Nach Zaubertränke begleitete Salazar Daphne, Theodore und Blaise auf einem Erkundungsgang durch das Schloss. Nach seinem einprägsamen Erlebnis in Verwandlung war ihm nur zu bewusst, dass er sich mit der neuen Anordnung der Räume vertraut machen musste. So wurde es etwas später, bis sie den Gemeinschaftsraum von Slytherin betraten. Salazar spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Es herrschte eine seltsame Stimmung im Raum, sämtliche Blicke waren auf ihn gerichtet.
Ein älterer Junge mit dunklem Haar trat ihnen in den Weg und verschränkte die Arm vor der Brust. „Die anderen Erstklässler erzählen, dass dir Severus Snape Punkte abgezogen hat. Stimmt das, Potter?"
„Ja", antwortete Salazar. „Das ist richtig."
Die Augen des Jungen verengten sich. „Professor Snape zieht nie Punkte von Slytherin ab. Er verteidigt uns gegen die anderen Häuser. Für alle anderen sind wir nämlich die Schuldigen, wenn irgendetwas passiert. Unser Hauslehrer aber hält immer zu uns. Was hast du getan, damit er dir Punkte abzieht?"
Wütend trat Blaise vor. „Harry hat uns geholfen! Ohne seine Hilfe wäre mein Trank nicht halb so gut geworden!"
Daphne nickte. „Auch wenn Blaise es etwas ... emotional ausgedrückt hat, hat er recht. Harry hat nichts getan. Snape war ihm gegenüber unfair."
Theodore nickte, beobachtete das Geschehen jedoch aufmerksam. Das hatte er gemeinsam mit dem gesamten Gemeinschaftsraum. Malfoy grinste hämisch. Salazar konnte sich denken, wem es eine ganz besondere Freude gewesen war, weiterzuerzählen, wem Snape Punkte abgezogen hatte.
Er erwiderte den Blick des scheinbar älteren Schülers. „Ich kann mir das Verhalten von Professor Snape erklären. Er macht nur allzu deutlich, dass ich seiner Meinung nach, nicht nach Slytherin gehöre. So sehr, dass der Schutz, den er euch gewährt, für mich nicht gilt. Mehr noch, indem er mir, als einzigen Slytherin Punkte abzieht, sorgt er dafür, dass genau dies hier geschieht: Ihr wendet euch gegen mich. Gegen euren eigenen Hausgenossen."
Fragend blickte er sich im Gemeinschaftsraum um. Kann mir jemand sagen, welche Gründe unser Hauslehrer für sein Handeln haben könnte?"
Mit einem Mal herrschte Stille. Die Blicke, die bis eben noch auf ihn gerichtet waren, mieden ihn plötzlich. „Interessant", sagte Salazar leise. „So geheim scheint das Geheimnis nicht zu sein."
„Was denkst du, eigentlich?", fuhr eine ältere Slytherin auf. „Du bist Harry Potter! Und Professor Snape ..."
Ein hektisches Flüstern ertönte und die Sprecherin ließ ihren Satz unbeendet. Aber Salazar hatte genug gehört.
„Professor Snape unterstützte im letzten Krieg also die andere Seite? Und er tut es noch?"
Bleierne Stille antwortete ihm.
Mit einem wissenden Lächeln blickte Salazar von einem zum anderen. „Dann liegt es wohl an euch, zu entscheiden. Werdet ihr der Vorgabe eures Lehrers folgen? Auch, wenn der Dunkle Lord fort ist und der Krieg, den der Professor noch immer kämpft, seit zehn Jahren beendet ist? Oder werdet ihr nach vorne blicken? Auf andere Möglichkeiten setzen, neue Bündnisse schmieden, um eure Pläne umzusetzen? Severus Snape ist der Hauslehrer von Slytherin. Aber wir, die wir hier stehen, entscheiden die Zukunft der magischen Welt." Er lächelte leicht. Und ich kann euch versprechen, dass der Name Harry Potter in dieser Zukunft eine Rolle spielen wird." Sein forschender Blick glitt durch die Reihen der Schüler. „Was denkt ihr, ist auf Dauer wichtiger? Welcher Weg ist der listigere, leichtere, welcher verschafft euch mehr Ressourcen und Bündnisse? Kurz, welcher Weg wird euch dauerhaft euren Zielen näher bringen? Es ist eure Wahl."
Es war ein vertrautes Gefühl, dutzende von Slytherin an seinen Lippen hängen zu sehen. Salazar war dankbar, dass es ihm noch immer so leicht fiel wie früher, die Aufmerksamkeit seiner Schlangen zu erregen. Während seiner Worte waren die Mienen der Schüler immer nachdenklicher geworden. Als er geendet hatte, war die Feindseligkeit verschwunden.
Blaise, Theodore und Daphne starrten ihn aus großen Augen an. Der ältere Slytherin reichte ihm die Hand. „Adrian Pucey. Ich bin Jäger im Quidditch-Team von Slytherin."
Salazar lächelte. „Sehr erfreut."
Kurz entschlossen schritt er zu einem freien Tisch und holte seine Bücher hervor. „Wo wir das geklärt haben ... kann ich jemanden bei seinen Hausaufgaben helfen?"
Eine ältere Slytherin beäugte ihn kritisch. „Das war eine beeindruckende Rede, Potter. Aber du bist ein Erstklässler in deiner ersten Woche."
Milde belustigt winkte Salazar sie näher heran. „Ich bin mir sicher, dass ich dennoch das ein oder andere beitragen kann."
Flint schlenderte vor, setzte sich großspurig neben Salazar und holte sein Kräuterkunde-Buch hervor. „Oh, wenn das so ist, Potter. Ich nehme gerade in Kräuterkunde die Kreischbeißer-Pflanze durch. Professor Sprout erfragt in einem Aufsatz, was bei der Pflege zu beachten ist. Du kannst mir sicher helfen?"
Ruhig erwiderte Salazar Flints hämischen Blick. „Aber natürlich. In freier Wildbahn leben Kreischbeißer häufig in der Symbiose mit Drachen. Besonders häufig sind sie in der Umgebung von Drachennestern zu finden. Die Pflanzen gedeihen besonders gut, wenn sie mit Drachendung gedünkt werden. Im Gegenzug verteidigen die Pflanzen das Nest, wenn sich die Drachenmutter auf der Jagd befindet. Sie sind gegen hohe Temperaturen weitgehend unempfindlich und bevorzugen einen Ort mit hoher Sonneneinstrahlung. Von Hexen und Zauberern herangezogen, können sie auch ihnen ihre Loyalität angedeihen lassen und Haus und Garten gegen Eindringlinge verteidigen. Der Name dieser Pflanze ist nämlich durchaus zutreffend. Ein Eindringling wird zunächst durch ein durchdringendes Kreischen gewarnt. Sollte das nicht helfen, ist die Pflanze in der Lage, sich durchaus schmerzend in Knöcheln und Waden zu verbeißen."
Flint lachte dröhnend. „Das hast du dir schön ausgedacht, Potter. Als wenn nur ein Wort davon wahr wäre! Du bist in der ersten Klasse! Als wenn du wüsstest, was wir in der fünften durchnehmen."
Puces legte seinem Mannschaftskollegen eine Hand auf die Schulter. „Potter hat recht, Marcus", sagte der ältere Junge schlicht.
„Was? Du ... du willst mich veralbern!"
„Wir haben die Kreischbeißer vorletztes Jahr durchgenommen", sagte der ältere Junge. „Ich hätte es nicht mehr auswendig sagen können, aber wo Potter es erwähnt ...
Zwei ältere Mädchen blickten sich an. „Das stimmt."
Flint erhob sich ruckartig und verließ Salazars Tisch. Bleiernes Schweigen folgte.
Salazar lächelte ironisch in die Runde. „Wie schön, dass ich helfen konnte."
Vorsichtiges Lachen ertönte und die Spannung im Raum ließ nach. Eine Drittklässlerin trat mit einem nervösen Lächeln an seinen Tisch. „Ich hätte da wirklich eine Frage ...?"
Salazar lächelte ihr aufmunternd zu.
Im Laufe des Abends sammelten sich immer mehr Slytherin um seinen Tisch. Einige hatten Fragen. Andere waren neugierig. Und andere verbanden mit ihrer Anwesenheit bereits eine politische Aussage. Letztendlich hatte ihm Snape in die Hände gespielt. Ein weiteres Mal spürte Salazar das Gleichgewicht in Slytherin zu seinen Gunsten kippen. Er lächelte leise in sich hinein. Und das war erst der Anfang.
Als es im Gemeinschaftsraum ruhiger wurde, entschuldigte sich Salazar in Richtung der Jungenschlafsäle. Doch noch bevor er dort angekommen war, wirkte er einen Desillusionierungszauber auf sich und verschwand ungesehen durch das Portal nach draußen.
Zu seinem Glück hatte sich die Position der Küche nicht verändert. Sie lag noch immer in der Nähe der Kerker, gleich angrenzend an den Gemeinschaftsraum von Hufflepuff. Helga hätte es sicher gefreut, das manche Dinge beim Alten geblieben waren.
Salazar klopfte höflich, bevor er die Küche von Hogwarts betrat. Was ihn erwartete, war der vertraute Duft von frischem Teig, von brutzelndem Fleisch, von Gewürzen, cremigen Soßen und hundert anderen Gerüchen, die dich in dem hellen, großen Raum zu einem heimeligen Willkommensgruß vermischten. Dutzende von Hauselfen kneteten, rührten, schnitten, oder brüteten nachdenklich über Rezepten. All das war vertraut. Bis auf die Tatsache, dass die Elfen fast nackt waren. All ihre Arbeiten verrichteten sie mit nichts als einem Handtuch, das sie um ihre schmalen Hüften knoteten.
Auf dem Handtuch prangte das Wappen von Hogwarts wie ein Brandzeichen. Und Salazar hatte das ungute Gefühl, dass es genau so gemeint war.
Eine kleine Hauselfe mit großen, blauen Augen wandte sich ihm mit einem freundlichen Lächeln zu. „Was kann Tipsy für Schüler tun?"
„Hallo Tipsy", grüßte Salazar freundlich. „Hast du einen Augenblick Zeit, mir ein paar Fragen zu beantworten?"
Die Hauselfe nickte, sodass ihre Ohren schlackerten. „Tipsy hat immer Zeit für Schüler. Tipsy ist da, um Schülern und Lehrern von Hogwarts zu dienen."
Zu dienen? Ihre Wortwahl gefiel Salazar ganz und gar nicht.
„Wie kommst du auf den Gedanken, dass du hier bist, um irgendjemandem zu dienen?", fragte Salazar betont ruhig.
Die Hauselfe blickte ihn verwirrt an. „Aber Hauselfen dienen. Und Tipsy dient in Hogwarts."
Salazar holte tief Luft. „Wie lange ist das schon so?"
Tipsys Ohren zuckten. „Schon immer?"
Salazar blickte dem Wesen in die Augen. „Weißt du was die Anderswelt ist?"
Etwas wehmütiges Lächeln schlich sich in die blauen Augen der Hauselfe. „Unsere Heimat?"
Salazar nickte. „Ich möchte dir etwas erzählen, Tipsy. Es gibt Wesen, die nur in der Anderswelt existieren können. Die sie nicht aus eigener Kraft verlassen können. Einst gehörten die Hauselfen zu diesen Wesen. Sie benötigten Magie, um außerhalb zu existieren und Helga Hufflepuff bot ihnen diese Magie, damit sie in dieser Welt Gestalt annehmen konnten. Es war ein Tausch. Magie und somit ein Leben in dieser Welt, gegen eure Hilfe im Haushalt von Hogwarts. Im Laufe der Zeit habt ihr euch mit Schülern angefreundet. Ihr habt euch mit ihrer Magie verbunden und seit mit ihnen weitergezogen, nachdem sie ihre Ausbildung vollendet hatten. Andere verweilten hier und blieben dem alten Handel treu. Es war ein Handel zum gegenseitigen Nutzen. Zwischen gleichberechtigten Partnern. Niemand diente irgendwem." Er trat vor, suchte in ihrem Gesicht nach einer Antwort. „Was hat sich seitdem geändert?"
Die Hauselfe blickte ihn aus großen Augen an. „Tipsy wusste nicht ...", flüsterte sie. „Tipsy hatte keine Ahnung ..." Mit leuchtenden Augen blickte sie zu ihm auf.
„Wie heißt weiser Schüler?"
Salazar zögerte. Für einen Augenblick war er versucht, seinen früheren Namen zu nennen. Doch die Hauselfen schienen, im Gegensatz zu den Kobolden, ihre eigene Geschichte vergessen zu haben.
„Harry Potter", antwortete er.
Tipsy strahlte ihn an. „Danke, Harry Potter, Sir."
Salazar beugte sich zu dem Wesen herab. „Nicht Sir, bitte nenne mich Harry."
Die Hauselfe strahlte. „Harry und Tipsy."
„Du weißt viel über unsere Geschichte, junger Mann."
Salazar blickte auf und sah sich einem uralten Hauselfen gegenüber. Seine Stimme klang knarrend wie eine alte Eiche und sein Haar war weiß und so dünn, dass es beinah durchscheinend war. Vom Alter trübe Augen blickten in die seinen. „Es stimmt, dass wir aus der Anderswelt stammen. Und wie fast alle Feenwesen vermögen wir es, Wahrheit von Lüge zu unterscheiden." Er trat näher, der lange Kochlöffel, den er als Stütze verwendete, klickte auf dem Boden. „Du sprichst die Wahrheit. Doch zu welchem Zweck?"
„Ich wünsche mir, dass es so wird, wie es früher einmal war. Das wir uns auf gleicher Ebene und mit Respekt begegnen."
„Wir brauchen die Magie der magischen Familien, um in dieser Welt existieren zu können."
„Und die magischen Familien haben sich so lange an eure Hilfe gewöhnt, dass es schwer für sie werden wird, ohne euch auszukommen, nicht wahr?" Salazars Augen blitzten. „Erinnern sie sich überhaupt daran? Das ihr von ihrer Magie zehrt?"
Der alte Hauself schüttelte den Kopf. „Sie haben es schon lange vergessen. Und wir tun gut daran, sie nicht daran zu erinnern. Sie behandeln uns schon so wie den Dreck unter ihren Füßen."
„Wenn ihnen aber gar nicht mehr bewusst ist, dass sie für eure Dienste etwas geben ...s eid ihr dann nicht in der stärkeren Position, wenn ihr droht, diese einzustellen?"
„Die Elfen, die in den Diensten von magischen Familien stehen, haben einen Eid zu unbedingtem Gehorsam geleistet. Sie können nicht aus eigenen Stücken handeln und sie müssen tun, was ihnen aufgetragen wird."
Jähe Wut erfasste Salazar. „Gut, dann sollen sie sich an Hogwarts binden. Meine Erlaubnis zumindest haben sie. Das Schloss zieht seine Magie selbst aus einer Verbindung zur Anderswelt. Die Magie eurer Heimat sollte stärker sein als jeder Eid, den ihr in dieser Welt geschworen habt. Keine Hexe und kein Zauberer wird das verhindern können. Und was dann geschieht ... ist allein eure Entscheidung."
Erstaunen breiteten sich auf den Zügen von Tipsy aus. „Wir können uns einfach mit der Magie von Hogwarts verbinden? Alle Elfen? Auch die, die woanders dienen? Ohne Eid? Ohne irgendetwas?"
Salazar nickte, Entschlossenheit in den Augen. „So war es von Anfang an konzipiert."
Tipsy begann, mit glänzenden Augen auf und ab zu hüpfen.
Langsam breitete sich ein Lächeln über den Zügen des alten Hauselfen aus. „Das wird unsere Situation komplett verändern."
XXX
„Kräuterkunde ist ja schön und gut", murmelte Blaise während er mit einem Tuch seine dreckigen Finger bearbeitete. „Aber reicht das Wissen, wie man mit Pflanzen umgeht, nicht aus? Ich meine, für den Rest gibt es Hauselfen."
Sie hatten gerade die Gewächshäuser hinter sich gelassen und die frische Brise des herbstlichen Spätnachmittags war nach der Schwüle der Gewächsanlagen eine Wohltat. In der Kräuterkunde hatte sich wenig seit Salazars Zeiten verändert und so gab es kaum etwas, dass Professor Sprout ihm noch beibringen konnte. Aber nichtsdestotrotz strahlte die Hauslehrerin von Hufflepuff eine ansteckende Freundlichkeit und gute Laune aus, die es leicht machte, ihr zuzuhören.
Daphne streckte sich ausgiebig, bevor sie sich Blaise mit einer hochgezogenen Augenbraue zuwandte. „Ich mag es, von Pflanzen umgeben zu sein. Davon abgesehen, habt ihr überhaupt noch einen Hauself? Mum schreibt, dass sich unserer verabschiedet hat."
Blaise zuckte mit den Schultern. „Unsere Hauselfe ist noch da. Aber Mum hat Pretty auch immer wie eine Trophäe behandelt. Ich wette, sie flippt total aus, dass sie ihr jetzt Kostüme anziehen kann, die zu ihren Kleidern passen, wo sie keine Angst mehr haben muss, sie damit zu befreien."
„Dad hat auch geschrieben, dass unserer fort ist", meinte Theodore. „Aber wir sind ja auch nur zu zweit. Und Dad mag es, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Unser Hauself hatte nie viel zu tun. Dad meint, er und Cooks hätten sich darüber unterhalten. Es war das erste ernstere Gespräch, dass er überhaupt mit ihm geführt hat. Er schreibt, er hätte gar nicht gewusst, dass wir einen so klugen Hauselfen haben."
„Da hat man ihn gerade zu schätzen gelernt und schon ist er fort, tut mir leid für dich und deinen Dad", meinte Blaise aufrichtig. „Aber komisch ist es schon. Das plötzlich alle Hauselfen verschwinden. Als wenn ihnen jemand gesagt hätte, wie sie sich selbst befreien können. Aber wer sollte so etwas tun? Hauselfen sind doch total praktisch."
Salazar wollte zu einer Antwort ansetzen, als aus dem nichts ein kleiner Hauself erschien und ihn enthusiastisch umarmte. „Harry Potter, Sir hat Dobby befreit! Dobby ist Harry Potter, Sir auf ewig dankbar!"
Dobby?", fragte Theodore nachdenklich. „Ist das nicht der Hauself der Familie Malfoy?"
Ein schadenfrohes Lächeln breitete sich auf Daphnes Zügen aus. „Kein Wunder, dass der abgehauen ist."
„Ich habe dich nicht befreit, Dobby Wenn, dann hast du das selbst getan", sagte Salazar sanft,
Tennisballgroße Augen strahlten ihn an. „Aber Dobby wusste nicht wie, bis Harry Potter, Sir es gesagt hat."
Blaise starrte ihn mit offenem Mund an. „Du warst das? Du hast die Hauselfen befreit?"
Salazar setzte einen verwirrtes Gesichtsausdruck auf. „Ich habe mich mit ein paar Hauselfen unterhalten. Irgendwie kam das Gespräch darauf und ich habe gefragt, warum sie nicht nach Hogwarts gehen, wenn sie sich dort wohler fühlen."
„Und Dobby hat es versucht und er hat gemerkt, dass er nach Hogwarts gehen konnte! Harry Potter, Sir ist ein Held!"
Verlegen strich sich Salazar durch das Haar. „Ich hatte ja keine Ahnung ...", log er.
Daphne schnaubte belustigt. „Harry Potter befreit in seiner ersten Woche in Hogwarts durch Zufall alle Hauselfen Britanniens. Das wird den alten Familien nicht gefallen, weißt du?"
„Apropos", sagte Blaise gedehnt. Er nickte mit dem Kopf in Richtung Malfoy. Es war schwer zu sagen, wie lange der Junge dort schon stand und ihr Gespräch mit bekommen hatte. Doch seine Wangen waren gerötet und seine Augen blitzten vor Hass. „Ich hätte mir denken können, dass du dahinter steckst, Potter", schnarrte er. „Das wird Folgen haben, das versichere ich dir."
Salazar lächelte dem blonden Slytherin zu. „Ah, wie schön, dass du dich dazu entschlossen hast, nicht gleich mit Beleidigungen um dich zu werfen." Seine Augen verengten sich. „Jetzt hoffe ich nur, dass sich die angedrohten Folgen als genauso durchdacht entpuppen werden."
„Warte nur ab", zischte der blonde Junge. Ruckartig wandte er sich ab und stolzierte, Crabbe und Goyle im Schlepptau, in Richtung Schloss davon.
Dobbys Augen funkelten entschlossen. „Dobby wird Harry Potter, Sir beschützen! Alle Hauselfen werden! Ehemaliger, junger Herr Malfoy hat keine Chance!"
„Ich freue mich, das zu hören, Dobby", stellte eine ruhige Stimme fest." Trotzdem sollten wir Mr. Malfoy vielleicht nicht noch mehr aufbringen, was meinst du?"
Salazar stöhne innerlich. Er hob den Blick und begegnete den funkelnden Augen von Albus Dumbledore. Der Schulleiter hatte das unheimliche Talent, in exakt den Situationen aufzutauchen, indem er ihn am wenigsten gebrauchen konnte.
„Aber der ehemalige, junge Herr Malfoy ist nun mal ein Sklaventreiber, Dumbledore, Sir. Aber jetzt nicht mehr. Denn Dobby ist nicht mehr sein Sklave!", verkündete der Hauself stolz. „Denn Harry Potter, Sir hat ihn gerettet!"
Hilflos blickte Salazar in Dumbledores Richtung. „Ich habe nur gefragt, warum sie nicht nach Hogwarts kommen. Ich bin bei Muggeln groß geworden. Ich wusste gar nicht, dass es ein Problem geben könnte!"
„Nun, scheinbar gab es keines", gluckste Dumbledore. „Und das, mein Junge, ist das eigentliche Phänomen an der Sache." Blaue Augen blickten ihn durchdringend an. „Es ist wirklich faszinierend, wie du die Regeln der Magie brichst, als wären sie gar nicht existent. Wer weiß ...", fuhr der Schulleiter sinnend fort. „Vielleicht existieren sie für dich tatsächlich nicht?"
Salazar schluckte.
Vom Schlossportal schwebte ihnen eine durchscheinende Gestalt entgegen, Helena Ravenclaw hielt direkt auf Salazar zu. In dem falkenhaften Blick, den Rowenas Tochter ihm zuwarf, fühlte er sich an die Mutter erinnert.
„Onkel?", fragte sie misstrauisch.
Bei den Wesen der Anderswelt! Was hatte er verbrochen, dass er derart bestraft wurde!? Innerlich schimpfend wandte sich Salazar an sein Patenkind. Wenn Sanguil sie schon unterrichtete, warum bat er sie dann nicht, Stillschweigen in der Öffentlichkeit zu bewahren? Der Junge war immerhin ein Slytherin!
Er blickte hinter sich und als er dort niemanden sah, den sie hätte meinen können, setzte er eine verwirrte Miene auf. „Äh ...Onkel? Ich heiße Harry. Harry Potter."
Helena schwebte nun direkt vor ihm und starrte ihm ins Gesicht. Als sie sich nicht anschickte, zu antworten, lächelte Salazar verlegen. „Und ... wer sind Sie?"
Als Helena noch immer nicht antwortete, sprang Theodore ein. „Das ist die Graue Dame. Sie ist der Hausgeist von Ravenclaw. Mutter hat mir von ihr erzählt. Sie spricht so gut wie nie mit Schülern."
Blaise senkte die Stimme. „Ist sie ..." Unauffällig tippte er sich gegen die Schläfe.
Theodore zuckte mit den Schultern. „Ich glaube nicht ... aber wo sie so wenig redet ... wer weiß."
„Vielleicht ist sie auch nur tief in Gedanken", schlug Salazar vor. „Als Hausgeist ist sie bestimmt eine Ravenclaw." Er suchte und fand ihren Blick. "Später, meine Liebe. Treffen wir uns heute Abend in der Kammer?", fragte er sie in Gedanken. „Und sollte der Schulleiter dich vorher fragen, dann hast du eine Wette verloren, in Ordnung?"
Seine Nichte blickte ihn lange an. Ihre Augen funkelten vor unterdrückter Freude. Dann schlich sich ein verlegener Ausdruck auf ihr Gesicht. Rasch wandte sie sich um und flog davon.
Blaise blickte ihr sinnend nach. „Ich schätze, wir haben sie beleidigt, Jungs."
Theodore grinste entschuldigend. „Welcher Geist, der noch ganz bei Trost ist, nennt einen Erstklässler Onkel?"
Amüsiert blickte Daphne Salazar an. „Wie es scheint, mögen dich Geister, Harry."
Salazar schauderte. „Wunderbar. Und ausgerechnet die Gruseligsten von ganz Hogwarts. Warum kommt nicht der Mönch von Hufflepuff für ein Schwätzchen vorbei?"
Die anderen lachten und bald war die Angelegenheit vergessen.
Nur Dumbledore beobachtete ihn weiter über die Gläser seiner Halbmondbrille. Salazar entschuldigte sich bei seinen Klassenkameraden und hielt auf den Schulleiter zu.
Der alte Zauberer empfing ihn mit einem großväterlichen Lächeln. „Es ist herrliches Wetter, heute, meinst du nicht auch, Harry? Was meinst du, hast du Zeit, für einen kleinen Spaziergang mit mir?" Er deutete fragend in Richtung des Sees.
Salazar lächelte schüchtern. „Gerne, Sir."
Eine Weile gingen sie nebeneinander her. Dumbledore summte leise, während sie an den Ufern des Sees entlang schritten
„Entschuldigen Sie, Sir", sagte Salazar schließlich zerknirscht. Das mit den Hauselfen bedeutet bestimmt eine Menge Papierkram für Sie."
Schmunzelnd winkte Dumbledore ab. „Mach dir mal um den Papierkram keine Gedanken, Harry. Um ehrlich zu sein, hast du mir einen Gefallen getan. Jetzt sind alle Hauselfen befreit, ohne, dass ich dafür verantwortlich bin." Er zwinkerte Salazar verschwörerisch zu. „Wenn ich tatsächlich dahinter gesteckt hätte, hätte ich mir jede Menge Ärger eingehandelt. Aber so kann ich magisch schwören, dass ich mit der Sache nichts zu tun habe." Für einen Moment lagen die Augen des Schulleiters aufmerksam auf seinem Gesicht. Salazar lächelte verwirrt und der silberhaarige Zauberer fuhr fort. "Ich hatte schon lange überlegt, wie ich die Situation für die Hauselfen verbessern könnte. Vielen von ihnen ging es nicht gut, weißt du?"
Salazar schüttelte den Kopf. „Äh ... nein, Sir. Ehrlich gesagt nicht."
Dumbledore gluckste wohlwollend. „Umso schöner, dass es sich so gefügt hat, nicht wahr?
Ich frage mich nur ... weißt du, ein Hauself kann nicht einfach so seine Stelle wechseln. Sie haben mit ihren Besitzern einen magischen Vertrag geschlossen. Außerdem bräuchten sie natürlich die Erlaubnis, in Hogwarts anzufangen." Aus blitzenden Augen blickte ihn der Schulleiter an. „Die Frage ist, wer Ihnen eine solche Erlaubnis gegeben haben könnte ..."
„Wäre das nicht Ihre Aufgabe, Sir?"
Der Schulleiter strich sich über den silbernen Bart. „Weißt du, Harry, hätte ich die Hauselfen einfach nach Hogwarts einladen können, hätte ich das schon lange getan. Aber so einfach ist das nicht ... Du musst wissen, in Hogwarts wirkt sehr alte Magie, die bis zu den Gründern zurückreicht. Keiner von uns heute lebenden Hexen oder Zauberern versteht genug davon, um so etwas zu bewerkstelligen."
„Selbst Sie nicht?", fragte Salazar arglos.
Dumbledore lachte gutmütig. „Selbst ich nicht, mein Junge. Die Frage ist eher ... ob du nicht etwas davon verstehen könntest." Blaue Augen blickten forschend in die seinen. „Immerhin hast du auch ein sehr schönes Hogwarts-Siegel hergestellt."
Salazar lächelte leicht verlegen, während er den Blick auf den Boden geheftet ließ. „Das ist ganz gut geworden", nuschelte er mit kaum verhohlenen Stolz.
Noch immer spürte er Dumbledores Blick auf sich. „Weißt du ... eigentlich kann man ein magisches Siegel nicht fälschen. Es sei denn, man fälscht es gar nicht, sondern hat die Berechtigung, es zu benutzen."
Salazar starrte ihn aus großen Augen ratlos an.. Dann, als käme ihm ein plötzlicher Gedanke, leuchteten seine Augen auf. „Sir, stammen meine Eltern vielleicht von einem der Gründer ab? Würde das es erklären?"
Dumbledore betrachtete ihn nachdenklich. „Vielleicht- ... vielleicht würde es das ..."
Seine blauen Augen blickten eindringlich in die seinen. „Aber es erklärt nicht, warum dich Helena Ravenclaw ihren Onkel nennt."
„Helena wer?"
„Die Graue Dame, Harry", sagte Dumbledore langsam.
Salazar runzelte die Stirn. „Helena Ravenclaw, wie Rowena Ravenclaw?"
„Ja,", sagte Dumbledore und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Sie ist die Tochter der Gründerin von Ravenclaw."
Salazars Augen weiteten sich vor Staunen. „Cool", sagte er schließlich.
Dumbledore schmunzelte. Doch noch immer lag sein Blick scharf auf Salazars Gesicht. „Das heißt, du hast keine Erklärung für ihr rätselhaftes Verhalten?"
Salazar schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung, Sir."
Der Schulleiter seufzte. „Nun, dann werden wir dieses Rätsel wohl nicht ergründen können. Aber ich schätze, ich habe dich lange genug aufgehalten. Du willst bestimmt zu deinen Freunden zurück."
Salazar lächelte. „Es war nett, sich mit Ihnen zu unterhalten, Sir."
Dumbledore blickte ihn über die Gläser seiner Halbmondbrille hinweg an. „Oh, glaube mir, das Vergnügen lag ganz auf meiner Seite ..."
XXX
Aus funkelnden Augen beobachtete Albus Dumbledore, wie der Junge hastig in Richtung des Schlosses rannte, um seine Freunde einzuholen. So ein liebenswerter Junge .. .wenn es da nicht so viele Ungereimtheiten gegeben hätte, die ihn stutzig machten. Erst das Siegel, dann die Sache mit den Zauberstäben und schließlich die Befreiung sämtlicher Hauselfen Britanniens. Harry hatte natürlich recht. Würde er tatsächlich von den Gründern abstammen, könnte das sowohl seine auffällige magische Begabung, als auch seine Berechtigung erklären, Siegel einzusetzen und Hauselfen einzuladen.
Natürlich war eine solche Verwandtschaft über James Potters Seite undenkbar. Es gab keinen Weg, dass der Unruhestifter während seiner Zeit in Hogwarts nicht auf dieses Geheimnis gestoßen wäre. Aber Harrys Mutter ... Lily war immer eine vorbildliche Schülerin gewesen. Für sie hatte es keinen Grund geben, sich nicht an die Regeln zu halten. Und wenn ihre Linie davor durch eine lange Reihe von Squibs geprägt gewesen wäre ..." Nachdenklich strich sich Dumbledore über den langen Bart. Es war durchaus möglich ... sogar plausibel
Es war nur ...
Es waren sehr viele Zufälle auf einmal. Und die Erklärung war von niemanden gekommen, als von Harry Potter selbst. Von dem Jungen, der sich in einer durchaus verdächtigen Lage befand. Aber er hatte sich die Antwort nicht zurechtgelegt ... die Idee war ihm ganz natürlich im Laufe des Gespräches gekommen ... oder?
Albus Dumbledore hielt sich in aller Bescheidenheit für einen mehr als guten Menschenkenner. Von Harrys Seite hatte er während des ganzen Gespräches nichts als ehrliche Verwirrung und Verlegenheit bemerkt ... und doch ... und doch ...
Kam es ihm nur so vor, oder wirkte der Junge in der Großen Halle vollkommen anders?
Vor sich hin murmelnd blickte er hinaus auf den See, wo der Riesenkrake behaglich im Wasser planschte. Irgendetwas war da ... es war eher ein Gefühl, als irgendetwas anderes. Wie ein Jucken in der Nase und es half nicht, dass man sich kratzte.
Irgendetwas war da mit Harry Potter. Und Albus würde erfahren, was es mit diesem Jungen auf sich hatte.
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Harry Potter und die Rückkehr des Schlangenlords
أدب الهواةABGESCHLOSSEN In dem Moment, als der Todesfluch die Stirn von Harry Potter traf und eine Narbe in die Stirn des Kleinkindes ritzte, geschah noch etwas anderes. In jenem Moment, als die Grenze zwischen Leben und Tod verwischte und die Zeit keinen Nam...