Sie wird von Myro geweckt.
„Hey, Kaleihrah? Seid ihr wach?", er hat sich in den paar Tagen schnell angewöhnt, beide gleichzeitig anzusprechen.
Sie öffnet langsam die Augen, während sie sich streckt und murrt.
„Hör auf rumzudrucksen, ihr wolltet in die Bibliothek."
Blitzschnell steht sie vor der Couch und grinst ihn an.
„Morgen."
„Komm, lass uns frühstücken.", er winkt mit der Hand, dass sie ihm folgen soll.
Bei dem Wort Frühstück wird auch Kyra schnell wach.
Uh, hoffentlich wieder Müsli.
Sie folgen ihm durch den Flur, wo ihre nackten Füße ein platschendes Geräusch verursachen. Myro war so nett und hat ihr einen seiner sogenannten Schlafanzüge gegeben, er meinte, sie müsse nicht die ganze Zeit dieselben Sachen tragen. Deswegen hat sie noch ein paar andere schöne Klamotten bekommen. Bei einer blauen Hose sagte er zu ihr, dass sie sie behalten könne, wenn sich ihre Wege wieder trennen, weil die Hose ihm zu klein sei.
Ja, das war nett von ihm.Jetzt werd nicht sentimental.
Natürlich bekommt sie wieder eine Schüssel Müsli vor die Nase gesetzt. Mit Heißhunger macht sie sich über das Essen her und summt zufrieden.
„Ihr solltet euch nachher etwas unauffälliges anziehen. Und die Handschuhe. Zusätzlich will ich euch nochmal dran erinnern, keine Seelensprünge zu machen, damit verratet ihr euch direkt.", er beobachtet sie.
„Okay."
Nach dem Frühstück gehen sie in Myros Zimmer zum Kleiderschrank. Myro öffnet ihn und sucht ein bisschen drin herum. Schlussendlich zieht er eine blaue Hose, das grün-blaue T-Shirt und eine schwarze dünne Jacke heraus, die zu viel Stoff am Kragen hat.
„Hier, ich weis, die Sachen hattest du schonmal an, aber sie verstecken euch am besten. Mit der Kapuze kannst du deine Haare verstecken und je nach dem, wie tief du sie ziehst, sieht man auch deine Augen nicht."
„Kapu-was?", sie starrt ihn an.
„Kapuze. Das hier.", er hebt den Stoff, der am Kragen der Jacke ist.
„Zieht es einfach mal an, dann zeig ich es euch.", er drückt ihr die Klamotten in die Hände.
Etwas verdutzt läuft sie ins Bad und zieht die Sachen an. Sie bemerkt, dass auch zwei kleine gleich aussehende Stoffteile dabei liegen.
„Myro, wofür sind die?", die Teile von sich fernhaltend, kommt sie aus dem Bad.
„Das sind Socken, die zieht man an die Füße. Du musst leider auch Schuhe tragen, sonst entdeckt man dich direkt."
Murrend setzt sie sich einfach in den Flur und fummelt mit den Socken rum, bis sie es nach fünf Minuten endlich schafft, sie richtig rum anzuziehen. Die Handschuhe, die Myro ihr am zweiten Abend geschenkt hat, trägt sie schon. Das Material fühlt sich glatt und angenehm an auf ihrer Haut. Und das schwarz gefällt ihnen beiden.
„Hier.", er steckt ihr zwei weitere Socken entgegen, die aber untendrunter gestärkt sind.
„Das sind Schuhe oder besser gesagt Chucks. Sie sollten bequem genug sein.", er kniet sich zu ihr und hilft, die verwirrenden Bänder zuzuknoten.
„Danke."
„Kein Problem.", er lächelt sie an und steht wieder auf.
Auch er hat sich umgezogen. Statt des Schlafanzugs trägt er jetzt ein Hemd mit zwei Knöpfen am Kragen, die er offen hat. Der vordere Teil ist schwarz, der hintere und die Ärmel in einen dunkleren grün. Seine Hose ist dunkler, als die von Kaleihrah und an den Füßen trägt er auch solche Schuhe wie sie, auch in schwarz.
Er greift in einen breiten Stoff, neben der Tür und nimmt ein Stück davon in die Hand.
„Das ist eine Jacke, da du den Hoodie hast...ach ja, komm kurz mit, dann zeige ich dir noch das mit der Kapuze.", eilig greift er ihre Hand und läuft ins Badezimmer.
Er stellt sie vor den Spiegel und bleibt hinter ihr. Nachdem er die Hände von ihren Schultern nimmt, werden die Stellen kühl.
Er ist so warm, so...Kaleihrah!
„Du kannst das hier über deinen Kopf ziehen, siehst du?"
Er nimmt den Stoff und stülpt ihn über ihre Haare. Dabei erschreckt sie sich packt seine Handgelenke um sie zu verdrehen.
„Auuu! Ernsthaft, wo hast du sowas gelernt? Hab ich dir weh getan?", sie lässt seine Arme wieder los und dreht sich zurück zum Spiegel.
Der schwarze Stoff umrahmt jetzt ihr Gesicht, sodass sie sich kaum wieder erkennen ohne ihre hellen Haare. Ihre leuchtenden grünen Augen stechen jetzt aber mehr hervor auf ihrer sowieso schon hellen Haut. Sie betrachtet sich von allen Seiten. Das Zusammenspiel der Klamotten gefällt ihr.
Wie ein Schatten.
Kyra hat recht. Man würde nur ihre Fingerspitzen und ihr Gesicht sehen, wenn es etwas dämmriger wäre.
„Du gefällst dir wohl.", er kichert, während er hinter sie tritt.
Im Spiegel betrachtet sie das Bild der beiden. Ihr Blick wandert von ihrem Gesicht zu seinem und verweilt ein wenig zu lange darauf. Er bemerkt es und seine Wangen werden rot.
„Wir sollten langsam gehen. Die Bibliothek ist zwar immer geöffnet, aber der Bus kommt gleich und der nächste der nach Sapient fährt kommt erst wieder in zwei Stunden.", er dreht sich weg und geht zurück in den Flur.
Sie folgt ihm. An der Tür dreht er sich, die Klinke schon in der Hand, nochmal um und sieht sie warnend an.
„Denkt dran..."
„Ja, wir wissen es.", sie verdreht die Augen, „keine Seelenwechsel oder auffälliges Verhalten. Wir sind keine kleinen Kinder mehr, du brauchst uns nicht alles dreimal zu sagen."
„Okay.", er seufzt und dreht den Schlüssel im Schloss herum.
Beim öffnen der Tür weht ein kühler Luftzug in den Flur. Kaleihrah macht den Reißverschluss ihrer Jacke zu. Beim raustreten in die Gasse, schüttelt sich Myro kurz und zieht die Jacke zusammen. Er nickt mit dem Kopf in Kaleihrahs Richtung, dass sie ihm folgen soll. Sie gehen durch die halbdunklen Straßen zu einer ganz breiten, an die Kaleihrah sich erinnert von der Flucht. Sie stehen noch in der kleinen Nebengasse.
Myro biegt an der große Straße ab, doch Kaleihrah kann sich nicht bewegen. Angst und Panik machen sich in ihr breit. Die Erinnerung an die Jagt verfolgt sie. Ihr Herz schlägt schneller und ihre Nackenhaare stellen sich auf. Und das alles nur beim Anblick der großen Straße.
Myro steckt den Kopf um die Ecke und sieht sie da stehen.
„Alles okay?", er kommt näher.
Sie zieht die Arme an ihre Brust und beugt sich schwer atmend nach vorne, während sie rückwärts zur Wand zurückweicht.
„Hey, keine Sorge.", Myros Stirn zieht tiefe Falten bei Kaleihrahs Anblick.
DU LIEST GERADE
Einmal Dämon, immer Dämon
FantasyBellendra. Eine Welt in der es Menschen, Dämonen und Hybride gibt. Jeder Mensch trägt einen Dämon in sich, bei manchen kommt er nie zum Vorschein, bei anderen übernimmt er die Kontrolle. Manchmal kommt es vor, dass Dämon und Mensch in einem Körper v...