Eine überfällige Verhandlung

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Müde fuhr sich Salazar über die Augen. Er hatte die Schutzzauber von Hogwarts so gut aufgebessert, wie er konnte. Die letzten Wochen hatte er damit verbracht, abwechselnd mit Ragnuk, jedes Mauerstück, jede Außentür und jeden Geheimgang nach Schwachstellen zu untersuchen und sie, so gut sie es vermochten, zu beseitigen. Noch immer gab es Probleme in der Überlagerung von Zaubern aus unterschiedlichen Zeiten und Macharten. Auch wenn er viele davon aufgehoben hatte, schienen weder die Treppen, noch die Türen von Hogwarts ihr über die Jahre gefundenes Eigenleben aufgeben zu wollen. Und um wirklich etwas gegen bösartige Magie auszurichten, würden sie die Hilfe von Gringotts benötigen. Für die Maßnahmen, die dazu nötig waren, bedurfte es mehr als zwei Zauberwirker. Zumindest halfen die aufgefrischten Schutzzauber dabei, solche Magie zu erkennen, wenn sie schon nicht in der Lage waren, sie zu beseitigen. So spürte er eine Hauch von verdorbener Magie um Severus und nahm an, dass es sich um das dunkle Mal handelte. Wenig verwunderlich war zudem, das Quirrel von einer bösartigen Aura umgehen war. Im Raum der Wünsche gab es ein Objekt, das eine verwirrende Ähnlichkeit mit der Magie aufwies, die den Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste umgab. Ein Artefakt, das von ihm kreiert worden war? Er würde sich der Sache annehmen müssen. Außerdem hielt sich ein Animagus in seiner Tiergestalt im Schlafsaal von Gryffindor auf. Salazar erstarrte. Ein Animagus, der sich im Jungenschlafsaal der Erstklässler aufhielt? Das konnte nichts Gutes bedeuten. Er eilte die vielen Stufen zum Gemeinschaftsraum von Gryffindor hinauf. Das Portrait, das den Eingang bewachte, ließ ihn ohne Weiteres passieren. Er warf sich den Tarnumhang über und hielt kurzentschlossen auf die Tür zum Jungenschlafsaal zu.
Er blieb im Eingang stehen und blickte sich um. Alles war ruhig. Alle vier Jungen schliefen. Neville murmelte etwas im Schlaf, während Rons Schnarchen den Raum erfüllte. Und doch war der Animagus noch immer im Raum. Der fremden Präsenz nachspürend, näherte sich Salazar Rons Bett. Auf dem Kopfkissen, gleich neben dem schlafenden Jungen, lag eine dicke Ratte. Auch das Tier schlief und schien sich keiner Gefahr bewusst.
Salazar trat näher heran. Für gewöhnlich hielt er nicht viel davon, Menschen in seiner Umgebung mit Legilimentik ihre Geheimnisse zu entreißen. Bei einem Animagus inmitten minderjähriger Zauberer würde er allerdings eine Ausnahme machen.

Wer immer der Fremde war, er wusste nicht, wie er sich vor dem Angriff eines fremden Geistes schütze. Ohne Widerstand tauchte Salazar in die Erinnerung des Mannes. Er fühlte eine unbändige Angst vor dem eigenen Tod und den Wunsch nach Macht und Anerkennung in dem Fremden. Erinnerungen glitten vor seinem inneren Auge vorbei. Er sah drei lachende Jungen, spürte, wie sich Neid und Bewunderung mischten und der Neid im Laufe der Zeit gewann. Er sah, wie der Wunsch nach Macht den jungen Mann immer enger in die Fänge des dunklen Lords drängte, bis er in einer schicksalhaften Nacht bereit war, seine einstigen besten Freunde an Voldemort zu verraten.
Er spürte die nackte Todesangst, als der Mann verfolgt wurde. Als Sirius Black ihn stellte und für seinen Verrat zur Rechenschaft ziehen wollte. In seiner Panik schnitt sich der Mann einen Finger ab, fingierte so seinen eigenen Tod und wirkte einen Explosionszauber.
Sirius Black wurde für die Ermordung des Zauberers und einer Unzahl unschuldiger Muggel nach Askaban verbannt. Und der Verräter selbst lebte weiter in der Gestalt einer Ratte.
Aufatmend trat Salazar zurück und blickte auf das schlafende Tier.

Hier war der der lebende Beweis für Sirius Unschuld.

Denn vor ihm lag niemand anderes als Peter Pettigrew.

Ein Suchzauber glitt über Salazar hinweg und ließ ihn zusammen zucken. Offenbar wollte Albus Dumbledore wissen, wo er war. In letzter Zeit hatte Salazar immer wieder gespürt, dass sich der Schulleiter magisch nach ihm erkundigte. Offensichtlich hatte der ältere Zauberer bemerkt, dass seine Überwachung durch Bilder keine Früchte trug. Salazar blickte erneut auf den schlafenden Animagus und ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel.

XXX

Albus Dumbledore stand in einer Sackgasse. Der Kompass in seiner Hand zeigte unbeirrt geradeaus, doch vor ihm war nichts als eine nackte Steinwand. In den letzten Wochen war er Harry immer wieder heimlich nachgeschlichen. Meistens hatte er den Jungen gar nicht gefunden und hatte nach langem Irren durch leere Gänge und Flure seine Verfolgungsjagd aufgeben müssen. Der Erkenntnis, was der Junge wirklich trieb, war er um keinen Knut näher gekommen. Und auch jetzt schien es, als wenn ihn seine Suche nirgendwo hin führen würde. Er klopfte die Steinwand nach einem Geheimgang ab, fand aber nichts als unnachgiebigen Fels. In einer Wandnische hatte sich eine Ratte verkrochen und schlief friedlich. Mit einem resignierten Seufzen machte Dumbledore einen letzten Versuch. "Homunum revelio", flüsterte er.
Von Harry war keine Spur zu entdecken. Doch über der Ratte erschienen leuchtende Lettern in der Luft. Dumbledore erstarrte. Langsam trat er näher heran. Die Ratte hatte sandfarbenes Fell, das an einigen Stellen bereits ausgefallen war. Und sie schlief nicht. Jemand hatte sie betäubt und hier bewusst deponiert.
Langsam atmete Albus aus.
Durch die Macht des Zauberspruchs hatte sich ein vertrauter Name in der Luft gebildet.

Peter Pettigrew.

XXX

Sirius wusste, dass es Harry gut ging. Das war natürlich ein glücklicher Gedanke. Das Glück konnte ihm von den Dementoren genommen werden. Das Wissen jedoch nicht. Sirius klammerte sich daran fest und hatte einen weiteren Grund gefunden, an diesem trostlosen Ort nicht durchzudrehen.
Natürlich gab es Dinge, die er immer noch nicht verstand. Wie zum Beispiel, dass es sein konnte, dass James und Lilys Sohn nach Slytherin gekommen war. Oder dass er sich mit Schniefelus verstand.
Aber nun ja, es war ja nicht gerade so, als wäre er selbst das Kind seiner Eltern geworden, nicht wahr?
Und als der Junge gesagt hatte, dass er ihn hier rausholen würde...Sirius war kein Dummkopf. Harry war elf Jahre alt. Berühmt oder nicht, es gab keinen Weg, wie ihn ein minderjähriger Zauberer hier rauschaffen konnte. Aber als er das entschlossene Funkeln in Harrys Augen gesehen hatte, ein Funkeln, das er nur zu gut von James kannte, hatte er tatsächlich für einen Moment, wenn nicht Hoffnung, dann wenigstens Mut geschöpft.
Zumindest hatte er sein Patenkind nach all der Zeit endlich einmal sehen dürfen. Merlin! Der Junge war ihn besuchen gekommen! Auch hier hatten die Dementoren längst das Glücksgefühl geraubt, das Harrys Besuch beschwert hatte, aber das Wissen blieb.

Schritte näherten sich seiner Zelle. Sirius blinzelte durch das allgegenwärtige Grau. War es denn schon wieder Zeit für das Mittagsessen? Es kam ihm so vor, als hätte er gerade erst gefrühstückt. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass er an diesem trostlosen Ort die Zeit durcheinanderwarf. Im nächsten Moment bemerkte er, dass der Wärter in Begleitung von vier Auroren gekommen war. Kingsley Shacklebolt nickte Sirius zu. Sirius hatte den dunkelhäutigen Auror mit der angenehmen Stimme nicht mehr gesehen seit...seit man ihn hier eingebuchtet hatte.
"Hey, altes Haus", krächzte Sirius. "Sag bloß, du hast was ausgefressen."
Kingsleys Lippen zuckten, als er den Kopf schüttelte. "Gut zu wissen, dass du deinen Humor nicht verloren hast, Sirius. Wir sind hier, um dich zu deiner Anhörung zu begleiten."
Sirius blinzelte. "Meiner was?"
"Du hast richtig gehört", ergänzte der Wärter. "Wenn du dich gut anstellst, hast du vielleicht Glück und sie lassen dich gehen."
"Wie?" Sirius Verstand konnte nicht fassen, was die beiden Männer ihm sagten.
In Kingsleys Gesicht trat ein grimmiger Ausdruck. "Albus hat Pettigrew gefunden."
Ein Schlüssel klirrte im Schloss und Sirius Zellentür öffnete sich.
Sirius wurde schwindelig. Die Auroren mussten ihn auf den Beinen halten, damit er nicht einfach umkippte. Das Grinsen in seinem Gesicht konnten jedoch selbst die Dementoren nicht vertreiben. „Albus hat die Ratte erwischt?"
„Er war in Hogwarts. Er gab sich als das Haustier eines Schülers aus."
Ein jäher Schreck erfasste Sirius. „Er war Harrys...?"
Kingsleys dunkle Augen funkelten warm. „Nein, Harry geht es gut. Er wird sich freuen, dich frei zu sehen. Pettigrew hatte sich bei den Weasleys eingenistet. So wie es aussieht, hat Peter über die Jahre nichts anderes getan, als sich vor dir und dem Rest der Welt zu verstecken. Es sieht nicht gerade gut für ihn aus."
Sirius nickte langsam. Langsam sickerte die Erkenntnis durch. „Ich bekomme eine Verhandlung?"
„Eine Hochoffizielle. Die halbe magische Welt wird anwesend sein."
Sirius fuhr sich durch das strähnige Haar. „Na so was. Und ich habe mich gar nicht hübsch gemacht."
Der Wärter schnaubte amüsiert. „Du gehörst zu den wenigen, die ich vermissen werde. Nicht, dass das ein Grund wäre wiederzukommen, klar?"
Sirius nickte grinsend. Eine Verhandlung. Er hätte die Welt umarmen können. Nun, vielleicht die Dementoren ausgeschlossen.
Sein Kopf fühlte sich an wie Watte, als ihn die Auroren in ihre Mitte nahmen. Er nahm war, wie sie in ein Boot stiegen, die Wellen gegen den Bug schwappten und Askaban mit jedem Atemzug, der verging, in größere Ferne rückte.

XXX

Unruhig schritt Salazar im Aufenthaltsraum von Slytherin auf und ab. Sirius musste gerade seinen Prozess bekommen. Und er, er war nicht dort, um sicherzustellen, dass alles seine Ordnung hatte.

Dass sein Pate tatsächlich frei sein würde.

Salazar bereute nicht oft, dass er wieder ein Kind war, dass er es anderen überlassen musste, die Geschicke der magischen Welt in der Öffentlichkeit zu leiten. Er mochte im Verborgenen viel bewirken können, doch öffentlich konnte er für Sirius nichts tun. Er durfte bei dem Prozess noch nicht einmal anwesend sein!

„Wenn du weiter auf und ab läufst, gräbst du bestimmt eine Schneise in den Boden", bemerkte Smaragd trocken. Die Schlange hatte sich, wie so oft, am Feuer zusammengerollt. Ihre Augen glommen im Licht der knisternden Flammen.
Salazar schmunzelte. „Eine Schneise im Boden zu produzieren gehört noch zu den harmloseren Dinge, auf die ich gerade Lust habe, glaube mir, meine Teure."
„Du könntest stattdessen mit dem Malfoy-Jungen reden. Der lief hier gerade ziemlich aufgeregt durch. Und es war keine gute Aufregung, wenn du mich fragst."
Salazar verharrte abrupt in der Bewegung. „Das sagst du erst jetzt?"
„Du warst doch mit dem Boden beschäftigt", kam die trockene Antwort.
Ohne ein weiteres Wort wandte sich der wiedergeborene Zauberer um und eilte dem Erstklässler nach. Malfoy hatte die Vorhänge seines Bettes zugezogen und scheinbar einen Schweigezauber darüber gesprochen. Denn es war kein Laut hinter den Vorhängen zu hören.
„Draco?", fragte er leise
Es dauerte einen Moment, bis er eine Antwort bekam. „Was willst du?"
„Ich dachte, dass du vielleicht mit jemanden sprechen möchtest", bot Salazar ruhig an.
Der Gründer Slytherins deutete das darauf folgende Schweigen großzügig als Zustimmung und schob einen der Vorhänge beiseite.
„Also? Was ist es?", fragte er sanft.
Der blonde Junge zögerte. Von nahem sah Salazar wie blass er war. Nur seine Augen leuchteten rötlich aus dem Weiß seines Gesichts. Draco war in den letzten Wochen schweigsam und regelrecht zurückhaltend gewesen. Er hatte sich nicht länger auf Flints Seite geschlagen, aber auch keine Versuche unternommen, sich Salazars engerem Kreis anzugliedern. Offensichtlich hatte Lucius Malfoy seinen Sohn gebeten, sich im Hintergrund zu halten, eine Entscheidung, die Salazar beobachtet, aber fürs Erste akzeptiert hatte.
„Es ist wegen Flint", begann Draco schließlich zögernd. „Er...er will immer noch gegen dich vorgehen. Obwohl er dich beim letzten Mal fast getötet hätte. Und ich..."
„Was hat dein Vater zu der Situation gesagt?", fragte Salazar sanft.
Der Malfoy-Erbe starrte auf seine Decke. „Nichts ,was hilft. Ich soll mich bedeckt halten, ihnen nicht im Weg stehen und tun, was Quirrel sagt."
Salazar nickte, als sich seine Vermutung bestätigte. „Er hat Angst, den Zorn Voldemorts zu erregen", stellte der Gründer Hogwarts fest. „Und er hat Angst um dich, wo du hier seiner Willkür ausgeliefert bist." Salazar blickte ihm in die Augen. „Wenn du beabsichtigst, dem Wort deines Vaters zu folgen und Quirrel und Flint zu deiner eigenen Sicherheit zu gehorchen, werde ich das nicht gegen dich verwenden."
Draco biss sich auf die Lippen und schwieg.
Salazar lächelte leicht. „Ansonsten gilt immer noch das Angebot, dass du dich mir anschließen kannst."
„Was hast du vor?! Ihn mit elf Jahren zu töten?", fragte Draco abfällig.
„In einem direkten Kampf hätte ich keine Chance gegen ihn", räumte Salazar ein. „Aber ich werde alles dafür tun, dass er nicht an die Macht kommt. Dann wird er nie eine Bedrohung für dich sein."
Der Malfoy-Erbe blickte ihn ernst an. „Woran liegt es eigentlich, dass ich dir das glaube?", flüsterte er.
„Vielleicht hast du einfach eine gute Intuition?"
Dracos Lippen zuckten. „Klar", sagte er ironisch.
Aus silbernen Augen blickte er Salazar forschend an. „Da ist etwas an dir...und glaube nicht, dass ich das sage, weil du Harry Potter heißt."
Salazar lächelte. „Ich weiß. Wenn ich nicht da bin, halte dich an Daphne, Blaise und Theodore. Sie werden dich schützen, wenn du ihnen die Sachlage erklärst. Millicent und Tracey einzuweihen, kann auch nicht schaden. Sehe nur zu, dass du nicht allein bist."
„Glaubst du, die wollen was mit mir zu tun haben?", fragte Draco kleinlaut. Er biss sich auf die Lippe. „Ich war bisher nicht besonders nett zu ihnen."
„Dann wird es wohl Zeit, dass sich das ändert", sagte Salazar ruhig. „Bis dahin sage ihnen, dass ich dich geschickt habe."
„Du bist in letzter Zeit viel unterwegs", stellte Draco fest. „Was machst du eigentlich die ganze Zeit?"
„Was wohl?", antwortete Salazar verspielt. „Ich suche Geheimgänge."
Draco rollte mit den Augen. Doch dabei musste er wieder willen lächeln.
Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander.
„Flint hat Wind davon bekommen, das du nachts oft alleine herumschleichst", sagte Draco schließlich. „Er will dir auflauern. Und ich soll ihm dabei helfen."
Salazar neigte den Kopf. „Ich verstehe. Wirst du dabei sein?"
Noch einen Moment schien Draco mit sich zu kämpfen, dann hob er den Blick und sah Salazar an. „Nein". Seine Stimme zitterte nur ein wenig.
Salazar lächelte.

Es klopfte an der offenen Tür. Beide Jungen lugten durch die Vorhänge hindurch, um niemand anderen als Albus Dumbledore im Türrahmen zu sehen. „Ah, Harry, Draco, einen angenehmen Abend wünsche ich. Die anderen waren so freundlich, mich darauf hinzuweisen, wo ich euch finde."
Salazar erhob sich von Dracos Bett. „Schulleiter", grüßte er respektvoll. Gespannt blickte er den alten Zauberer an. Es konnte nur einen Grund geben, weswegen er den Gemeinschaftsraum aufgesucht hatte.
Dumbledores blaue Augen blitzten. „Es gibt gute Neuigkeiten, Harry", sagte der Schulleiter warm. „Der Prozess ist beendet. Sirius ist in allen Belangen freigesprochen worden. Er ist ein freier Mann."
Salazar strahlte ihn an. „Kann ich ihn sehen?"
„Deswegen bin ich hier", erwiderte Dumbledore freundlich. „Ich bringe dich zu ihm. Meinst du, wir können gleich los?"
Salazar warf Malfoy einen fragenden Blick zu. Als der verlegen nickte, erwiderte Salazar das Lächeln des Schulleiters. „Nichts lieber als das."
Er wandte sich Draco zu. „Kommst du mit in den Gemeinschaftsraum?"
Der Junge nickte zögernd.
Die Erstklässler hatten sich an einem Tisch in der nähe des Kaminfeuers versammelt. Daphne spielte Zaubererschach gegen Theodore, während Blaise den beiden Ratschläge gab. Tracey saß in der Nähe über ein Buch gebeugt. Salazar führte Malfoy an ihren Tisch. „Lasst ihn nicht mit Flint allein", sagtet er fest.
Die Kinder blickten überrascht auf. Blaise und Daphne tauschten einen Blick und der wiedergeborene Zauberer sah das Verstehen in ihren Augen. Theodore zog einen Stuhl heran und machte Draco Platz, sodass er sich setzen konnte. Salazar suchte den Blick von einigen älteren Slytherin und die Schüler nickten ihm zu. Auch sie würden ein Auge auf den Jungen haben. Zuletzt gab Smaragd ein zustimmendes Zischen. Die hellen Augen des Malfoy-Erben weiteten sich vor Erstaunen. Stolz blickte Salazar seine Schlangen an. „Ich danke euch." Dann wandte er sich Dumbledore zu, der den kurzen Austausch schweigend verfolgt hatte. „Nach ihnen, Sir."
Sie verließen den Gemeinschaftsraum und schritten in die Gemächer von Severus Snape. Der Tränkemeister schien sie bereits erwartet haben, denn er grüßte die Besucher mit einem leichten Stirnrunzeln.
„Guten Abend, Severus", grüßte der Schulleiter umso fröhlicher.
„Guten Abend, Professor", schloss sich Salazar an und blickte dann zwischen den beiden Professoren hin und her.
„Gibt es einen Grund, warum Sie mich abholen und nicht mein Hauslehrer?", fragte Salazar den Schulleiter unschuldig.
„Ich wollte dir die gute Nachricht eben selbst überbringen", erwiderte Dumbledore genauso unschuldig.
Snape gab ein Schnauben von sich.
Mit der Neugier eines Elfjährigen wandte sich Salazar an den Schulleiter. „Sir, in welchem Haus waren Sie eigentlich, als sie Hogwarts besuchten?"
Dumbledores Augen funkelten. „Was meinst du, Harry? Ich war natürlich in Gryffindor."
„Ernsthaft? Das kann ich mir nicht vorstellen!"
„Oh, glaube es ruhig", sagte der Schulleiter amüsiert. „Obwohl ich zugeben muss, dass der sprechende Hut eine ganze Weile brauchte, bis er sich dafür entschieden hatte."
„Ich glaube auch, dass es eigentlich Slytherin sein sollte", mischte sich Snape in das Gespräch ein. „Aber dieser alte Mann kann eben alles mürbe reden, selbst einen alten Hut, glauben Sie mir das, Mr. Potter."
Dumbledore blickte lächelnd zwischen den beiden hin und her. „Wer weiß, vielleicht verstehen wir uns deswegen so gut, Severus? Weil ich ein verkannter Slytherin bin?" Er zwinkerte dem Tränkemeister zu.
Bevor Snape protestieren konnte, warf Dumbledore eine Prise Flohpulver ins Feuer. .„Sirius liegt zurzeit im St. Mungos Hospital um sich von den Jahren in Askaban zu erholen. Sollen wir dann?" Einladend deutete er auf den Kamin.
Salazar folgte der Geste und trat in die grünlich leuchtenden Flammen. „St. Mungos Hospital", sagte er deutlich und die Welt begann sich rings um ihn zu drehen.

Kaum angelangt, führte ihn Dumbledore durch die mittlerweile vertrauten Gänge. Als er nach kurzem Klopfen die Tür öffnete, hörte Salazar aus dem Innern einen Jubelschrei.
Im nächsten Moment fühlte er sich gepackt und von seinem Paten durch die Luft gewirbelt. „Ich bin frei, Harry! Frei! Ich kann es immer noch nicht glauben!"
Lachend zog ihn Sirius in eine Umarmung, die Salazar gerne erwiderte. „Du weißt nicht, wie sehr mich das freut", murmelte er an der Brust des scheinbar älteren Mannes.
Noch immer strahlend winkte Sirius in Dumbledores Richtung. „Albus hier hat Peter gefunden. Er war in Hogwarts! Kannst du dir das vorstellen?"
Dumbledores Augen funkelten. „Ich denke, Harry kann sich das ganz gut vorstellen."
Salazar warf Dumbledore einen verwirrten Blick zu, bevor er die Schultern zuckte und ihn anstrahlte. „Das ist wirklich der Wahnsinn! Danke, Sir!"
„Glaube mir Harry, ich habe nicht viel gemacht", sagte der Schulleiter mit einem wissenden Lächeln.
Sirius lachte. „Du hast mir den Hintern gerettet, Albus! Das hast du gemacht! Frei! Ich kann es immer noch nicht fassen!"
Lächelnd blickte sich Salazar um. Sein Pate hatte ein Zimmer für sich allein. Ein Maßnahme, die wohl nicht ganz ohne Grund geschah. Dumbledore hatte die Zeit in St. Mungos gewiss angeordnet, damit sich die magische Welt an die Neuigkeit gewöhnen konnte, dass Sirius Black kein gesuchter Straftäter mehr war. Salazar schüttelte den Kopf. Er konnte immer noch nicht fassen, dass dieser Mann kein Slytherin war.
Auf einem Stuhl saß bereits ein Besucher, der sich nun erhob, um ihm herzlich die Hand zu schütteln. „Es ist schön, dich wiederzusehen, Harry", sagte Remus Lupin und lächelte ihm zu.
Sirius wartete nicht ab, bis Remus auch den Schulleiter begrüßt hatte.
„Und Harry?", fragte er aufgedreht. „Was möchtest du machen? Willst du etwas zu trinken? Remus hat Butterbier hier hereinschmuggelt! Und vielleicht hast du Lust auf eine Runde Zaubererschnippschnapp? Ich habe seit Ewigkeiten keine Runde mehr gespielt!"
Salazar lächelte ihm zu. „Alles was du willst."
Drei Runden Zaubererschnippschnapp und einige Stunden später verabschiedete sich Salazar von seinem Paten und dessen besten Freund. Es war schön gewesen, Sirius so begeistert zu sehen. Und wenngleich Askaban , in seinen Augen und in seiner ausgemergelten Gestalt seine Spuren hinterlassen hatte, glaubte Salazar, dass sich Sirius erholen würde. Remus dagegen glühte in ruhiger Freude. Salazar konnte nur erahnen, wie erleichternd es für den Mann sein musste, sich nicht in dem Freund getäuscht zu haben. Dumbledore wurde von den beiden gefeiert wie ein Held, hatte er doch nicht nur Pettigrew gefunden, sondern auch die Verhandlungen in die Wege geleitet und weitgehend beeinflusst. Der Schulleiter indes entzog sich entschieden ihren Dankesbekundungen und blickte Salazar immer wieder über die Ränder seiner Halbmondbrille hinweg an.

Als Dumbledore ihn nach Hogwarts zurückgebracht und verabschiedet hatte, wartete er gerade lange genug, bis der Schulleiter außer Sicht war. Dann machte er auf halbem Weg zum Gemeinschaftsraum von Slytherin kehrt und machte sich stattdessen auf den Weg in die Kammer des Schreckens. Sanguil war zugegen. Der Geist seines Sohnes betrachtete kritisch deine düstere Schlangenskulptur. Er hob den Kopf, als Salazar eintrat.
„Ich kenne diesen Blick. Worüber denkst du nach, Vater?"
Salazar schenkte seinem Sohn ein Lächeln. „Weißt du, Sanguil? Mir ist gerade aufgefallen, dass Sirius auch mit S beginnt."
Sein Sohn rollte lachend mit den Augen.

Harry Potter und die Rückkehr des SchlangenlordsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt