Wiedersehen

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Sie laufen lange über das Gelände, das nicht enden will. Doch schon in der nächsten Sekunde blitzt etwas vor ihnen auf.
Da, ein Zaun!", schreit Kalayrah und zeigt auf das Glitzern.
Frühzeitig bremsen sie ab, um nicht dagegen zu laufen. Kalayrah sieht gehetzt nach rechts und links, doch der Zaun verläuft ins Nichts. Hinter ihnen ist das Gebrüll der Wächter zu hören.
Sie hätte das Atmen früher bemerken müssen. Sie könnte sich selber dafür schlagen. Das Herz in ihrer Brust schlägt schnell.
„Kalayrah!", reißt Dreuwns Stimme sie aus den Gedanken.
Sie schüttelt den Kopf und schaut auf. Frya steht schon auf der anderen Seite des Zauns und sieht sich um. Dreuwn steht davor und hat die Hände zusammengelegt zu einem Steigbügel.
Ich komme ja.", sagt sie grinsend und macht ein paar Schritte zurück.
Sie nimmt Anlauf, springt kurz vor dem Zaun hoch und landet sanft auf dem Boden auf der anderen Seite. Hier stehen größere Büsche mit braunen, starken Mitten, die nichts Grünes am unteren Teil haben. Etwas fällt neben Kalayrah auf den Boden und sie zuckt zusammen.
Dreuwn! Erschrecke mich nicht so.", schreit sie auf.
„Warum nimmst du meine Hilfe nicht an?", fragt er nur mit einem kalten Blick, während er aufsteht.
„Dafür haben wir später noch Zeit, kommt jetzt!", Frya schnappt sich Kalayrahs Handgelenk und zieht sie zwischen die hohen Büsche, „Was ist das hier?"
„Das sind Bäume. Große Pflanzen, die Schatten und Schutz spenden können und Nahrung.", erklärt Dreuwn noch kalt.
„Schutz? Perfekt, den brauchen wir jetzt."
Kalayrah läuft hinter Frya her, aber achtet nicht darauf, wohin. Ihre Gedanken sind bei Dreuwns Gesichtsausdruck, den er ihr eben zugeworfen hat.
So kalt haben sie bisher nur Dämonen und Wächter angesehen. Etwas bedrückendes macht sich in ihrem Brustkorb breit.
Ist das dieses Schuldgefühl, von dem manche erzählt haben?
Sie mag diese Gefühl nicht und versucht sich abzulenken, indem sie sich auf das hier und jetzt konzentriert. Sie schüttelt den Kopf und sieht nach vorne. Die Drei sind immer noch von diesen Bäumen umringt. Aber die Wächter scheinen ihnen nicht zu folgen.
Sollten wir nicht mal was anderes sehen, als diese Bäume?", fragt Kalayrah und wird langsamer.
Sie verschärft ihre Sinne, um zu sehen, wo die Wächter überhaupt sind. Dreuwn läuft an ihr vorbei und wird erst Meter hinter ihr langsamer.
„Was ist?", fragt er verwirrt.
„SHHH!", unterbricht Florentina.
Durch diese Bäume ist Kalayrahs Sicht eingeschränkt, aber sie spürt, dass die Wächter nicht über den Zaun drüber sind.
Wir können uns entspannen, sie haben aufgehört, uns zu verfolgen.", sie dreht sich zu den beiden um und lächelt.
Florentina lächelt auch, aber Dreuwn sieht sie noch unbeeindruckt an. Beschämt sieht Kalayrah auf den Boden. Verwundert sieht Florentina zu Dreuwn und rollt mit den Augen.
„Wir sollten einen Unterschlupf suchen und was zu essen.", sie zieht Dreuwn am Handgelenk hinter sich her, „Du kannst ja schon mal nach einem Schlafplatz suchen, wir sollten die Nacht hier verbringen, wenn diese Bäume uns wirklich schützen."
Sie verschwinden und Kalayrah seufzt. Ihre Augen brennen und sie spürt etwas nasses auf ihrer Wange.
Regen?
Sie schaut nach oben, aber durch das Grün der Bäume kommt nichts durch. Sie hebt verwundert eine Hand und wischt das nass weg.
Tränen...
Sie ignoriert sie einfach und sucht nach einem Platz, auf dem sie alle Platz haben. Sie findet eine kleine Lichtung und schiebt ein paar Blätter beiseite.
'Frya, ich hab was gefunden.'
'Alles klar, wir haben was zu essen gefunden, wir kommen zurück.'
Nach ein paar Minuten tauchen die zwei zwischen den Bäumen auf. Beeindruckt sehen sich die beiden auf dem Platz um.
„Schicke Lichtung. Hier sollte uns definitiv keiner finden. Ich finde es nur sehr interessant, dass hier so viel Wald ist.", sagt Dreuwn und lächelt Kalayrah an.
Das schwere Gefühl in ihrer Brust schwindet leicht.
„Was ist ein Wald?"
„Das nennt man diese Ansammlung von Bäumen und Pflanzen. Das Land, aus dem ich komme hat hauptsächlich solche Wälder.", wehmütig sieht Dreuwn in den Himmel, „Ich vermisse sie."
Wenn es stimmt, sind wir doch fast bei so einem Portal. Dann kannst du nach Hause zu deiner Familie.", merkt Kalayrah leise an.
„Ja..."
„Wir haben Dinge zum Essen gefunden.", unterbricht Florentina die merkwürdige Stimmung, „Ich glaube das waren Früchte, Kräuter und Insekten?"
„Das ist eine Maus. Insekten können wir nicht essen, die schmecken nicht. Wir werden Fleisch brauchen, damit wir morgen bei Kräften sind."
Die zwei Frauen sehen ihn schief an.
„Was?"
„Wo sollen wir denn hier Fleisch finden?", fragt Frya und stützt die Hände in die Hüften.
Dreuwn zeigt auf die Maus in seiner Hand.
„Das ist Fleisch. Oder besser daran. Tiere bestehen, wie wir, aus Knochen und Fleisch. Man muss sie häuten und das Fleisch am besten braten. Könntet ihr ein paar kleine Tiere fangen? Dann mache ich solange das Feuer.", er zeigt in den Wald, bevor er anfängt kleine braune Stöcke unter den Bäumen einzusammeln.
Frya und Kalayrah sehen sich skeptisch an. Sie versuchen trotzdem diese Tiere, von denen er redet, zu finden und zu fangen. Nach einer halben Stunde kommen sie mit ihrer Beute wieder.
Ist das alles Fleisch?", fragt Kalayrah, als die beiden zu dem Platz zurück kommen.
Dreuwn dreht sich rum und macht große Augen. In Fryas und Kalayrahs Armen liegen mehrere Mäuse und kleinere Vögel, aber auch zwei Hasen und ein Greifvogel, wie er erklärt.
„Wow, ihr seid gute Jäger.", er nimmt die Tiere entgegen und setzt sich an etwas warmes, dass sich bewegt.
Fasziniert davon, umkreisen es sowohl Kalayrah, als auch Frya.
Was ist das?", fragt Kalayrah und will eine Hand danach ausstrecken.
Dreuwn sieht nur kurz auf und schlägt ihre Hand weg.
„Nicht! Sonst verbrennst du dich. Das ist Feuer. Es hält warm und erhellt die Nacht. Ihr wart echt noch nie in der Natur.", kopfschüttelnd wendet er sich wieder den Tieren zu.
Dreuwn schafft es, die Tiere zu etwas essbarem zu verwandeln und alle hauen gut rein beim Essen.
„Das schmeckt soo gut.", Frya sabbert halb, während sie genüsslich kaut.
Dreuwn lacht laut auf und auch Kalayrah kichert.
Das Feuer flackert, während die drei sich noch Geschichten erzählen. Stunden nachdem es dunkel geworden und das Feuer runtergebrannt ist, legen sie sich müde auf den Boden und schlafen ein.

„Kaleihrah? Mist, so heißt sie ja nicht mehr...Kalayrah? Kalayrah!"
Die Leere in Kalayrah Körper füllt sich plötzlich und sie fühlt sich stärker. Ihr Traum scheint ihr Kraft zu geben, aber sie kann nur hören und nichts sehen.
„Ich glaube, da vorne ist etwas!", ruft eine fremde Stimme.
„Kalayrah? Kalayrah!"
Jetzt spürt sie was, sie wird gerüttelt. Nur langsam wird sie wach und öffnet die Augen.
So ein schöner Traum...Myro war da...
„KALAYRAH!"
Sie dreht sich ruckartig um und starrt in braune Augen.
„MYRO!", freudig springt sie auf und fällt ihm um den Hals.

Einmal Dämon, immer DämonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt