...

5 1 0
                                    

Sie merkt nur dumpf, dass Dreuwn sie wohl über seine Schulter hebt und von dem Hybridensturm wegläuft. Sie spürt entfernt das Auf und Ab seiner Schultern bei jedem Schritt. Ihre Sinne wirken betäubt, ihre Sicht verschwommen, ihre Ohren taub, ihr Geruch und Geschmack stumpf. Das gleichmäßige auf und ab ist hypnotisierend für Kalayrah. Nach und nach fallen ihre Augen zu.

Alles ist Schwarz. Sie sieht sich um, doch entdeckt nichts. Ein merkwürdiges Gefühl macht sich in ihrem Körper breit.
Frei...
Ein klackendes Geräusch ertönt und hinter ihr geht eine unsichtbare Lampe an.
Frei.
Unter der Lampe knien zwei menschliche Gestalten eng umschlungen. Zwischen ihnen und Kalayrah steht eine weitere Person mit dem Rücken zu ihr.
Myro!
Sie versucht etwas zu sagen, doch kein Ton will über ihre Lippen. Sie hält sich den Hals, ängstlich, dass sie ihre Stimme verloren hat. Wieder regt sich etwas in ihr...nicht etwas...jemand...
Frei!
Nein! Myro!
Der Dämon erfüllt den Körper mit Eiseskälte und dringt in ihre Knochen und Muskeln. Es schmerzt.
Kyra, nicht!
Verräter! Schuldige! Sündiger!
Ihr Körper bewegt sich langsam auf Myro zu. Dieser hat sie immer noch nicht bemerkt, erst als Kyra die Hände auf seine Schultern legt.
„Sie haben es verdient! Drück ab, so wie schon zuvor!", flüstert sie ihm ins Ohr
„Nein! Nein, das werde ich nicht!", er schüttelt den Kopf und Kaleihrah bemerkt die Pistole in seinen Händen.
„Dann lässt du mir keine Wahl.", sie grinst übers ganze Gesicht.
„Kyra? Was, nein!"
Sie umarmt ihn und lässt sich in ihn einsinken. Kyra verbindet ihre Seele mit Myros Körper und übernimmt die Kontrolle.
Bitte nicht...
„NEIN! Bitte!", Kyra spürt die Träne, die auf seiner Wange runter läuft, doch bleibt eiskalt.
„Bitte, sie sind unschuldig!", er schluchzt und Kyra hebt die Arme mit der Pistole an.
„Das. Glaubst. Du."
Sie zieht den Abzug.
BANG...

Haaaaah!", tief Luft holend schreckt Kalayrah auf.
Wo bin ich? Wie bin ich, was...", sie sieht sich verwirrt um, ihr Herz rast, ihre Sicht ist verschwommen.
„Hey, ganz ruhig.", eine tiefe Stimme beruhigt sie und legt eine Hand auf ihre Schulter.
Ach du bists Myro.", sie holt tief Luft und seufzt.
„Nicht ganz.", sagt eine weibliche genervte Stimme.
Was?", sie schüttelt den Kopf und fokussiert ihre Sicht auf die Person neben ihr.
Seine Konturen werden scharf und sie erkennt Dreuwn. Entsetzen macht sich in ihr breit.
Wo...wo ist er? Wo ist Myro?", die Panik kommt zurück.
Sie schiebt Dreuwns Hand von ihrer Schulter und versucht aufzustehen. Frya kommt rum und drückt sie wieder zurück gegen die Wand.
„Bleib lieber liegen. Nicht dass du uns direkt wieder umkippst."
Erst jetzt sieht Kalayrah sich mal genauer um. Sie liegt auf einer Art Bett ohne Laken, eine alte Decke ist über ihre Beine gelegt. Der Raum ist dunkel durch die verbretterten Fenster. Die Wände mit dunkelgrünen Tapeten schimmern an den Stellen wo Licht drauf fällt. Der Raum an sich ist etwas größer als Myros Wohnzimmer. Gegenüber des Bettendes steht eine alte dunkle Kommode. Rechts sind die Fenster und links ist noch eine Tür. Sie ist leicht offen. Links sitzt Dreuwn auf einem Stuhl und rechts neben dem Bett steht Frya mit ihren schwarzen Augen und verschränkt die Arme.
Was? Wieso?"
„Weil du das öfter gemacht hast in den letzten zwei Tagen. Aus irgend einem Grund ist deine derzeitige Form ziemlich instabil.", sie verdreht die Augen.
Wo sind wir eigentlich?", sie sieht zu Dreuwn.
„In einem Haus in den äußersten Viertel. Hier lebt kaum einer und die Häuser sind alle heruntergekommen. Aber um sicher zu gehen dass uns niemand findet, haben wir dreimal das Haus gewechselt.", erklärt dieser beruhigend.
U...und wo ist Myro?", trotz der Beruhigung, die die beiden versuchen in sie zu bringen, rast ihr Herz immer noch.
Ob wegen des merkwürdig real erscheinenden Traumes oder weil Myro nicht da ist, kann sie nicht sagen. Sie versucht ihn über ihre Fähigkeiten zu erspüren, doch findet ihn nicht.
„Wissen wir nicht. Als die Hybriden aus der Straße liefen, haben sie ihn umgerannt. Wir sind so schnell es ging da weg, um dich in Sicherheit zu bringen.", wieder zuckt Frya zusammen bei der Hybridenerwähnung.
Wir müssen ihn suchen, sofort!", Kalayrah schwingt die Beine zur Seite und steht auf.
Hält sich aber direkt wieder an der Matratze fest, da ihre Sicht wieder verschwimmt und ihr schwindelig wird. Frya stützt sie und setzt sie vorsichtig ab.
„Ich hab doch gesagt, du sollst nicht aufstehen."
Irgendwas stimmt nicht.", sie fasst sich an den Kopf und massiert ihre Seiten.
„Du bist einfach nur erschöpft von der ganzen Aufregung.", Dreuwn steht auf, kommt ums Bett herum und setzt sich neben Kalayrah.
Nein, das kann nicht sein. Ich bin stärker. Wir sind eins geworden. Ich...ich bin jetzt ein Ultrabrid, ich bin nicht schwach...", sie schüttelt wieder den Kopf.
„Du bist was? Das gibt es doch gar nicht.", Frya lacht gehässig auf.
Wir, Kaleihrah und Kyra haben unsere Seelen miteinander verbunden über das Hybridenzeichen auf der Markung. Und jetzt sind wir ich geworden, Kalayrah.", sie streckt ihre Hand in Richtung der Zweiseele.
Diese dreht sich um und geht aus dem Raum. Die anderen beiden schauen ihr noch ein paar Sekunden nach.
„Sie kommt drüber weg."
Mag sein, aber ich verstehe trotzdem nicht, warum ich so schwach bin. Wir müssen Myro finden, vielleicht hat er ja eine Ahnung."
„Was ist das eigentlich mit diesem Menschen? Warum hängst du so sehr an ihm?", Dreuwn beugt sich nach vorne.
Er hat mich gerettet."
„Ich dachte du wolltest sterben, oder aus diesem Gefängnis ausbrechen und verschwinden, was dir ja auch gelungen ist.", er steht wieder auf und geht zur Tür.
„Ich schau mal, ob ich was essbares finde."
Kalayrah nickt, doch sie hört die Tür schon zufallen.
Wo ist er? Wieso kann ich ihn nicht spüren?

Einmal Dämon, immer DämonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt