KAPITEL 38

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Noah

Warum zum Teufel, tue ich mir das überhaupt an?? Wieso gehe ich eigentlich noch hier her? Jeden Tag in diese gottverdammte Schule. Nun ja, der Grund sitzt neben mir und genießt - seinem Schmatzen nach zu Urteilen - gerade sein Sandwich. Abgesehen davon, würde es schon Fragen aufwerfen, warum ich nicht mehr in die Schule gehe und dadurch würde ich nur unnötig in Erklärungsnot geraten, was ich zu verhindern gedenke. Außerdem würde ich zu Hause eh nur rumsitzen und hier sitze ich wenigstens gerade mit Jordan, in der Mittagspause, draußen und genieße mit ihm das schöne Wetter. Heute ist richtig die Sonne rausgekommen, dass wir eigentlich nicht mal mehr eine dünne Jacke bräuchten. Es hat so seine Vorteile in den wärmeren Gebieten des Landes zu leben. Jordan's Freunde reden mit ihm gerade über das nächste Spiel und wie der Coach sie gerade sehr hart rannimmt. Außerdem fragen sie ihn, warum er in letzter Zeit so oft fehlt. „Ähm...", macht er und schluckt erstmal sein Essen runter. Ich spüre beinahe sofort, wie er kurz zu mir sieht. „Ich musste meinem Dad viel auf der Baustelle aushelfen.", antwortet er dann schließlich. Einerseits verletzt es mich doch, dass er mich verleugnet, kann es aber auch verstehen.
Die Sonne auf meinem Gesicht ist warm und unglaublich angenehm. Zu wissen, dass man viele Dinge jetzt zum letzten Mal machen könnte und alles ein Ende findet, lässt einen vieles aus anderen Perspektiven sehen. Man genießt die kleinen Dinge mehr im Leben, als man es vorher tat, da man es einfach als selbstverständlich abgetan hat. Mein Geburtstag ist nur noch ein paar Tage hin. Sonntag um genau zu sein. Irgendwas sagt mir, dass meine Familie was mit mir vorhat. Vielleicht fahren wir zu dem Boot meines Vaters oder wir machen einfach einen gemütlichen Familienabend, wie ich es wohl am liebsten mag. Eigentlich wollte ich am Samstag eine Feier schmeißen, wie ich auch Jordan weißgemacht habe, um von meinem Streit mit meinen Eltern ab zu lenken, doch mittlerweile bin ich mir dessen gar nicht mehr so sicher. Ich hätte gedacht, dass nach dem ich es erfahren habe, ich vielleicht in eine selbstzerstörerische Phase kommen könnte oder zumindest mir einfach alles egal geworden wäre, so ist es jedoch nicht. Eigentlich will ich einfach alles so lassen, wie es ist. Leider kann ich es nicht rückgängig machen, dass es meine Eltern wissen, doch ich konnte verhindern, dass sie es Hayley sagen, was gar nicht so einfach war. Ich habe meine Eltern regelrecht angefleht es niemanden zu sagen. Sie haben einander, deswegen konnte ich das einigermaßen mit meinem Gewissen vereinbaren. Ich wollte nicht das Risiko eingehen, dass Hayley mich anders behandelt oder gar Jordan was davon erzählt. Außerdem finde ich es viel schöner, so behandelt zu werden, als wäre ich einfach nur Noah, der keinen Tumor im Kopf hat. Mein Arzt meinte zu mir, dass er meine Entscheidung respektiert und ich in einem Alter bin, wo ich selber entscheiden kann, jedoch immer noch meine Eltern das letzte Wort haben, bis ich 18 bin. Doch meine Eltern würden mir nie etwas antun, was ich nicht auch selber so will. Abgesehen davon ist meine Mutter zu gläubig und würde denken, wenn ich es sowieso nicht will, dass die OP oder die Chemo noch viel schlimmer für mich wären und vielleicht alles noch früher ein Ende hat. Was das angeht, kann ich mich immer auf meine Eltern verlassen, dass sie mich bei allem unterstützen und immer für mich da sind, auch, wenn ich merke, dass sie leiden. Neulich habe ich meine Mom dabei erwischt, als sie den Abwasch gemacht hat, dass sie weinte. Es war wirklich schlimm für mich das mit anzuhören, auch, wenn sie versuchte leise zu sein, so dass wir es nicht hören, da wir im Wohnzimmer waren. Ich jedoch wollte meine Mom fragen, ob ich ihr helfen kann und habe es mitbekommen. An dem Abend habe ich mich dazu entscheiden, sie einfach nur zu umarmen und sie weinen zu lassen, denn wer wäre ich, es meinen Eltern zu verbieten. Immerhin bin ich immer noch ihr Kind und das sie leiden, ist nur selbstverständlich. Auch mein Dad verhält sich anders. Ich spüre seinen Blick öfter auf mir als früher und immer wieder, auch, wenn es nur sehr kurz ist, spüre ich seine Hand, wie sie mir kurz durch die Haare wuschelt, mich auf die Schulter tätschelt oder mich ganz einfach kurz umarmt. Als müsste er sich einprägen, wie es war seinen Sohn zu berühren, zu sehen und vor allem zu spüren. Wie ich selbst damit klar komme ist wirklich schwer zu sagen. Einerseits akzeptiere ich es bis zu einem gewissen Punkt und kann es in wenigen Momenten auch vollkommen vergessen, wenn ich zum Beispiel bei Jordan bin und einfach die Zeit mit ihm genieße. Was bleibt mir auch anderes übrig als es zu akzeptieren und die Zeit zu genießen, die mir bleibt? Doch es gibt auch Nächte, in den selbst ich weine und mich frage warum mir das angetan wird, mir alles weg genommen wird und ich immer wieder so leiden muss. Warum? Warum ich? Ab und zu muss ich an die Kinder denken, die im selben Moment, das gleiche durch machen. Wie gehen sie damit um? Ich schätze es gibt bei der Art, wie man damit umgeht, kein richtig oder falsch. Man muss einfach selbst entscheiden, was man macht. Ob du mit deiner Familie die letzte Zeit deines Lebens verbringst oder du, so wie ich, einfach weiter lebst wie bisher. Doch verkriechen und Selbstmitleid zu schieben, war für mich keine Option. Noch sind meine Schmerzen erträglich, weswegen ich einfach so viel Zeit wie möglich mit Jordan verbringe. „Alles klar?", fragt mich mein bester Freund, nach dem er mich an der Schulter angestoßen hat. „Ja... ja alles klar.", versichere ich ihm und lächle.

~

„Wir sollten zum Unterricht...", nuschle ich zwischen den vielen Küssen, die mir Jordan heimlich gibt. Er hat mich wirklich überrascht, als er mich plötzlich in eine Abstellkammer gezogen hat und seine Lippen auch schon meine eingenommen haben. „Sollten wir...", antwortet er, jedoch löst er sich keinen Millimeter von mir. Seufzend greife ich in sein Haar und genieße seine süßen Lippen auf meinen. An meiner Wange spüre ich, wie das kalte Metall seines Mannschaftsrings mich streift. Er trägt den meistens nur in der Schule.
Ich mag diesen Ring, warum auch immer, sehr.
Wir pressen unsere Erektionen, an das Bein des jeweilig anderen, um dem Schmerz ein wenig entgegen zu wirken. „Du weißt gar nicht, was ich am liebsten jetzt alles mit dir machen würde.", murmelt er und leckt über meine Lippen. „Dann tu' es.", beschwere ich mich und recke mich ihm entgegen. „Ich habe keine Kondome mehr.", lacht er, doch klingt mehr enttäuscht. „Echt jetzt?", lache ich ebenfalls und lasse den Kopf auf seine Schulter fallen, ehe ich belustig mit dem Kopf schüttle.

„Halt still...", flüstere ich dann nach einiger Zeit, in der er meinen Hals mit Küssen bedeckt hat. Erregt öffne ich seine Jeans und danach meine. „Was hast du vor?", will er wissen und ich grinse einfach nur spitzbübisch. Als ich unsere beiden erregten Glieder endlich ausgepackt habe und Jordan sich schwerfällig an der Wand abstützt, er trotzdem mein ganzes Gesicht mit Küssen bedeckt, nehme ich uns beide in meine Hand. Es fühlt sich anders an, da wir das bisher noch nicht probiert haben. Beide keuchen wir zur selben Zeit auf, als wir über die Haut des anderen streifen. „Noah...", wispert er und haucht einen Kuss auf meine Lippen, während ich weiter langsam anfange uns gleichzeitig zu pumpen. Mit meiner anderen Hand kralle ich mich in seinen Hintern, den ich definitiv in den letzten Wochen zu vergöttern gelernt habe. Es wird etwas klitschig, als wir beide unsere ersten Lusttropfen abgeben, da mir das alles in diesem Moment so verboten, neu und definitiv absolut geil vorkommt. Knabbernd wandern seine Zähne über meine empfindliche Haut am Hals und bringt mich damit um den Verstand. Unser Stöhnen und Keuchen werden kräftiger zum Tackt meiner Hand. Seine Stirn lehnt mittlerweile an meiner und immer wieder, wenn er erregte Seufzer von sich gibt, trifft mich sein Atem, mitten auf meine angeschwollenen Lippen. Jordans große Hand, legt sich um die meine, da er anscheinend zu ungeduldig wird und einfach mehr braucht. Sofort drückt seine Hand kräftiger zu und ich stöhne an seinem Mund laut auf. Scheiße. Kräftig bewegt er nun schneller meine Hand auf und ab. Seine Lippen liebkosen weiter mein Gesicht und ich komme nicht umhin festzustellen, wie liebevoll er dieses Mal mit mir ist. Seine andere Hand wandert unter mein Shirt, hoch zu meinen Schulterblättern, an denen er mich etwas mehr zu sich drückt. Ich liebe es, wenn er demonstriert, wie kräftig er ist. „Komm... bitte komm für mich.", flüstert er. Diesem Gefallen komme ich ihm nur zu gerne nach und fast gleichzeitig ergießen wir uns über unsere Hände.
Aus meiner Hosentasche hole ich kurz danach ein Taschentuch und gebe es ihm, um uns sauber zu machen. Sanft streicht er über meine Wange. „Du bist heute so gedankenversunken, ist wirklich alles okay?" Ich lächle und küsse ihn auf die Lippen, auf denen ich etwas zu lange verweile als dass es den Anschein machen würde, dass alles gut ist.
„Es geht mir gut."

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