KAPITEL 14

3.9K 238 22
                                    

Noah

Wie immer liegen wir auf meinem Boden und Jordan erzählt mir von dem Sternenhimmel. „Meinst du solche Momente haben wir auch noch in einem Jahr, wenn wir auf's Collage gehen?", frage ich ihn und lausche seinem ruhigen Atem. „Natürlich, wieso nicht?"
Ich höre es rascheln und wahrscheinlich hat er sich auf die Seite gedreht. „Es könnte ja sein, dass wir nicht am selben Collage angenommen werden...", murmle ich. „Auch wenn, ich werde schon dafür sorgen, dass du mich nicht so schnell los wirst.", lacht er und boxt mir gegen die Schulter. „Wirklich?", ein Lächeln huscht über mein Gesicht. „Versprochen, Kumpel." Das beruhigt mich, denn dieser Gedanke schwirrt mir tatsächlich schon seit ein paar Jahren im Kopf rum. Eine Zukunft ohne ihn, stelle ich mir leer und einsam vor. Natürlich kann ich mir nicht ewig Hoffnung machen, dass wir für immer zusammen bleiben, aber ich kann es mir wünschen.
Ich höre das Kratzen eines Stiftes auf Papier. „Was machst du?" „Ich schreibe.", murmelt er konzentriert. „Und was?", frage ich neugierig. „Barry meinte letztens, es wäre doch cool, wenn wir mal einen eigenen Song singen würden und da dachte ich mir ich probiere es mal." Ungläubig sehe ich in seine Richtung. „Ernsthaft?" „Ja?", Verwirrung schwingt in seiner Stimme mit. „Du?" „Ja? So unfassbar oder was?" „Ja!", sage ich energisch. „Du hast dich erst vor kurzem bei diesem Gedicht so schwer getan und jetzt willst du einen ganzen Song schreiben?! Über was soll der denn überhaupt handeln?" Ich meine es ja wirklich nicht böse, nur stell ich mir das absurd vor.
Ich spüre einfach, dass es ihn verletzt hat, was ich gesagt habe, weswegen ich mich auch sofort aufrichte und nach seiner Hand taste, die ich, als ich sie zu fassen bekomme, drücke. „Tut mir leid. Nur du musst mich verstehen, es fällt mir schwer zu glauben, dass du einen Song schreiben willst, weil dich doch sonst sowas nie interessiert hat." Ich lächle ihn an und hoffe, dass er es mir nicht übel nimmt. „Nein schon gut, du hast ja Recht. Ist eh Schrott.", genervt schmeißt er sein Buch von sich. „Nein, habe ich nicht. Was... was hast du denn bis jetzt, vielleicht kann ich dir ja helfen?" „Ich weiß nicht...", unsicher entzieht er mir seine Hand, was mir einen leichten Stich versetzt. „Komm schon. So peinlich kann es ja gar nicht werden.", kichere ich und lasse mich wieder auf den Boden fallen. „Lies vor.", fordere ich ihn auf. Er schweigt, ehe ich höre, dass er das Buch wieder holt und tief seufzt. „Wehe du lachst.", befiehlt er. „Kann ich leider nicht versprechen.", gebe ich ehrlich zu. „It's Friday night and as usual, I'm lying next to you. You've been asleep for hours and nothing in the world could be more handsome than you. It's hard to say what I feel, since I don't understand it myself. But what I do know is that you are more beautiful than any star in this gorgeous night sky. And I speak to you as I speak to the stars and now everything seems so... Ach Fuck!", flucht er und steht auf. „Hey!", halte ich ihn auf, noch immer ergriffen von seinen Worten. „Das war gut! Nein es war toll, dazu noch eine gute Melodie und es hätte wirklich Potenzial, Jordan.", pflichte ich ihm bei. „Ach vergiss es Noah. Das ist Schrott. Ich muss jetzt Heim, mein Vater kommt heute früher nach Hause.", brummt er und geht. Überrascht höre ich wie die Haustür in die Angel fällt und er tatsächlich gegangen ist. „Es war kein Schrott.", murmle ich und lehne mich gegen mein Bett.

„Spätzchen?", ruft mich meine Mum und klopft sanft an die Tür. "Cosa fai sul pavimento?"
„Nichts Mum, ich sitze einfach.", brumme ich und starre vor mich hin. „Liebling...", murmelt sie und setzt sich neben mich auf den Boden und zusammen schweigen wir einige Zeit. Ihr angenehmer Duft verbreitet sich um mich und ich sauge ihn tief in meine Lungen. Seufzend lasse ich mich gegen ihre Schulter fallen, schließe die Augen und genieße ihre kraulenden Bewegungen durch mein Haar. „Es ist nicht gut einer Liebe hinterher zu jagen, die keine Hoffnung hat, Tesoro." Es überrascht mich nicht, keines Wegs, mir war es irgendwie schon immer klar. „Findest du es denn nicht komisch, dass ich so für ihn empfinde?", flüstere ich, denn ich traue es mich nicht laut zu sagen. „Aber nein, wie könnte ich? Am Anfang habe ich es nicht verstanden, doch ich habe euch beobachtet, besonders dich, wie du mit ihm bist...", sie seufzt. „Es tut mir so leid, Liebling." Sie küsst mich sanft auf den Kopf und ich schweige, denn ich verstehe sie und unweigerlich treten mir Tränen in die Augen, wenn selbst meine Mum es merkt, wie hoffnungslos meine Liebe ist. Wie einseitig und vollkommen bescheuert.
„Ich liebe ihn, Mum.", schluchze ich nun leise gegen ihre Schulter und lasse mich von ihr in die Arme nehmen. „Ich weiß. Ich weiß, Tesoro." Noch nie war ich so froh wie jetzt, dass meine Mum in mein Zimmer gekommen ist. Ich brauche sie. Sehne mich gerade nach einer Liebe, die erwidert wird und, wenn es auch die warme Liebe einer tröstenden Mutter ist. Mehr brauche ich gerade nicht, auf mehr kann ich im Moment auch gar nicht hoffen.

talking to the stars Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt