Eine nicht zu begleichende Schuld

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Als Salazar erwachte, hatte er das Gefühl, viel zu wenig geschlafen zu haben. Seine Augenlider schienen Zentner zu wiegen und seine Kopf schmerzte kaum weniger als am vergangenen Abend. Ein Blick um sich offenbarte ihm, dass es noch mitten in der Nacht war. Der See hinter den Fenstern lag in nachtdunkler Stille und aus den anderen Betten drangen die regelmäßigen Atemzüge seiner Zimmergenossen. Was hatte ihn also geweckt?
Im nächsten Moment wusste er es. Ein Schutzzauber von Hogwarts, einer der wenigen, die er hatte reaktivieren können, war alarmiert worden. Aber es bestand keine Gefahr...es war etwas anderes. Es brauchte einen Moment bis sich seine müden Gedanken geklärt hatten, bis er bemerkte, was es war. Helgas Zauber vibrierten warnend in seinem Innern, zeigten ihm auf, dass ein Schlossbewohner nahe eines seelischen Zusammenbruchs stand. Im Nur war Salazar aus dem Bett gesprungen.
Er nahm sich gerade Zeit, einen Umhang über seinen Schlafanzug zu ziehen, dann sprintete er aus dem Raum. Er hatte es nicht weit. Die Räume, zu denen die Schutzzauber ihn führten, waren nicht weit vom Gemeinschaftsraum der Slytherin entfernt. Er öffnete die Tür zu Snapes Büro. Der Raum dahinter war dunkel und verlassen, doch eine weitere Türe ging von hier ab, die ihn zu den Privatgemächern des Professors bringen würde. Diese Tür war magisch gesichert. Doch als Salazar die Hand auf die Klinke legte, spürte er, wie sich die Tür für ihn öffnete. In Hogwarts gab es für ihn keine verschlossenen Türen. Wie es aussah, selbst nach all den Jahren nicht. Als er eintrat, schlug ihm der Geruch von Feuerwhiskey entgegen.
Severus Snape war nicht sein übliches, kaltes, emotionsloses Selbst. Er war auf dem Boden zusammengebrochen. Seine Hand umklammerte ein Foto, aus dem eine sommersprossige, rothaarige Hexe blickte.
„Severus! Beim großen Dagda!", rief Salazar und beugte sich zu dem Tränkemeister herab.
Der dunkel gewandete Zauberer machte einen vergeblichen Versuch, die verrutschte Maske wieder aufzusetzen. „Was haben Sie hier zu suchen, Mr. Potter?", zischte er. „Verschwinden Sie auf der Stelle!" Doch den Worten fehlte die Schärfe.
Salazar setzte sich neben dem schwarzhaarigen Mann auf den Boden. Es war ein seltsames Gefühl. Götter! Der Lehrer war im Alter seiner Söhne, als er sie das letzte Mal lebend gesehen hatte.
„Was tun Sie da, Potter?", fragte der Tränkemeister mit schwerer Zunge.
„Ich denke, ich leiste Ihnen ein wenig Gesellschaft." Salazar nahm das Foto, das Severus aus der Hand gefallen war, strich es glatt und lehnte es an die leere Flasche Feuerwhiskey, sodass sie es beide sehen konnten. „Ist das meine Mutter?"
Der Tränkemeister warf ihm einen abweisenden Blick zu, doch Salazar ließ sich nicht beeindrucken. „Ich weiß so wenig über sie. Wollen Sie mir nicht etwas über sie erzählen?"
Lange Zeit herrschte Stille. Salazar dachte schon, der Professor würde nicht mehr antworten, als er mit rauer Stimme zu sprechen begann. „Sie war brillant", sagte Severus schwerfällig. „Die intelligenteste Hexe, die ich je gesehen habe. Sie war ein Genie in Zaubertränke, nein, eigentlich war sie in jedem Fach begabt. Immer steckte ihre Nase in einem Buch. Oft waren es Muggelgeschichten. Sie hat mich gezwungen, einige davon zu lesen, damit sie jemanden hatte, mit dem sie darüber reden konnte. Einige waren wirklich gut." Ein melancholisches Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. „Sie hatte einen eisernen Willen. Wenn sie etwas wollte, ruhte sie nicht länger, bis sie es hatte. Aber sie wollte nie etwas für sich. Nur immer für andere..." Sein starrer Blick ging ins Leere. „Sie konnte Späße auf Kosten anderer nicht ausstehen. Deswegen hasste sie James Potter und seine Bande. Ich kann noch immer nicht begreifen, wie sich ihre Meinung über ihn derart ändern konnte. Aber sie hasste auch Vorurteile und die dunkle Kunst. Sie verstand nicht, welche Anziehung die verbotene Magie auf mich ausübte. Wir lebten uns auseinander...ich schimpfte sie in einem Ausbruch von Wut ein Schlammblut...und dann wählte sie Potter."
Snape blickte ihn aus rotgeränderten Augen an. „Ich habe sie sterben lassen", sagte er mit schwerer Zunge. „Ich hätte wissen müssen, dass er sie nicht verschont. Aber ich habe sie verraten."
„Wovon redest du, Severus?", fragte Salazar sanft.
Ein Ausdruck namenloser Qual glitt über das Gesicht des bleichen Mannes. „Ich habe sie verraten! Ich hörte einen Teil einer Prophezeiung und gab sie weiter an den dunklen Lord! Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran Jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt." Seine Zunge stolperte über die Worte. Dennoch fuhr er fort. „Und der Dunkle Lord wird Ihn als sich Ebenbürtigen kennzeichnen, aber Er wird eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt! Er hat daraufhin beschlossen, dich zu töten, Harry!" Seine Hände zuckten zu Fäusten, nur um sich kraftlos wieder zu öffnen. "Ich habe sie verraten und sie bezahlte das mit ihrem Leben. Nun ist sie tot und ihr Mörder ist nie gestorben. Der dunkle Lord ist zurück und alles wird von Vorne beginnen: Das Töten, das Verstellen, die ständige Angst! Alles wird sich wiederholen!" Seine Stimme erstickte in stillen Schluchzern.
„Diesmal besiegen wir ihn schneller, Severus. Das verspreche ich dir", sagte Salazar fest.
„Du kannst gar nichts versprechen! Du bist ihr Kind! Ihr Kind, dass ich beschützen muss!", war die verzweifelte Antwort. „Das letzte...was von ihr übrig ist..."
„Bei mir ist auch niemand übrig, Severus", sagte er leise. Meine Eltern sind tot und meine einzigen lebenden Verwandten verstehen nicht, wer ich bin. „Ich würde mich über ein wenig Gesellschaft freuen. Was meinst du?"
„Ich kann nicht! Selbst wenn du nicht aussehen würdest, wie dein Vater! Er ist nie gestorben! Der dunkle Lord ist am Leben! Ich muss dich weiterhin verabscheuen! Jeder muss sehen, wie sehr ich dich hasse, damit er uns beide in Frieden lässt!"
Salazar lächelte leicht. „Hasse mich so viel du willst, Severus. Du kannst mich den ganzen Tag nachsitzen lassen und mir Punkte abziehen. Aber wenn du mich darüber hinaus sprechen möchtest...ich könnte häufiger so wie jetzt zu Besuch kommen, weißt du? Niemand muss es erfahren."
Dunkle Augen blickten ihn volle Selbsthass an. „Wie kannst du das sagen? Wo ich doch die Schuld daran trage, dass du dich nicht an deine Eltern erinnern kannst?"
Salazar strich über seinen Rücken. Für einen Moment zuckte Snape zusammen. Doch dann ließ er es geschehen. Salazar begann beruhigende Kreise auf seinem Rücken zu malen. Für einen Moment fühlte er sich Jahre in der Zeit zurückversetzt. In Zeiten, als Sanguil als Kleinkind des nachts schreiend aus Alpträumen erwacht war. "Meine Eltern haben sich versteckt, bevor es geschah", sagte der wiedergeborene Zauberer leise. "Sie wussten, dass Voldemort nach ihnen sucht. Ich frage mich woher?"
"Spielt es eine Rolle?", wisperte Snape.
"Es spielt immer eine Rolle, wenn wir versuchen, unsere Fehler wieder gut zu machen", sagte Salazar ruhig. "Du hast Dumbledore gewarnt, nicht wahr?"
"Als ich erfuhr was er vorhatte...ich hatte Angst um ihr Leben", flüsterte Snape. "Aber es war zu spät."
"Du hast eine Prophezeiung weitergegeben, ohne ihre wahre Bedeutung zu kennen. Als du sie erfahren hast, hast du alles getan, um meine Mutter zu schützen. Glaube nicht, dass das nicht zählt, Severus. Wenn meine Mutter wirklich die Frau war, die du beschrieben hast, dann hätte sie dir verziehen. Dann würde sie nicht wollen, dass du dich in Selbstvorwürfen zerfleischst. Sie würde wollen, dass du dein Leben lebst." Er blickte dem Mann in die Augen. "Ich jedenfalls verzeihe dir. Du hast lange genug bereut, Severus Snape."
Der Lehrer für Zaubertränke blickte ihn aus dunklen Augen ungläubig an. Langsam schien die Bedeutung von Salazars Worten zu ihm durchzusickern.
"Du...verzeihst mir?"
Salazar nickte. "Hör auf, dich zu grämen. Du hast besseres verdient."
"Wie kannst du das sagen...obwohl du sie durch mich verloren hast?"
Sacht schüttelte Salazar den Kopf. "Ich habe meine Eltern durch Voldemort verloren. Nicht durch dich."
Severus nickte langsam. Eine unendliche Last schien von ihm abzufallen. Eine Weile blieben sie so nebeneinander auf dem Boden sitzen.
"Wer war die Frau aus der Erinnerung?", fragte Severus unvermittelt.
Ein melancholisches Lächeln schlich sich auf Salazars Gesicht. "Ihr Name war Rhiannon. Sie wurde später meine Frau."
Von Alkohol trübe Augen blickten ihn an, blinzelten mehrmals. "Vermisst du sie?"
"Sehr."
Wieder senkte sich Stille über sie. Aber diesmal war sie wie eine wärmende Decke, die sie beide einhüllte. Schließlich erhob sich Salazar und reichte dem schwarzhaarigen Mann die Hand. "Was meinst du? Sollen wir versuchen noch ein wenig Schlaf zu bekommen?"
Der Zauberer nickte und erhob sich schwerfällig mit Salazars Hilfe. Der Gründer Hogwarts führte ihn zu seinem Bett. Sofort ließ sich Snape hineinfallen und schien kure Zeit später eingeschlafen. Sanft breitete Salazar eine Decke über ihm aus.
Eine kalte Brise im Raum sagte ihm, dass er Gesellschaft bekommen hatte. Er drehte sich zu seinem jüngsten Sohn um.
Sanguil blickte ihn prüfend an. "Ich kenne diesen Blick. Was führst du im Schilde, Vater?"
Salazar wandte sich erneut dem Bett zu und strich ein paar Falten in der Bettdecke glatt. "Sein Name beginnt sogar mit S, Sanguil", sagte er sinnend. "Hättest du etwas gegen einen jüngeren Bruder einzuwenden?"
Der blutige Baron schwebte neben Salazar und schaute auf den schlafenden Mann. „Er ist etwas Besonderes. Und er hat viel zu wenige Menschen, denen er vertrauen kann. Das heißt, du wirst ihm sagen, wer du bist?"
Salazar lächelte. „So lange er nicht weiß, wer ich bin, wird er mir kaum sein Vertrauen schenken. Mein Geheimnis wird bei ihm sicher sein. Vor allem mit gewisser Vorarbeit..." Er lächelte. „Ich denke, mein Arbeitszimmer wird ein weiteres Mal von großem Nutzen sein."
Sanguils Lippen zuckten amüsiert. „Du wirst sein Leben ganz schön auf den Kopf stellen, nicht wahr?"
Der wiedergeborene Zauberer lächelte zufrieden. „Ich habe schon längst damit begonnen." Mit einem letzten Blick auf den schlafenden Zauberer verließ er leise den Raum.

XXX

Severus Snape erwachte am nächsten Morgen mit dem Gefühl, als wüte Dämonenfeuer durch seinen Kopf. Stöhnend schleppte er sich ins Bad und trank ein Glas Wasser. Merlin sei Dank, befanden sich seine Räumlichkeiten in den Kerkern. Auf Sonnenlicht konnte er gerade wirklich verzichten. Nachdem er einen Trank gegen Kopfschmerzen genommen hatte, hätte er sich gerne wieder ins Bett verkrochen. Aber er hatte eine Bande von unfähigen Idioten davon abzuhalten, ihre Kessel in die Luft zu jagen. Also begann er mit eiserner Selbstdisziplin seine Morgenroutine. Als er angetan mit schwarzer Robe das Wohnzimmer betrat, fiel sein Blick auf die leere Flasche Feuerwhiskey auf seinem Stuhl. Daran angelehnt stand ein Bild von Lily. Es war für ihn nicht üblich, sich so gehen zu lassen. Aber in der Nacht von Halloween war er grundsätzlich noch unausstehlicher als sonst. Das Auftauchen des dunklen Lords hatte ihm dann den Rest gegeben. Und dennoch...wenn er an den Abend zurückdachte, war nicht alles nur schrecklich gewesen. Jemand war bei ihm gewesen. Er erinnerte sich undeutlich an Gespräche, an eine kleine Person, die neben ihm auf dem Boden gesessen hatte. Ein Wust von schwarzen Haaren, grüne Augen, die ihm in Lilys Namen verziehen hatten...Harry Potter war hier gewesen. Oder hatte er das geträumt? Hatte er so sehr auf Vergebung gehofft, dass sein betrunkenes Gehirn ihm einen Streich gespielt hatte? Nachdenklich nahm er das Foto in die Hand, schaute auf Lilys lächelndes Gesicht. Harry hatte das Foto dorthin gestellt. So, dass sie es beide ansehen konnten. Oder hatte er sich auch das eingebildet? Was hätte der Junge um Merlins Willen mitten in der Nacht in seiner Kammer gesollt?
Er schüttelte den Gedanken ab. Er sollte keinen Alkohol trinken. Wie es schien, erst recht nicht an Halloween. An seiner Tür verharrte er erneut. Warum war sie nicht abgeschlossen? Wo waren die magischen Sicherungen? Er sicherte sie immer, erst Recht, wenn er vorhatte, sich in einen nicht länger akzeptablen Zustand zu begeben. Hatte er gestern wirklich derart neben sich gestanden? Offensichtlich.

Mit wehendem Umhang machte er sich auf in die große Halle. An Essen mochte er nicht denken. Aber vielleicht würde ihm ein schwarzer Tee genug Kraft geben, um es durch die ersten Stunden zu schaffen.
Stattdessen bescherte ihm der Weg durch die Kerker neue Kopfschmerzen. Den natürlich lief er in niemand anderen als Harry Potter. Der Junge ging zusammen mit seinen Slytherin-Freunden. Wie üblich redete er in ihrer Gesellschaft nicht viel, sondern begnügte sich hauptsächlich damit, seinen Klassenkameraden zuzuhören. Dennoch war er der stillschweigende Mittelpunkt der kleinen Gruppe. Harry hatte einfach etwas an sich, das andere dazu brachte, zu ihm aufzusehen. Es war schwer zu beschreiben. James Potter war laut und dominant gewesen. Er und Sirius hatten am lautesten geredet und gelacht und die anderen hatten den beiden zugehört. Harry war nichts von alledem. Doch seine ruhige Selbstsicherheit umgab ihn mit einer Aura, der man sich schwer entziehen konnte. Snape gab es nur ungern zu, aber dieser Junge hatte nichts mit James Potter gemein. Er war ein Slytherin, durch und durch und erhielt sich dabei trotz allem Lilys Mut und Gerechtigkeitssinn. Alles in allem war der Junge vollkommen anders, als er erwartet hatte.

Nur, dass es sich um keinen Jungen handelte.

Harry hatte ihm gesagt, dass er sich an sein gesamtes letztes Leben erinnerte. Nur, dass das nicht sein konnte. Niemand tat das. Aber es gab auch keinen anderen Erstklässler, der in der ersten Stunde seinen Unterricht übernehmen konnte.

Oder ganz Slytherin mit wenigen Ausnahmen auf seine Seite brachte

War Harry tatsächlich letzte Nacht in seinen Räumlichkeiten gewesen? Hatten sie sich über Lily ausgetauscht? Hatte er dem Jungen sein Herz ausgeschüttet? Er hoffte nicht. Und ein Teil von ihm hoffte, dass es dennoch so war.
Als hätte Harry seine Gedanken gelesen, hob er den Blick und schaute seinem Professor in die Augen. Der Junge war blass, tiefe Ränder zogen sich um seine Augen. Alles in allem sah er so schlecht aus, wie sich Severus fühlte. Was ihn jedoch verwirrte, war die unvermutete Wärme im Blick des Jungen. „Ah, guten Morgen, Professor. Ich hoffe, Sie fühlen sich heute besser?"
Snape blinzelte. War das seine Antwort? Oder bezog sich der Junge darauf, das gestern ein Basilisk in die große Halle gekommen war? Seine Mitschüler zumindest schienen seine Worte in die Richtung zu deuten, denn sie nickten wissend. Letztendlich spielte es keine Rolle. Voldemort war noch immer da Draußen und er hatte seine Rolle zu spielen.
„Belästigen Sie mich nicht mit Ihren Sentimentalitäten, Potter", schnarrte er und schritt eilends an der Gruppe vorbei.
Hinter sich hörte er die Kinder leise tuscheln.
„Gute gelaunt wie immer", sagte Greengrass sarkastisch.
„Er hatte einen harten Tag gestern", sagte Nott entschuldigend.
„Ich frage mich wirklich, was er gegen dich hat? Ist es wirklich wegen Du-weißt-schon-wem?", fragte Zabini nachdenklich.
„Ich habe absolut keine Ahnung", sagte Harry entschieden zu gut gelaunt.
Das Gespräch ging noch weiter, doch nun befand sich Severus außer Hörweite. Nach seinem Tee lechzend schritt er in die große Halle und ließ Harry Potter mitsamt all den ungeklärten Fragen hinter sich.

XXX

Der Gegenstand seiner Gedanken blickte dem Tränkemeister nach. Severus wirkte bei weitem nicht erholt, aber es beruhigte ihn, dass der Professor zu seinem alten, unnahbaren Selbst zurückgefunden hatte. Die Maske eines Slytherin saß so gut, dass es immer erschreckend war, wenn sie versehentlich verrutsche. Er seufzte innerlich. Er wünschte sich wirklich, dass die Wunden dieses Mannes eines Tages heilen würden. Wenn Severus es zuließ, dann würde er ihm dabei helfen.

Sie betraten die große Halle und Salazars Augen huschten wie von selbst zu Nevilles Platz. Er war leer. Ron und Hermine winkten ihm zu. Er erwiderte den Gruß, doch heute war ihm nicht nach der wuseligen Fröhlichkeit, die am Tisch der Löwen herrschte. Er wollte mit Neville sprechen. Der junge Gryffindor hatte gestern Abend gar nicht wie sein schüchternes Selbst gewirkt. Im Gegenteil. Salazar war sich sicher, zumindest kurzzeitig hatte er seinen Bruder durchblitzen sehen. Der Gründer Slytherins wusste nur zu gut, wie es bei ihm selbst gewesen war, als sich die Erinnerungen in seinem jungen Körper ordneten. Dass einmal die eine Seite, dann die andere die Oberhand gewonnen hatte, bis sich sein junger Geist an die Erinnerungen eines ganzen Lebens gewöhnt hatte. Machte Neville diesen Prozess gerade durch? Oder war es eine einmalige Sache gewesen, getriggert durch die Bedrohung durch einen Basilisken? Er musste es erfahren.
Er griff nach der Verbindung zu Godric und suchte nach seinem Bruder. Zu seiner Überraschung fand er Godrics Präsenz außerhalb des Schlosses. Salazars Augen verengten sich. Neville rannte. Hastig verabschiedete er sich von den Erstklässlern und rauschte seinerseits durch das Eingangsportal. Egal, ob es nun um Godric Gryffindor oder Neville Longbottom ging, wenn einer von beiden rannte, galt es keine Zeit zu verlieren.

Harry Potter und die Rückkehr des SchlangenlordsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt