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Am nächsten Tag warte ich nach der letzten Unterrichtsstunde an der Treppe vor der Großen Halle, die hinunter zur Eingangshalle des Schlosses führt. Ich bin schon den ganzen Morgen in Gedanken abgedriftet und obwohl ich mich bemühe, klar im Kopf zu bleiben, gelingt es mir nicht. Die ganze Zeit tauchen dunkle Bilder vor meinen Augen auf, Schatten, die ich nicht deuten kann und ich verspüre ein unangenehmes Ziehen in meiner Magengegend.

Das Dunkle Mal. Ich kann mir nicht vorstellen, dass je ein Mensch mit ihm glücklich wird, solange er lebt. Denn das ist der entscheidende Punkt. Mit dem Dunklen Mal dient man Dem, Dessen Name nicht genannt werden darf, man besiegelt seinen endgültigen Tod, denn als Person ist man dem dunklen Lord egal. Er braucht seine Soldaten, um sie in die Schlacht zu schicken. Als ob er sich nicht selbst gerne die Finger schmutzig macht-

Aber nach dem was ich Ende letzten Schuljahres mitbekommen habe, was Harry im Labyrinth des Trimagischen Turniers zugestoßen ist-
Mich überkommen immer noch Schauer, wenn ich daran denken muss, wie die Schlingpflanzen Fleur und Cedric zugerichtet haben, als man sie nach ihrem Hilfesignal geborgen hatte. Der Gedanke, dass Harry alleine dort draußen war und wir keine Ahnung hatten, was ihm widerfahren ist, als wir sicher auf den Rängen der Tribüne saßen.

Du-weiß-schon-wer ist zurück. Ich habe keinen Moment an Harrys Aussage gezweifelt. Auch Draco, der sich sonst immer über alles, was Harry tat oder sagte, aufregt, schien es nah zu gehen. Wir haben zu dem Zeitpunkt noch nicht so offen und ehrlich über die Dinge gesprochen, die uns belasten, aber ich habe geahnt, dass er von seinen Eltern etwas mitbekommen haben musste.

Man könnte meinen, dieses schreckliche Ereignis hatte ihn genauso verändert wie Harry, der persönlich Dem, Dessen Name nicht genannt werden darf, gegenübertreten musste.

Aber gerade weil ich davon überzeugt bin, dass er zurück ist, beunruhigt mich Dracos Problem noch einmal zusätzlich. Natürlich scharrt Du-weißt-schon-wer nun seine Anhänger um sich. Er will Rache, Vergeltung, die töten, die ihm im Weg stehen. Wer weiß was in diesem barbarischen Kopf vor sich geht. Welche Beweggründe er auch haben muss, um seine grausamen Taten zu vollbringen, Draco darf nicht zu einem Fleischbrocken werden, den der dunkle Lord nach belieben opfern kann. Ich bete dafür, dass er eine Lösung findet, oder dass ein Wunder geschieht.

"Hallo!?" Ron fuchtelt mit einer Hand vor meinem Gesicht herum.

"Merlin hast du mich erstreckt!" Mein ganzer Körper zuckt zusammen und ich fasse auf mein pochendes Herz.

"Mann, warst du in einer Hypnose oder so?", lacht er.

"Veronica." Hermine taucht hinter Ron auf und überrascht mich mit einer Umarmung. Wow, wann ist das das letzte Mal passiert?

"Ron und ich holen noch schnell Luna, sie meinte sie wartet in der großen Halle auf uns. Wir sind gleich wieder da, ja?" Sie lächelt noch ein letztes Mal und eilt mit Ron davon.

Ich sehe ihnen noch kurz nach. Doch bevor ich mich umdrehen kann, spüre ich plötzlich eine mir bekannte Präsenz und ich schlucke schwer, als ich meinen Kopf schließlich in seine Richtung drehe.

"Hey." Seine Stimme klingt etwas kratzig. So, als habe er nur wenige Stunden geschlafen oder zu lange in der kalten Winterluft ausgeharrt.

"Hey.", antworte ich zaghaft und verstaue die Hände in den tiefen Taschen meines Winterumhangs.

"Konntest du erledigen, was du gestern noch so dringend machen musstest?" Aus seiner Stimmlage kristallisiert sich glasklare Skepsis heraus und ich kann es ihm nicht verübeln. So wie wir gestern Abend auseinander gegangen sind-

"Ähm, ja- ja konnte ich." Diese merkwürdige Atmosphäre verunsichert mich. Ich hasse es, wenn ich nicht ungefiltert mit ihm reden kann. Aber daran bin ich nunmal auch selbst schuld. Draco ist das Geheimnis, von dem ich George und den anderen nicht erzählen kann -noch nicht- aber ich merke immer mehr, wie diese Tatsache eine unsichtbare Barriere um mich herum aufbaut und die Leute von mir drängt.

Love Me ~ George Weasley FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt