Der Mensch zieht sie zu der roten Couch und starrt auf den großen Kasten neben der Tür. Auf diesem flackert eine Glasscheibe kurz hell auf und ein Gesicht erscheint. Das Bild ist zwar in schwarz-weiß, aber man erkennt direkt, das es ein Dämon ist. Kaleihrah stellen sich die Nackenhaare auf, auch wenn sie diesen Dämon noch nie gesehen hat. Der Kasten redet zwar, aber sie versteht kaum ein Wort. Was sie hört, ist ein leises Summen im Kopf, das nicht von Kyra kommt.
„Und nun zu unserer letzten Meldung. Untröstlicherweise mussten wir feststellen, dass ein Hybrid in der Stadt seine Unwesen treibt."
Das Summen wird lauter.
Was ist das? Es tut weh.
Es tut weh?
Kyra, was redest du denn da?
In dem Moment spürt sie, was Kyra meint. Ein leichtes Ziehen macht sich neben dem Summen in ihrem Kopf breit.
Du musst zurück kommen. Sagt plötzlich eine Stimme.
Was?
Du musst wieder ins Observatorium, du bist noch nicht geheilt.
Kaleihrah hält sich die Ohren zu und kneift die Augen zusammen. Im Hintergrund redet immer noch der Dämon in dem Kasten.
„Nein, Wir dürfen nicht zurück. Lasst uns in ruhe.", flüstert sie vor sich hin.
Du bist noch krank, komm zu uns. Wir können dir helfen.
„Nein, nein.", sie beginnt nach vorn und zurück zu wippen.
Du weißt, was du tun musst, damit es dir besser geht. Wir können dir helfen, gesund zu werden Kyra.
AHHH! Nein, lasst uns in ruhe!
Kyras Schrei hallt durch Kaleihrahs Kopf und schmerzt. Der Druck auf ihrem Kopf wird größer. Es fühlt sich an, als würde ihr Kopf explodieren nur vom Klang der Dämonenstimme in ihrem Kopf.
Wie haben sie uns gefunden?
„Nein, nein, nein. Ich werde das nicht machen, nein. Lasst mich in Ruhe."
Sie spürt, wie etwas ihre Schulter berührt, kümmert sich aber nicht drum, weil der Schmerz in ihrem Kopf gerade alles übertrumpft. Im gleichen Moment versucht Kyra sich vorzukämpfen.
Nein, das wollen sie doch.Ich kann dich nicht leiden sehen.
Du darfst einfach nicht.
Kyra zieht sich zurück und überlässt Kaleihrah den Schmerzen.
„AHHHHH!", wie eine Welle schießt nochmal ein Schmerz durch ihren Kopf.
Du weißt, wo du uns findest. Wir können dir helfen.
LASST UNS IN RUHE!
„LASST UNS IN RUHE!", schreien beide gleichzeitig.
Die Stimme verschwindet und auch der Schmerz sackt ab zu dem leisen Summen vom Anfang, der aber auch kurz darauf verschwindet.
Erst jetzt öffnet sie wieder die Augen. Der Kasten ist schwarz und es ist still. Kaleihrah sieht zur Seite, wo der Mensch sich angsterfüllt hinter die Couch verkrochen hat und nur mit den Augen über die Armlehne sieht. Seine braunen Augen sind weit aufgerissen. Er blinzelt nicht.
Was habe ich gemacht? Wie lange saß ich so?
Sie zieht die Beine auf die Sitzfläche und umarmt sie. In Gedanken versunken starrt sie noch auf den Kasten.
Woher konnten Sie wissen, dass wir das sehen werden?
Sie dreht die Handfläche und sieht auf die Markung. Sie bewegt die Finger, bildet eine Faust und öffnet sie wieder. Das Bild bewegt sich durch die Bewegung, aber ansonsten passiert nichts.
Ich könnte schwören...
„Hast du dich wieder beruhigt? Was war überhaupt los?", Myro steht auf und klettert aus der Ecke.
Langsam dreht sie den Kopf zu ihm und braucht etwas, bis die Fragen bei ihr ankommen.
„Wa..ja, es geht wieder.", sie schaut ihn mit leerem Blick an.
„Was war denn los? Du hast deinen Kopf festgehalten und geschrien. Ich muss zugeben, dass ich Angst hatte, du würdest mich verletzen wollen. Hab ich was falsch gemacht?", er setzt sich neben sie, streckt seine Hand aus, zögert aber ihre Schulter zu berühren.
„Nein, es waren die Wächter.", sie löst ihren Blick und starrt wieder auf den Kasten.
„Die Wächter?"
Halt die Klappe, du erzählst ihm nichts, wir können ihm nicht trauen. Vielleicht hat er Verbindungen...Zu den Dämonen? Das glaube ich nicht, er ist zu ängstlich, ein Mensch und ich glaube er hat wirklich keinen Schimmer, was die Wächter sind.
Du erzählst ihm trotzdem besser nichts.Aber vielleicht kann er uns helfen.
Zu fliehen? Ha, wohl kaum. Er ist ein Mensch, was kann er schon groß helfen?
Er hat uns noch nicht ausgeliefert. Vielleicht kennt er einen Weg aus dieser Welt.
Kyra sagt nichts mehr.
Myro sieht sie immernoch erwartungsvoll an. Sie dreht den Oberkörper in seine Richtung und nimmt tief Luft.
„Die Wächter sind Dämonen und Menschen, die sich im Observatorium um die Hybride kümmern."
„Und wie haben sie dich erreicht?", Myro setzt sich auch seitwärts auf die Couch.
„Sie haben wahrscheinlich die Wellenlänge des Geräts benutzt, um in unsere Gedanken zu kommen. Wir sind anfälliger für bestimmte Wellenfrequenzen.", sie sieht ihm direkt in die Augen.
Ist es richtig, ihm das zu erzählen?
Kyra bleibt still, sie schmollt. Ihre Kühle füllt Kaleihrahs Körper. Doch sie lässt sich nicht davon beeindrucken, ist schließlich nicht das erste mal, das Kyra und Kaleihrah nicht einer Meinung sind. Da Kaleihrah allerdings die Kontrolle hat, schmollt Kyra nur und lässt Kaleihrah gewähren. Erst, wenn sie sich mit ihren Entscheidungen mal wieder in Schwierigkeiten gebracht hat, übernimmt Kyra den Körper.
„Und was wollten die Wächter?", reißt der Mensch Kaleihrah aus ihren Gedanken.
„Was? Oh, sie wollen, das wir zurück kommen."
„Und warum gehst du nicht?", Kaleihrahs Augen weiten sich, „warum und wie bist du überhaupt da ausgebrochen?"
„Okay, das reicht, ich habe schon genug erzählt.", sie steht auf und dreht sich von dem Menschen weg.
„Was? Du hast mir so gut wie gar nichts erzählt.", auch er steht auf, zögert aber wieder, sie anzufassen.
„Was ist los mit dir? Als ich bewusstlos war, hast du mich offensichtlich verbunden und meine Klamotten gewaschen, aber jetzt überlegst du zweimal, bevor du mich berührst? Du bist echt komisch.", sie dreht sich rum und sieht ihm wieder in die Augen
„Ich will einfach nichts tun, was du nicht möchtest. Und,", seine Wangen werden rot und er lenkt den Blick zum Boden, „das war was anderes, die Wunde ist schlimm, ich musste doch was tun."
„NEIN, musstest du nicht! Du hättest mich einfach sterben lassen können."
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Einmal Dämon, immer Dämon
FantasiBellendra. Eine Welt in der es Menschen, Dämonen und Hybride gibt. Jeder Mensch trägt einen Dämon in sich, bei manchen kommt er nie zum Vorschein, bei anderen übernimmt er die Kontrolle. Manchmal kommt es vor, dass Dämon und Mensch in einem Körper v...