KAPITEL 43

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Noah

„Hayley!", quengle ich, da sie mich schon den ganzen Tag durch ein langweiliges Einkaufszentrum zerrt. Ich meine, warum nimmt sie mich überhaupt mit? Ich kann ihr eh nicht helfen. Doch sie hat so lange genervt, bis ich seufzend zugestimmt habe. Diese Zeit könnte ich jetzt auch viel entspannter verbringen. „Ich muss noch was für dich zum Geburtstag finden.", erklärt sie. „Der ist morgen und du hast noch immer nichts??", lache ich verständnislos. Sie weiß, dass sie mir nichts kaufen müsste, was ich ihr auch jedes Jahr aufs neue sage, doch wie jedes Jahr, besteht sie darauf. „Ja...", murmelt sie konzentriert, als sie anscheinend vor einem Regal steht. In was für einem Laden wir nun sind, kann ich nicht genau sagen, aber in diesem Moment, könnte es mich auch nicht weniger interessieren. Ich will einfach nur noch nach Hause, was ich Hayley auch mehr als oft zu verstehen gebe, aber nein, sie will einfach nicht gehen. Mittlerweile müsste es auch schon beinahe achtzehn Uhr sein. Keine Zeit, in der man noch immer gerne im Einkaufszentrum steht. Halb schlafend hänge ich mehr, als dass ich sitze, auf einer Bank und warte auf meine wundervolle Schwester.

„Fertig!!!", jubelt sie und ich höre, wie sie mit ein paar Haufen Taschen zu mir kommt. Beinahe sofort springe ich auf und animiere sie, sofort dieses Gebäude zu verlassen, denn ich habe Angst, wenn ich auch nur irgendwas Falsches sage, dass sie doch noch irgendwo hinwill. Ich glaube, das würde ich nicht überleben. „Hey!", lacht sie. „Wir können uns Zeit lassen!" „Nein! Ich. Will. Nach. Hause!" Sie schnauft, bringt mich aber mehr oder weniger sicher zum Auto. Manchmal bin ich wirklich neidisch, dass meine kleine Schwester bereits ein Auto hat und somit mobil ist und überall hin kann.
Laut singend dreht sie das Radio auf und ich muss belustig schmunzeln. Wir fahren einige Zeit, in der Hayley die ganze Zeit singt. „Warum bist du denn heute nur so aufgedreht?", frage ich sie belustigt, als sich unsere Fahrt langsam dem Ende neigt. „Was? Ich? Ach Quatsch!", wimmelt sie mich ab, was mich dann doch etwas stutzig werden lässt. „Hast du irgendwas vor?", frage ich sie wachsam und schon mit der Vermutung, dass sie irgendwas ausfressen wird. „Noahhh! Es ist nichts!", versucht sie mich zu beschwichtigen, doch dafür ist es zu spät, kleine Schwester. Ich habe angebissen und nun bin ich mir sicher, dass du irgendwas ausheckst. Egal in welchem Alter wir waren und, dass ich der ältere war, meine Schwester hat immer irgendeine Scheiße geplant und somit unsere Eltern in den Wahnsinn getrieben. Sie hat mal den Hund des Nachbarn geklaut und ihn über eine Woche in ihrem Zimmer versteckt. Als er rauskam, hatte er ein Tutu und rosa Nägel, so hat es jedenfalls meine Mutter erzählt. Armer Baxter, der tut mir noch heute leid. Zum Glück hat sie ihn immer gefüttert. Sie hat echt großen Ärger bekommen, selbst unsere Nachbarn schauen sie seitdem mit Adleraugen an. Aber jetzt mal ehrlich, wer macht denn auch sowas? Meistens jedoch, war ich eher das Opfer. Sie hat mal alle meine Klamotten im Schrank vertauscht und mit einigen von ihren ersetzt. Ich bin dann mit einem rosa Taylor Swift T-Shirt in die Schule gegangen und meine Hose hatte Strasssteine. Ab dem Tag an, ging sehr lange das Gerücht rum, ich sei schwul. Alleine Jordan habe ich es zu verdanken, dass jeder die Klappe hält und von ihm habe ich auch andere Klamotten bekommen. Den Rest des Tages, bin ich dann mit viel zu großen Sportsachen rumgelaufen. Sie rochen aber nach Jordan, also habe ich ihr das nie so übel genommen, wie ich es vielleicht hätte tun sollen. Überrascht rucke ich mit dem Kopf nach oben, als dumpfe, jedoch laute Musik an mein Ohr dringt. „Hayyyleyyy?", frage ich langgezogen, als sie in unserer Auffahrt parkt. „Upsi dupsi...", macht sie schuldig, jedoch ist ihr Kichern klar wahrnehmbar. Verwirrt steige ich aus dem Auto und lasse sie mich zur Tür führen. Die Musik kommt ja tatsächlich aus unserem Haus?! Hayley läuft weiter ins Hausinnere, um die Ecke ins Wohnzimmer, als die Musik plötzlich stoppt. „ÜBERRASCHUNG!!", sagen alle gleichzeitig und ich weiß echt nicht was ich davon halten soll. „Jordan hat das für dich organisiert. Eine Party, um in deinen Geburtstag rein zu feiern. Hier sind nur Leute, die du kennst und auch einigermaßen magst. Auch, wenn ich nicht wusste, dass da so viele zusammenkommen.", nuschelt sie den letzten Satz. „Hey Kumpel, gefällt es dir?", fragt mich Jordan, der plötzlich sehr nervös vor mir steht. „Es ist nichts riesiges. Einige aus dem Football Team, alle aus der Band und noch Leute von der Schule.", meint er und packt meine Schulter. Die anderen unterhalten sich schon wieder wild und lauschen der typischen Musik, die Jordan mag. Zeug aus den 00' Jahren, so wie viel Red Hot Chili Peppers. Schmunzelnd schüttle ich den Kopf. „Also deswegen hast du mich durch das ganze Einkaufszentrum gescheucht?", frage ich meine Schwester und schüttle lächelnd den Kopf. „Schuldig.", meint sie und verzieht sich flüchtend, weshalb ich mich wieder zu Jordan wende. „Es ist toll, danke.", sage ich und meine es auch so. Ich habe damit tatsächlich nicht gerechnet und es freut mich, dass Jordan sowas für mich organisiert. Fest nimmt er mich in die Arme und drückt mich an sich. Mit der Nase streicht er sanft über meine Schläfe. „Ich würde dich jetzt gerne küssen.", flüstert er in mein Ohr und ich bekomme Gänsehaut. So gerne würde ich sagen, dass er es einfach tun soll, doch da löst er sich auch schon wieder von mir. „Super! Dann kann ja die Party starten.", lacht er und packt mich an der Hand. Überfordert stolpere ich ihm hinterher in die Küche und lasse mir von ihm einen Becher geben. „Was ist das?", kritisch schnuppere ich am Getränk. „Wodka Cola.", antwortet er, als wäre daran nichts verwerfliches. „Du weißt doch, dass ich keinen Alkohol trinke!" Außerdem wäre das wohl keine gute Idee, weil sich Alkohol nicht so gut mit starken Schmerzmitteln macht. „Das ist deine Party. Wenn nicht jetzt, wann dann? Außerdem passe ich auf dich auf, doch wenn du nicht willst, ist das okay.", sagt er. Ich mag es, dass er mich nie dazu drängt was zu trinken, doch wenn ich so jetzt darüber nachdenke, hat er recht. Das hier ist wahrscheinlich mein letzter Geburtstag. Wieso sollte ich an meinen Prinzipien festhalten, wenn sie mir jetzt eh nichts mehr bringen und wie Jordan eben meinte, er passt ja auf mich auf. „Okay.", erwidere ich nur und habe auch schon den gesamten Becher geleert. „Hey, wow, Noah! Das habe ich damit nicht gemeint!", lacht er und nimmt mir den Becher ab. „Du hast Recht, das ist meine Party! Also gebe mir noch einen Becher! Das Leben ist viel zu kurz, als an solche Kleinigkeiten festzuhalten." „Sicher?", will er dann nochmal wissen und kräftig nicke ich. „Okay, aber übertreibe es nicht.", er beugt sich an mein Ohr. „Ich habe heute Nacht noch was mit dir vor." Hart schlucke ich, nicke schnell und sehe schon vor Freude platzend zu ihm auf. „Lass uns drauf anstoßen.", sein Lächeln ist klar raus zu hören, als er mir einen kleinen Schnaps reicht und unsere Arme über Kreuz verhakt. „Auf drei.", grinsend setze ich den kleinen Becher an meine Lippen. „Eins, zwei, drei." Angewidert verziehe ich das Gesicht, weil das Zeug wirklich widerlich ist. „Lass uns zu den anderen Betrunkenen gehen." Zusammen schlendern wir wieder ins Wohnzimmer und ich merke, wie der Alkohol mich von innen heraus wärmt. „Wo sind eigentlich meine Eltern?", frage ich mich und muss es anscheinend laut gesagt haben, denn Jordan hat sogleich eine Antwort für mich. „Die sind nach Hellybyle gefahren. Es war gar nicht so schwer sie zu überreden.", meint er verwundert. „Deine Mom hat beinahe sofort zugestimmt, auch als Hayley darauf bestanden hat hier zu bleiben. Als sie vor ein paar Stunden gefahren sind, hatte deine Mom sogar Tränen in den Augen, war wirklich komisch." Oh. Hart muss ich schlucken, denn ich weiß, warum sie das getan hat. „Naja, jedenfalls war es einfacher alles zu organisieren, als ich gedacht habe.", hängt er noch dran und lässt mich damit wieder lächeln. Über meine Eltern kann ich mir auch noch morgen Sorgen machen, heute sollte ich einfach Spaß haben. Im Wohnzimmer werden wir auch sofort von den anderen belagert und tanzen. Für keine Sekunde sollte mir in den nächsten Stunden das Lächeln von den Lippen weichen. Das hatte ich jedenfalls gehofft.

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