Kapitel 42 • KADEN

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Ich wusste das sie log. Von wegen sie wäre nicht schwach. Man sah es ihr doch an, sie war fix und fertig.

Aber sie hatte recht. Es ging hier um meinen Bruder, der uns brauchte, und dieser Plan, war der einzige der wirklich klappen könnte.

Dann hätte ich meinen Bruder endlich wieder bei mir.

Fuck!

Ich gefährde das Leben von einer Person ohne die ich nicht leben könnte!

Was tue ich nur?

Ich spürte wie sie ihre Hand auf meinen Oberschenkel platzierte, und sanft zudrückte, damit meine Aufmerksamkeit zu ihr schweifen konnte. Und das tat es auch. Verdammt, meine Aufmerksamkeit galt immer nur ihr.

Die blauen Augen, die so wunderschön waren, und so intensiv in meine schauten, veranlassten meinen Herz dazu stark gegen meiner Brust zu pulsieren.

Zwar ist dieser Moment so scheiße unpassend, aber ich will sie. Ich wollte sie schon die ganze Zeit über. Denn sie macht mich so verrückt. Ihre unschuldigen Blicke. Ihr verfluchter Körper und dieser Gedanke ihn gepresst an meinen zu spüren.

Fuck man.

Fuck.

Seufzend fuhr ich mit meiner Hand über mein Gesicht und atmete laut aus.

»Ich habe dir noch versprochen alles über meine Familie zu erzählen.« erinnerte ich sie daran. Anscheinend hatte sie es komplett vergessen, denn sie zog erst verwirrt die Augenbrauen zusammen eher sie wissend nickte.

Wieder atmete ich aus.

Sie griff vorsichtig nach meiner Hand und verschränkte unsere Finger. In meinem Bauch löste sich ein sanftes kribbeln.

Ich überlegte, wo ich anfangen könnte zu erzählen da es keinen richtigen Anfang gab, wo alles begann.

»Meinen Vater habe ich noch nie kennengelernt.« sie nickte bereits wissend. »Soweit ich weiß, ist er abgehauen als er erfuhr das meine Mutter mit Jace drei Wochen schwanger war.« ich legte eine kurze Pause ein, ehe ich weiter erzählte.

»Zwei Jahre lang hat sie meinen Bruder allein groß gezogen. Dann kam er zurück und wollte sie wieder haben, und da meine Mutter noch völlig verschossen in ihm war verzieh sie ihm. Dann wurde sie wieder schwanger, mit mir. Sie erzählte es ihm aber diesmal sofort nach unzähligen von Schwangerschaftstests. Am nächsten Morgen war er erneut mit allen seinen Sachen abgehauen.« sie sah mich an. Sie hatte Tränen in den Augen.

»Was ist dann passiert?« hauchte sie. Ich legte meine freie Hand auf ihre Wange und lächelte sie gequält an, doch ihr Blick wurde trauriger.

»Naja...« begann ich und schaute aus dem zerbrochenen Fenster heraus. »alles ging den Bach herunter. Sie hat uns beide mit hängen und würgen allein groß gezogen. Wir hatten überhaupt kein Geld und mussten mit bereits abgelaufenem Essen leben. Irgendwann verloren wir auch unser Zuhause, und obwohl unser Leben der reinste Chaos war, hatte es meine Mutter geschafft das wir zur Schule gingen. Dort mussten wir Schuluniformen tragen, was uns erleichterte da man anhand unserer Klamotten dann nicht sehen konnte, dass wir unter einer Brücke lebten.

Nachts in denen wir in der Kälte versuchten zu schlafen, ist Jace meistens gegangen. Er meinte er müsse den Kopf frei kriegen oder sowas. Am nächsten Morgen hatte er Wunden am ganzen Körper.« meine Stimme brach für einen Moment, ehe ich fort fuhr.

»An einem der Nächte wo er wieder ohne ein Wort ging, bin ich ihm gefolgt. Er hat sich mit Carter getroffen, den ich natürlich in der Zeit noch nicht kannte. Sie haben etwas ausgetauscht und Tüten haben geraschelt. Dann ist Jace wieder gegangen, aber nicht zurück wo wir lebten, sondern in verschiedenen Gassen der Stadt. Er hat mit Drogen gedealt.

Irgendwann ging er zurück zu Carter, wo ich nur noch hörte das er gute Arbeit geleistet hatte. Danach gab er ihm Geld. Und das war nicht wenig Geld. Keine Woche später war ich auch in den Geschäften verwickelt und zusammen Dealten wir für Carter, und das nur um unserer Mutter das zu geben, was sie uns seit unserer Geburt gibt. Da wir in der Kälte draußen schliefen, wurde sie schwer krank. Einen Arzt konnten wir uns nicht leisten. Dies war auch eines der Gründe weshalb wir vertickten.« ich sah wieder zurück in ihre Meerblauen Augen, die mit Tränen gefüllt waren und deshalb schimmerten.

Meine Hand lag leicht zitternd in ihrer ruhigen. Sie sah mich traurig an und versuchte die aufkommenden Tränen weg zublinzeln.

»Das tut mir alles so leid.« flüsterte sie und schluchzte leise. Der Anblick tat mir viel zu sehr weh weshalb ich sie vorsichtig in meine Arme zog. Ihr Schluchzen wurde etwas stärker und sie begann leise zu schniefen.

Sie löste sich und versuchte während sie nach oben schaute, ihre Tränen mit dem Finger unter den Augen weg zu tupfen. Ein kleines schmunzeln entwich mir bei ihrem kläglichen Versuch die schminke zu retten.

»Mach dir darüber jetzt keine Sorgen Teresa. Toria wird auf jedenfall etwas dabei haben um es wieder herzurichten.« sie lachte leise und schniefte nochmal. Dann sah sie mich an, fragend. Ich erwiderte den Blick.

»Eine Sache frage ich mich aber noch...« setzte sie an und schien nicht zu wissen ob dies fragen sollte. Oder durfte.

»Du kannst mich alles fragen. Nichts ist mehr zu persönlich oder privat. Du bist ein Teil meines Lebens, Teresa.« sagte ich rau und erwischte mich dabei, wie mein Blick runter zu ihren Lippen fiel und dort für eine Weile verharrte.

Schnell löste ich den Blick von ihren rot bemalten Lippen, die mehr als nur anziehend waren. Denn ich hatte keine Zweifel daran, mich nicht mehr von ihr lösen zu können, hätte ich sie jetzt geküsst.

Ich sah sie lächeln. Nein. Sie strahlte regelrecht.

»Schieß los.« forderte ich sie schmunzelnd. Sie nickte sich selbst kurz zu ehe sie ihren Mund öffnete.

»Die anderen Jungs... also Scott, Larry und Vans, Victoria eigentlich auch... wie sind sie mit darein geraten? Habt ihr euch dort kennengelernt?« unsicher kaute sie auf der Innenseite ihrer Wange herum, und konnte den Blick in meine Augen nicht ganz stand halten.

Ich schüttelte den Kopf. »Wir kannten uns vorher. Seit der Junior high um genau zu sein. Anfangs wussten sie nicht einmal etwas davon. Also das Jace und ich vertickten. Irgendwann aber haben die bemerkt das etwas nicht ganz richtig läuft und haben mich mit Fragen durchlöchert. Da war ich gezwungen es ihnen zu sagen und seit dem Tag, weichen die mir nicht mehr von der Seite und haben sich im Kopf festgesetzt, alles gemeinsam zu tun.« sie nickte und musste lächeln.

»Ihr habt echt eine sehr besondere Bindung zueinander.« erwiderte sie woraufhin ich stark nickte. Denn das stimmte. Sehr.

Ich sah auf meine Armband Uhr und merkte, dass ich das gleich passierende nicht weiter ignorieren kann.

»Ich glaube wir sollten wieder los. Die anderen fragen sich bestimmt wo wir so lange bleiben.« sagte ich und startete wieder den Motor. Sie nickte und setzte sich zurück in den Sitz. Laut atmete sie aus und knetete dabei ihre Hände. Während ich von der Seite wieder auf die Straße fuhr, griff ich nach ihrer linken Hand um sie zu beruhigen. Mein Puls erhöhte sich, und sie hörte auf nervös herum zu wackeln.

Eins schwöre ich mir, wenn diesem Mädchen in das ich mich verliebt habe etwas passiert, trete ich mit erhobenen Händen in die Hölle.

A/N:
Oh mein Gott. Endlich geschafft. Nach Monaten wieder ein neues Kapitel. Und Leute, es tut mir so unfassbar leid aber eine Schreibblockade taucht öfters auf und momentan bin ich im enormen Klausurstress.

Habt eine tolle Woche und einen schönen Nikolaus! <3

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