Ferngully

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„Den Richtigen?", fragt Myro verwirrt und sieht die anderen an.
Die meisten schauen beschäftigt weg. David dreht sich rum und lässt Wasser in die Spüle laufen. Jacky sammelt die leeren Teller ein und reicht sie David. Die kleine Frau steht auf und geht kopfschüttelnd. Beim vorübergehen klopft sie Myro auf die Schulter.
Hollandrea seufzt und setzt sich auf den Stuhl, auf dem die kleine Frau vorher saß. Sie vergräbt ihr Gesicht kurz in ihren Händen und wischt darüber. Sie seufzt hörbar und wirkt müde.
„Sieh es ihm nach, er ist immer noch ein Dämon. Das vergeht nicht einfach mal so.", sie lächelt ihn traurig an.
„Es gibt viel, das du nicht weißt, was man hier auch leider nicht beigebracht bekommt. Nur durch viele Studien und Recherchen sind wir so weit gekommen, wo wir heute sind und natürlich, dank deiner Eltern und deren Eltern."
„Was haben denn meine Eltern damit zu tun? Sie waren doch ganz normale Menschen."
„Naja...", sie schaut abschätzig durch die Gegend.
„Was naja?", Myros Nackenhaare stellen sich auf und er lehnt sich vorsichtig zurück.
„Du weiß bestimmt aus der Schule, wieso Bellendras Bevölkerung so ist, wie sie ist.", Hollandrea sieht Myro in die Augen.
„J-ja, jeder wird als Mensch geboren und hat eine Dämonenseele in sich. Und innerhalb des ersten Jahres entscheidet es sich, ob das Wesen ein Mensch bleibt oder die Dämonenseele den Körper übernimmt.", erklärt Myro das, was er damals schon ziemlich früh gelernt hat.
„Das stimmt aber nur teilweise. Erstens würde es nach dieser Vorstellung keine Hybriden geben, zweitens würde eine Menschliche Seele, egal wie jung sie ist, ihren Körper niemals freiwillig hergeben. Gerade die Dämonen unterziehen ihren Kindern einem Ritual, bei den die Menschliche Seele unter höllenqualen ausgetrieben wird. Dabei behandeln sie die menschliche Seele wie einen Parasiten, der mit aller Kraft aus dem Körper vertrieben werden muss, damit das Kind rein ist. Eine Art Priester ist wohl anwesend und sagt Beschwörungen, während die Eltern ihr Kind auf übelste Weise foltern, mit Schnitten und anderweitigen Verletzungen. Ab und zu sollen angeblich auch psychische Wunden zur 'Bekehrung' verhelfen. Je älter das Kind ist, desto schwieriger wird dieser Ritus.", klärt Hollandrea auf.
David und Jacky haben in der Zwischenzeit aufgehört zu spülen. Davids Schultern zittern und Jacky legt beruhigend einen Arm darüber.
„Shh, Alles gut. Es ist ja nichts.", hört Myro Jacky flüstern.
Verwirrt sieht Myro die beiden an und auch Hollandrea dreht sich rum.
„Ach, verdammt! David, es tut mir leid.", sie springt auf und führt David an den Schultern haltend aus dem Raum.
Beim vorüber gehen sieht Myro die schwarzen Augen von David.
„Was...was ist mit ihm?", fragt er und dreht sich auf dem Stuhl zur Tür.
„Er musste so ein Ritual mitmachen, da war er drei Jahre alt.", flüstert Jacky mit eng umschlungenen Armen.
„Was!?", entsetzt sieht er sie mit großen Augen an.
Sein Herz beginnt schneller zu schlagen und Wut macht sich in ihm breit.
Wie konnte man sowas einem Kind antun? Wie kann man sowas einem Kind antun!?
„Dabei haben sie seine Dämonenseele geweckt, aber seine Menschenseele war stärker. Er überlebte es, wurde aber verstoßen.", auch sie beginnt zu zittern.
So gut es geht, steht Myro auf und geht um den Tisch rum zu Jackinda. Ohne sie zu fragen, nimmt er sie in den Arm. Sie legt ihren Kopf auf seine Schulter und hört nach und nach auf zu zittern.
„Er hat für den Rest seines Lebens Schaden davon genommen und manchmal kämpft sich der Dämon hervor.", murmelt sie in seinen Nacken.
„Heißt das, er ist...", er schiebt sie an den Schultern von sich.
Sie nickt und ein unwohles Gefühl macht sich in Myros Magen breit.
„Ja, David ist ein Hybrid, der der Regierung nicht gemeldet ist. Allerdings hat sein Dämon keinen Namen, da er so selten hervorkommt und selbst wenn, nicht mit uns agiert. David nennt ihn nur 'den Anderen'... ich habe Angst um ihn.", sie schiebt sich eine Strähne hinters Ohr.
Unter ihren Augen sind schwarze Streifen und sie schnieft.
„Entschuldige.", lacht sie leicht und wischt sich über ihre Augen, „Ich sehe grade wahrscheinlich ziemlich schlimm aus."
Ohne weiteres stürmt sie aus dem Raum.
„Äh...", etwas verloren steht Myro noch bei der Spüle, in der das halbe Geschirr noch steht.
Myro zuckt mit den Schultern und macht den Rest noch sauber. Gerade als er fertig wird und das Wasser ablässt, geht die Küchentür nochmal auf. Mit einem Lächeln dreht Myro sich rum und starrt sofort in schwarze Augen.
„Aramis.", er stützt sich mit den Händen lässig an der Kante ab
„Mensch."
„Was ist dein Problem mit mir?"
„Ich habe kein Problem mit dir, du bist nur nicht derjenige, den wir suchen.", er setzt sich auf einen der Stühle und starrt ihn an.
„Dann sag mir, was so besonders an meinen Eltern war."
„Aramis, hier bist du! Wir könnten deine Hilfe mal oben gebrauchen.", Hollandrea streckt den Kopf zur Tür rein.
„Was denn? Schon wieder?", genervt steht der Dämon wieder auf und läuft an ihr vorbei.
Myro hört kurz danach seine Schritte auf den Holzstufen und auf dem Boden über ihnen. Hollandrea kommt rein und auf Myro zu.
„Vielleicht solltest du dich wieder hinlegen, die ganze Aufregung jetzt tut mir leid.", sie führt ihn an einer Schulter aus dem Raum.
„Jacky hat mir erzählt, was mit David los ist."
„Ja...das hätten wir dir vorher sagen sollen, entschuldige."
Myro legt sich vorsichtig wieder ins Bett.
„Du wolltest mir noch sagen, was mit meinen Eltern war."
Hollandrea stoppt an der Tür und dreht sich seufzend noch mal zu Myro um.
„Stimmt... sie waren wunderbare Leute, mit den selben Zielen wie wir. Naja, sie waren die jenigen, wegen denen wir überhaupt erst der Organisation beigetreten sind."
„Das ist nicht, was ich wissen will.", unterbricht er sie.
Sie seufzt nochmal und setzt sich auf den Stuhl, der immer noch neben dem Bett steht.
„Ich weiß. Du willst wissen, was sie waren...okay, ganz kurz und knapp.", sie macht eine Pause um Luft zu holen, „Deine Mutter war ein Hybrid."

Einmal Dämon, immer DämonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt