Einmal Dämon, immer Dämon

Experiment misslungen

Die Blitze schlagen auf sie ein.
„NEIN!", er schreit und ruckelt an seinen Fesseln.
Einer der Wächter gibt ihm eine Backpfeife. Im nächsten Moment gibt es einen Schlag und die Scheibe zerspringt in tausend Stücke. Myro wendet seinen Kopf soweit es geht ab, um keine Splitter abzubekommen. Einige der Wächter im Raum werden umgeschmissen. Plötzlich spürt Myro, wie der Druck um seine Hände und Füße locker wird. Er befreit sich aus den locker gewordenen Fesseln und stürzt zum Loch, dass die Scheibe hinterlassen hat und schaut über den Rahmen, darauf bedacht, sich nicht die Hände an den scharfen Splittern zu schneiden, die noch am Rahmen sind.
„KALEIHRAH!", sie dreht sich zu ihm.
Er erschreckt.
Etwas stimmt nicht mit ihr.
Ruckartig wird er zurückgezogen. Zwei Wächter packen ihn an den Armen und ziehen ihn in den Raum zurück.
„Nein!", wütend schreit sie von unten.
Eine Sekunde später steht sie plötzlich vor ihnen.
Ihre Augen!
Jetzt sieht er, was ihn zuvor verwirrt hat. Ihre Augen sind nicht mehr die von Kaleihrah oder Kyra, sie sind eine Mischung aus beiden. Schwarze Augen mit leuchtend grünen Iren sehen die Gruppe an.
„Lasst ihn los!", droht sie den Wächtern.
Auch ihre Stimme ist verändert. Sie klingt wieder, als würden beide Seelen gleichzeitig reden mit einem leichten Nachhall.
„Lasst ihn laufen! Wir brauchen sie lebend!", schreit der Doktor von unten.
Die Wächter lassen Myro augenblicklich los und dieser fällt auf seinen Hintern. Sie treten ein paar Schritte zurück. Die Zweiseele kommt auf ihn zu und fällt neben ihm auf die Knie.
„Geht es dir gut?", fragen ihn die zwei Stimmen besorgt und sie nimmt sein Gesicht in beide Hände.
„Die Frage sollte ich besser euch stellen.", mit zusammen gezogenen Augenbrauen hebt er eine Hand an ihre Wange.
Er merkt, dass sich ihre Wange erwärmt.
Mein Gesicht dürfte auch nicht besser aussehen.
„Was ist da eben passiert?", fragt er weiter.
„Uns geht es gut. Wir wissen nicht genau was passiert ist, aber wir haben es geschafft, das Hybridenzeichen zu aktivieren.", freudig hebt sie die Hand mit der Tattoowierung.
Unter ihrem Namen und der Nummer sind nur noch zwei der drei Zeichen zu sehen.
„Aber was ist passiert, als ihr es aktiviert habt? Eure Augen und eure Stimme sind nicht wie sonst.", besorgt setzt er sich ordentlich hin.
„Was ist denn damit?", verwundert fasst sie sich ins Gesicht.
„Deine Augen sind schwarz, aber mit grünen Iren und deine...äh eure Stimme klingen wie eine. Als würdet ihr zusammen reden."
„Oh, vielleicht liegt das daran, dass sich unsere Seelen verschmolzen haben.", wieder grinst sie ihn an.
Die Tür links knallt auf und der Doktor steht mit wilden Augen und wehendem Mantel im Türrahmen. Kaleihrah und Kyra stellen sich hin und sind Kampfbereit.
„Was ist passiert? Das hätte nicht passieren sollen. Was bist du? Und wie hast du das gemacht?", er kommt auf die beiden zu und die Zweiseele macht eine Schritt nach vorne und stellt sich damit zwischen ihn und den Doktor.
Auch Myro stellt sich hin. Kaleihrah macht einen Ausfallschritt und hebt die Fäuste.
„Wir sind immer noch die selben. Aber wenn du uns einen neuen Namen geben willst, so nenn uns doch Ultrabrid. Wir sind stärker, wir sind besser, wir sind eine verbesserte Form der Dämonen und Menschen.", sie breitet die Arme aus.
„Besser? Mächtiger? Du bist ein Meisterwerk! Ich habe dich geschaffen. Und wenn du bist, was du sagst, dann kann ich das wiederholen. Wächter!", er schnipst und sämtliche Wächter im Raum, die sich wieder aufgerappelt haben, kommen auf die beiden zu.
Es sind zehn an der Zahl.
Das schaffen wir niemals. Was haben sie vor?
Mit einer katzenhaften Leichtigkeit springt Kaleihrah auf die andere Seite von ihm, sodass sie nun zwischen Myro und den Wächtern steht.
„Bleib hinter mir.", er bewegt sich nicht von der Stelle.
Geschockt sieht er mit an, wie sie ohne große Mühe einen Wächter nach dem anderen erledigt. Einem schlägt sie den Helm ein und schlägt ihm ins Gesicht. Dann springt sie zum nächsten und beißt ihm in die Rüstung auf der Schulter. Sie stellt sich wieder auf den Boden und tritt dem dritten in die Magengegend.
Und so geht das weiter, bis alle erledigt sind. Zwischendurch springt sie auch an die Decke und krabbelt wie eine Spinne daran herum.
Wie nach ihrem Aufwachen bei mir.
Myro ist nicht imstande irgend einen klaren Gedanken zu fassen und sein Mund steht offen. Kaleihrah kommt blutverschmiert zu ihm zurück, greift seine Hand und zerrt ihn am entsetzten Doktor vorbei zur Tür.
„HALT!", der Doktor hat sich aus seinem Entsetzen wachgerüttelt.
Kaleihrah bleibt stehen und dreht sich wütend um.
„Was?"
„Was glaubst du, wo du hingehst? Du bist im Observatorium. Hier kommst du nicht so leicht raus.", sein Grinsen wird wieder breiter über den vermeintlichen Sieg.
Er hat recht. Wie sollen wir hier raus kommen?
„Du kannst uns nicht aufhalten.", sie zieht Myro weiter durch die Tür und durch ein paar Gänge.
Sie bleibt plötzlich vor einer Tür stehen und Myro bekommt endlich die Gelegenheit zu atmen.
„Was ist denn los? Wo wollt ihr denn jetzt hin und machen?", er stützt sich auf den Oberschenkeln ab.
Ohne eine Antwort tritt sie die massive Metalltür ein und geht in den Raum. Myro hört nur einen dumpfen Schlag und ein Wächter fällt aus der Tür.
Verwundert sieht er durch die Tür.
Im nächsten Moment wird ihm etwas weiches ins Gesicht geschmissen. Hektisch fängt er es auf und betrachtet es.
„Steh nicht so doof rum. Komm rein und zieh dich um!", sie hat sich schon die Hose ausgezogen und ist gerade dabei ihr Shirt auszuziehen.
Beschämt schließt Myro die Augen.
„Herrje, wie prüde bist du denn? Du hast uns umgezogen, als wir bewusstlos waren und jetzt weigerst du dich uns anzuschauen?", wütend zieht sie ihn am Arm in den Raum.
Er öffnet wieder seine Augen, sieht sie aber nicht an. Er betrachtet die Klamotten in seiner Hand. Es handelt sich um sein Poloshirt in Schwarz und Grün und um seine Jeans. Er sieht sich im Raum um. Es ist ein relativ kleiner Raum, dessen Wände eigentlich nur Regale sind, in denen lauter Klamottenstapel mit Nummerierungen an den Brettern liegen.