Narben der Vergangenheit

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Er schließt die Tür zum Wohnzimmer und geht in die Küche. Er hätte nicht gedacht, das sich der Verband wieder so schnell vollsaugt. Auch wenn die Wunde selber nicht stark blutet, sagt der Verband was anderes. Er legt ihn neben den Herd und stellt wieder einen Topf mit Wasser auf den Herd. Er lässt den Verband kochen und holt den sauberen aus dem Bad und kehrt zu dem Hybriden zurück.
Sie heißt Kaleihrah,...nein im Moment ist sie Kyra.
Er greift nach der Klinke.
Warum sieht sie etwas anders aus, wenn sie die Seele wechselt?
Seine Wangen werden warm bei dem Gedanken, wie sie als Dämon aussieht. Er schüttelt den Kopf wie um den Gedanken schnell loszuwerden, aber die Wärme will nicht verschwinden.
Egal, sie braucht den Verband.
Er betritt den Raum, den Blick gesengt.
„Wieso schaust du immer auf den Boden wenn du reinkommst."
Er sagt nichts. Wieso sollte er auch?
„Ich hab den frischen Verband. Es könnte ein bisschen wehtun, wenn ich ihn dir anlege. Wollte nur schonmal Bescheid sagen.", mit immer noch roten Wangen kniet er sich wieder vor die Couch und beginnt, sie mit dem Verband wieder einzuwickeln.
„Mehr als jetzt kann's ja wohl kaum schmerzen.",sie verdreht die Augen, lässt Myro aber keine Sekunde aus den Augen.
Was glaubt sie denn, was ich machen könnte? Hätte ich ihr schaden wollen, hätte ich die Regierung verständigt.
Nach und nach versteckt der Verband die hässliche Wunde und einige der Narben, die sie über den Rücken und Bauch verteilt hat. Manche sind lang und gerade, andere sehen gezackt aus. Ein paar auf ihren Beinen sahen aus wie Buchstaben, wie Myro jetzt so drüber nachdenkt.
„Wo hast du all diese Narben eigentlich her?", er steht auf und setzt sich neben sie auf die Couch.
„Das kann dir doch egal sein."
„Bis die Wunde verheilt ist, werden noch mindestens ein bis zwei Wochen vergehen und die wirst du wohl oder übel mit mir aushalten müssen.", seine Stimme ist fester als sein Gefühlszustand.
„Oh, werden wir vorlaut?", sie beugt sich nach vorn, über ihn drüber, wobei er sich gleichzeitig zurückbeugt.
Die ständig vorhandene Angst steigt noch mehr. Doch bevor er irgendwas machen kann, knicken Kyras Arme zusammen und die knallt auf seinen Oberkörper. Sie verzieht das Gesicht und greift an ihre Seite, während sie sich, immer noch auf ihm liegend, seitwärts zusammenrollt. Myro traut sich nicht, sich zu bewegen und sieht sie einfach weiter mit großen Augen an, bis er realisiert, was gerade passiert.
„Hey, alles okay?", da sie weiter runter gerutscht ist, kann er sich normal hinsetzen.
Ihr Kopf liegt jetzt auf seinem Schoß, die Augen geschlossen und das Gesicht schmerzverzerrt.
„K...Kyra?", zitternd legt er eine Hand auf ihre Schulter, welche sie direkt wegzieht.
„Nicht."
„Kaleihrah?", sie nickt stumm.
Er legt noch einmal seine Hand auf ihre Schulter.
Ich muss sie beruhigen. Irgendwie.
Sie lässt die Berührung zu und er beginnt langsam über ihren Arm zu streicheln. Nach und nach hört sie auf sich zu bewegen und auch ihr Gesichtsausdruck wird weicher. Beide bleiben in dieser Position für einige Minuten. Keiner sagt etwas. Man hört nur das Geräusch der Hand, die über den Stoff ihres Overalls streicht.
„Ka...Kaleihrah?"
Sie antwortet nicht. Er sieht sie an. Ihre Augen sind geschlossen und sie atmet durch den Mund. Gleichmäßig mit ihrer Atmung hebt und senkt sich ihre Brust.
Sie ist wohl eingeschlafen. Und wie komm ich jetzt hier weg?
Er seufzt und rüttelt leicht an ihrer Schulter.
„Hey, Kaleihrah. Wach auf.", flüstert er vorsichtig.
Sie murrt und dreht sich auf den Rücken. Langsam öffnet sie die Augen, streckt sich und reibt sich die Augen.
„Hey, Ähm...", verlegen über ihre süße Geste, die sie wie ein kleines Mädchen wirken lässt, sieht er in eine andere Richtung und merkt, dass seine Wangen wieder rot werden.
Sie versteht direkt und setzt sich auf.
„Wir sollten schlafen gehen. Ich muss morgen zur Arbeit und du solltest dich ausruhen. Und ich rate dir...euch, nicht zu viele Seelenwechsel durchzuführen. Es kostet dich Kraft, die dein Körper besser zur Heilung gebrauchen kann.", er erhebt sich von der Couch.
„Woher weißt du soviel über uns?", fragt sie immernoch schlaftrunken.
„Ich lese viel.", mehr braucht sie nicht zu wissen.
Sie nimmt es hin und macht sich wieder auf der Couch lang. Eines der Kissen platziert sie unter ihrem Kopf und formt es zurecht.
„Warte, ich hole dir eine dickere Decke.", er läuft aus der Tür zur direkt gegenüberliegenden und betritt sein Schlafzimmer.
Auch dieses ist spärlich eingerichtet. Links neben der Tür steht der große Eckkleiderschrank und daneben sein Bett. Damit ist das Zimmer auch gut ausgefüllt. Er öffnet den Schrank und zieht eine der Decken aus einem der oberen Regale. Für den Fall der Fälle hat er immer drei Decken und Kissen mehr da, als er selber braucht. Sollte doch mal jemand aus der Nachbarschaft was brauchen. Er kehrt wieder ins Wohnzimmer und breitet die Decke über ihren Körper aus. Sie zieht die Decke bis ans Kinn hoch und mümmelt sich darunter zurecht. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen geht er wieder zur Tür.
„Schlaf gut."
Er ist dabei die Tür zu schließen, als...
„Die Wächter.", fast nur ein Flüstern kommt über ihre Lippen.
Er dreht den Kopf und sieht sie an, die Tür noch in der Hand.
„Wie bitte?"
„Von den Wächtern haben wir diese Narben.", ihre Wangen sind rot.
Sie sieht ihn nicht an. Myro lässt die Tür los und macht einen Schritt auf sie zu. Da sie sich weiterhin nicht bewegt, geht er zur Couch und setzt sich neben ihre Füße.
„Wieso?", wieso haben sie ihr sowas angetan?
„Weil wir nicht gehorsam waren. Und unser Körper sich nicht für eine Seite entscheidet. Dafür werden wir bestraft. Kyra hält den Schmerz die meiste Zeit von mir ab, aber genau das wollen die Dämonen. Dass meine Dämonenseite die Kontrolle übernimmt und meinen Menschenteil zerstört, um ein vollwertiges Mitglied in ihrer Gemeinde zu werden.", sie verdreht die Augen, sieht aber weiterhin nicht zu ihm.
Das ist doch krank.

Einmal Dämon, immer DämonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt