Myro sieht Klayrah verdutzt an.
„Das war Anastasia Luna. Eine echte Magische.", er blinzelt.
Sie neigt den Kopf, als eine Dämonin in bunten Klamotten vorbei geht. Ein paar ihrer roten Strähnen fallen aus der Kapuze und ihre Augen sind nicht mehr zu sehen.
Er sieht sich die umliegenden Häuser an.
Arsta, das Kunstviertel. Es zeichnet sich dadurch aus, dass die Häuser alle unterschiedlich groß, die verschiedensten Farben und merkwürdigsten Formen haben. Die Grundform ist zwar gleich, aber die Fenster beispielsweise sind mal eckig oder rund, einfach oder hübsch verziert. Die Bürgersteige voll mit Bildern in den schönsten Farben. Auch einige der Häuserwände zieren Bilder von einer längst nicht mehr existierenden Welt. Gegenüber von Myro und Kalayrah an zwei Häusern, die dicht beieinander stehen ist ein Wald drauf abgebildet.
„Was ist eine Magische?", fragt Kalayrah leise, den Kopf weiterhin gesengt.
„Sie ist das stärkste Wesen, das es gibt. Sie ist eine Tochter unserer Göttin Luna. Und wenn ich das richtig mitbekommen habe, ist sie die 13te. Dementsprechend sogar noch stärker, als die vorherigen.", schwärmt Myro, der fast alles über Magische weiß.
Schon das erste mal, als er in der Bibliothek auf diesen Begriff gestoßen ist, war er fasziniert. Natürlich befriedigte er seine Neugier indem er alles über diese Wesen las, das er fand. In der Schule bekam er nie etwas über die Welt außerhalb Bellendra erzählt. Das ist wahrscheinlich auch ein Punkt, warum er von allem neuen so fasziniert ist.
Plötzlich hebt Kalayrah ihren Kopf und starrt in den Himmel. Sie nickt ein paar mal, bevor sie den Kopf wieder senkt und Myro anschaut.
„Sie war es, nicht?", fragt er besorgt.
„Ja. Sie hat mir gesagt, wo wir hinkommen sollen.", sie nickt.
„Und wo wäre das?", ihm gefällt es nicht, dass sie nicht weiter laufen um aus der Welt zu verschwinden.
„Hm, naja...wir sollen sie bei der Bibliothek treffen.", sie grinst ihn schuldbewusst an.
„Nein, auf gar keinen Fall! Wir werden gesucht, wir können doch nicht einfach ins Zentrum zurück!", er winkt mit den Händen ab.
„Bitte Myro. Ich bin mir sicher, dass sie uns helfen kann."
„Da könntest du recht haben, aber wir sollten unser Leben nicht dafür riskieren."
„Gut, dann geh doch wieder in deine Wohnung, leb dein altes Leben. Mit mir zusammen hast du sowieso nur Schmerzen.", sie stößt sich von der Wand ab und will tiefer ins Stadtviertel.
„Ka...warte! Kalayrah, du kannst doch nicht einfach...Mist.", er läuft ihr nach.
Es dauert, bis er sie eingeholt hat. Er greift nach ihrer Schulter, bereut es direkt, denn sie packt sein Handgelenk und schmeißt ihn mit einem „HIJAA!" über ihre Schulter auf den Boden vor ihr. Beim Aufprall mit dem Rücken bleibt ihm kurz die Luft weg. Er spürt, wie sich seine Rippen zusammen drücken und leicht in seine Lungen stechen. Von seinem Steißbein, durch seinen kompletten Rücken zieht ein unangenehmer Schmerz, während er nach Luft schnappt. Händeringend versucht er irgend etwas zu greifen, um sich daran hochzuziehen.
Nach ein paar weiteren lauten Atemzügen, wird er auf die Beine gezogen. Er schnappt noch ein Paar mal laut nach Luft, während er sich auf seine Oberschenkel abstützt, um genügend Luft zu bekommen.
„Jetzt stell dich nicht so an. Ich hab dir schließlich nichts gebrochen. Aber solltest du mich noch einmal so erschrecken, kann ich für nichts garantieren.", Kalayrah droht ihm mit dem Finger und geht dann an ihm vorbei.
„W-Wir k-k-können da nicht h-hin.", hustet er brüchig vor sich hin.
Die Wesen, die in der Nähe sind verfolgen gebannt die Szene. Myro dreht sich rum und hält ihren Ärmel fest.
„Wie schon gesagt, du musst ja nicht mitkommen.", sie reißt den Ärmel weg.
„A-aber ich hab e-es dir ver-ver-versprochen gehabt."
Sie dreht sich rum und sieht ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
„Ich hab dir versprochen, dass dir nichts geschieht."
„Du hast schon bemerkt, dass ich mich verteidigen kann."
Sie rollt mit den Augen und geht weiter.
„D-du weißt doch gar nicht, wie du dahin kommst.", ruft er ihr hinterher.
Sie stockt und bleibt stehen. Myro sieht, dass sie mit sich selber ringt. Ihre Schultern zucken. Sie legt den Kopf in den Nacken und dreht sich wieder zu ihm.
„Also kommst du jetzt mit?", genervt verdreht sie die Augen und verschränkt die Arme.
„Wenn wir danach sofort verschwinden?"
„Abgemacht."
Er tritt zu ihr und nimmt wieder ihre Hand, um sie nicht zu verlieren. Sie zieht ihre Kapuze tiefer und läuft ihm hinterher. Er führt sie tiefer in Arsta hinein, bevor er plötzlich in eine Nebengasse biegt und diese bis zum Ende lang läuft. Sie sind über eine halbe Stunde unterwegs. Doch dann erreichen sie endlich der Rand des Stadtteils.
Leicht geduckt schleichen die beiden durch enge verwinkelten Gassen. Myros Herz klopft wild in seiner Brust.
Wenn wir erwischt werden, sind wir tot!
Jedes Mal, bevor sie in eine andere Straße biegen, bleiben sie stehen und sehen sich um, ob jemand verdächtiges in der Nähe ist.
Nach einer weiteren viertel Stunde ist der Platz durch die Häuser hindurch schon zu erkennen. Auch Kalayrah sieht ihn und will sofort losrennen, wird aber von Myro zurück gehalten.
„Warte.", flüstert er und zieht sie zur Wand, „Wir müssen erst sicher sein, dass niemand da ist."
Sie nickt. Vorsichtig nähern sie sich dem Platz.
Er ist leer, nur vor der Treppe zur Bibliothek steht eine kleine Gestalt mit dem Rücken zu ihnen.
„Es ist auch sonst niemand in der Umgebung. Zumindest spüre ich niemanden.", sie lässt seine Hand los um ihre dann auf seine Schulter zu legen.
Sie stellt sich gerade hin und betritt den Platz. Die Magische bemerkt die Anwesenheit und dreht sich mit einem Lächeln um. Wärme und Freundlichkeit durchströmt Myros Körper plötzlich.
Die Geschichten sind wahr.
Er legt eine Hand auf sein Herz und versucht sich zu beruhigen.
„Dein Freund kann auch gerne heraus kommen, es ist niemand in der Nähe.", ruft das weißhaarige Mädchen in ihre Richtung.
Kalayrah sieht ihn an und zuckt mit ihrem Kopf, dass er rauskommen soll. Unsicher und weiterhin geduckt stellt er sich zu dem Ultrabriden.
Die Magische kommt über den Platz auf die beiden zu. In dem Moment, wo sie an der Statur vorbeigeht, heulen plötzlich Sirenen in der ganzen Stadt auf. Myro zuckt noch weiter zusammen und auch Kalayrah duckt sich und schaut sich um. Die Magische stellt sich in eine Angriffsposition.
„Die Bewohner Bellendras werden gebeten ihre Häuser und Arbeitsplätze nicht zu verlassen. Die Wächter werden sich um das Problem kümmern. Sollten sie draußen sein und von einem Wächter angehalten, halten sie ihre Ausweispapiere bereit. Das Problem wird so schnell es geht beseitigt.", dröhnt eine Stimme neben den Sirenen.
„Schnell, lass uns verschwinden!", ruft Myro Kalayrah zu.
Diese sieht zu der Magischen, die verschwunden ist. Sie nickt und geduckt laufen die beiden wieder vom Platz.
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Einmal Dämon, immer Dämon
FantasyBellendra. Eine Welt in der es Menschen, Dämonen und Hybride gibt. Jeder Mensch trägt einen Dämon in sich, bei manchen kommt er nie zum Vorschein, bei anderen übernimmt er die Kontrolle. Manchmal kommt es vor, dass Dämon und Mensch in einem Körper v...