Ein unverhofftes Bündnis

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Ein schrilles Kreischen riss Godric aus dem Tiefschlaf. Das Geräusch ließ ihn an Alarm, an Waffen und Feuer denken. Ohne einen Augenblick zu zögern, sprang er aus dem Bett und tastete nach dem Schwert, das immer griffbereit in seiner Nähe lag.

Nur, dass da kein Schwert war. Er war auch nicht in seinen eigenen Räumlichkeiten, sondern im Gemeinschaftsraum von Gryffindor. Das Kreischen ging weiter.

„Schalte endlich deinen verdammten Wecker aus!", murmelte Ron von irgendwo unter seiner Bettdecke.

Godric blinzelte schwerfällig. Wecker. Richtig.

Hastig stellte er die Höllenmaschine aus und murmelte eine Entschuldigung.
In der letzten Nacht hatte er kaum geschlafen. Wichtiger war es gewesen, seine Gedanken und Erinnerungen mit Okklumentik zu sortieren. Er konnte es sich nicht leisten, zwei Persönlichkeiten in seinem Kopf herumzutragen. Strafend blickte er den Wecker an. Wie es aussah, würde er auch noch so mit genug Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Godric Gryffindor und Neville Longbottom, nun war er beides. Er würde nicht den einen Namen zugunsten des anderen abgeben. Sie beide gehörten zu ihm.

Wo er immerhin schon wach war, konnte er sich wohl auch gleich fertig machen. Salazar würde vor Sorge umkommen, wenn er sich ausgerechnet heute verspätete. Salazar...Godric konnte den Schmerz seines Bruders aus tiefstem Herzen nachempfinden. Er selbst hatte seine kleine Tochter kaum kennen lernen dürfen, bevor ein Geschoss den Turm in Brand gesteckt hatte, in den sich seine Familie zurückgezogen hatte. Er hatte an erster Front gekämpft und war zu spät gekommen, um seine Frau und sein Kind aus den Flammen zu retten.

Er hatte anschließend nie mehr geheiratet. Aber Helena, Sanguil und Savertin hatte er im Laufe der Zeit beinah wie eigene Kinder zu lieben gelernt. Nach Rhiannons Tod hatten sich ohnehin alle Gründer die Erziehung geteilt. Letztendlich waren sie wohl alle eine kriegszerüttete Familie von verlorenen Seelen gewesen.
Und was war geblieben? Sanguil und Helena hatten nie Frieden gefunden und irrten auch jetzt, tausend Jahre später, durch die Gemäuer von Hogwarts. Und Savertin, dieser kluge, intelligente junge Mann, hatte seine Seele und seine Menschlichkeit zerstört. Er schloss für einen Moment die Augen. Als erfahrenerer Kämpfer wusste er, dass die Wunden am meisten schmerzten, die das Herz verletzten. Und Savertins Wandlung schmerzte tief.
Godric wusste, dass sein Bruder seinen Sohn nicht aufgeben würde. Und er würde ihm dabei mit allem was er hatte unterstützten. Er hoffte nur, dass es reichen würde.

Hermine wartete bereits auf ihn, als er den Gemeinschaftstraum betrat. Das Mädchen sah nicht besser aus, als er sich fühlte. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen. Dabei wirkte sie seltsam aufgedreht, als hätte sie zu viel Kaffee getrunken.
„Da bist du ja", sagte sie erleichtert und zog Godric in einen der Sessel.
Es schien, als wenn Salazar noch einen Moment warten musste. „Was ist los, Hermine?", fragte Godric besorgt.
Das braunhaarige Mädchen atmete tief durch und blickte ihn dann ernst an. „Geht es dir gut, Neville?"
Überrascht lächelte Godric ihr zu „Das war nicht die beste Nacht meines Lebens, aber ich komme zurecht."
„Das meine ich nicht!", rief Hermine und wirkte ein wenig hilflos. Hastig senkte sie die Stimme. „Ich frage mich...ist Harry auch nett zu dir? Er ärgert dich nicht und nutzt dich auch nicht aus, oder?"
Nun starrte Godric sie eindeutig verblüfft an. „Hermine, wie kommst du auf den Gedanken?"
Entschlossenheit blitzte aus Hermines dunklen Augen. „Wenn er dich bedroht oder erpresst, dann finden wir schon einen Weg. Du musst da nicht allein durch, Neville."
„Wie kommst du auf den Gedanken, dass Harry so etwas tun würde?"
Sie biss sich auf die Lippe. „Ich habe das Gefühl, dass Harry in Dinge verstrickt ist...ungute Dinge...und ich will nicht, dass du da hineingezogen wirst! Du kannst jederzeit nein sagen, verstehst du?"
Godric zog die Stirn kraus. „Du glaubst, er zwingt mich dazu, bestimmte Dinge zu tun?"
Hermine mied seinen Blick und nickte. „Vielleicht...vielleicht wäre es besser, wenn du eine Weile in meiner Nähe bleibst. Ich könnte dir bei deinen Hausaufgaben helfen, wir gehen Nachmittags zum See, oder zu Hagrid und wenn er nach dir fragt, sage ich ihm, dass du keine Zeit hast."
Neville beugte sich zu ihr vor, nahm ihre Hand und blickte ihr in die Augen. „Was hast du gesehen?"
Hermine sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. „Seinen magischen Kern", flüsterte sie. „Er...es ist dieselbe Farbe wie die von Salazar Slytherin. Ich habe es nachgelesen."
„Hat Harry dir einen Anlass gegeben, ihm zu Misstrauen?", fragte Neville sanft.
Stumm schüttelte Hermine den Kopf.
Neville blickte sie lange an. Auf dem Astronomieturm hat er uns beschützt. Er war wütend, dass der unbekannte Angreifer euch in Gefahr gebracht hat."
Hermine gab einen frustrierten Laut von sich. „Was, wenn das irgendwie ein Trick war?"
„Um was zu erreichen?", hakte Neville nach.
Frustriert warf Hermine die Arme in die Luft. „Keine Ahnung."
„Hermine", sagte Neville nachdrücklich. „Glaube mir, ich kenne ihn. Und ich vertraue ihm wie keinem anderen."
Hermine musterte ihn kritisch. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, trat Ron an ihren Tisch. „Ah, da seid ihr ja! Kommt ihr mit Frühstücken? Ich verhungere!"
Der Schatten eines Lächelns bildetet sich auf Hermines Gesicht. „Du verhungerst immer, Ron." Dennoch erhob sie sich und folgte ihm zum Portraitloch. Aber erst, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Godric ihnen folgte.
Auf dem Weg in die große Halle ließ Hermine ihn nicht aus den Augen. Godric fragte sich wirklich, was vorgefallen war und was Salazar und er damit zu tun hatten. Ob sie etwas ahnte? Und hatte Salazar gewollt, dass sie etwas ahnte? Von ihrer Verfassung aus zu urteilen, war sie von seinem Bruder nicht auf die Wahrheit vorbereitet worden. Das Mädchen schien mehr als aus dem Gleichgewicht gebracht. Er würde ihr ein wenig Zeit geben, ihre Gedanken zu ordnen, bevor er es erneut mit einem Gespräch versuchte. Er lächelte in sich hinein. Bei jedem anderen Erstklässler hätte er es für äußerst unwahrscheinlich gehalten, dass er die Wahrheit aus eigener Kraft herausfand. Bei Hermine Granger war er sich da nicht ganz so sicher.
In der großen Halle angelangt, ging er zielstrebig am Tisch von Gryffindor vorbei.
Ron starrte ihm verwirrt nach. „Was hast du vor?"
Godric lächelte. „Nenn es eine Eroberung."

XXX

Die Nacht war wieder einmal viel zu kurz gewesen. Dabei hatte sich Salazar geschworen, die Bedürfnisse seines elfjährigen Körpers ernst zu nehmen, nachdem ihm Neville den Kopf gewaschen hatte. Ein Blick in den Spiegel offenbarte blasse Haut, müde Augen und tiefe Augenringe. Nun, soviel dazu. Aber er war laut Helga nie gut darin gewesen, auf sich acht zu geben. Wenigstens blieb er sich selbst treu, nicht wahr?
Er schmunzelte freudlos. Er wusste nur zu gut, dass ihm kein Schlaf dieser Welt helfen konnte.

Savertin, sein Erstgeborener war Lord Voldemort.

Und er würde gegen ihn vorgehen, ihn vielleicht sogar töten müssen.

Er konnte das nicht, würde es vielleicht niemals können. Erst Recht nicht ohne Godric an seiner Seite. Gestern hatte er für einen Moment die verräterische Hoffnung verspürt, dass sein Bruder erwacht war. Heute Morgen jedoch erschien ihm der Eindruck als Wunschgespinst seiner umnebelten Gedanken. Gewiss, gestern hatte er Godric in Neville gesehen. Aber Godric und Neville waren eine Person. Das hatte der Erstklässler schon allzu oft bewiesen. Er brauchte seine Erinnerungen nicht, um der Bruder zu sein, den sich Salazar wünschte. Natürlich ähnelten die beiden einander. Und Salazar wäre damit zufrieden, wäre es wirklich, wenn der Feind irgendjemand anderes als Savertin gewesen wäre. Bei diesem Feind würde er Godrics ganze Kraft und mehr brauchen. Und er war sich selbst dann nicht sicher, ob es reichen würde.
Er spürte Smaragds warme Schuppen an seinem Bein. Die Schlange schlängelte sich empor, bis sie sich locker um seinen Hals schmiegen konnte. Salazar legte seine Hand an ihren Kopf und schwieg. Smaragds spitze Zuge kitzelte seine Finger.
„Du bist verletzt", stellte die Schlange ungewohnt sanft fest. „Aber dort, wo man es nicht sehen kann."
„Erinnerst du dich daran, wie ich dir von Savertin, meinem Erstgeborenen, erzählt habe?"
Salazars Stimme zitterte. „Er hat seine Aura verdorben und seine Seele zerstückelt. Es ist kaum noch etwas von ihm übrig."
„So ein Dummkopf", sagte Smaragd. Aber entgegen ihrer sonstigen Art klang es leise und traurig.
Schritte näherten sich. Salazar blickte um sich und traf auf Blaise besorgten Blick. „Du siehst schlecht aus."
Der Junge war gerade fertig mit seiner Morgentoilette. Wie immer saß die Hogwarts-Uniform perfekt. „Ach ja?", sagte Salazar und zog eine Augenbraue hoch. „Dir auch einen guten Morgen, Blaise."
Ein mattes Lächeln schlich über die Züge des Erstklässlers. Aber auf die Ablenkung ging er nicht ein. Stadtessen trat er näher und räusperte sich. „Ich weiß, dass du Geheimnisse hast, Harry. Ständig verschwindest du nachts, um wer weiß was zu tun. Und auch, wenn es mich nichts angeht..." Er hob den Blick und sah Salazar in die Augen. „Wenn ich helfen kann, sag mir Bescheid, ok?"
Gerührt erwiderte Salazar den Blick. „Danke, Blaise. Das bedeutet mir viel."
Der Junge senkte den Blick. „Mir ist bewusst, dass du keine Hilfe brauchst. Halte mich für verrückt, aber du hast etwas an dir...manchmal habe ich das Gefühl, dass du deutlich älter bist, als du aussieht. Ehrlich, manchmal glaube ich, ganz Slytherin würde aufstehen und dir folgen, sobald nur nur ein Wort sagst."
Salazar legte den Kopf schief. „Selbst Marcus Flint?"
Blaise grinste. „Der auch. Aus Gruppenzwang."
Salazar lachte. „Deine Einschätzung ehrt mich, Blaise." Er trat näher und legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. „Mach dir keine Sorgen um mich. Ich komme zurecht."
Der dunkelhäutige Junge biss sich auf die Lippen. „Jeder in Slytherin hat seine Geheimnisse. Und viele von ihnen werden nie erzählt. Aber ich weiß auch, dass das Teilen eines solchen Geheimnisses oft der erste Schritt zu einem langjährigen Bündnis ist. Zwischen Menschen und zwischen Häusern."
Salazar nickte ernst. „Ich bin froh, dass du ein Slytherin bist, Blaise. Deine Anwesenheit allein bringt das Haus einen Schritt mehr dorthin, wo es sein sollte."
Die Augen des Jungen weiten sich. „Das meine ich, Harry." Er schauderte. „Bei Merlins Bart! Wenn du so redest, habe ich das Gefühl mit Salazar Slytherin höchstselbst zu sprechen." Er lachte. „Und das Schlimmste ist, ich nehme es dir ab."
Salazar lächelte. „So, tust du das?"
Blaise zuckte verlegen mit den Schultern. „Aber darum geht es nicht. Ich will einfach sagen, dass ich bereit bin, ein Bündnis zu schließen."
„Du bist bereit, ein Bündnis zu schließen, ohne zu wissen, in welche Gefahr du dich begibst?", fragte Salazar lauernd.
Blaise nickte. „Ich vertraue einem Freund."
Salazars Lächeln vertiefte sich. Er beugte sich vor und sah Blaise in die Augen. „Finde es heraus."
Kurz sah er Überraschung in Blaises Augen gespiegelt. Kurz darauf wechselte der Ausdruck zu Unglauben, schließlich Frustration. „Ich dachte es ist ein Geheimnis?"
Salazar lachte. „Das ist es. Und manche Dinge erfährt man am besten in der eigenen Geschwindigkeit. Nimm dir die anderen zur Hilfe, wenn du möchtest." Er wandte sich zum gehen, warf Blaise aber noch einen Blick über die Schulter zu. „Ich verlasse mich auf eure Verschwiegenheit."
Blaise nickte eifrig.
Deutlich besser gelaunt machte sich Salazar für den Tag fertig. Es würde ihm ungeheures Vergnügen bereiten, die Köpfe der kleinen Slytherin arbeiten zu sehen.
Smaragds bewegte sich um seinen Hals. „Ich möchte dich darüber in Kenntnis setzen, dass ich dich heute begleiten werde."
Salazar blickte fragend zu ihr herunter. „Bist du dir sicher? Das hast du bisher noch nie getan."
„Bisher waren deine Schwierigkeiten auch nie schwerwiegend genug, dass ich mich dafür in deinem Unterricht zu Tode langweilen musste."
Salazars Mundwinkel zuckten. „Und jetzt ist das so?"
„Selbstverständlich. Du darfst dich also an meiner Anwesenheit erfreuen und dich getröstet fühlen."
Gerührt strich Salazar über die glänzenden Schuppen der Schlange. „Danke, meine Teure."

Sie sammelten Theodore, Daphne und Draco auf dem Weg in die große Halle ein. Kaum hatten sie den Saal mit den schwebenden Kerzen betreten, hielt Salazar nach seinem Bruder Ausschau. Er hoffte wirklich, das Nevilles Reaktionen des gestrigen Abends, mehr gewesen waren, als eine spontane Kurzschlussreaktion angesichts einer Notlage.

Zu seiner Überraschung fand er Neville am Tisch der Slytherin. Hermine und Ron saßen bei ihm. Während sich Hermine sichtlich unwohl zu fühlen schien, wirkte Ron, als käme er sich gerade ungeheuer verwegen vor. Schnellen Schrittes ging Salazar auf die drei Schüler zu. „Ah, ich sehe, das Haus Slytherin hat Zuwachs bekommen?", fragte er spielerisch.
Ron grinste ihn zu. „Zuwachs!? Nenn es eine Eroberung!"
Salazar hob eine Augenbraue. „Eroberung? Ich fürchte, wir sind in der Überzahl, junger Löwe."
„Schon", gab Ron zu. „Aber ihr seid Slytherin!" Abfällig winkte er mit der Hand und wirkte als sei damit alles gesagt.
Salazar lächelte ihm zu. „Angesichts dieser unschlagbaren Logik, Ron, bleibt mir wohl nichts übrig, als einen Waffenstillstand vorzuschlagen."
Zufrieden nahm Ron einen großen Bissen Pfannkuchen. „Angenommen!", rief er kauend.
Hermine schüttelte über ihren Freund den Kopf. „Hallo Harry", sagte sie angespannt.
Salazar deutete eine Verbeugung an. „Hermine."
Daphne begrüßte Hermine hoheitsvoll. In Windeseile waren die beiden Mädchen in ein Gespräch über Hermines Haar versunken. Salazar hatte die Ahnung, dass Hermine keine Ruhe finden würde, bis sie Daphnes Styling-Tipps umgesetzt hätte. Hermine versuchte immer wieder, zu ihm herüber zu spähen. Aber Daphne war niemand, der sich mit der halben Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer zufrieden gab. Auf Salazars anderer Seite begannen Ron und Blaise ein entspanntes Gespräch über Quidditch. Draco rührte in seinem Tee, blickte immer wieder zu Neville und schien tief in Gedanken versunken.
Auch sein Blick glitt hoffnungsvoll in Nevilles Richtung. Braune Augen begegneten den Seinen. „Guten Morgen", grüßte der Junge warm. Sichtlich erfreut streichelte er Smaragd über den Kopf. „Na, du Schöne?" Salazar beobachtete ihn genau. Sein Bruder wirkte ruhig und ausgeglichen an diesem Morgen. Aber erinnerte er sich?
Angespannt ließ er sich gegenüber von Godric nieder.
In diesem Moment hatte er Angst. Angst, dass sein Bruder doch nicht vollständig erwacht war. Angst, es mit einem elfjährigen an seiner Seite, mit der Wiedergeburt seines Sohnes aufnehmen zu müssen. Dann spürte er ein vertrautes Klopfen gegen seine geistigen Schilde. Seine Magie erkannte die Aura seines Bruders und ließ ihn ein. Im nächsten Moment hörte er Godrics Stimme in seinem Geist. „Du ewiger Pessimist! Ich hatte es dir versprochen!" Die Zuneigung dahinter nahm den Worten die Schärfe.
Salazars Augen weiteten sich. Für einen Moment war er sprachlos. Dann wurde ihm schwindelig vor Erleichterung.
„Es ist eben nicht jeder so ein naiver Sonnenschein wie du! Ich bin es gewohnt, vom Schicksal gestraft zu werden!"
„Oh, hör doch auf. Du bist einfach nur ein unverbesserlicher Schwarzseher!"
„Und du ein Luftikuss, wenn du denkst, dass jeder alle Versprechen, die er gibt, auch tatsächlich halten kann!!"
„Du suchst einfach nach Haaren in der Suppe! Selbst dann, wenn keine da sind. Hauptsache, du hast irgendetwas zu nörgeln!"
„Du meinst, zu verbessern! Ich mache die Welt zu einem besseren Ort, in dem ich die Schwierigkeiten, die ich sehe, aus dem Weg räume!"
„Dann solltest du dich vielleicht auf tatsächliche Schwierigkeiten und nicht auf Eingebildete konzentrieren! Sonst wirst du sehr lange beschäftigt sein."

Smaragd zischte zustimmend. „Wo er Recht hat."
Salazar lachte innerlich und gab der Schlange eine liebevolle Kopfnuss. „Es ist gut, dass du wieder da bist, Godric." Auf diese Weise hatten sie das letzte Mal vor tausend Jahren gesprochen. Und doch fühlte es sich so an, als wäre seitdem keine Zeit vergangen.
Godric lächelte schief. „Wer sollte dich sonst beleidigen?"
Forschend blickte Salazar seinen Bruder an. „Du...wirkst verändert."
Godric zögerte. „Mein Leben als Neville Longbottom ist nicht einfach vergessen, weißt du?"
Ihr stummes Gespräch wurde durch Severus Snape unterbrochen. Der Tränkemeister schritt mit dramatisch wehender Robe auf den Tisch der Slytherin zu. „Longbottom, Granger, Weasley. Für den Fall, dass Sie es nicht bemerkt haben sollten: Das hier ist nicht der Tisch von Gryffindor."
„Wir tun nichts, als hier zu sitzen!", begehrte Ron auf.
Salazar sah seine Chance gekommen. „Sie sind auf meine Einladung hier", sagte er schnell.
Snape beäugte ihn mit blitzenden Augen. „Fünf Punkte Abzug von Slytherin. Wegen ungebührlichen Verhaltens!"
„Es ist nicht verboten, dass sie hier sitzen!", wehrte sich Salazar.
Snapes Mund verzog sich zu einem dünnen Lächeln. „Und Nachsitzen, Mr. Potter. Vielleicht werden sogar Sie auf diese Weise lernen, dass man keinem Lehrer widerspricht!"
„Er hat nur die Wahrheit gesagt!", rief Neville.
Snape starrte ihn in Grund und Boden. „Und Sie werden ihm beim Nachsitzen Gesellschaft leisten, Mr. Longbottom!"
Hermines Blick schnellte von einem zum anderen. „Ich habe die Hausordnung gelesen, Sir", sagte sie nur ein wenig zu hoch. „Es gibt keine Regel, die uns verbietet, uns an andere Haustische zu setzen."
Der Tränkemeister hob eine Augenbraue. „Und zehn Punkt Abzug von Gryffindor." Hermine wollte empört etwas anfügen, als Severus Snape langsam die Arme vor der Brust verschränkte. „Sie sitzen ja immer noch hier."
Hastig sprangen die Gryffindor auf und traten den Rückzug an. Scheinbar zufrieden wandte sich Snape um und ging zurück zum Lehrertisch, wo er von Professor McGonagall mit einem kritischen Blick empfangen wurde. Salazar starrte dem Lehrer scheinbar entrüstet nach. Innerlich schüttelte er sich vor Vergnügen. Scheinbar war der Tränkemeister entschlossen, sich seine Antworten möglichst schnell zu holen. An diesem Spiel würden er und Severus in den nächsten Wochen noch viel Freude haben. Nun...zumindest er. So wie es aussah, würde der Professor einige Strafpredigten von Minerva McGonagall über sich ergehen lassen müssen.

Harry Potter und die Rückkehr des SchlangenlordsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt