KAPITEL 17

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Noah

Zu sagen, Jordan wäre seit letzter Woche Samstag komisch drauf, war noch eine Untertreibung. Er benahm sich mehr als unnormal für ihn. Mir kommt es beinahe so vor, als könnte er sich nicht entscheiden, ob er meine Nähe sucht oder sie lieber meiden will. In der Schule sind die Band und wir beinahe so eine kleine Clique geworden, doch, wenn Blue auch nur in meiner Nähe ist, verhält er sich wie ein Hund und drängt sich immer zwischen uns. Natürlich so unauffällig wie möglich, doch ich merke es sehr wohl. Genauso, wie ich merke, dass er es hasst, wenn ich mit Blue rede. Und nun stellt sich mir die Frage, warum? Warum benimmt er sich so merkwürdig? Passt es ihm tatsächlich nicht, dass Blue Gefühle für mich hat? Aber warum? Mir kommt es fast so vor, als wäre er eifersüchtig. Aber wir reden hier von Jordan! Jordan, der eine Freundin hat. Jordan, der nicht auf mich steht. Vielleicht hat er aber auch nur Angst um unsere Freundschaft? Dass, wenn ich einen Freund hätte, ihn vernachlässige? Das würde ich nie, mal davon abgesehen, dass ich keinen Freund haben will. Von mir aus würde ich ewig Jungfrau und Single bleiben, da ich nie ernsthafte Gefühle für jemand anderen entwickeln würde, als für ihn.
Kopfschmerzen plagen mich schon dem gesamten Tag, so auch die vergangenen Tage. Es verwirrt und verunsichert mich so sehr, wie er momentan ist, dass man davon beinahe ein Schädelhirntrauma bekommt. Den einen Moment, hält er mich von Blue fern, doch im anderen, redet er nur noch mit Betty und seinen Football Kumpels. Selbstverständlich habe ich ihn schon darauf angesprochen. Er hat es immer abgetan und meinte, ich bilde mir das nur ein und hat gelacht. Das Lachen war nicht ehrlich, nein, keineswegs.

Mittlerweile ist es Freitag und trotz seines merkwürdigen Verhaltens, hat er darauf bestanden, mit mir weg zu fahren. Wohin, weiß ich selbst nicht. Seufzend sitze ich auf meinem Bett, eine Reisetasche zu meinen Füßen und warte sehnlichst, dass Jordan endlich auftaucht. Mal von den Kopfschmerzen abgesehen, freue ich mich ihn ein ganzes Wochenende nur für mich zu haben. Ich weiß zwar nicht, wo wir hinfahren werden, aber ich bin ein wenig aufgeregt. Ein wenig? Eher extrem aufgeregt. Dass wir zusammen das letzte Mal weggefahren sind, ist gefühlt eine Ewigkeit her. „Schatz?!", ruft meine Mum durchs Haus. „Er ist da!" Schmunzelnd nehme ich meine Tasche und schwinge sie über meine Schulter. Langsam gehe ich die Treppe nach unten und vernehme schon Jordans einzigartigen Duft, der mich sofort grinsen lässt. „Alles klar, Sportsfreund?", kommt es von ihm und ich ziehe eine Augenbraue hoch. Sportsfreund? „Immer.", antworte ich. Meine Mutter kichert entzückt und drückt mir einen dicken Kuss auf die Wange. „Seid vorsichtig und macht kein Blödsinn.", weist sie streng an, streicht mir aber nochmal sanft über die Wange, ehe sie mich nochmal küsst. „Ist okay, Mum.", gespielt angewidert, wüsche ich mir über die Wange. „Entschuldige.", lacht sie leicht. „Hallo Jordan!", kommt es von der Treppe, die meine kleine Schwester eben herunter gesprintet ist. Sie klingt schüchtern, aber auch aufgeregt. „Hey, Hayley.", grüßt er sie und Belustigung schwingt in seiner Stimme mit. Stille entsteht zwischen uns, da ich weiß, dass meine Schwester, Jordan anstarrt, als wäre er ein Pfannkuchen und Jordan sich wahrscheinlich unsicher im Nacken kratzt. Das macht er immer, wenn er nicht weiß was er sagen soll. Ich denke nicht, dass er so blind ist und bisher noch nicht gemerkt hat, dass meine Schwester ein wenig auf ihn steht. Nun gut, ein wenig ist wohl etwas untertrieben. Laut räuspert er sich. „Äh... wir sollten jetzt los." „Ja!", rufe ich und gehe zur Demonstration aus dem Haus. „Macht's gut ihr zwei.", ruft meine Mom. Ich winke ihr noch zum Abschied, ehe ich mich von Jordan zu seinem Auto führen lasse. Er nimmt mir meine Tasche ab und schmeißt sie in den Kofferraum, während ich einsteige. „Und, wo fahren wir hin?", frage ich ihn neugierig, als er den Motor startet. „Tja, das wüsstest du wohl gerne.", stichelt er und fährt los. „Komm schon, spann mich doch nicht so auf die Folter! Du meintest nur, ich sollte eine Badehose einpacken. Also ans Meer?", versuche ich ihn auszufragen. „Vergiss es, ich werde dir nichts sagen." Seufzend gebe ich auf und lasse mich weiter in den Sitz gleiten. Grummelnd verschränke ich die Arme vor der Brust und vernehme, wie Jordan das Radio etwas lauter dreht.

Wir schweigen einige Zeit, wahrscheinlich sogar eine ganze Stunde. Ich weiß nicht wie lange wir fahren werden, weswegen ich die Gelegenheit erneut ergreife, um ihn zu fragen was mit ihm los ist. „Du Jordan...?" „Hm?", kommt es konzentriert von ihm. „Du hast was dagegen, dass Blue auf mich steht, kann das sein?", frage ich ihn ganz konkret. Ich vernehme einen kleinen Laut von ihm, der mir zeigt, dass er diese Frage wohl nicht erwartet hat. „Wie kommst du denn darauf?", brummt er. „Tu' nicht so, als wüsstest du nicht was ich meine. Es ist mehr als offensichtlich, dass du etwas dagegen hast, und ich bin blind." Er schweigt, so lange, dass ich schon denke, er würde nicht mehr darauf antworten. „Er ist nicht der Richtige für dich.", knurrt er leise. „Aber wie kommst du denn darauf?", offensichtlich verwirrt, ziehe ich die Augenbrauen zusammen. „Blue würde es mit dir nicht ernst meinen und dich nur ausnutzen." „Ausnutzen?", lache ich trocken. „Ja.", er klingt beinahe wütend. „Und was, wenn ich genau das will?" Laut schnauft Jordan auf. „Du verstehst das nicht.", grummelt er und irgendwie macht mich das wütend. „Ich verstehe das nicht??" Ablehnend verschränke ich meine Arme erneut und ziehe meine Lippe hervor.  „Nein... Das... Ach fuck. So habe ich das nicht gemeint.", versucht er mich zu beschwichtigen und legt eine Hand auf meinen Oberschenkel, die mich sofort mit Wärme füllt. Ruckartig zieht er seine Hand jedoch wieder weg, was mich beinahe gequält aufstöhnen lässt. „Tut mir leid, so habe ich das nicht gemeint. Wenn du Blue magst, dann...", kurz verstummt er, ehe er rauer weiter spricht. „...dann ist das... gut... okay." Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Züge. „Ich habe keinerlei Interesse an Blue." „Nicht?" Ich bilde mir ein, dass seine Stimme erfreut klingt. „Nein, keinerlei.", sage ich sanft und nun lege ich meine Hand auf sein Bein. Ich spüre, wie er kurz zusammenzuckt, doch ich lege sie nicht weg. Im Gegenteil, ich streiche sogar mit meinem Daumen sanft über den rauen Stoff seiner Jeans. „Okay.", erwidert er kratzig. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, war da wirklich ein Hauch Eifersucht. Ich weiß nicht einmal ob ich es wagen kann, mir dies zu wünschen.

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