Die Luft roch nach Feuer und Blut. Die Pferde wieherten in wilder Panik. Mit bloßer Kraft gelang es Godric, sein Pferd niederzuhalten und es davor zu bewahren, durchzugehen. Sie hatten in diesem Dorf übernachten wollen. Doch schon von Weitem hatten sie Feuer und Rauch über den Holzhütten entdeckt. Von Nahen bot sich ihnen ein Bild des Schreckens. Das kleine Zaubererdorf lag in der Nähe des Platzes, den sie für den Bau ihrer Schule vorgesehen hatten. Lag eine Intrige dahinter? Oder war es Zufall, dass eine kleine Armee von Nichtmagiern diesen Zeitpunkt für einen Angriff gewählt hatte? Einer gut organisierten Gruppe von Reitern und Bogenschützen stand eine kleine, verängstigte Gruppe von Zauberern gegenüber. Längst hatten Brandpfeile die meisten Hütten entzündet. Aus nicht wenigen klangen die gepeinigten Schreie von Menschen und Tieren. Eine kleine Schar Feen suchte verängstigt das Weite. Einige mutige Hexen und Zauberer hatten sich schützend vor ihren Häusern aufgestellt, fest entschlossen das wenige zu verteidigen, was das Feuer verschonen würde. Viele von ihnen lagen bereits von Schwertern oder Pfeilen niedergestreckt auf dem Boden. Godric sprang von seinem Pferd. Hexen und Zauberer waren erschreckende Kämpfer. Sie brauchten nur jemanden, der sie koordinierte. Mit der Routiniertheit eines Befehlshabers schallten seine Worte über das Kampfgeschehen. „Helga, geh mit den Verletzen in die Kapelle. Das Gebäude aus Stein wird euch schützen und ist gut zu verteidigen. Rowena, organisiere einen Trupp der das Feuer löscht und wenn möglich, Menschen aus den Flammen befreit." Godrics Verstand raste. Die sinnvollste Taktik wäre von drei Seiten anzugreifen. So würden sie die Angreifer langsam aus dem Dorf zurückdrängen können. Doch er selbst konnte nicht überall zu gleich sein...sein Blick fiel auf Slytherin. Der Lord saß ruhig auf seinem Pferd. Er erwiderte Godrics Blick mit Augen, in denen sich die Flammen spiegelten. Er konnte Slytherin nicht vertrauen. Nicht in einer Situation, in der sein Leben davon abhing. Er wandte sich ab. Er rief einige der Dörfler zu sich. Seine ruhige Selbstbeherrschung sorgte dafür, dass sie ihm gehorchten. Schnell waren zwei Gruppen aufgeteilt, die die Muggel von den Seiten angreifen würden. Flächenzauber waren das Mittel der Wahl. Es ging darum, so viele wie möglich von ihnen in kürzester Zeit niederzustrecken. Es war ihre einzige Chance zu überleben.
In der Deckung von Bäumen und Steinen schlichen sie heran. Auf Godrics Zeichen hin attackierten die Gruppen gleichzeitig. Godric ließ Wind und Feuer auf die Armee herabregnen. Flüche stoben von Hexen und Zauberern auf die Kämpfenden und viele standen nicht mehr auf. In der Klemme zwischen den Angreifern, blieb der Armee nichts anderes übrig, als in eine Richtung durch ihre Verteidigung zu schlagen. Und sie taten es dort, wo die Verteidigung am schlechtesten war. Im Dorf selbst war die Zahl der Verteidiger durch Godrics Manöver noch weiter geschrumpft. Bogen sirrten und viele Pfeile fanden ihr Ziel. Godric fluchte. Sie würden ihren Sieg teuer erkaufen. Dann begann die Erde zu rumoren. Steine türmten sich auf, bildeten einen schützenden Wall um das kleine Dorf. Auf einem der Steine stand eine einzelne Gestalt mit langem, wehendem Haar. Godric blinzelte. Salazar Slytherin? Aus der Deckung der Steine lugten nun auch weitere Verteidiger des Dorfes. Auf Slytherins Zeichen beschossen sie die Angreifer mit Flüchen. Nach und nach wurde die Armee ihrer Übermacht beraubt. Schließlich gellten Hörner durch die Luft, riefen ihre Feinde zum Rückzug. Die Armee flüchtete ungeordnet in Richtung eines kleinen Wäldchens. Godric gab ein Jubeln von sich.
Dann sah er wie aus dem Wäldchen heraus eine Schar von Kindern strömte. Sie mussten sich dort verborgen gehalten haben, noch bevor die Kampfhandlungen begonnen hatten. Und nun kam die Armee genau auf sie zu! Godric beschwor ein Windross und gab ihm die Sporen. Er würde nicht zulassen, dass unschuldige Kinder die Opfer dieses Kampfes sein würden. Eine von ihm entfachte Windböe veränderte die Flugbahn der Pfeile, sodass sie an den Kindern vorbei schwirrten. Im nächsten Moment war er bei ihnen, schützte sie mit seinem Körper gegen die heranstürmenden Feinde. „Flieht!" rief er ihnen zu und umklammerte sein Schwert fest mit beiden Händen.
Hinter sich hörte er das Getrappel von Füßen, doch er drehte sich nicht um. Die, die auf ihn zukamen, waren viel zu viele, um sich auch nur einen Herzschlag abzuwenden. Er lächelte grimmig. Es sah nicht gut. Doch er würde sein Leben teuer verkaufen. Von allen Seiten drängten nun Männer auf ihn ein. Pfeile sirrten in seine Richtung und Schwerter zischten an seinem Kopf vorbei. Godric duckte sich und parierte. Wortlos erzeugte er Schutzschilde und lenkte Pfeile ab. Doch es wollte nicht reichen. Es waren zu viele. Schließlich fand ein Pfeil sein Ziel. Zischend sog es Godric die Luft aus den Lungen. Doch er biss die Zähne zusammen und kämpfte weiter. Er streckte zwei Feinde nieder, die sich in seine ungeschützte Seite hatten schleichen wollen und versenkte den verfluchten Bogenschützen mit einem Feuerstoß. Eine Lanze wurde nach ihm geworfen. Mit seiner Magie fing er sie auf und warf sie zurück. Doch für jeden Gegner, den er bezwang, rückten zwei Neue nach. Schweiß und Blut lief Godric ins Gesicht. Die Wunde, die der Pfeil geschlagen hatte, brannte höllisch. Er gab einen markerschütternden Schrei von sich, ging in den Ausfall und mähte Feind um Feind nieder. Die Gegner wischen zurück, attackierten ihn aus der Ferne, wissend, dass ihn bald seine Kraft verlassen würde. Er hoffte, er betete, dass er genug Zeit erkauft hatte, dass die Kinder in Sicherheit waren. Zitternd rang er nach Luft. Dann traf ihn ein Schlag von hinten und er ging in die Knie. Seine Sicht verschwamm. Er spürte seine Magie, seinen Geist schwinden. Er lächelte traurig. Wie schade, dass er den Bau ihrer Schule nicht mehr miterleben würde. Er spürte kaum noch wie sein Körper zu Boden sackte. Die Welt war zu einem Meer aus undurchdringlicher Schwärze geworden.
Das war also das Ende.
Aber war es das wirklich?
Ein Funken loderte auf in der Finsternis. Ein grünsilbernes Licht, an das er sich festklammerte, das ihm Halt gab in dieser Welt aus tiefer Schwärze.
Da war ein Flüstern, das er nicht mit seinen Ohren, sondern mit seiner Seele vernahm. Er kannte die Stimme, doch es wollte ihm nicht einfallen, woher. Alles war so weit fort. Und er war unendlich müde. Doch das Licht brannte weiter, hielt ihn, zwang ihn, nicht aufzugeben, sich nicht treiben zu lassen.
Die Stimme wurde deutlicher. Er wollte nichts hören, wollte in diese Schwärze eintauchen, doch die Worte wurden immer deutlicher, schienen an ihm zu reißen und ihn zu halten.
.
Ein Teil meines Blutes für einen Teil des deinen.
Einen Teil meiner Magie für einen Zeil der deinen.
Ein Stück deiner Seele für ein Stück von der meinen
Ein Teil deiner Wunden für einen Teil meiner Gesundheit.
Bilder drangen in seinen Geist. Bilder, die nicht von ihm stammten. Er sah einen Mann in grüner Robe, der Salazar Slytherin ähnelte. Ein Mann, der sich einem Ansturm von Muggeln entgegenstellte. „Flieh!" sagte er zu einem kleinen Jungen mit schwarzen Haaren und grünen Augen. Der Junge zögerte, doch der Vater wiederholte die Worte. Verzweifelter diesmal, fordernder Und der Junge drehte sich um und rannte. Er hörte einen Schrei, der in ein gurgelndes Geräusch überging. Doch der Junge rannte weiter und weiter, bis er irgendwann vor Erschöpfung zusammenbrach.
Der Junge wurde zu Verwandten gegeben. Mit acht Jahren bereits Lord des Hauses Slytherin genoss er die strenge, aber kalte Erziehung eines Reinblüters. Er sog alles Wissen in sich auf, beobachtete die Erwachsenen früh in ihren politischen Winkelzügen.
Auch in der Zauberei legte er regelrechte Besessenheit an den Tag. Der Wunsch besser zu sein, die Muggel vernichten zu können, spornte ihn an, ließ ihn kaum zur Ruhe kommen. Er meisterte die Elemente der Erde und des Wassers, wurde ein Kenner der Okklumentik und der Kampfmagie. Nur über der Schönheit eines brodelnden Kessels, der filigranen Kunst der wechselnden Farben und der artifiziellen Konservierung der Zutaten, fand er so etwas wie Ruhe.
DU LIEST GERADE
Harry Potter und die Rückkehr des Schlangenlords
FanfictionABGESCHLOSSEN In dem Moment, als der Todesfluch die Stirn von Harry Potter traf und eine Narbe in die Stirn des Kleinkindes ritzte, geschah noch etwas anderes. In jenem Moment, als die Grenze zwischen Leben und Tod verwischte und die Zeit keinen Nam...