ihrer ersten Flugstunde. Madame Hooch, eine Frau mit kurz geschorenem weißen Haar und falkengelben Augen, verteilte Besen zwischen den Schülern und gab erste Anweisungen. Salazar hörte mit halbem Ohr zu. Die Herbstsonne blinzelte auf sie herab und es wehte ein leichter Wind. Er lächelte. Es war ideales Wetter zum Fliegen. Hermine und Neville sahen jedoch ziemlich blass um die Nase aus. Kurzentschlossen beschloss Salazar sie abzulenken und winkte die beiden zu sich heran. "Neville! Hermine! Darf ich euch Daphne Greengrass, Blaise Zabini und Theodore Nott vorstellen?"
Als er sah, dass Tracey und Millicent unentschlossen zu ihm herüberschauten, schenkte er den beiden ein aufmunterndes Lächeln. Zögernd kamen die beiden Mädchen näher. „Das hier sind Tracey Davis und Millicent Bulstrode."
Daphne nickte hoheitsvoll, während Theodore schüchtern lächelte. Blaise reichte Neville die Hand und schüttelte sie herzlich. "Keine Panik", scherzte er. "Zusammen sind wir genug um jeden aufzufangen, der in der Luft Probleme haben sollte."
"Und was, wenn wir alle gleichzeitig in der Luft sind?", fragte Neville unheilschwanger. "Ich war nie gut mit Besen. Ich werde mir etwas brechen. Ich habe es im Gefühl."
"Unsinn, Neville", sagte Hermine. Doch auch ihre Stimme zitterte. "Denk daran, was ich dir aus 'Quidditch im Wandel der Zeiten' erzählt habe. Es ist ganz leicht. Du ziehst den Besenstiel nach oben, wenn du hoch willst und du drückst ihn nach unten, wenn du runter willst."
Tracey nickte eifrig. Auch sie wirkte angespannt. „Das habe ich auch gelesen."
„Ehrlich?" Hermine warf ihr einen erfreuten Blick zu.
"Besen sind wie Hunde", sagte Millicent, während sie verlegen mit ihren braunen Haarsträhnen spielte. "Sie spüren, wenn man Angst hat."
Neville wurde noch ein Stück blasser. "Das wird mein Untergang ..."
"Was Millicent sagen will", ergänzte Blaise freundlich, "ist, dass ihr keine Angst zeigen sollt. Besen fliegen nicht richtig, wenn sein Reiter eigentlich nicht fliegen will."
Malfoy stolzierte gesäumt von Crabbe, Goyle und Pansy an ihnen vorbei. "Seht einmal, da haben wir die Versammlung der Angsthasen! Ich frage mich, wer als erstes in der Krankenstation landet."
Neville wurde eindeutig grün um die Nase.
"Keine Sorge, Neville", krähte Pansy. "Wenn du auf einem Besen sitzt, hebt er bestimmt gar nicht ab. Es gibt einen Grund, warum fette Squibs nicht fliegen."
Salazars Blick traf sie mit der Gewalt eines Steinschlags. Das Mädchen spürte ein Ziehen in ihrer Kehle und fasste sich dorthin. Sie wollte etwas sagen, aber es kam nichts als ein Röcheln hervor. Sie hatte keine Stimme mehr! Potter hatte sie nur angeschaut und sie konnte nicht mehr sprechen ... Ohne Vorwarnung hörte sie Potters Stimme in ihrem Kopf.
„Ich dachte, Sie als Reinblüterin sind stolz auf Ihre privilegierte Position? Sagen Sie, Miss Parkinson, ist dieses Verhalten der Grundstein für Ihre angebliche Überlegenheit? Glauben Sie, der Status Ihrer Geburt reicht aus, um sich in dieser Welt zu behaupten? Oder gar anerkannt zu werden? Ignorant gegen jegliche Qualitäten Ihres Hauses und ohne das geringste Feingefühl? Eine junge Dame wie Sie sollte es besser wissen, als sich so gehen zu lassen."
Pansy schluckte. Sie fühlte sich wie von einem Professor zurechtgewiesen. Und nicht von irgendeinem Professor. Snape war der einzige im Lehrerstab, den sie respektierte und selbst ihm gegenüber hatte sie sich nie so ausgeliefert gefühlt. Wie konnte Potter bloß so erwachsen, so autoritär wirken? Wie konnte er diese Wirkung auf sie haben? So sehr, dass sie tatsächlich über ihr Verhalten nachdachte? Und wie konnte er ihr seine Worte geistig übermitteln? Bei Merlin, der Junge war in ihrer Klasse! Und er hatte seinen Zauberstab noch nicht einmal gezogen! Hastig bemühte sie sich um möglichst viel Abstand zwischen ihnen. Und dennoch spürte sie noch das Brennen dieser unheimlichen grünen Augen auf ihrem Hinterkopf. Verstört und nachdenklich verfiel sie selbst dann noch in Schweigen, als Salazar den Zauber um ihre Stimmbänder längst gelöst hatte ...

Salazar wandte sich währenddessen an Neville. "Hör nicht auf sie."
Mitleidig schüttelte Daphne den Kopf. "Manche Menschen sollten einfach nicht sprechen. Dann würde man nie erfahren, wie dumm sie sind."
Was auch immer der Streit mit Neville gemacht hatte, auf seinem Gesicht war ein grimmiger Ausdruck erschienen. "Danke euch allen ... ich denke, ich bringe das hier einfach hinter mich."
Madame Hoochs Ruf gellte durch die Reihen und Salazars Besen schwebte in seine Hand. Auch Nevilles Besen erhob sich nach wenigen Versuchen vom Boden. Neville packte ihn und schenkte Salazar ein entschlossenes Nicken. Andere brauchten deutlich länger, um ihren Besen zu rufen. Hermines drehte sich nur einmal auf dem Boden und Theodores sank auf halber Strecke wieder herab. Es brauchte noch einige Aufrufe bis jeder Erstklässler seinen Besen in der Hand hielt. Dann erklärte Madame Hooch, wie sie sich auf den Besen setzten mussten, ohne herunterzurutschen. Sie verbesserte Draco und einige andere, bevor sie das Zeichen gab, dass sie sich in die Luft erheben sollten. Salazar stieß sich ab und segelte durch die Luft. Er hatte sich nicht geirrt. Besen hatten sich tatsächlich dramatisch verbessert. Er spürte, wie ihm der Wind entgegenschlug undspürte dem Gefühl das Gefühl von Freiheit nach, das damit einherging. Er schwang sich empor und genoss die Aussicht auf den Hof und die sie umgebenen Ländereien, die in einer goldenen Herbstsonne zu glühen schienen. Ein Gefühl von Frieden breitete sich in ihm aus und er spürte, wie er sich entspannte. Fast alle hatten sich in die Luft erhoben. Auf Nevilles Gesicht lag ein Ausdruck höchster Konzentration, während Daphne wie eine Königin auf ihrem Besen thronte.

Auf einmal ging ein Ruck durch Salazars Besen. Er stockte in der Luft und wäre beinah herab gefallen. Der Besen begann seltsam zu bocken und in der Luft zu schwingen. Salazar krallte sich fest und suchte seine Umgebung ab. Die Schüler waren nach und nach gelandet und schauten entsetzt zu ihm hoch. Madame Hooch brüllte etwas zu ihm herauf, was er jedoch nicht verstand. Dann sah er Marcus Flint an einem der Fenster stehen, die sich in Richtung des Hofe richteten. Flint begegnete seinem Blick und grinste. In seiner Hand hielt er einen Zauberstab. Hinter ihm konnte er schemenhaft noch eine weitere Person ausmachen, doch dafür hatte er jetzt keine Zeit. Ein Betäubungsfluch ließ das Fenster zerschellen und Flint zu Boden gehen. Aber der Fluch war nicht von Salazar gekommen. Verblüfft schaute er herunter und sah Neville in Richtung des Fensters gewandt. Den Zauberstab hielt der Junge kampfbereit in der Hand und auf seinem Gesicht lag ein entschlossener Ausdruck. Der Besen beruhigte sich sofort. Salazar glitt neben Madame Hooch auf den Boden herab. "Flint steht in der ersten Etage", bemerkte er kühl. "Er hat meinen Besen verflucht. Neville hat ihn betäubt."
Hoochs Augen verengten sich. "Warten Sie hier", rief die Lehrerin in die Runde. Dann stürmte sie mit wehendem Mantel in Richtung der ersten Etage. Lächelnd wandte sich Salazar an Neville. "Ich danke dir."
Zittrig schüttelte der Junge den Kopf. "H-Habe ich ihn getroffen? Wirklich?"
Auf Nevilles ungläubigen Blick lachte Salazar auf. "Ja, du hast ihn sauber umgehauen."
"Woher kennst du den Spruch?", fragte Blaise neugierig. "Der ist echt nützlich!"
Neville stutzte. "Keine Ahnung? Er kam mir plötzlich in den Sinn, als ich Flint am Fenster gesehen habe."
Nachdenklich betrachtete Salazar seinen jungen Freund. Blaise hatte recht. Einen Zauber dieser Art hatten sie noch nicht durchgenommen. Das ausgerechnet Neville, der sonst mit jedem Zauber kämpfte, diesen perfektioniert hatte, gab ihm zu denken.
Theodore wirkte beeindruckt. "Du wirst bestimmt mal ein guter Duellant."
Neville wurde rot und Daphne rollte mit den Augen. "Gut, dass du so viele Freunde hast, Harry. Du hast nämlich eindeutig zu viele Feinde."

Wenig später kehrte ein sichtlich selbstzufriedener Marcus Flint an der Seite von Madame Hooch zurück. Die gelben Augen der Fluganleiterin glitten streng über die anwesenden Schüler. "Die Stunde ist hiermit beendet. Mr. Potter, Mr. Longbottom, Sie begleiten mich zum Büro des Schulleiters." Mit diesen Worten drehte sie sich um und schritt schnellen Schrittes voran. Flint grinste Salazar gehässig zu. Doch sein Grinsen verging ihm angesichts der Kälte, die von den grünen Augen ausging.
Die Fluglehrerin rief der Gargoyle das Passwort entgegen und führte sie in das Büro von Albus Dumbledore. Salazar war zum ersten Mal hier. Neugierig betrachtete er den großen, dunklen Tisch mit den Klauenfüßen, die silbernen Instrumente und die Portraits vergangener Schulleiter, die die Wände säumten. Dicke Teppiche dämpften ihre Schritte und Staub tanzte im Sonnenlicht. Albus Dumbledore hob den Kopf von einem Schriftstück, das er bis eben gelesen hatte und blickte ihnen mit forschendem Augen entgegen.
"Ah, Rolanda. Was kann ich für Sie tun?"
"Es gibt Probleme, Albus", rief die grauhaarige Hexe aufgebracht. "Jemand verfluchte Mr. Potter während seiner ersten Flugstunde. Sein Besen spielte verrückt. Es fehlte nicht viel und er wäre heruntergefallen. Ich konnte es vom Boden aus beobachten. Mister Longbottom hier warf einen Stupor auf Mr. Flint. Damit endete der Spuk."
Dumbledores blaue Augen wanderten über die versammelten Schüler. "Erst einmal muss ich fragen, ob es Ihnen allen gut geht. Ein Fluch ist eine ernste Angelegenheit. Und das gilt für jeden, der darin involviert ist."
Flint schnaubte. "Davon abgesehen, dass mich Longbottom mit einem Stupor getroffen hat? Wenn mir Madame Hooch nicht geholfen hätte, läge ich wohl immer noch bewegungslos am Boden."
Nevilles Augen verengten sich. "Du hast Harry angegriffen! Ich habe das erste getan, was mir einfiel, um dich davon abzuhalten!"
"Ich?", fragte Flint unschuldig. "Ich sollte Harry Potter angegriffen haben?! Den Jungen, der lebt?" Sein Lächeln vertiefte sich. Und das mit einem Zauber, den ich eigentlich noch gar nicht beherrschen kann?"
Madame Hooch stutzte. "Stimmt das, Albus? Liegt ein solcher Fluch über den Fähigkeiten eines Fünftklässlers?"
Dumbledore strich sich über den Bart. "Er steht gewiss nicht im Curriculum. Auch hat Mister Flint als Fünftklässler noch keinen Zugang zur verbotenen Abteilung ..."
Flint blickte triumphierend.
"Das heißt aber nicht, dass es unmöglich wäre, dass irgendjemand Mr. Flint beigebracht haben könnte, einen Mitschüler auf diese Weise zu verfluchen."
"Wem möchten Sie so etwas unterstellen, Sir?", bellte Flint. "Den Professoren? Ihren Angestellten?! Seine Augen verengten sich. "Oder etwa meiner Familie?! Ich lasse nicht zu, dass ich beschuldigt werde, Zuhause Flüche gelernt zu haben! Mein Vater war ein unschuldiges Opfer! Er stand unter dem Imperius-Fluch!"
"Ich unterstelle nichts, Mr. Flint", antwortete Dumbledore ruhig. Blaue Augen trafen auf die grünen von Salazar. "Was hast du gesehen, Harry?"
"Ich habe Mr. Flint am Fenster gesehen", antwortete Salazar. "Er starrte mich an und seine Lippen bewegten sich. Was er sagte, konnte ich durch das Glas freilich nicht hören. Es stand jemand hinter ihm, allerdings konnte ich nicht erkennen, um wen es sich handelte."
Flint grinste triumphierend. "Es war Professor Quirrel. Ich wies ihn darauf hin, dass etwas mit Harry nicht stimmte. Er stürmte gleich los, um die restlichen Fenster abzusuchen und vielleicht den Täter zu finden."
Dumbledores Augen ruhten auf ihm. "Wie erklären Sie sich dann, dass der Fluch gebrochen wurde, als Mr. Longbottoms Fluch Sie traf?"
Flint zuckte die Schultern. "Ich weiß nicht. Vielleicht hat der Zauber den Täter erschreckt?"
"Und warum habe ich meinen Kollegen nicht gesehen, als ich zu Ihnen gekommen bin, Mr. Flint?", fragte Madame Hooch barsch. "Und warum hat der geschätzte Quirinius nicht selbst den Fluch von Ihnen genommen?"
"Er ist eben sofort weiter geeilt, nachdem ich ihm davon erzählt habe", sagte Flint unschuldig. „Zu dem Zeitpunkt war ich noch nicht verflucht. Und er muss einen anderen Weg genommen haben, als Sie, mam."
In dem Moment öffnete sich die Tür und Professor Quirrel betrat den Raum. „S-Schulleiter, M-Madame Hooch." Der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste wirkte sichtlich mitgenommen. Zitternd streckte er die Hand nach einer Schale Zitronenbonbons auf dem Tisch aus." D-Darf ich?"
"Natürlich, greifen sie zu, Quirinius", sagte Dumbledore lächelnd.
Quirrel schob sich ein Bonbon in den Mund, schloss die Augen und atmete mehrmals tief durch.
"J-Jemand hat einen F-Fluch auf Mr. P-Potter hier gesprochen. L-Leider k-konnte ich den T-Täter nicht entdecken."
Flints Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen. "Sehen Sie, Herr Schulleiter, es ist alles so, wie ich es gesagt habe."
Quirrel nickte dem Fünftklässler zu. "D-Der Junge hat ein g-gutes A-Auge, Sir."
"Es scheint so", sagte Dumbledore langsam. Für einen Moment schienen sich seine Augen in die von Flint zu bohren. "Sollte Ihnen noch etwas zu der Angelegenheit einfallen, zögern Sie nicht, es mir mitzuteilen, Mr. Flint."
Der Junge nickte. "Natürlich, Sir."
"Sie könne gehen, Mr. Flint", sagte Dumbledore müde.
Der Fünftklässler neigte den Kopf und verließ den Raum. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, ruhte Dumbledores besorgter Blick erneut auf Salazar. "Sorge dafür, dass du nicht allein bist, Harry. Das ist alles, worum ich dich bitte. Ich versichere dir, dass wir alles tun werden, um den Täter zu finden."
"Der Täter ist gefunden, Sir", antwortete Salazar ruhig. "Bitte entschuldigen Sie mich jetzt. Ich würde gerne mit Mr. Flint reden."
Mit diesen Worten verneigte er sich leicht, schenkte Neville ein warmes Lächeln und rauschte aus dem Raum. Der Gryffindor hastete ihm hinterher.
Sie holten Flint auf halben Weg zurück in den Gemeinschaftsraum ein.
"Warte, Flint", rief Salazar ihm zu.
Der ältere Slytherin warf ihm einen abschätzigen Blick über die Schulter. "Ich habe dem Schulleiter alles gesagt, was ich weiß, Potter."
"Nein, das hast du nicht", antwortete Salazar und grüne Augen bohrten sich in Flints Hinterkopf. "Du hast nicht gesagt, warum du es getan hast."
Flint drehte sich zu ihm um. "Ich habe nichts getan, Potter. Ich habe dir dein verdammtes Leben gerettet. Wie wäre es mit etwas Dankbarkeit?"
"Mein Leben gerettet hat Neville", zischte Salazar, was dem blondhaarigen Jungen verlegen zu Boden blicken ließ. "Dann frage ich anders, Flint. Ist es wirklich wegen Voldemort? Bestrafst du mich dafür, dass er mich angegriffen hat und unterlegen ist? In einer Zeit, wo ich ein Kleinkind war?"
"Ich habe dir nichts zu sagen, Potter", antwortete der bullige Junge. Er beschleunigte seinen Schritt und war schon bald außer Sichtweite.
Neville blickte ihm mit einem ernsten Zug um den Mund nach. "Du glaubst auch, das er es getan hat, oder?"
"Ich bin mir sicher." Salazar verengte die Augen. "Die Frage ist nur, von wem er es gelernt hat."
Neville hob die Schultern. "Sein Vater ist ein Todesser. Meinst du nicht, er könnte ihm so etwas beigebracht haben?"
Nachdenklich blickte Salazar durch den nun leeren Korridor. "Womöglich. Doch zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass mich der Hut nach Slytherin stecken würde. Und Flint wirkt nicht gerade wie jemand, der neben dem Schulstoff weitere Zauber übt."
"Also jemand von hier." Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
Neville und Salazar blickten sich an. "Professor Quirrel."

XXX

„Was gibt es, Albus?" Wie immer war der Tränkemeister vollkommen lautlos in das Zimmer geglitten.
In Gedanken versunken streichelte Albus Dumbledore über das Gefieder seines Phönix. Fawkes zwitscherte beruhigend, während er den schönen Kopf gegen die Wange des Schulleiters legte.
„Es geht um Harry", antwortete der Schulleiter besorgt. „Er wurde heute angegriffen." Rasch erzählte er dem Professor von den heutigen Ereignissen. „Der einzige, der bisher als Täter in Frage kommt, ist Mr. Flint", schloss er seufzend. Aber Quirinius kann bezeugen, dass es der Schüler nicht gewesen sein kann. Was habe ich also übersehen?"
„Mr. Flint ist Mr. Potter seit dem ersten Abend ein Dorn im Auge", sagte der Tränkemeister abfällig. „Er feindet ihn offen an und schwächt damit seine Position in Slytherin. Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, dass Potter bewusst versucht haben könnte, Mr. Flint aus dem Verkehr zu ziehen? Ein wenig auf seinem Besen umher zu ruckeln, als er Mr. Flint ansichtig wurde, hätte vollkommen genügt. Wäre Quirinius nicht gewesen, hätte das gereicht, damit er noch heute seine Sachen packt und Hogwarts niemals wieder sieht. Und es kostete gewiss nicht viel Überredungskunst, Mr. Longbottom in die Sache mit einzubeziehen. Es ist offensichtlich, wie sehr er Mr. Potter bewundert."
Besorgt lagen Dumbledores Augen auf denen des dunkel gewandeten Zauberers. „Das glaubst du wirklich, Severus?"
„Sie hätten ihn im Unterricht sehen sollen, Albus. Es gibt nicht viel, das ich ihm nicht zutrauen würde." Seine Robe raschelte, als der Tränkemeister begann, im Büro auf und ab zuschreiten.
"Ich sehe es jede Stunde, Albus! Er besitzt tiefgehende Kenntnis über die Kunst der Zaubertränke. Selbst fortgeschrittene Fragen kann er mit Leichtigkeit beantworten. Mehr noch, er leitet die gesamte Klasse durch den Brauvorgang und erklärt jeden Schritt auf theoretischer Ebene!" Ruckartig wandte er sich um, suchte seinerseits den Blick des Schulleiters. "Gleichgültig, was Madame Pomfrey herausgefunden hat. Etwas stimmt mit dem Jungen nicht", sagte er eindringlich.
Dumbledore gab ein lautloses Seufzen von sich. Einen Moment schaute er in Gedanken versunken aus den nachtdunklen Fenstern. Als er sich Snape wieder zuwandte, wirkte er um Jahre gealtert. "Würdest du mir einen Gefallen tun, Severus?"
Snape blickte seinen Vorgesetzten abwartend an. Fawkes hatte aufgehört zu singen und legte fragend den Kopf schief.
"Würdest du sowohl auf Harry, als auch auf Mr. Flint mit Legilimentik einen Blick werfen?"
Die Augenbrauen des Tränkemeisters kletterten nach oben. "Ich habe deine Erlaubnis?"
"Es gefällt mir nicht, aber angesichts der Situation halte ich es für angemessen."
Eindringlich blickte er den dunkel gewandeten Zauberer an. "Blicke nur so tief wie du musst."
Snape nickte knapp und verließ wortlos das Zimmer.
Dumbledore wandte sich an das Porträt von Phineas Black. „Phineas? Würden Sie mir einen Gefallen tun? Bitte bewachen Sie Harry Potter. Ich wünsche umgehend in Kenntnis gesetzt werden, sollte er andere angreifen, oder auch selbst das Opfer eines Angriffs werden."
Der ehemalige Schulleiter nickte und verschwand aus seinem Rahmen.
Dumbledore starrte noch lange aus dem Fenster. "Was ist nur mit dir, Harry?", flüsterte er. „Hat Severus Recht? Oder wünscht dir jemand in Hogwarts den Tod?"

Harry Potter und die Rückkehr des SchlangenlordsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt