Jordan
Schluckend stütze ich mich etwas ab und sehe auf meinen besten Freund hinab, der nun beschämt seine Hände über sein Gesicht legt. Mein Kopf ist wie leer gefegt. Nichts existiert mehr, außer das Bild von Noah vor mir. Rein gar nichts. Doch in dem Moment bin ich mir so sicher, dass es nicht das erste Mal ist, dass er das zu mir sagt und es auch so meint. Ich bereue noch heute, dass ich auf sein Outing so beschissen reagiert habe. Vielleicht war es der Hass auf mich selbst, dass ich es nicht bemerkt habe. Die Wut, dass er es mir erst so spät gesagt hat oder die Verwirrung, dass er mich dann auch noch küsste. Vielleicht war es auch die Verwirrung darüber, wie ich damals dabei fühlte. Wie ich an nichts anderes mehr denken konnte. Dass ich dadurch so aus der Bahn geworfen wurde, dass ich nicht einmal mitbekam, wie ich meinen Vater ignorierte. Noch immer kann ich seine Schläge spüren, da sie mich selbst im Gesicht trafen, was er davor nie gemacht hatte. Er meinte, dass er dadurch vielleicht mein Kopf klären konnte, nur hat er mich dadurch nur noch umso mehr verunsichert, mir vor Augen geführt, dass mein Dad diese Gefühle nie akzeptieren könnte und mich vielleicht sogar umbringen würde. Oder noch so viel schlimmer, Noah etwas antun würde. Das war der Abend, an dem ich mich betrank. Mehr als ich je getrunken habe. Einfach, um mir einreden zu können, dass schwul sein eine Schande ist. Doch so sehr ich es auch wollte, ich könnte Noah niemals hassen oder gar verabscheuen. Ich war dumm, betrunken und so unglaublich verunsichert von der Welt und meinem Vater. Den Dingen, die er mir beigebracht hat, die nicht sein dürfen und den Dingen, die mir andere Leute sagen. Wie sie sich über Noah lustig gemacht haben, als sie nur Vermutungen aufgestellt haben, er sei schwul. Wie wütend ich wurde, als sie schlecht über ihn geredet haben und wie gut ich mich fühlte, als sie ihm unterstellten mich zu lieben. Ich verstand nicht warum ich erleichtert war. Warum ich... glücklich war? Noah war nie mehr als ein bester Freund für mich. Ich hatte nie sexuelle Träume von Männern oder gar von Noah. Und doch warf es mich aus der Bahn, als ich am Tag nach dem See, wo er beinahe ertrunken wäre, nackt gesehen habe. Ich bekam das Bild Tage lang nicht mehr aus dem Kopf und ich habe ihn schon wirklich oft nackt gesehen, alleine als wir kleine Kinder waren. Der Tag im Kino... vielleicht musste ich mir nur selbst beweisen das Noah und vor allem ich sowas nicht erregend fand, doch das tat ich. Fuck und wie. Den ganzen restlichen Film musste ich mich drauf konzentrieren meine Latte los zu werden, mir einreden, dass das absolut nichts zu bedeuten hat und beste Freunde sowas schon mal machen konnten. Doch Fakt ist, beste Freunde lieben sich nicht auf die Art, wie ich Noah liebte, so viele Male. Jedoch habe ich das ernst gemeint, was ich zu Noah in dem Boot gesagt habe. Ich brauche dieses Stipendium. Zumindest dachte ich es damals und auch noch vor fünf Minuten war ich der festen Auffassung, dass ich es brauche. Ein schwuler Freund, mit dem ich in einer Beziehung bin, würde alles gefährden und vielleicht würde mich mein Team auch gar nicht mehr haben wollen. Immerhin haben sie in meiner Nähe nicht unbedingt nett von Schwulen geredet, was auch so ein Grund ist, warum ich davon so absolut abgeschreckt war. Ich wollte nicht der schwule Footballspieler sein, sondern einfach Jordan. Auch jetzt bin ich nicht bereit dazu, ich kann einfach nicht, doch noch viel weniger kann ich Noah verlieren. Er hat mir seine Gefühle gestanden und mir sagt was, dass sie schon länger da sind, als dass ich verwirrende Gedanken habe. Deswegen weiß ich auch nicht, was ich drauf erwidern soll. Natürlich liebe ich Noah, das habe ich immer, nur weiß ich nicht, ob es die selbe Liebe ist, wie sie Noah empfindet. Woher weiß man überhaupt, dass man einen Menschen auf diese Weise liebt? Wer sagt mir das? Die Millionen von Liebeslieder, diese merkwürdigen Dichter oder soll es mir mein Herz sagen? Was soll es denn sagen? Ja, nein, vielleicht? Er weint und es bricht mir mein verfluchtes Herz, das ist alles was ich weiß. Alles was ich in dem Moment empfinden kann. „Noah...", sage ich leise und nehme seine Hände vom Gesicht. Er währt sich leicht, lässt mich aber machen. Sein Gesicht wendet er dann jedoch ab. Ich nehme es in die Hand und drehe es in meine Richtung. Sanft streiche ich die Nässe von seinen Wangen. „Noah, es ist okay.", flüstere ich dann, denn das ist es. Ich kann in diesem Moment nicht sagen, dass ich möglicherweise seine Gefühle erwidere, da ich selber mit meinen Gefühlen in dem Moment nicht klar komme. Doch ich kann ihm sagen, dass es okay ist und ich ihn dafür nicht abweise oder von mir stoße. Wie könnte ich? Noah würde sowas niemals sagen, wenn er sich nicht auch zu hundert Prozent sicher ist und wahrscheinlich wusste ich das schon, seit wir zum ersten Mal miteinander geschlafen haben. Er hätte das sonst niemals getan. Er ist da nicht so wie ich. Noah glaubt an die wahre Liebe. Fest ziehe ich ihn in meine Arme und tröste ihn, da ich seine Tränen nicht länger ertragen könnte. „Es ist okay."
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talking to the stars
Romance~talking to the stars ~ Noah ist nicht der typische Teenager. Er hasst Menschen und verabscheut dumme Aussagen. Außerdem ist er ein Einzelgänger. Wäre da nicht sein bester Freund Jordan. Er ist gut aussehend, beliebt, der Star der Schule. Er ist a...