Ein unerwarteter Besuch

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Smaragd mochte die Ländereien von Hogwarts. Sie möchte sie sogar sehr. Es gab eine große Wiese mit vielen Steinen, auf denen sie sich sonnen konnte und einen See, wenn sie beschloss, eine Runde zu baden. Unter einem Ginsterbusch hatte sie einen verlassenen Kaninchenbau gefunden und zu ihrem Rückzugsort erklärt.
Zu ihrem Zeitvertreib jagte sie Mäuse. Sie würde eher sterben, als es zuzugehen, aber sie stellte sich dabei nicht sehr geschickt an. Insgeheim war sie dankbar, dass ihr Salazar so regelmäßig ihr Futter zustecke.
Smaragd war keine große Jägerin. Wenn eine Maus in Sicht kam, wurde sie so aufgeregt, dass sie herumzappelte und ihre potentielle Beute damit auf sich aufmerksam machte. Sie wusste noch nicht einmal, ob sie giftig war. Wenn es ihr tatsächlich gelang, eine Maus zu packen, dann ließ sie sie garantiert nicht mehr los, um zu schauen, ob sie eventuell von selbst umkippte. Nein, sie war nicht blöd. Wenn eine Maus erbeutet wurde, wurde sie gefressen. Auf der Stelle. Sicher war sicher.
Wann immer sie die Laune dazu verspürte, besuchte sie Hagrid und ließ sich nach Strich und Faden verwöhnen. Fang nervte manchmal ein wenig, aber naja, er war eben ein Hund, was sollte man da schon erwarten?
Sie war froh, dass es zumindest tagsüber wieder so warm war, dass sie draußen herumstreifen konnte. Den Winter im Gemeinschaftsraum zu verbringen, war schon sehr langweilig gewesen. Wenn die Nächte kälter wurden, dann holte Salazar sie immer noch herein, sodass sie sich am Feuer im Gemeinschaftsraum wärmen und bei ihm im Bett übernachten konnte. Bei der Sache mit dem Bett hatte sie ihn erst weich klopfen müssen. Aber auch das hatte sie hinbekommen. Smaragd war vielleicht keine gute Jägerin. Aber sie war ausdauernd darin, ihren Willen durchzusetzen. Sehr ausdauernd sogar. Zufrieden vor sich hin zischend, schlängelte sie sich zwischen Grashalmen hindurch, als ein fremdartiger Geruch in ihre Nüstern drang. Das war eine Artgenossin, würde sie sagen. Aber keine von den altklugen Ringelnattern und trantütigen Blindschleichen, denen sie schon begegnet war. Dieser Duft war anders. Fremdartiger...bedrohlicher. Sie folgte der Duftspur und bemerkte, das um sie her beachtlich viel Gras platt gedrückt war. So als wäre die fremde Schlange sehr schwer...und sehr groß. Mit einem unguten Gefühl blickte sich Smaragd um. Wer immer diese Fremde auch war, in ihre Spur passte Smaragd fünfmal hinein. Und das gefiel ihr ganz und gar nicht. Kurzentschlossen wandte sich Smaragd in die entgegengesetzte Richtung. Sie hatte keine Angst. Ganz bestimmt nicht. Sie war nur...vorsichtig. Und es schadete nie, vorsichtig zu sein. Das sagte sogar Salazar. Eilig brachte sie soviel Abstand zwischen sich und die Spur wie nur möglich. Dieser Eindringling war mehr als eine gewöhnliche Rivalin, die ihr ihr Revier streitig machte. Da war etwas an ihr, ein beängstigender, bedrohlicher Geruch, den Smaragd nicht näher benennen konnte. Noch immer blinzelte die Sonne herab und Insekten schwirrten träge durch die frühlingshafte Luft. Aber das vergnügte Zischen war ihr vergangen. Ein kalter Schauer kroch ihr den Rücken herab bis hinein in die Schwanzspitze. Diese fremde Schlange roch nach Ärger. Und darauf hatte Smaragd wirklich keine Lust. Kein bisschen.

XXX

Erneut stand Voldemort in dem Arbeitszimmer, erneut empfing ihn dieser fremde Zauberer mit den grünen Augen. Jähe Wut flammte in ihm auf. Beim letzten Mal hatte er sich die Zunge wund geredet. Er hatte die wahre Position von Blutsverrätern und Muggeln aufgezeigt, er hatte davon gesprochen wie instabil die Regierung und wie wichtig die Herrschaft der Reinblüter war. Er hatte sich sogar dazu herabgelassen, diesem Mann Honig ums Maul zu schmieren. Und dieser Mann, der Mann, der sich erdreistete den Namen seines Vorfahren tragen, hatte ihm zugehört und geschwiegen. Den Ausdruck von Zorn, Trauer und Bitterkeit, der immer wieder über das Gesicht des Fremden gehuscht war, hatte er sich nicht erklären können. Dieses mal schwieg der fremde Zauberer allerdings nicht. Dieses Mal empfing er ihn mit einer Frage.
„Sie haben mir beim letzten Mal ausufernd erklärt, warum Reinblütern die Herrschaft über die magische Welt gehören sollte. Nun sagen Sie mir, warum führen ausgerechnet Sie, ein Halbblut, sie an?"
Er starrte diesen Mann an, der auch jetzt keine Spur von Furcht zeigte, im Gegenteil, der ihn anblickte mit der ruhigen Gewissheit, mit der ein Wolf ein krankes Reh anblickt. Woher wusste dieser Mann davon? Er hatte nie von seinem Vater gesprochenen. „Sie wagen es!", zischte er, sich zu seiner vollen Größe aufrichtend. In diesen Träumen besaß er einen Körper und er genoss es.
Sein Gegenüber blieb seelenruhig in seinem Sessel sitzen. „Ja, ich wage es."
Voldemort wusste, dass er diesen Mann nicht mit Flüchen angreifen konnten. Nicht solange er es war, der diesen Traum kontrollierte. Doch im Laufe der letzten Tage hatte er sich darüber Gedanken gemacht. Und er war zu dem Schluss gekommen, dass diese Kontrolle auch wechseln konnte. Unauffällig glitt er mit seinem Geist an dem Gefängnis entlang. Suchte nach den Stellen, an der die Magie des anderen diesen Traum zusammenhielt. „Ich habe die Macht, es zu tun und den Willen, diese Weltordnung umzukehren. Also warum es nicht versuchen?", zischte er.
„Eben sagten Sie, dass Reinblüter die Herrschaft inne haben sollten. Aber gleichzeitig behaupten Sie, dass Sie mächtiger sind als jedes Reinblut und sich dadurch Ihr Recht verdienen, über sie zu herrschen? Was ist, wenn ein Muggelgeborener Sie an Macht übertreffen sollte? Hat er dann auch das Recht, Ihre Stelle einzunehmen?"
„Das wird niemals passieren!"
Sein Gegenüber zog die Augenbrauen hoch. „So wenig wie ein Halbblut über Reinblüter gebieten kann? Sie führen Ihre eigene Weltordnung ins Absurdum, Lord Voldemort. Was bieten Sie an Stabilität, wenn Ihr Grundgesetz in sich zusammenbricht? Geht es letztendlich nur um Ihre eigene Macht? Ihr eigenes Überleben? Aber warum? Warum wünschen Sie sich das so sehr?"
„Ist Macht nicht da, um sie sich zu nehmen?", raunte Voldemort. Dann verzog sich sein lippenloser Mund zu einem Lächeln. Denn er hatte die Stelle gefunden, an der dieser Fremde seine Magie mit der des Traumes verankerte. Er blickte seinem Gegner in die Augen und stemmte sich gegen die Verbindung.

Ein stummes Ringen um die Kontrolle entspann sich zwischen ihnen.

Und Voldemort gewann.

Triumphierend hob er seinen Zauberstab. „Diesmal wirst du mir nicht entkommen, Hochstapler!"
Kurz bevor der Todesfluch das Gesicht des Mannes erreichte, verblasste seine Gestalt und er war verschwunden. Voldemort gab einen Schrei von sich, während der Traum um ihn herum zusammen fiel.

XXX

Albus Dumbledores Augen fühlten sich angestrengt an. Er hatte zu viele Beschwerdebriefe gelesen, zu viele Anfragen um Bündnisse. Einige hatten versucht, ihn zu manipulieren, andere schmeichelten ihm, damit er ihren Wünschen nachkam. „Man müsste meinen, dass sie irgendwann ihre Versuche aufgeben würden", sagte er müde an Fawkes gewandt. „Doch wieder mal zeigt sich, der Mensch ist in all seinem Streben unermüdlich."
Der Phönix erhob sich von der Stange, auf der er gesessen hatte, um seinen schönen Kopf an Albus Wange zu schmiegen. Der Schulleiter lächelte dankbar. „Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, dich an meiner Seite zu wissen."
Der Phönix gab einen hellen Thriller von sich und Dumbledore gluckste. Behutsam begann er, durch die Federn des Phönix zu streicheln. Fawkes genoss die Behandlung sichtlich und schloss die Augen. „Es ist gar nicht leicht, für möglichst viele magische Wesen eine Gleichberechtigung durchzusetzen", sagte Albus nachdenklich. „Die dunklen Familien haben uns ein Angebot gemacht, das wir nicht ablehnen können. Und doch sind die Details wie immer kompliziert." Er lächelte erschöpft. „Was das angeht, ist Politik wohl ein Sinnbild des Lebens selbst. Gelten die Rechte magischer Wesen aus für Dementoren, Irrwichte und dergleichen? Oder setzen wir eine gewisse Vernunftbegabung voraus? Wenn ja, woran machen wir diese fest? Und was ist mit zweifellos vernunftbegabten, aber uns zwangsweise feindlich gesonnenen Wesen wie Vampiren und Gastaltwandlern? Ich kann die Intention derer verstehen, die die Einräumung von Rechten an der Tatsache fest machen wollen, dass die betreffenden Wesen fähig sind, das Geheimhaltungsabkommen zu verstehen und zu befolgen. Aber ist nicht auch das ein Diktat unserer Regeln auf die ihren? Schwingen wir uns mit einer solchen Regelung nicht wieder zu ihren Herrschern auf?"
Der Phönix blickte ihn aus gütigen Augen an und pfiff mitfühlend. Gerade jetzt, vor einer solch wichtigen Entscheidung spürte er den Druck der Verantwortung auf seinen Schultern. Schon oft hatte er sich einen Gesprächspartner gewünscht, der nicht mit Bewunderung zu ihm hoch blickte und nicht einfach darauf vertraute, dass er die Dinge für ihn richten würde.

Einfach jemand, der wusste, dass er einem Menschen gegenübersaß.

Ein jähes Klopfen riss Albus aus seinen Gedanken. Im nächsten Moment betraten drei Kobolde sein Büro. Sie alle wirkten alt und ehrwürdig, trugen Ringe an den langen Fingern und waren in Gewänder aus edlem Stoff gehüllt.
Aber das erklärte nicht, warum sie eigentlich hier waren.
Albus lehnte sich vor, faltete die Hände ineinander, um Zeit zu schinden. Doch es half nichts. Noch immer wollte ihm kein Grund einfallen, warum ihn drei Kobolde in seinem Büro aufsuchte.
"Nun", sagte er, nachdem seine Besucher sowohl seinen Tee als auch seine Süßigkeiten abgelehnt hatten. "Was kann ich für Sie tun?"
"Die Frage ist eher, ob wir etwas für Sie tun können, Mr. Dumbledore." Der Sprecher war der älteste der Kobolde. Weißes Haar wuchs aus seinen Ohren und seine Augen wirkten grau und glasig.
Nun war Albus wirklich neugierig. Mit funkelnden Augen blickte er zwischen seinen ungewöhnlichen Besuchern umher. "Dann korrigiere ich meine Frage. Was können Sie für mich tun?", fragte er vergnügt.
"Es geht um die Schutzzauber von Hogwarts. Wir sind hier, um sie zu erneuern."
Albus blinzelte. Damit hatte er nicht gerechnet. Aber wo die Kobolde es erwähnten... Es lagen in der Tat einige uralte Zauber auf Hogwarts, die keine Hexe und kein Zauberer jemals entschlüsselt hatten. Was, wenn es sich dabei um Koboldmagie handelte? Wenn er so darüber nachdachte, war es tatsächlich seltsam, dass sie nie in Erwägung gezogen hatten, dass die unbekannte Magie womöglich gar nicht von Menschen stammte. Wie hatten sie so arrogant sein können?
"Tatsächlich?", fragte er. "Wie waren die ursprünglichen Schutzzauber angelegt?"
"Ähnlich wie in den Hallen von Gringotts sorgten sie für die effiziente Fernhaltung aller unautorisierten Personen."
"Mit welcher Wirkung?", fragte Albus milde.
"Dort, wo unserer Schutzzauber ins Spiel kommen, ist die Wirkung endgültig Mr. Dumbledore."
Der Schulleiter seufzte. "In diesem Fall, kann ich leider nicht auf ihr Angebot eingehen."
Der Kobold verengte die glasigen Augen. "Unsere Schutzzauber waren nur ein kleiner Bestandteil der Verteidigung von Hogwarts. Sie traten nur in Kraft, wenn jemand mit der Intention zu töten gekommen war."
Und wenn er oder sie zu einer solchen Tat gezwungen wurde?
"Dann wurde ein Alarm ausgelöst und der Angreifer entwaffnet und betäubt. Zum genauen Hergang hätten Sie sich bei Sir Gryffindor erkundigen sollen."
"Das haben wir leider versäumt", räumte Dumbledore ein. "Angenommen ich würde einwilligen, wie wäre das Prozedere?"
"Wir drei sind hier, um die Lage zu prüfen. Nachdem, was wir wissen, könnte das magische Fundament zu porös geworden sein, um unsere Sprüche zu tragen." Er warf Dumbledore einen missbilligenden Blick zu. "Nach allem, was wir hörten, wurde den Schutzzaubern von Hogwarts von unkundigen Händen übel mitgespielt. Die Prüfung des magischen Fundamentes wird einige Wochen in Anspruch nehmen. Anschließend werden wir unsere Fluchbrecher hinzuholen, um dysfunktionale Sprüche zu entfernen. Das wird ebenfalls einige Wochen dauern. In den Sommerferien werden wir uns dann voraussichtlich der Instandsetzung der ursprünglichen Zauber widmen können. Dazu werden wir den Betrieb in Gringotts auf ein Minimum herunterfahren."
„Etwas sagt mir, dass die magische Gemeinschaft davon nicht begeistert wäre", sagte Dumbledore belustigt.
„Es wird an ihnen sein, zu zeigen, ob ihnen der Schutz ihrer Kinder wichtiger ist", knurrte der Kobold ungehalten.
Zudem handelte es sich um eine Demonstration von Macht unter dem Mantel von Freundlichkeit. Vor allem jetzt, wo die Frage der Gleichberechtigung magischer Wesen im Ministerium diskutiert wurde, war das ein hervorragender Schachzug. Albus nickte beeindruckt. "Ich verstehe." Aufmerksam blickte er den Kobold vor sich an. "Dann bliebe nur die Frage, was Sie als Gegenleistung für ihre Arbeit verlangen."
Etwas wie Hoffnung trat auf die faltigen Züge des Kobolds. "Wenn die alten Regeln wieder in Kraft treten, bedarf es keiner weiteren Gegenleistung."
"Die alten Regeln?", fragte Albus mit sanfter Neugier in der Stimme.
Der Kobold nickte gewichtig. "Einst war Hogwarts eine Zuflucht für alle. Es wurde kein Unterschied zwischen den magischen Völkern gemacht."
"Jetzt ist es eine Schule", gab Dumbledore zu bedenken.
"Das war es damals auch. Und ich versichere Ihnen, dass man dort mehr lernte, als heutzutage."
"Das denke ich mir", sagte Dumbledore mit einem leichten Kopfschütteln. "Wie stellen Sie sich die Einforderung dieser Leistung konkret vor?"
Der Kobold streckte sich zu seiner vollen Größe. "Sollte das Volk der Kobolde jemals belangt werden, finden wir in Hogwarts als neutraler Zone einen Unterschlupf."
Dumbledores Augen funkelten. "Ich bin mir sicher, das Ministerium wäre von einer solchen Abmachung nicht begeistert."
Der Kobold lächelte grimmig. "Ihr Ministerium konnte niemals über die Schule verfügen. Hogwarts ist deutlich älter als Ihre Regierung. Und die Gründer haben ihren unabhängigen Status rechtlich festgehalten. Es gibt nichts, dass Sie zu befürchten haben."
Lächelnd faltete der Schulleiter die Hände. "Dann bleibt eigentlich nur eine Frage. Wie kamen Sie auf die Idee, ausgerechnet jetzt hier zu erscheinen?"
"Das ist leicht", antwortete der Kobold belustigt. „Wir sind auf Anregung von Ragnuk hier."
„Ach, ist das so?" Ragnuk, der aus dem Nichts genau im richtigen Moment erschienen war. Der wohl letztendlich selbst nach Hogwarts eingeladen worden war. Nachdenklich strich Dumbledore über seinen langen, weißen Bart. Als die Kobolde sein Büro verlassen hatten, blieben seine Augen wie von selbst an dem Bild von Phineas Black haften. „Warum eigentlich nicht?", sagte er mit einem halben Lächeln. „Phineas, wären Sie so freundlich und würden Harry Potter in mein Büro bestellen?

XXX

Als Harry eintraf, machte sich der Junge nicht die Mühe, ein kindliches Lächeln aufzusetzen. Darüber waren sie hinaus.
Dumbledore betrachtete den Jungen über die Ränder seiner Halbmondbrille hinweg. „Nach den Hauselfen kommen jetzt also die Kobolde nach Hogwarts?", fragte er neugierig.
„Es war niemals Rechtens, ihre Werte herabzusetzen", erwiderte der Junge ruhig.
Dumbledore nickte langsam. „Du hast Recht, Harry, natürlich hast du das. Trotzdem würde es mich freuen, wenn du mir eine Frage gestattet würdest."
„Sir?"
Blaue Augen suchten sie Seinen. „Wenn du die Möglichkeit hättest, den magischen Wesen alle Rechte einzuräumen. Wie würdest du das tun?"
Ein leises Lächeln erschien auf Harrys Gesicht. "Ich kann mir vorstellen, dass der Nachtheiler von allen magischen Wesen gesprochen hat, um die Möglichkeit offen zu lassen, sich herunter handeln zu lassen. Niemand möchte, das ein Dementor die gleichen Rechte besitzt wie eine Hexe oder ein Zauberer. Außerdem gibt es viele magische Wesen, die sich nicht äußern können. Im Ministerium sollte also immer ein Magiezoologe zugegen sein, der mit ihren Bedürfnissen vertraut ist und diese vor dem Ministerium äußern kann. Magische Wesen, die für sich selbst sprechen können, sollten einen Sitz im Ministerium erhalten und einberufen werden, sofern ihre Angelegenheiten in Entscheidungen mit betroffen sind."
"Das ist schön und gut, aber müsste dann nicht auch ein Vampir einen Platz im Ministerium erhalten?"
"Das halte ich sogar für sehr sinnvoll. Im Dialog könnte für die Bedürfnisse der Vampire eine Lösung gefunden werden, ohne dass das Leben von Hexen und Zauberern gefährdet wird."
Dumbledore nickte nachdenklich. "Was ist mit den magischen Wesen, die keinen Repräsentanten zum Ministerium entsenden? Das Meervolk wird aus rein körperlichen Gründen nicht an den Sitzungen teilnehmen können."
"Auch hier halte ich einen Repräsentanten für sinnvoll. Wenngleich es sich hier um jemanden handeln sollte, der vom Meervolk selbst gewählt wird."
Der Schulleiter strich sich über den silberweißen Bart. "Und wie hättest du vor, all dies im Ministerium durchzusetzen?"
"Machen Sie darauf aufmerksam, dass für Wesen, für die die gleichen Rechte gelten, mit den Pflichten ebenso zu verfahren ist. Ein Vampir, der nachweislich einen Mord begeht, ist genauso schuldig wie eine Hexe oder ein Zauberer an seiner Stelle. Aber dann wäre es nicht seine Existenz, sondern die Tat, die strafbar wäre." Er lächelte. "Und übertreiben Sie. Wenn Sie möglichst lange von allen magischen Wesen sprechen, wird man irgendwann erleichtert sein, sie auf die gerade besprochenen Punkte herunter handeln zu können."
Der Schulleiter schmunzelte. "Das ist etwas, an dem ich durchaus meine Freude haben könnte." Er warf Harry einen scharfen Blick zu. "Fast scheint es mir, als wenn der Nachtheiler seine Pläne von Anfang an auf mich gemünzt hätte."
Auf Harrys Lippen erschien ein undeutbare Lächeln. "Wer weiß? Vielleicht hat er das?"
"Da ist noch eine Sache, die ich mit dir besprechen möchte", sagte der Schulleiter nach einer Weile. "Was ich über dunkle Magie gesagt habe, ist so nicht richtig. Sie ist nicht generell schlecht oder böse." Er schüttelte den Kopf. "Das hätte ich eigentlich wissen müssen, da es nichts auf der Welt gibt, auf das nur eine dieser Eigenschaften zutrifft. Wir haben einfach zu viel vergessen, um das, was wir unter dunkler Magie verstehen, noch gefahrlos anwenden zu können." Er lächelte. "Aber Unwissenheit ist ein Makel gegen den stets vorgegangen werden sollte, indem wir nach Wissen suchen. Wir werden ihr nicht Herr, indem wir uns vor ihr verstecken...auch, wenn das lange Zeit mein Vorgehen gewesen ist."
Harry neigte respektvoll den Kopf. Ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel
Die Augen des Schulleiters begannen zu funkeln. "Ich werde mein neu gefundenes Wissen allerdings noch nicht bekannt geben. Genauso wenig wie die Quelle, aus der es stammt." Er zwinkerte Harry zu. "Wenn meine politischen Gegner versuchen, die dunkle Magie zu legalisieren, indem sie anbieten, den magischen Wesen Rechte zuzugestehen, dann sollten sie erst nach den Verhandlungen erfahren, dass ich ihnen insgeheim Recht gegeben habe und ihr Anliegen auch ohne ihr Entgegenkommen gerechtfertigt gewesen wäre. Wer weiß, vielleicht hätten sie ansonsten ihr großzügiges Angebot zurückgezogen?"
Harry lächelte anerkennend. "Ich verstehe wirklich nicht, warum Sie nicht nach Slytherin gekommen sind."
Dumbledore blickte den Jungen vor sich über die Gläser seiner Halbmondbrille hinweg an. "Damals weigerte ich mich. Aber würde ich jetzt erneut wählen, wäre das Ergebnis wohl ein anderes." Seine blauen Augen blitzten. "Ich bin mir sicher, Salazar Slytherin war ein großer Mann."

XXX

„Warum sagst du es ihm nicht einfach?"
An diesem Abend hatte der Raum der Wünsche die Form eines gemütlichen Wohnzimmers angenommen. Godric saß ihm in einem Sessel gegenüber, während das Feuer im Kamin behaglich knisterte. Smaragd hatte sich auf Salazars Schoß zusammengerollt, doch ihre Augen blickten ihn anklagend an.
„Was soll ich wem sagen", fragte Salazar, aus seinen düsteren Gedanken hochgeschreckt.
„Voldemort", erwiderte die Schlange ungeduldig. „Ihr tanzt umeinander wie zwei Schlangen bei der Paarung, nur das sich keiner von euch beiden paaren will. Das ist einfach lächerlich!"
„Was schlägst du vor, meine Teure?", fragte Salazar verwirrt.
„Sag ihm, warum du dich mit ihm triffst. Dass du ihm helfen willst, weil er dein Junges ist. Ist doch nicht so schwer."
Godric blickte von seinen Hausaufgaben auf. „Was meint sie?"
Salazar blickte nachdenklich in das Kaminfeuer. „Smaragd glaubt, ich soll Voldemort einfach sagen, warum ich ihn in seinen Träumen aufsuche."
Godric blickte ihn fragend an. „Das hast du noch nicht getan?"
Der Gründer Slytherins schaute von seiner Schlange zu seinem Bruder und wieder zurück. Warum hatte er daran noch nicht gedacht?
Godric lächelte gutmütig. „Gefühle sind wirklich nicht dein Ding, oder Salazar?"
„Nicht gegenüber möglichen Feinden", räumte der wiedergeborene Zauberer ein. Aber er musste sich eingestehen, dass die beiden durchaus nicht falsch lagen. Er würde bei Voldemort nicht weiterkommen, wenn sich der Zauberer fortwährend über den Sinn seines Handelns wunderte.
„Ihr habt Recht", sagte Salazar schließlich. „Ich sage es ihm. Noch diese Nacht."
„Natürlich haben wir das." Zufrieden rollte sich Smaragd auf seinem Schoß zusammen und stupste ihn so lange an, bis er begann, über ihre Schuppen zu streicheln.

XXX

Voldemort wusste nicht zum wievielten Mal er in diesem verfluchten Arbeitszimmer stand. Egal was er tat und wie er sich absicherte, immer wieder fand dieser Mann einen Weg in seinen Geist, peinigte ihn mit seinen Fragen und seiner Anwesenheit. Manchmal dauerten die Träume nur kurz. Voldemort hatte gelernt, dass der Fremde chancenlos war gegen die geballte Kraft seiner Magie. Aber er war gerissen. Immer komplexer wanden sich die Fäden seiner Magie um den Traum, immer länger benötigte Voldemort, ihm die Kontrolle zu entreißen. Und selbst wenn es ihm gelang, war der Erfolg nur kurzfristig. Der Fremde verschwand und er selbst hatte den Ärger in der nächsten Nacht erneut.
Was willst du von mir?!", schrie er den Mann hinter dem Tisch an. „Warum lässt du mich nicht in Ruhe!?"
Die Antwort, die er dieses Mal erhielt, verwirrte ihn. „In einem früheren Leben warst du mein Sohn."
Voldemort blinzelte. „Was?"
Das Lächeln, das ihm sein Gegenüber entgegnete, war weniger kontrolliert als sonst. Es zeigte, Trauer, Wehmut, eiserne Entschlossenheit. Aber darunter lag auch so etwas wie...Zuneigung?
„Ich kenne deine Seele, Tom. Oder zumindest kannte ich sie einmal. Ich war dein Vater und in gewisser Weise bin ich es noch immer."
Sprachlos wich der dunkle Lord zurück. „Mein Vater war ein Muggel", sagte er endlich. „Er hat mich und meine Mutter im Stich gelassen und dafür bezahlt."
„Das ist nicht die einzige Wahrheit", entgegnete Slytherin. ."Denn tausend Jahre zuvor wurdest du schon einmal geboren. Und da gab es einen Vater, für den du das größte Geschenk auf der Welt warst."
Voldemort wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er wollte den Mann einen Lügner nennen, er wollte ihm die Kontrolle über diesen Traum entreißen, wie er es zu tun pflegte, doch er konnte nicht. Etwas in den Worten, in der Stimme des anderen hielt ihn gefangen.
„Erzähl weiter", flüsterte er.
Slytherin erhob sich und trat um den Schreibtisch herum. „Wir nannten dich Savertin", sagte er sanft. „Deine Mutter, Rhiannon, wählte den Namen. Ich war überfordert. Ich bestand nur darauf, dass der Name, einer alten Familientradition nach mit einem S beginnen sollte. Es fällt Schlangen dann leichter, unseren Namen auszusprechen und immer wieder kam es vor, in meiner Familie, dass eine Hexe oder ein Zauberer die seltene Begabung erbte. Also war es deine Mutter, die wählte. Ihr gefiel der Klang, der Name strahlte für sie Klugheit und Geschicklichkeit. Ich musste ihr zustimmen. Du hattest einen kleinen Bruder. Sanguil... sein Temperament war heftiger als deines...ständig war er an deiner Seite.... ihr träumtet davon, gemeinsam auf Abenteuerreise zu gehen, wenn die Kämpfe um Hogwarts eines Tages vorüber sein sollten."
„Du hast ihn geliebt", flüsterte der dunkle Lord. Es war keine Frage und er konnte sich nicht erklären, woher die Worte kamen.
Slytherin blickte ihm in die Augen. „Mehr als mein Leben."
Langsam trat er auf Voldemorts zu. „Es tut mir leid, dass ich in diesem Leben nicht für dich da sein konnte."
Beide Männer standen sich gegenüber. Gefühle, die Voldemort vergessen zu haben glaubte, durchströmten ihn mit der Gewalt einer Flutwelle. Er fühlte sich hilflos, ausgeliefert, doch er wollte dennoch nicht fort.
„Wenn du es zulässt", fuhr Slytherin fort, „Dann möchte ich mit dir etwas von der verlorenen Zeit nachholen."
Voldemort schwieg.
Er wusste, ein winziger, wahnwitziger Teil wollte das haben, was dieser Mann ihm anbot. Dieses Gefühl, das er nie verstanden hatte, was er nie haben konnte und sich irgendwann eingebildet hatte, es nicht zu benötigen.

Liebe.

Die nächsten Treffen verliefen ruhig. Salazar hätte niemals geglaubt, dass er sich mit Voldemort in einem Raum aufhalten könnte, ohne dass sie versuchten, einander umzubringen. Doch genau das war der Fall. Die meisten Nächte verbrachten sie lesend. Oft entspannen sich Diskussionen über die Bücher und in Toms wachen Fragen und seinem gerissenen Verstand erkannte er erstmals Spuren seines verstorbenen Sohnes.
Ihm war bewusst, dass Tom versuchte, die Situation auszunutzen. Dass er das Wissen seines Feindes für sich nutzen wollte. Sorgfältig hatte Salazar bei der Auswahl seiner Bibliothek darauf geachtet, das in den Büchern kein Wissen vorhanden war, dass der Wiedergeburt seines Sohne im Falle eines Kampfes von Nutzen wäre.
Tom interessierte das verlorene Wissen über Rituale und jene Magie, die im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten war. Salazar zögerte nicht, ihn Reinigungsrituale und die Bedeutung dahinter zu lehren. Es wäre nur von Nutzen, würde sich sein einstiger Sohn entscheiden, die Rituale auf sich anzuwenden und sich selbst von dem Odem der bösartigen Magie zu befreien, die ihn umgab wie ein dichter Mantel.
So weit war es noch nicht
Tom vertraute ihm nicht. Noch nicht ganz.
Doch wenn er sprach, lauschte er aufmerksam. Er hörte zu und er lernte. Das musste für den Moment genügen.

Sie waren auf einem guten Weg.

So sehr, dass er es wagte, die Horkruxe zu erwähnen. Würde sein einstiger Sohn sie freiwillig zu sich nehmen, würde er tatsächlich Reue empfinden, dann würde es niemals zu einem Kampf kommen. Die Seele Savertins würde heilen und mit der Heilung würde die Menschlichkeit zurückkehren.

Ruckartig erhob sich Voldemort von seinem Stuhl. „Niemals werde ich die Quelle meiner Macht aus den Händen geben." Rote Augen blickten misstrauisch in die Seinen. „Ich frage mich...woher willst du davon wissen? Kann es sein, dass dies der wahre Grund dieser Treffen ist? Dass du mehr über meine Schwäche herauszufinden suchst?"
„Das habe ich nicht nötig, Tom", erwiderte Salazar ernst.
Worte, kalt wie Eissplitter bohrten sich in sein Herz. „Vielleicht kann ich dich nicht töten. Zumindest nicht hier, nicht jetzt. Doch solltest du es jemals wagen, mir außerhalb dieser Traumgespinste unter die Augen zu treten, dann hast du dein Leben verwirkt."
Erneut rangen sie um die Kontrolle des Traumes, erneut war es Voldemort der gewann.

Und Salazar wusste, sie würden die Horkruxe reinigen müssen, auch ohne die Hilfe seines einstigen Sohnes. Für einen Moment, für einige Abende, hatte er geglaubt, zu ihm durchdringen zu können.

Er hatte sich geirrt.

Savertin hatte zu viel Menschlichkeit verloren, um seine eigenen Fehler zu sehen.

Harry Potter und die Rückkehr des SchlangenlordsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt