Handschuhe

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Die Klamotten sind gemütlich. Nur die Ärmel der Jacke sind zu lang, sodass nur ihre Finger halb rausschauen. Die Jacke lässt sie offen. Ihre Handschuhe, oder besser die Lumpen, mit denen sie ihre Hände bedeckt hat, hat sie im Bad liegen gelassen. Die Markung hat auch weiterhin keine Regung gezeigt.
Ich bin mir ziemlich sicher...
Ihr Magen fängt an zu Knurren.
„Ouuu.", sie drückt eine Hand gegen ihren Bauch, damit der Schmerz weniger wird, aber sie bewirkt das Gegenteil, weil sie natürlich auch die Wunde berührt, die nun ohne Verband unter ihrem T-Shirt offen liegt.
Ich hab Hunger.

Dann such etwas zu essen.
Genervt verdreht Kyra innerlich ihre Augen. Sie geht durch den kühlen Flur in die Küche. Dort angekommen schließt sie die Tür und lässt die Wärme in sich eindringen.
Wo hat er wohl was zu essen?

Ich den Schränken?
Fragt Kyra sarkastisch. Wieder knurrt ihr Magen. Diesmal widersteht sie dem Drang, ihre Hand aufzulegen. Stattdessen öffnet sie den Schrank, der über der Arbeitsplatte hängt.
Was ist das?
Sie nimmt einen Karton aus Pappe heraus, der grün bedruckt ist.
„Belles Feinstes - Müsli für jeden Anlass.", wiederholt sie den Werbespot, den sie mal aufgeschnappt hat und öffnet neugierig den Karton.
Darin sind lauter kleine bunte Flocken. Um es besser erkennen zu können, nimmt sie einen der tieferen Teller, die daneben stehen und kippt vorsichtig etwas davon drauf. Sie stellt den Karton ab um den Teller in die Hand nehmen zu können und riecht an den Flocken.
Geruchlos.
Mit den Fingern nimmt sie ein paar Flocken und steckt sie sich in den Mund.
Toll, und was machst du, wenn das Zeug giftig ist?

Wäre es giftig, hätte er es wohl kaum in der Küche stehen oder?
Sie kaut ein wenig darauf herum.
Schmeckt pappig.

Ja, fast noch schlimmer als der Fraß im Observatorium.
Sie lacht sich innerlich kaputt.
Sag mal, seit wann bist du so sarkastisch?

Schon immer, du hast es nur noch nie bemerkt.
Während Kaleihrah sich weiter in der Küche umsieht, stellt sie den Teller ab. Dann entdeckt sie den silbernen Kasten, aus dem Myro schonmal etwas rausgeholt hat.
Das war lecker.
Sie greift nach dem Griff und zieht kräftig. Beim öffnen der Tür stolpert sie einen Schritt zurück und ein leichter Schmerz macht sich bemerkbar.
Ups.
Kyra kichert. In dem Kasten leuchtet eine Lampe, die alles in ein helles leicht bläuliches Licht hüllt.
Wofür braucht Essen denn Licht?
Sie inspiziert den Inhalt. In einem kleinen braunen Karton findet sie runde Gegenstände, die schwerer sind, als sie aussehen.
Hatte er die nicht auch gestern rausgeholt?

Ja, aber ich glaube, er hatte noch etwas damit gemacht.

Wie isst man das denn?
Sie tippt und drückt auf dem Ding herum.
Vielleicht braucht man ein Hilfsmittel dafür...
Eine nach der anderen, öffnet sie die Schubladen an den Schränken unter dem Spülbecken und der schwarzen Platte, bis sie eine mit Besteck findet. Sie greift eines der Messer und legt das runde Ding neben den Teller auf den Tisch. Ihr Arm hebt sich und sie lässt das Messer auf das Ding fallen. Es zerbricht beim Aufprall des Messers und etwas durchsichtiges fließt aus dem Riss. Kaleihrah legt das Messer beiseite und hebt das außergewöhnliche Lebensmittel auf.
„Hmm.", sie dreht es.
Als die Flüssigkeit droht, auf den Boden zu tropfen, legt sie ihre Lippen an den Riss und leckt die Flüssigkeit weg.
„EWW!", angewiedert legt sie das Ding wieder auf den Tisch zurück.
Das ist so glibberig und schmecken tut es auch nicht. Was hat Myro damit gemacht? Das das so gut schmeckte?

Vielleicht kann er ja zaubern.
Wieder knurrt ihr Magen, also wendet sie sich zurück an dem kalten Schrank.
„Was ist denn hier passiert?", Myros Stimme ertönt durch die Küche.
Unschuldig grinsend sieht sie hinter der Tür hervor. Myro steht entgeistert in der Küchentür. Neben ihm auf dem Boden liegt eine kleine Tüte. Er hat noch nicht mal seine Jacke ausgezogen.
Als Antwort auf seine Frage, knurrt ihr Magen noch einmal. Sie sackt zusammen und zieht die Beine an.
„Hast du nach Essen gesucht?", er tritt in den Raum und reicht ihr seine Hand.
Sie nimmt sie an und folgt ihm zum Essenstisch.
„Hier, setz dich. Ich mache uns was zu Mittag."
„Was sind das für Flocken, und warum schmecken sie nicht? Ist das Gift?", ihre Augen weiten sich bei dem Gedanken, dass Kyra vielleicht recht hatte.
„Was? Nein, das ist Müsli. Normalerweise isst man das in Milch.", er geht zu dem kalten Schrank und nimmt einen rechteckigen Karton aus der Tür, öffnet ihn und gießt weiße Flüssigkeit in den tiefen Teller.
Gespannt beobachtet Kaleihrah ihn dabei und wie er den Teller mit einem Löffel daneben vor sie auf den Tisch stellt.
„Probier doch mal. Vielleicht schmeckt es dir ja."
Skeptisch nimmt sie den Löffel und taucht ihn in die Brühe. Sie schließt die Augen und schiebt sich den Löffel in den Mund. Nach und nach entfaltet sich ein leicht süßlicher Geschmack in ihrem Mund, während sie auf dem Müsli herumkaut und schließlich herunterschluckt. Voller Überraschung, über den leckeren Geschmack, öffnet sie die Augen und bemerkt, dass Myro sie die ganze Zeit über beobachtet hat.
„Und?", er zieht die Augenbrauen leicht hoch und verschränkt die Arme.
Als Antwort lächelt sie ihn nur an und beginnt, sich den Rest der Schüssel reinzuschaufeln.
„Offensichtlich schmeckt es dir.", lächelnd wendet er sich wieder zur Arbeitsplatte und macht sich auch etwas zu essen.
Er setzt sich mit einem Teller Brote an den Tisch, da schiebt sie ihm ihren entgegen.
„Bekomm ich noch etwas von diesem Müsli?", sie kommt aus dem Grinsen gar nicht mehr raus.
„Äh...natürlich.", er macht ihr noch einen Teller, den sie auch direkt anfängt leer zu essen, als er ihn ihr vor die Nase stellt.
Zum zweiten Mal setzt er sich hin und beginnt seine Brote zu essen.
„Wie ich sehe hast du geduscht. Und die Klamotten scheinen dir zu passen. Oh, stimmt, jetzt hätte ich es fast vergessen.", er springt auf und läuft zur Tür, bückt sich und hebt die Plastiktüte auf.
„Was ist da drin?", Kaleihrah legt den Löffel in dem Teller und sieht die knisternde Tüte neugierig an.
Er setzt sich wieder an den Tisch und schiebt die Teller beiseite.
„Die hab ich zufällig auf dem Weg zur Arbeit gefunden und dachte, dass sie euch gefallen könnten, also hab ich sie gekauft.", er greift in die Tüte und holt einen kleinen schwarzen Haufen heraus.
„Was ist das?"
„Handschuhe aus Leder, wie es scheint. Würde auch erklären, warum sie so teuer waren.", den Rest murmelt er mehr so vor sich hin, während er den Haufen auseinander nimmt und die Handschuhe sorgfältig nebeneinander legt.
Die sind wunderschön.
Kyra ist hin und weg. Auch Kaleihrah macht große Augen und sagt nichts mehr. Ihre Finger betasten den glatten Stoff.
„Probier sie an."
Sie kommt seiner Forderung nach und streift die Handschuhe erst über ihre linke Hand und dann über ihre Rechte, wobei sie damit die Markung bedeckt. Mit weiter großen Augen betrachtet sie nun ihre Hände von allen Seiten.
„Die sind so schön.", flüstert sie in die Stille der Küche.
„Freut mich, dass sie euch gefallen und dass sie auch passen.", seine Wangen bekommen einen leichten Rosaton.

Einmal Dämon, immer DämonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt