Wieder steht sie in den dunklen Straßen der großen Stadt. Nein, sie steht nicht, sie rennt. Diesmal allerdings vor etwas davon. Sie sieht hinter sich und sieht durch den dunklen Schleier, der über ihren Dämonenaugen liegt, das drei Figuren sie verfolgen.
Wer sind die?Wenn wir Glück haben Menschen.
Und wenn nicht?
Den Gedanken kann sie auch selber zu Ende führen.
Sie biegt nach links und landet an einer befahrenen Großstraße. Eine Hauptverkehrsader.
Wie komm ich hier hin?Komm hier lang.
Kyra zieht den Körper nach rechts und läuft zwischen Menschen und Dämonen im Zick Zack, ohne auch nur einen zu berühren.
Hinter sich hören sie Schreie und fluchende Rufe. Die Wächter prügeln sich durch die Massen.
Wieder zieht sie den Körper nach rechts in eine weniger belebte Straße und läuft weiter. Nichts hier kennt sie, wie auch, sie waren ja noch nie draußen vorher...das stimmt nicht ganz.
Einmal haben sie es schon geschafft auszubrechen, aber weiter als zwei Schritte konnten sie nicht vor die Haupttür setzen, da hatten sie sie auch schon geschockt und wieder reingetragen. Daraufhin hat sie natürlich eine Bestrafung bekommen. Zurück geblieben ist heute ein flammenartiges Symbol auf ihrer linken Schulter.
Konzentration!
Wieder biegt sie in eine noch dunklere Straße.
Warte, ich glaube ich kenne diese Straße.Unmöglich.
Sie rennt weiter, folgt der Straße um die Ecke und bremst scharf ab. Zum Stehen kommt sie nur wenige Zentimeter vor einer Wand.
Sackgasse?Und jetzt?
Sie hören Schritte und Rufe. Sie wirbeln herum und sehen, wie die drei breit gebauten Halbwächter am Ende der Straße stehen bleiben und sie anschauen.
Der mittlere bekommt ein breites Grinsen und geht langsam auf sie zu, während sie zur Wand zurück weicht.
„Du gehörst hier nicht hin. Komm doch mit uns, wir können dir helfen.", er breitet die Arme aus.
Kyra fängt an, hysterisch zu lachen.
„Hahaha. Helfen? Das glaubt ihr doch selber nicht. Wir brauchen eure Hilfe nicht.", ein Tropfen fällt auf ihre Nase.
Regen? Jetzt?
Der Wächter kommt weiter auf sie zu.
Wir müssen sie loswerden.
Kyra macht einen Satz nach vorne und überrascht damit den Menschen. Ein gezielter Schlag gegen sein Kinn, lässt ihn erstens dumm aus der Wäsche schauen und zweitens nach hinten taumeln. Die anderen beiden Wächter verstehen sofort und greifen an. Die Hybridin springt nach hinten und stellt sich in eine Kampfposition.
Ein Tritt trifft den rechten Dämon in die Bauchregion. Der andere schwingt die Faust auf sie nieder, doch sie weicht geschickt aus, macht eine Drehung und steht hinter ihm. Der unter der Halbmaske steckende Mensch hat sich in der Zeit wieder gefasst und überrascht Kyra von hinten, während sie ihm den Rücken gekehrt hat. Er greift ihre Arme und dreht sie auf ihren Rücken.
„AHH!"
Der Wächter lacht gehässig auf.
„Jetzt bist du nicht mehr so kampffähig, was?", er beugt sich runter und zischt ihr die Worte ins Ohr.
Angewiedert zieht sie den Kopf zur Seite, wodurch der Schmerz in ihrem Arm stärker wird, doch Kyra kümmert sich nicht drum.
Wie kommen wir hier weg?Du bist nicht gerade ne Hilfe, wenn du das dauernd fragst.
„Aber leider muss ich zugeben, dass mich dieses kämpferische anmacht, irgendwie. Wieso können nicht mehr weibliche Wesen so stur und robust sein? Eine Schande, das du ein Hybrid bist, wenn du eine richtige Dämonin wärst, könnten wir viel Spaß zusammen haben.", seine eine Hand greift ihr Kinn und dreht ihren Kopf zurück.
„Wow, du kannst also doch mehr als nur einen Satz sagen, ich bin beeindruckt, dass du in der Schule doch reden gelernt hast.", sie grinst ihn fies an.
Er verzieht sein Gesicht und lässt ihr Kinn ruckartig los. Die anderen beiden kichern vor sich hin.
„Du wirst dich noch wundern Hybrid. Zurück im Observatorium werden dir deine blöden Sprüche ausgehen.", er dreht sie rum und stößt sie gegen eine Wand in der Nähe, ihre Arme weiterhin festhaltend.
„Ich komme nicht wieder zurück, nicht nochmal.", weiter grinsend sieht sie ihn durch die paar Haarstähnen, die ihr beim Aufprall vors Gesicht gefallen sind, an.
„Oh, das glaube ich schon, Süße.", seine freie Hand streicht über ihre Wange und wandert an ihrem Hals entlang.
Wieder zieht sie den Kopf zur Seite. Er nimmt die Hand weg, und setzt sie wieder auf ihrer Taille ab.
„Aber vorher könnten wir noch ein bisschen Spaß haben."
„Meintest du nicht eben noch, dass ich dafür nicht Dämon genug bin?", trotz ihres angeekelten Gefühls, rührt sie sich nicht.
Was machst du da? Wehr dich!
Kyra ignoriert sie. Die Hand des Menschen wandert weiter abwärts.
„Ja, aber das ist mir gerade egal. Mir gefällt dein kämpferischer Charakter.", er schließt die letzten Zentimeter, die ihn von der Hybridin trennen.
Währenddessen ist seine Hand an ihrer Hüfte angelangt und will nicht stoppen. Ein Fehler für ihn. Mit einem Ruck hebt sie das Bein und stößt dem Menschen das Knie zwischen die Beine.
„Du Miststück!", schreit er, macht einen Schritt rückwärts und lässt sie los.
Einer der anderen beiden zieht seine Waffe. Sie hört einen Knall und dann wird alles taub um sie herum.
Was? Was ist passiert?
Sie sieht verschwommen, wie der zweite Dämon dem Menschen zu Hilfe kommt, während der erste immer noch seine Waffe auf sie richtet. Schleichend zieht ein Schmerz durch ihren Körper. Plötzlich fällt ihr das Atmen schwer, ein gewaltiger Druck legt sich über ihre Lungen. Sie schaut an sich herunter, während ihre Beine sich anfühlen als wären sie Pudding.
Was ist das für ein Gefühl?Das, Kyra, ist Schmerz. Aber wieso ist er so stark?
An ihrer Seite sieht sie, wie sich ihr Oberteil rot färbt. Ihre Beine klappen zusammen und sie rutscht die Wand runter.
„Lasst sie liegen, die macht's nicht mehr lange. Gehen wir zurück.", entfernt hört sie, wie die Wächter verschwinden.
Der Regen wird stärker.
Jetzt ist es aus.
Kyra ist erschöpft, also übernimmt Kaleihrah den Körper und bekommt erstmal die volle Wucht des Scherzes ab.
Du hast mir nicht gesagt, dass es so sehr schmerzt.
Sie presst die Hand gegen die Seite und steht schwermütig auf. Allerdings kommt sie nur ein paar Meter bis zu einem Müllcontainer.
Schwer atmend wartet sie auf den Tod, der bald eintreffen dürfte.
Plötzlich merkt sie, wie ihr Kopf nach hinten fällt und ihr Körper ganz leicht wird.
„Kaleihrah? Kaleihrah, wach auf!"
Hä, was?
„Kaleihrah, bitte."Sie schreckt auf und sitzt kerzengerade.
Wo bin ich?
Sie sieht sich um und bemerkt, dass sie auf der roten Couch in Myros Wohnzimmer sitzt. Sie atmet tief durch. Ihr ganzer Körper ist schweißgebadet und der Schreck über diese Erinnerung liegt ihr noch tief in den Knochen.
„Ist alles okay? Du hast geschrieen und bist fast von der Couch gefallen.", der ist ja auch noch da!
Schreckartig dreht Kaleihrah den Kopf und zieht instinktiv die Decke hoch.
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Einmal Dämon, immer Dämon
FantasíaBellendra. Eine Welt in der es Menschen, Dämonen und Hybride gibt. Jeder Mensch trägt einen Dämon in sich, bei manchen kommt er nie zum Vorschein, bei anderen übernimmt er die Kontrolle. Manchmal kommt es vor, dass Dämon und Mensch in einem Körper v...