Kyra

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Man hört jemanden draußen rumbrüllen.
Jetzt hab ich ihn in Schwierigkeiten gebracht.
Kaleihrah zieht ihre Beine an und umarmt sie fest.
Du bist anstrengend.

Aber du brauchst mich.

Ja, ich weiß, aber jetzt bist du gerade unnütz, also mach Platz.
Kyras Seele schiebt sich zwischen Kaleihrahs Seele und dem Bewusstsein des Körpers. Kinderleicht übernimmt sie den Körper. Ihre Augen färben sich kurz Rot, wie die Flüssigkeit, die durch ihren Körper fließt, bevor sie sich komplett schwarz färben. Ihr Kinn wird etwas spitzer, ihr Oberkörper und ihre Hüfte werden minimal breiter.
„So, jetzt bin ich an der Reihe.", grinst Kyra und legt die Arme auf die Rückenlehne des Bettes.
   Er sagte, es ist eine Couch.
„Mir doch egal.", des weiteren setzt sie die Beine wieder auf den Boden und überkreuzt diese.
Das Keifen an der Tür hat aufgehört. Kyra verschärft ihr Sinne und versucht herauszufinden, was da vor sich geht.
Es sind schon zwei Dämonen, aber beide stehen noch vor der Tür.
Also braucht sie sich noch kein Fluchtmanöver auszudenken.
Ich würde sie wahrscheinlich eh nur bekämpfen, bevor wir hier rauskommen.

Muss ich dich daran erinnern, dass du uns das letzte Mal deswegen fast umgebracht hast, weil du dachtest, du könntest es mit Ihnen aufnehmen?

Ach, ist doch nicht so schlimm, der Mensch hat uns ja gerettet.

Er hätte uns besser da gelassen.

Die Tür wird geschlossen und Kyra spürt, dass der Mensch tief durchatmet. Sie entschärft ihre Sinne und hört schon seine Schritte auf das Zimmer zugehen. Er öffnet mit gesengtem Kopf die Tür und sieht zu ihr auf.
Seine Augen weiten sich und gleichzeitig kippt seine Kinnlade runter.
„Ist was?"
„Wa...Dämon?", ist das Einzige, was er rausbringt.
Im Wissen über ihre Ausstrahlung dreht sie den Oberkörper hin und her und steht auf.
„Kyra.", sie hebt die Augenbrauen und grinst noch schelmischer.
„Ja, tut mir leid. Aber warum bist du hier?"
„Weil Kaleihrah es mal wieder verbockt hat, ganz offensichtlich.", augenrollend stützt sie die Hände in die Hüfte, während sie auf ihn zugeht.
„Ja, aber die Situation ist geklärt. Und es wäre freundlich von dir, wenn.."
Sie bricht in Gelächter aus.
„Ahaha. Freundlich? Du hast eben noch gesagt, dass ich ein Dämon bin. Also hast du irgendwas verwechselt. Ich bin alles außer freundlich.", sie starrt ihm direkt in die Augen.
„Ich wollte dich nur darum bitten, nicht mehr rumzuschreien, sonst wird Herr Kinto wahrscheinlich wieder kommen und diesmal wird Frau H... Bethina ihn nicht davon abhalten können, hier einzudringen.", nervös sieht er überall hin, da er ihren Blick nicht standhalten kann.
Wieder verdreht sie die Augen und dreht sich rum. Beim zurückgehen zur Couch zieht wieder ein Schmerz durch ihre Seite.
„Ah!", gebückt stützt sie sich an der Couch ab, während ihre andere Hand instinktiv zur Wunde will.

    Nicht! Es wird nur mehr wehtun.

„Alles in Ordnung?"
„Sehe ich etwa so aus als sei alles in Ordnung, Mensch?", zischt sie und dreht den Kopf in seine Richtung.
„Du solltest dich vielleicht wieder hinlegen und dich so wenig wie möglich bewegen.", er macht einen Schritt auf sie zu, stoppt aber als sie ihn nochmal anfunkelt.

Du solltest tun, was er sagt.

Mit einem leisen Knurren folgt sie seinen Anweisungen. Der Schmerz ebbt langsam ab, ab dem Moment, in dem sie liegt. Sie schließt die Augen und atmet tief durch.

Siehst du?

Halt die Klappe.
Der Boden knarzt leicht und sie hört seine Schritte auf sie zukommen. Vor der Couch verstummen die Schritte. Sie hört Geraschel und spürt, wie er versucht ihr Oberteil hochzuschieben.
„HEY!", ruckartig setzt sie sich hin und umgreift sein Handgelenk.
„Ich wollte nur nach der Wunde schauen. Es könnte sein, dass ich den Verband nochmal wechseln muss.", seine Hand bildet eine Faust, wie um den Druck von Kyras Griff auszugleichen.

Ich glaube kaum, dass er lügt.

Ich sagte, du sollst leise sein.

Er hat den Verband schonmal gewechselt und sogar die Klamotten gewaschen, er wird nichts sehen, was er noch nicht gesehen hat.

Genervt seufzt Kyra und lockert den Griff.
„Und da du jetzt wach bist, ist es einfacher, den Verband abzunehmen.", das Handgelenk reibend, sieht er sie an.
„Und wie genau?", eine ihrer Augenbraue hebt sich.
„Indem du so sitzen bleibst und dein Oberteil festhältst.", wieder greift er das Oberteil und hebt es, bis über den Verband, hoch.
Kyra hält das T-Shirt fest und beobachtet jede Bewegung, die der Mensch, der neben ihr auf dem Boden kniet, macht. Er löst eine kleine Klammer, die über dem Ende des Verbandes geklemmt ist und entwickelt ihre Taille. Schon nach nur zwei Schichten, ist der Verband rot gefärbt. Der Mensch...

Myro.

Ist mir egal.
Er zieht hörbar Luft durch seine Zähne, beim Anblick des blutigen Verbandes. Nach weiteren fünf Schichten kommt eine riesige Fleischwunde zum Vorschein. Sie erstreckt sich von ihrer rechten Beckenseite aus über ihre Taille bis fast zur Brust.
„Es ist ein Wunder, dass sich die Wunde noch nicht entzündet hat oder angefangen hat zu faulen."
„Äh...ja, was auch immer. Wird das irgendwann wieder normal sein?"
„Ich finde, es ist allgemein erstaunlich, dass du daran nicht verblutet bist, so groß wie sie ist.", er betrachtet die Wunde, während er den blutigen Verband in seinen Händen zusammenwickelt.
„Das ist keine Antwort auf meine Frage.", genervt dreht sie das Oberteil nach innen und bindet einen Knoten auf der linken Seite, sodass es von selber hält ohne runter zu fallen.
„Ich weiß nicht. Die Wunde selber wird wohl noch einige Woche zum heilen brauchen. Und ich kann mir vorstellen, dass eine große Narbe zurück bleibt.", er steht auf und sieht auf den Verband in seinen Händen.
„Na, wenn das alles ist. Das Verheilen wird zwar sehr nervig, weil es so lange dauert, aber eine Narbe mehr oder weniger macht es jetzt auch nicht mehr aus.", sie will aufstehen.
„Ah ah ah. Bleib bitte sitzen.", mit diesen Worten verschwindet er im Flur und schließt die Tür.
Etwas verdutzt sinkt Kyra wieder auf die Couch.
Was sollte das denn?

    Tihi.

Er nervt.

Einmal Dämon, immer DämonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt