Der Abend kroch langsam heran. Es vergingen noch ein paar Stunden gemeinsamer Hausaufgaben in der Bibliothek, bis sich Salazar mit der Entschuldigung, einen Brief abzuschicken, in Richtung der Eulerei verabschieden konnte. Nachdem er Severus Snapes Schrift an der Tafel gesehen und dessen Ausdrucksweise beobachtet hatte, erschien es ihm nicht allzu gewagt, einen Brief im Namen des Professor zu schreiben. Salazar benötigt einige Zutaten, die gewiss nicht in die Hände eines Elfjährigen gehörten. Nachdem er mit dem Namen seines Professors unterschrieben hatte, schickte er eine unscheinbare Schuleule auf den Weg in die Winkelgasse. Lächelnd blickte er ihr nach. Er konnte ihre Rückkehr kaum erwarten.
Anschließend nahm er eine Reihe von Abkürzungen und Geheimgängen, um niemandem zu begegnen, als er Schloss Hogwarts verließ und auf die Ländereien hinaus trat. Ein frischer Herbstwind wehte ihm ins Gesicht und er genoss die letzten Sonnenstrahlen auf seiner Haut. Er schickte seine Magie aus und fand nach kurzer Zeit, wonach er gesucht hatte. Unter einem Ginsterbusch hatte Smaragd einen verlassenen Kaninchenbau bezogen. Als sie seine Magie spürte, streckte sie den grünen, glänzenden Kopf aus dem Laub hervor.
„Ah, meine Teure." Salazar hob Smaragd vom Boden und legte sich die Schlange um den Hals. „Wie ist es dir ergangen?" Es hatte einige Zeit gebraucht, bis er sich unbemerkt hatte heraus stehlen können.
„Du solltest vorsichtig sein", antwortete die Schlange und kitzelte Salazars Nase mit ihrer Schwanzspitze. „Ich habe einen Menschen getroffen, der viel netter ist als du."
Salazar schmunzelte. „Und? Wer ist der Glückliche?"
„Er heißt Hagrid. Ich stelle ihn dir vor, damit du von ihm lernen kannst."
Salazar lächelte. „Weise mir den Weg und ich gehe wohin du möchtest."
Er folgte den Beschreibungen seiner Schlange zu einer einfachen Hütte, die mit einem Dach aus Stroh gedeckt war. Ein großer Garten, voller liebevoll gepflegter Pflanzen, vervollständigte das idyllische Bild. Im Garten arbeitete ein wahrer Hüne von Mann. Seine Hände waren groß wie Schaufeln, doch hinter dem dem wilden Bart und Haar blitzten die dunklen Augen warm und freundlich. Salazar hatte den Mann bereits bei seiner Anreise nach Hogwarts kennen gelernt. Er war es gewesen, der die Erstklässler über den See geleitet hatte. Um ihn herum scharwenzelte ein großer Hund mit schwarzem, samtigen Fell und schnüffelte im Garten umher.
„Ah, du musst Harry Potter sein", sagte Hagrid erfreut und rammte eine Harke in die Erde. „Kannte deine Eltern. Nette Leute." Er schüttelte Salazar die Hand und es knackte vernehmlich. „Ich wollt' dir eigentlich die Winkelgasse zeigen. Hatte mich schon drauf gefreut. Aber dann wollte Dumbledore es selber machen. Ich hoffe, es war ein schöner Tag für dich, Harry?"
„Ja, das war es", antwortete Salazar. „Danke, Hagrid."
Der Blick des Halbriesen fuhr zu der Schlange um Salazars Hals. „Das ist deine Schlange? Schönes Tier. Und sehr zutraulich. Hat letzte Nacht bei mir geschlafen. Versteht sich gut mit Fang."
Der Saurüde kläffte, als er seinen Namen hörte und Hagrid kraulte ihm den Kopf.
Salazar lächelte. „Sie heißt Smaragd. Es freut mich jemanden zu treffen, der keine Angst vor ihr hat."
Hagrid winkte ab. „Tiere wollen nie was Böses. Manchmal verstehen Menschen sie falsch und machen ihnen Angst. Und es kann ja keine Schlange was dafür, dass ihre Art durch Leute wie Slytherin oder Du-weißt-schon-wen in Verruf geraten sind. Ich bin sicher, sie haben sich gefreut, jemanden zum Reden zu haben."
Salazar grinste innerlich. „Gewiss."
Er verabschiedete sich von Hagrid und strich Smaragd über die Schuppen. „Du möchtest also mehr Komplimente, meine Teure?"
Die Augen der Schlange blitzten. „Komplimente und ein warmes Bett."
Auch Salazar hatte kein gutes Gefühl, seine Freundin während des Winters im Freien zu behalten. Nun, wahrscheinlich würde das ohnehin nicht nötig sein. Durch Snape im Lehrerstab, dürfte seine Fähigkeit, Parsel zu sprechen, ohnehin bekannt sein.
„Was macht das Schüler spielen?", fragte die Schlange und streckte sich genüsslich den letzten Sonnenstrahlen entgegen.
„Es geht ganz gut. Es ist erstaunlich, was sich alles in der Magie verändert hat." Er blickte über die herbstlichen Wipfel des verbotenen Waldes. „Ich habe meinen Sohn getroffen."
„Deinen Sohn? Ich wusste gar nicht, dass du schon geschlechtsreif bist. Wann wurde er geboren? Kann er auch mit mir sprechen?"
Salazar lachte auf. „Nein, meine Teure. Seit seiner Geburt sind über tausend Jahre ins Land gezogen. Und auch wenn er dich gewiss mögen wird, kann er nicht mit dir sprechen."
Savertin war derjenige, der seine Gabe, mit Schlangen zu sprechen, geerbt hatte. Salazar hoffte, dass zumindest sein Erstgeborener nach dem Tod seine Ruhe gefunden hatte.
Er schüttelte die traurigen Gedanken ab und strich der Schlange über die glänzenden Schuppen. "Hast du Lust, ihn kennen zu lernen?"
Die Schlange neigte den Kopf. "Wenn er nicht allzu langweilig ist ..."
Lachend machte sich Salazar auf dem Rückweg. Er schickte seine Magie vor, um Sanguil und Helena zu benachrichtigen. Er wählte einen Geheimgang, der am Eingang zum Verbotenen Wald mündete, um zurück zum Schloss zu gelangen. Der Eingang befand sich hinter einem dicht bewachsenen Felsen. Auf ein Zischen in Parsel bewegte sich der Fels und innerhalb des Gesteins wurde ein Durchgang sichtbar. Salazar entzündete seinen Zauberstab und gab einen missmutigen Laut von sich, als rote Funken in alle Richtungen sprühten. Seine selbst ernannte Wunderkerze erleuchtete zwar feuchte, aber ansonsten gut erhaltene Mauern. Er folgte dem gut ausgebauten Gang, bis dieser, durch ein weiteres mit Parsel gesichertes Portal geschützt, in eine große Kammer mündete. Einst hatte der Gang, den er gewählt hatte, als Notausgang im Falle eines Angriffs gedient. Die Kammer, die er nun betrat, befand sich unterhalb der Schule und war ebenfalls als Refugium für Notzeiten errichtet worden. Als sich das Portal vor ihm grollend öffnete, starrte er in die Finsternis. Nach und nach entflammten grüne Fackeln an den Wänden und enthüllten ein Gruselkabinett an Geschmacklosigkeiten. Salazar blickte auf überlebensgroße Staturen und auf steinerne Schlangen, die sich bedrohlich an den nackten Wänden wanden. Es roch nach Moder, Schimmel und abgestandener Luft. Ja, bei dieser Einrichtung hatte er sich wahrhaft selbst übertroffen.
Die durchscheinenden Gestalten zweier Geister hielten auf ihn zu. Sanguil führte Helena am Arm. Die Geste verdeutlichte, dass es zwischen den beiden keine Spannungen gab, die die Jahrhunderte überdauert hatten.
Sanguil blickte verlegen umher. "Ich .. .ich war nicht mehr hier unten, nachdem ..."
"Es ist hier unten noch genauso lauschig, wie damals von mir beabsichtigt", sagte Salazar, die Worte vor Ironie triefend. „Der Alterungsprozess hat die Wirkung sogar noch verstärkt."
Helena neigte den Kopf. "Onkel ...", grüße sie leise.
Mit sanfter Stimme wandte sich Salazar an sein Patenkind. "Helena, meine Liebe."
Warm blickten ihn die Augen seiner Nichte an. "Wie schön, dass du wieder hier bist." Beschämt wandte sie sich ab. "Es tut mir leid, dass ich dich so zwischen den anderen Schülern überfallen habe ... Als Sanguil erzählte, dass du zurück bist, weigerte ich mich, ihm weiter zuzuhören und suchte dich so lange, bis ich dich gefunden hatte. Er kam gar nicht dazu, mir zu sagen, dass du deine Identität geheim halten wolltest." Sie biss sich auf die Lippe. "Und so etwas schimpft sich eine Ravenclaw."
Salazar lächelte ihr zu. "Und ich dachte schon, ich müsste mir meinen Sohn noch einmal zur Brust nehmen, was es bedeutet, ein Slytherin zu sein. Dich trifft gewiss keine Schuld, Helena."
Sanguil schnaubte belustigt. "Typisch. Kaum trefft ihr beiden aufeinander, wird sich wieder gegen mich verbündet. Ich möchte betonen, dass sie es war, die nicht zugehört hat."
"Und dir steht es nicht zu, dass Verhalten einer Dame zu korrigieren", bemerkte Salazar mit gespielter Strenge. Er wusste, dass er einen weichen Punkt hatte, was Helena anbelangte. Aber er hatte nun mal nur ein Patenkind. Außerdem wusste Sanguil, wie er ihn zu nehmen hatte. Er hatte die ironischen Wortspiele mit seinem Sohn vermisst.
Sanguil rollte belustigt die Augen. "Jawohl, Vater."
"Wo wird gerade von guter Erziehung sprechen", bemerkte Salazar. "Ich muss euch jemanden vorstellen. Das ist Smaragd. Smaragd, darf ich dir Sanguil, meinen Sohn und Helena, mein Patenkind vorstellen?"
Die Schlange neigte hoheitsvoll den Kopf. "Es ist ihnen erlaubt, mich zu bewundern."
Lachend übersetzte Salazar die Worte seiner Begleiterin und auf den Gesichtern der Geister erschien ein Lächeln.
Liebevoll schüttelte Helena den Kopf. "Hätte ich noch irgendeinen Beweis gebraucht, dass du es bist, Onkel ... Ich bin damit groß geworden, mit deinen Schlangen zu spielen."
"Weitere Schlangen?", fragte Smaragd alarmiert. "Ich bin die eine und einzige!"
"Gewiss, meine Teure", antwortete Salazar und strich über ihren Kopf. "Das ist lange Vergangenheit."
Salazar schritt an den Rand der Kammer, wo sich steinerne Schlangen zu den Formen von Stühlen, Bänken und Tischen gewunden hatten.
"Wie es aussieht, habe ich einiges verpasst, was die Entwicklung Hogwarts betrifft." Er lächelte die beiden Geister gewinnend an. "Ich hatte gehofft, dass ihr mich auf den neuesten Stand bringen könntet."
In den nächsten Stunden erfuhr Salazar viel über die Geschichte Hogwarts. Die Erzählung, wie die Kammer des Schreckens geöffnet und ein Mädchen mit nicht-magischem Hintergrund getötet wurde, sorgte für einen weiteren Wutanfall, der die Wände der Kammer erzittern ließ. Er hatte Veraida als Wächterin des Schlosses eingesetzt. Es war ihre Aufgabe gewesen, über Hogwarts zu wachen. Ein Zauber sorgte dafür, dass sie schlief, wenn sie nicht gerufen wurde, oder sich Hogwarts in großer Gefahr befand. Also hatte ein Parselmund den Zugang zu der Kammer entdeckt. Und er war nicht davor zurückgeschreckt, einen Basilisk auf eine Schülerin zu hetzen. Und Veraida hatte ihm gehorcht. Was nur hatte er ihr erzählt, um sie zu einer solchen Tat zu überreden? Für einen Moment erwog er, Veraida zu wecken. Aber dann verwarf er den Gedanken. Nach so vielen Jahren hatte seine Basiliskendame gewiss gehörigen Hunger. Und er hatte nichts bei sich, um diesen zu stillen.
Die neueren Entwicklungen um Voldemort interessierten Salazar besonders. Helena und Sanguil konnten berichten, dass der Schulleiter dafür bekannt war, gegen den dunklen Zauberer vorzugehen. Beide hielten große Stücke auf ihn, räumten aber ein, dass er der dunklen Kunst gegenüber nicht gerade aufgeschlossen galt. Salazar nickte nachdenklich. Also hatte ihn sein Gefühl nicht betrogen. Er würde gegenüber Dumbledore weiterhin vorsichtig agieren müssen.
„Was ist mit Severus Snape?", stellte er eine weitere Frage, die in in den letzten Tagen beschäftigte.
Ein Ausdruck von tiefem Respekt trat in die Augen seines Sohnes. Das allein war schon bemerkenswert, denn Sanguil war nicht leicht zu beeindrucken. Das musste an dem Umfeld liegen, indem er aufgewachsen war.
"Er arbeitet als Spion für Dumbledores Widerstand", berichtete der Blutige Baron ernst. "Ich habe oft beobachtet, wie er nach einem Treffen mit den Todessern verletzt in seine Kammern wankte. Er dient Dumbledore und seiner Sache unter Einsatz seines Lebens. Außerdem ist er wahrlich ein Meister der Zaubertränke. Selbst seine Kenntnis in der dunklen Kunst ist beachtlich, wenn man bedenkt, wie viel davon verloren gegangen ist." Ein Schatten legte sich über seine durchscheinenden Züge. „Auch wenn letzteres den Schulleiter immer mit Sorge erfüllt hat."
Salazars Augen blitzten, während er die neuen Informationen einordnete. Er hatte noch einige Pläne für Severus Snape. Und Sanguils Bericht spielte ihm bei seinen Zielen in die Hände. Und Dumbledores Angst vor der dunklen Kunst war so groß, dass sie sich sogar gegen Verbündete richtete? Irgendwie schien das zu dem reflektiert agierenden Schulleiter nicht zu passen. Was war passiert, dass eine solche Abneigung entstehen konnte? Sein Blick richtete sich fragend auf Helena. „Hat er dich eigentlich zu dem Vorfall heute Mittag befragt?"
Die Graue Dame biss sich auf die durchscheinende Lippe. „Ja, das hat er. Ich habe, wie du vorgeschlagen hast, gesagt, dass ich eine Wette verloren habe."
„Hat er dir geglaubt?"
Leicht verlegen schaute sie zu Boden. „Er hat akzeptiert, dass ich nicht darüber reden wollte. Es hat geholfen, dass ich habe durchscheinen lassen, dass das Ganze eine peinliche Angelegenheit war."
Salazar lächelte. „Ich bin stolz auf dich."
„Erst Vater in Schwierigkeiten bringen und dann ein Lob ernten, weil du ihn auf seine Anweisung wieder raus geredet hat", murrte Sanguil. Doch ein Lächeln umspielte bei den Worten seine Lippen. „Was mache ich falsch?"
„Du", sagte Salazar mit gespielter Strenge", bist mein Sohn. Für dich gelten andere Regeln."
„Oh, toll", sagte Sanguil ironisch.
Noch lange Zeit saßen sie beieinander und redeten. Salazar genoss die Nähe seiner Familie, bis sein junger Körper erneut nach Ruhe schrie.
XXX
Albus Dumbledore war keinen Schritt weiter. Noch immer war da dieses rätselhafte Jucken in der Nase und nichts wollte helfen. Er hatte Helena befragt. Aber der Geist von Ravenclaw war nicht besonders gesprächig gewesen. Sie hatte etwas von einer verlorenen Wette gemurmelt. Niemals hätte Dumbledore gedacht, dass sich die aristokratisch wirkende Frau auf so etwas einließ. Aber andererseits ... es musste ja einen Grund geben, warum ihr die ganze Sache so peinlich gewesen war.
Ein Ausrutscher passierte jedem Mal. Albus konnte davon ein Liedchen singen. Vor allem in Bezug auf seine Tagesdosis von Zitronenbonbons. Und in einem war er sich sicher: Die Angelegenheit war Helena wirklich peinlich gewesen.
Also hatte er doch seine Erklärungen, oder nicht?
Harry Potter stammte von einem der Gründer ab und Helena Ravenclaw hatte eine Wette verloren. Diese Begründungen waren vollkommen einleuchtend und damit deutlich naheliegender, als die Worte der Grauen Dame ernst zu nehmen. Denn die Alternative in Betracht zu ziehen, hieße das Helena Ravenclaw gelogen hatte. Es würde bedeuten, dass sie in Harry tatsächlich die Wiedergeburt ihres Onkels getroffen hatte. Ein Onkel, bei dem es sich um einen Gründer handelte, anders ließ sich das gefälschte Siegel von Hogwarts nicht erklären. Und es gab nur einen der vier Gründer, der Parsel zu sprechen vermochte.
Wenn er diese Möglichkeit in Betracht zog, war der unumgängliche Schluss das , dass Salazar Slytherin nach Hogwarts zurückgekehrt war.
Es würde Harrys ungewöhnliches Geschick mit Zauberstäben erklären. Es würde erklären, wie Harry die Hauselfen befreit hatte.
Aber hier endeten bereits die Argumente, die für einen solchen Zusammenhang sprachen. Denn Salazar Slytherin hatte Muggel gehasst. Er hatte sich mit Gryffindor zerstritten. Und Harry Potter war mit Hermine Granger und Neville Longbottom befreundet, beides junge Menschen, die der Sprechende Hut nach Gryffindor gesteckt hatte. Und bei Miss Granger handelte es sich zudem um eine Muggelgeborene. Slytherin war ein mächtiger dunkler Zauberer gewesen. Und warum sollte ein solcher Mensch die Hauselfen Britanniens befreien?
Tief in Gedanken versunken, schritt er die lange Treppe von seinem Büro herab. Immerhin war es nie gut, zu spät zum Abendessen zu kommen. Das war nicht gut für die Gesundheit. Außerdem freute er sich auf den Austausch mit den Kollegen und auf den Anblick der Schüler. Er lächelte vor sich hin. Er würde es nie leid werden, Schulleiter von Hogwarts zu sein. Auf dem Weg nach unten fiel ihm auf, dass einige der Rüstungen sehr schön dekoriert waren. War das da ein langer schwarzer Umhang? Und die Rüstung daneben, trug sie etwa einen silberweißen Bart und einen bunten Sternenhut? Schmunzelnd betrachtete Albus diese treffende Imitation der Lehrer von Hogwarts. Das war wirklich ein sehr, sehr schöner Hut.
Albus hatte früh gelernt, dass seine magische Kraft auf andere einschüchternd, wenn nicht erschreckend wirkte. Früher war es nicht leicht gewesen, dass sich Leute in seiner Gegenwart entspannten. Irgendwann hatte er sich dann angewöhnt, sich wie ein verrückter Großvater zu gebärden. Das half anderen dabei, mit ihm umzugehen. Seitdem wurde er sogar hin und wieder unterschätzt und das war etwas, an dem er seine Freude hatte, weil es bisher so selten in seinem Leben vorgekommen war. Aber am aller wichtigsten: Er gefiel sich in der Rolle.
Kurzentschlossen nahm er seinen eigenen Hut und tauschte ihn gegen den der Ritterrüstung aus.
Ein Kichern tönte aus einem nahen Korridor zu ihm heran. Dumbledore schmunzelte. „Mr. Fred und George Weasleys? Ich muss ihnen gratulieren. Sie haben wirklich einen guten Geschmack."
Aus dem Schatten des Korridors lugten zwei identisch grinsende Jungen hervor. Als Dumbledore die beiden Unruhestifter erblickte, ließ eine plötzliche Idee seine Augen funkeln. „Ich bin mir sicher, Mr. Potter wäre sehr erfreut, wenn er das Ziel eines solchen Streiches werden würde", sagte er augenzwinkernd. Als würde er nachdenken, legte er einen Finger an sein Kinn. „Mir scheint, die Große Halle wäre ein geeigneter Ort."
Die rothaarigen Jungen blickten ihn verblüfft an, tauschten einen Blick und nickten dann eifrig.
Mit einem letzten Winken in die Richtung der Zwillinge setzte Dumbledore seinen Weg fort.
Er war gespannt, wie Harry mit einem Streich der Zwillinge zurecht kommen würde. Natürlich würde er dafür sorgen, dass sie es nicht übertrieben. Harry war ein Erstklässler. Und ganz gleichgültig wie viele Geheimnisse den Jungen umringen mochten, bisher hatte er sich nichts zu Schulden kommen lassen. Dumbledore wünschte sich von ganzem Herzen, dass Harry seine Zeit in Hogwarts genießen könnte. Und wer wusste das schon? Vielleicht konnte ein gutwilliger Scherz sogar dazu beitragen? Humor sagte viel über den Charakter aus.
Voldemort hatte zumindest keinen.
Und wenn er darüber nachdachte, auch Cornelius Fudge nicht.
Selbstzufrieden vor sich hin summend, freute er sich umso mehr auf sein Abendessen.
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Harry Potter und die Rückkehr des Schlangenlords
FanfictionABGESCHLOSSEN In dem Moment, als der Todesfluch die Stirn von Harry Potter traf und eine Narbe in die Stirn des Kleinkindes ritzte, geschah noch etwas anderes. In jenem Moment, als die Grenze zwischen Leben und Tod verwischte und die Zeit keinen Nam...