KAPITEL 33

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Song Empfehlung:
Rollercoaster von Bleachers

Noah

Motiviert schiebt mich Jordan immer weiter voran, obwohl ich mich mit Händen und Füßen dagegen währe. „Bitte, ich will nicht dorthin.", flehe ich, so wie schon den ganzen weg hier her. Oktoberfest. Ich könnte mir definitiv besseres vorstellen. „Komm schon! Das wird toll! Riesenrad, Autoscooter, Gruselhaus, Schießstände, alles was das Herz begehrt, also zeig ein bisschen mehr Motivation." „Können wir nicht wieder nach Hause?", flehe ich schmollend, ehe ein hinterlistiges Lächeln mein Gesicht schmückt und ich mich an sein Ohr beuge. „Ich werde dir auch einen blasen." Jordan wird immer schwach, wenn ich ihn damit locke, da es ihm anscheinend so gefällt. Getraut, ihn zu fragen, ob er das bei mir auch macht, habe ich mich jedoch nicht. Ich höre, wie er hart schluckt. „Fuck...", knurrt er. „Du bist gemein, aber nein, wir gehen nicht." Traurig lasse ich meine Schultern hängen. „Sicher?" „Sicher!" „Sicher, Sicher??" „Noah!" „Schon gut.", murre ich und lasse mich von ihm weiterziehen. Bereits jetzt höre ich die ganzen Kinder schreien. „Wann hast du deinen Auftritt?", frage ich ihn, da es das einzige ist, worauf ich mich am meisten freuen kann. „In einer Stunde.", gibt er nervös von sich. „Du rockst das schon. Mittlerweile hast du doch schon eine kleine Fangemeinde.", aufmunternd stoße ich gegen seine Schulter. „Danke Kumpel." Er legt einen Arm um meine Schultern und drückt mich so leicht an sich, während wir das Fest betreten. „Baby!", ruft jemand und ich zucke zusammen. „Was macht sie denn hier?", frage ich Jordan nun sichtlich verstimmt. „Es ist Eröffnungstag, die ganze Stadt ist hier.", erklärt er entschuldigend. „Jordan...", versuche ich zu sagen und ihm damit meinen Unmut und mein schlechtes Gewissen kund zu tun. „Hey!", begrüßt er alle, da anscheinend auch die anderen auf uns zu kommen. Seine Band Mitglieder und seine Freundin. Fantastisch. Ich höre einen Schmatzer, nachdem sich Jordan von mir gelöst hat, was mir mein Herz bricht. „Na, du Grummel!", enthusiastisch schlingt Blue einen Arm um meine Schultern, wo eben noch Jordans Arm war. „Na du hyperaktive Person.", lache ich leicht und schüttle den Kopf.

Jordan

Nicht aufregen! Nicht knurren! Nicht verletzen! Nicht von ihm wegreißen! Atmen! Ein und wieder aus. Ein und wieder aus. Fuck. Fuck. Fuck!! Fest presse ich die Kiefer zusammen und verdränge total, dass mir Betty gerade irgendwas erzählt, was mich nicht die Bohne interessiert. Warum verdammt verstehen die beiden sich so gut? Was sollen überhaupt diese blauen Haare? Hat er irgendwelche psychischen Probleme? Er sieht aus wie ein hässlicher Haufen von Zuckerwatte. Grässlich. Vielleicht steht ja Noah auf blaue Haare? Sollte ich mir meine Haare auch blau färben? Fuck, was denke ich da? Kann mir doch egal sein! Ja, genau! Ach fuck, dass ist es aber nicht! Ich konnte es schon früher nicht leiden, wenn sich Noah mit einem Kerl gut verstanden hat. Es ist nicht so, dass ich etwas dagegen gemacht habe, außer ihnen vielleicht ein paar Mal gedroht, nichts schlimmes. Noah ist mein Freund! Er sollte nur über meine unlustigen Witze lachen. Selbst im Krankenhaus, als er sich mit dem Krankenpfleger angefreundet hat, konnte ich diesen Typen auf den Tod nicht ausstehen. Was denkt der sich auch?? Einfach so, sich zwischen unsere Freundschaft drängen. Pah! Nicht mit mir! Ich löse mich von Betty und gehe zu den beiden, ehe ich Blue, fest auf die Schulter schlage und noch viel fester zudrücke. Zufrieden stelle ich fest, wie er sich unter dem Schmerz etwas zur Seite neigt. „Na Blue, was geht?", spreche ich ihn an und töte ihn hoffentlich mit meinen Blicken. Genauso feindselig schaut er zu mir hoch. Du bekommst nicht das, was mir gehört, Kleiner.
„Jordan.", begrüßt er mich mit falscher Freude. Eigentlich habe ich mich mit ihm ganz gut verstanden, doch als er eröffnet hat, dass er auf Noah steht, war es damit vorbei. Manchmal kommt in mir das schlechte Gewissen hervor, dass ich Noah nicht besitze und ihn nicht nur für mich alleine beanspruchen darf, doch ich konnte noch nie etwas dagegen tun. Wahrscheinlich würde er mich dafür hassen, wenn er wüsste, wie viele ich schon vergrault habe, die etwas mit ihm machen wollten. Darauf bin ich gewiss nicht stolz, doch es ist wie ein Instinkt, den ich einfach nicht abschalten kann. Unschuldig und absolut anbetungswürdig steht er neben ihm und schaut ins Nichts, was mir wie immer einen kleinen Tritt verpasst. Sofort will ich ihn vor allen schlechten Dingen in der Welt beschützen. „Wir sollten uns vielleicht auf den Auftritt vorbereiten.", will ich ihn geschickt von Noah weglocken. Ich habe keinen offensichtlichen Anspruch auf ihn, aus bekannten Gründen, doch es heißt nicht, dass ich nichts dagegen tun kann. „Wenn du meinst.", murmelt er und zusammen mit den anderen, die sich angeregt unterhalten, gehen wir Richtung Hauptbühne. Unauffällig bleibe ich weiter hinten bei Noah und lege besitzergreifend einen Arm um seine Schulter, was Blue perfekt mitbekommt und missbilligend die Augen zusammenkneift. Meins, Kleiner. „Alles gut, du wirkst so angespannt?", fragt mich Noah und sieht zu mir. Manchmal erschreckt es mich, wie er ab und zu exakt meine Augen trifft und mich glauben lässt, er könnte alle meine Gefühle genauestens sehen. Doch dies ändert sich schon wieder, als sein Blick etwas abschweift. „Der Auftritt.", murmle ich, auch, wenn das nicht der einzige Grund ist. Es ist merkwürdig, auf einer so großen Bühne zu performen und dazu noch fast alle Leute aus der Stadt, die hier sind, lassen Übelkeit in mir hervorrufen. „Ich werde dann etwas weiter unten stehen.", teilt er mir mit. Verwirrt runzle ich die Stirn. „Du kannst ruhig mit hinter kommen.", versichere ich ihm. Plötzlich schmiegt sich Betty an mich. „Er hat keinen Backstage Pass.", erklärt sie und hält ein Kärtchen um ihren Hals hoch. Wo hat sie den denn schon wieder her? „Viel Glück, Jordan.", murmelt er und berührt noch einmal kurz meine Hand. Fuck, kann denn Betty ihm den Pass nicht geben? Wiederwillig sehe ich ihm hinterher, wie er sich am Geländer weiter vor durch die Menschen drängt und der jetzigen Band lauscht. „Kommst du Baby?", schnurrt sie und zieht mich an der Hand. „Hm.", brumme ich nur. Der Secrurity Mann, lässt uns passieren und wir gehen hinter die Bühne. In Gedanken vertieft greife ich nach der bereitgestellten E-Gitarre und hänge sie mir um. Warum wusste ich nicht, dass man so einen Pass für seine Freunde besorgen konnte? „Wo hast du den Pass eigentlich her?", frage ich Betty, die alles mit großen Augen bestaunt. „Barry hat ihn mir gegeben, damit ich dich beruhigen kann.", kichert sie und rennt mit ihren Absätzen zu den anderen Instrumenten. Beruhigen? Sie? Mich?? Hat Barry wirklich so eine schlechte Auffassungsgabe? Sie bringt mich eher noch total durcheinander, anstatt dass sie mich beruhigt. Seufzend fahre ich mir durch die Haare und spiele mich etwas auf der Gitarre ein, bevor wir noch einmal alle Lieder durchgehen. Einige Zeit später, werden wir dann auf die Bühne geführt und mein Herz klopft so schnell, dass es mich nicht wundern würde, wenn ich gleich umfalle. Heftig atme ich ein und aus und sehe zu den vielen Menschen unter uns. Verdammt, das sind viel zu viele bekannte Gesichter. Hektisch suche ich mit meinem Blick Noah. Oh bitte. Ich trete vor das Mikro, was ich, während ich noch immer nach ihm suche, in meiner Größe einstelle. „Bist du soweit, Kumpel?", fragt mich Barry und beugt sich zu mir vor. Nein! Verdammt! Doch dann, endlich, entdecke ich Noah, wie er neben seinen Eltern und seiner Schwester steht. Als hätte er meinen Blick bemerkt, sieht er zu mir und wie durch Zufall treffen sich unsere Blicke. Sofort überschwemmt mich eine vollkommene Ruhe. „Ja.", antworte ich Barry. Alle begeben sich in Position, ehe Barry zu flüstern beginnt. „Drei, zwei, eins.", und dann fängt er mit seiner Gitarre an und spielt Holiday von Green Day an, ehe Blue mit dem Schlagzeug einsteigt. Als ich meine Stimme erhebe und zu singen beginne, verschwimmt alles um mich herum und es gibt für mich nur noch Musik und blaue Augen. Alles ist unwichtig geworden. Ich denke schon gar nicht mehr darüber nach, wie das Lied über meine Lippen kommt, wie ich das Mikro fest umgreife und einfach das tue, was mir so viel Spaß macht. Darauf folgt das Lied Dani California von den Red Hot Chili Peppers, danach Can't Stop ebenfalls von den Red Hot Chili Peppers, bevor wir nun wirklich jeden auf unsere Seite haben und die Leute abgehen, wie selten. Es ist unglaublich, wie toll es ist, wenn man die Leute für deine Musik begeistern kann. Adrenalin pumpt durch meine Adern, als ich Joker And The Thief von Wolfmother anspiele und mich für einen kuren Moment voll in meinem Gitarrensolo verliere. Ich beobachte die verschieden Leute, die zu uns aufsehen und sehe nur reine Begeisterung. Als wir das letzte Lied In Too Deep von Sum 41 anspielen, sehe ich zu Noah. Sofort schleicht sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht, was mir zeigt, dass er sich genau an das selbe erinnert wie ich. Trotz seines so guten Gedächtnis, kann er sich genau diesen Song Titel, der natürlich auf meiner Playlist ist, nie merken und das, obwohl der so einfach ist. Was ihn zu tiefst frustriert und mir immer einen heiden Spaß bereitet. Nicht jeden spricht eigentlich die Musik an, die wir machen, doch anscheinend muss ich mich geirrt haben, denn wie die Leute nach unserer Band schreien, bringt mich beinahe dazu, von der Bühne ab zu heben und zu fliegen. Es ist kaum zu beschreiben was für einen Push man erlebt, wenn man vor so vielen Leuten auftritt. Langsam verklingt die Musik und unser Auftritt ist vorbei, dachten wir zumindest. „Zugabe! Zugabe! Zugabe!", rufen die Leute laut und ich sehe fragend zu Barry. Er zuckt nur mit den Schultern. „American Idiot von Green Day, hast du den Text drauf?", fragt mich Barry leise. „Wir haben das Lied nur einmal geprobt.", gebe ich etwas unsicher zu. „Sieh dir die Leute an.", er deutet auf das Publikum. „Sie werden es lieben. Sie werden dich lieben.", grinst er und schlägt mir aufmunternd auf die Schulter. Augenrollend stimme ich zu. Schnell geht er noch zu den andern und klärt sie über den zusätzlichen Song auf. Als ich von allen ein Nicken bekomme, zählt Barry wieder von drei runter und stimmt ein. Noch ein letztes Mal genieße ich das Gefühl. Als ich wahrnehme, wie viele mitsingen, bekomme ich Gänsehaut und kann mir ein breites, glückliches Grinsen nicht verkneifen. Leider enden auch irgendwann die drei Minuten voller Adrenalin und Dopamin, ehe wir uns verbeugen und die Leute laut klatschen und pfeifen. Ausgelassen gehen wir nach hinten. Total außer Atem streiche ich mir mein verschwitztes Haar aus dem Gesicht und schütte mir eine kühle Flasche Wasser über mein Haupt. „Du warst fantastisch, Baby!! So verdammt heiß!", fällt mir Betty um den Hals, so dass ich einige Schritte nach hinten stolpere. „Äh... danke.", lache ich leicht verlegen und tätschle ihren Rücken. „Alter du warst spitze, wir waren spitze!", kommen die anderen zu uns und schlagen mir breit grinsend auf die Schulter und reichen mir ein Bier. Sofort nehme ich ein paar tiefe Schlucke. „Gehen wir aufs Riesenrad?", fragt mich Betty und sieht mit großen Augen zu mir auf. „Äh...", gebe ich schon wieder sehr intelligent von mir. „Eigentlich...", wollte ich anfangen. „Gehen wir jetzt Skooter fahren!", bestimmt Lex laut und packt Betty an der Hand. Eigentlich sollte ich etwas dagegen haben, dass er sie einfach so mitschleift, doch das ist nicht so. Schulterzuckend, leere ich mein Bier auf Ex und gehe ihn einfach hinterher. Wild durcheinanderredend, mischen wir uns unter die Leute und als ich Noah sehe, der bei seinen Eltern steht, gehe ich breit grinsend zu ihm. Noch immer bin ich ganz benebelt, von all den tollen Gefühlen, die mich eben überschwemmt haben, weswegen mich meine nächsten Taten auch nicht besonders interessieren. Schleichend laufe ich schnell an meiner Gruppe vorbei, ehe ich Noah von hinten packe, der gerade in ein Gespräch mit seiner Mum vertieft war und über meine Schulter schmeiße. „Jordan!" kreischt er auf. Es ist immer wieder erstaunlich, wie er mich gleich erkennt. „Wir gehen Autoskooter fahren.", richte ich noch schnell an seine Mutter, ehe ich schon lachend, mit ihm auf meiner Schulter, zu dem Stand renne, um noch vor den anderen da zu sein. „Jordan!", ermahnt er mich erneut, doch ist sein Lachen klar und deutlich vernehmbar. Ich ignoriere ihn und gehe zu dem Typen am Stand, um zwei Chips zu kaufen. Irritiert betrachtet er uns, doch nimmt es mit einem desinteressierten Schulterzucken so hin. Hektisch nehme ich die Chips, da ich die anderen schon sehe, besonders Allen und Barry, die breit grinsend auf uns zu gerannt kommen. Die werde ich sowas von rammen. Schnell setze ich Noah auf den Sitz ab und quetsche mich neben ihn. Die Dinger sind echt nicht für Leute gemacht, die an die zwei Meter groß sind. Als ich den Chip einschmeiße, geht es auch schon los und Noah grinst breit. Die ersten knallen bei uns rein und ohne es zu bemerken, halte ich immer sofort meinen Arm vor Noah, um sicher zu gehen, dass ihm nichts passiert, doch wir haben solch einen Spaß, dass ich gar nichts davon mitbekomme. Es ist eine selbstverständliche Ausführung, den Schutz meines besten Freundes zu garantieren. Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie Allen und Berry auf uns zukommen. Betty sehe ich auch mit Lex einen Scooter teilen, doch meine Konzentration liegt voll und ganz bei Barry und Allen, da Betty und Lex eher ruhiger fahren. Die anderen beiden sind sowas von auf eine Kollision aus. Heftig knallen die beiden in unsere Seite, was sie wie blöd lachen lässt, doch bei mir nur die Revanche anstrebt. „Zeig es ihnen.", knurrt Noah konzentriert und total im Element. Gott, am liebsten würde ich ihn jetzt küssen, so niedlich ist sein ernster Gesichtsausdruck. Ziel erfasst und voll Gas. Allen und Barry, fahren vor uns weg und wir hinterher.

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