Wächter...

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Die Bilder sind süß und lustig.

Bitte vergiss nicht, warum wir hier sind.

Aber wie sollen wir einen Weg aus diesem Loch finden, wenn wir nicht lesen können, was diese Zeichen uns sagen wollen? Dafür haben wir ja Myro.

Na hoffentlich findet er auch was heraus.
Kaleihrah sitzt gegen ein Regal gelehnt und sieht sich die bunten Hefte an. Sie erzählen witzige Geschichten, die sie auch ohne die Zeichen versteht, die in weißen Kreisen über den Figuren sind. Mal ist es ein schlaksiger Cowboy. Mal zwei komische aussehende Figuren, der eine klein und hat einen lustigen Helm auf, der andere rund wie eine Kugel. Im dritten Heft geht es um ein merkwürdig aussehendes Tier, wie es scheint. Es ist gelb und hat viele schwarze Punkte, aber die Bilder sind so schön bunt.
„Na, wen haben wir denn da?", ertönt plötzlich eine tiefe Stimme von rechts.
Kaleihrah schreckt auf und sieht den großen Wächter am Ende des Ganges stehen. Hastig steht sie auf und stützt sich dabei am Regal ab, weswegen ein paar der Bücher rausfallen. Sie stolpert rückwärts, während der Wächter auf sie zugeht. Er schnippt mit dem Finger und plötzlich stößt Kaleihrah mit dem Rücken gehen etwas.
„Nein, nein.", stammelt sie und dreht sich hastig um.
Die zwei Wächter, die hinter ihr stehen schnappen nach ihr und bekommen ihre Arme gepackt, bevor sie wieder hinfällt.
Was jetzt?
Panik ergreift sie und Kyra antwortet nicht.
„MYYYROOOOO!", schreit sie aus vollem Halse und hofft, dass er nicht zu weit weg ist.
Sie setzt nochmal zum schreien an, doch etwas wird in ihren Mund gestopft. Sie zerren sie auf den Hauptgang zurück. In dem Moment erblickt Kaleihrah Myro, der um die Ecke hastet. Vor Freude versucht sie nach ihm zu rufen, doch der Stofffetzen in ihrem Mund hindert sie daran. Der Wächter, den sie als erstes sah, bemerkt Myro und gibt wieder ein Zeichen.
„Maaaimmm.", schreit sie.
Nicht Myro, nicht ihn!
Wo ist Kyra? Ihre Augen werden feucht und ihre Sicht verschwimmt. Myro wird von hinten gegriffen, wehrt sich aber. Auch Kaleihrah zappelt zwischen den Armen der Wächter.
„Den nehmen wir auch mit."
Sie sieht noch, dass sich die Wächter mit Myro in die andere Richtung bewegen und Myro eine Schlag auf den Hinterkopf bekommt, da wird etwas über ihren Kopf gestülpt.
Oh bitte, nein. Das darf nicht wahr sein. Wie haben sie uns gefunden?
Ein süßer Duft steigt in ihre Nase und ihre Gedanken verschwimmen, während ein Muskel nach dem anderen den Geist aufgibt. Das Braun des Stoffes vor ihren Augen mischt sich mit dem schwarz ihrer schließenden Augen, bis es komplett entschwunden ist.
Myro...

Gemurmel. Es ist nervig und hört nicht auf.
Es soll aufhören.
Alles ist rot. Bis Kaleihrah merkt, dass nur ihre Augen geschlossen sind. Sie versucht sie zu öffnen, doch sie wollen nicht gehorchen.
Was ist denn los? Wo bin ich?
Nach ein paar Sekunden merkt sie, dass sie eine liegende Position hat und sich nicht bewegen kann.
Das Murmeln wird deutlicher. Es sind mehrere Stimmen, zwei. Sie streiten, oder?
Wieder versucht sie die Augen zu öffnen. Sie bekommt es hin, die Lieder einen kleinen Spalt weit zu öffnen. Licht durchflutet ihre Augen und sie blintzelt mehrere Male, bevor sie etwas erkennt. Es ist ein silberner Raum, in dem nur eine Lampe von der Decke hängt. An der Tür stehen zwei Wächter. Auf der anderen Seite im Flur wahrscheinlich auch. Zwischen den Wächtern stehen zwei Figuren. Die rechte trägt einen weißen langen Kittel, die andere was ordentliches. Die linke ist etwas größer und redet drohend auf die rechte ein. Es handelt sich um Männer.
„Mmh.", gibt Kaleihrah von sich im Versuch etwas zu sagen.
Die beiden Männer drehen sich zu ihr. Ihr Gerede hat wenigstens aufgehört. Der Mann mit dem Kittel kommt zu ihr und betrachtet sie. Er nimmt ihren Kopf und dreht ihn und legt eine Hand auf ihre Brust um ihren Herzschlag zu hören. Währenddessen verschränkt der andere die Arme und wendet sich der Tür zu.
„Und sehen Sie zu, dass das nicht noch einmal passiert. Wir erwarten schließlich sehr hohen Besuch.", die Tür wird geöffnet und der Mann verschwindet.
Kaleihrah widmet ihre Aufmerksamkeit wieder dem anderen zu. Sein Gesicht ist noch verschwommen, doch sie erkennt eine Brille. Wieder versucht sie sich zu bewegen, doch merkt endlich, warum ihr das nicht gelingt.
Sie ist an den Tisch, auf dem sie liegt, gefesselt. Zwei Riemen halten ihre Handgelenke. Zwei weitere ihre Knöchel und ein breiter ist über ihrem Bauch gespannt. Sie zappelt unruhig hin und her, während der Mann über ihr sie weiter untersucht.
„HALT STILL!"
Klatsch.
Kaleihrahs Wange brennt und sie hält ihren Körper still.
Kyra? Wo bist du?
Wieder versucht sie etwas zu sagen, doch ihre Lippen wollen keine ordentlichen Worte bilden. Nach und nach erkennt sie die Figur neben ihr deutlicher. Sie kennt das Gesicht, hat es schonmal irgendwo gesehen. Im Observatorium, es ist der Doktor, der sie immer behandelt hat.
Ein Schreck fährt in ihre Knochen und sie windet sich wieder unter den Riemen, sehr zum Missfallen des Doktors. Er packt ihren Hals und drückt ihr die Luft ab.
„Ich sagte, du sollst still halten.", zischt er in ihr Ohr.
Er drückt noch ein wenig fester zu, bevor er sie loslässt und sich von ihr wegdreht.
„M-mmyyro...", stottert Kaleihrah schlecht atmend.
„Hm? Wen? Ach so, dein kleiner Menschenfreund? Keine Sorge, den haben wir auch hier im Observatorium und wir werden uns gut um ihn kümmern.", der Doktor dreht sich mit einem fiesen Grinsen zu ihr zurück.
Er kramt auf dem kleinen Metalltisch neben dem Tisch, auf dem Kaleihrah liegt, und hebt etwas spitzes in die Luft. Kaleihrahs Augen weiten sich und wieder fängt sie an, sich zu wehren.
„Nein, l-lasst ihn in ruuuhe. Er hat n-nichts gemacht."
Doch der Doktor hört ihr nicht zu, sondern setzt die Spritze an ihren Hals an.
„Wieso sollten wir? Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen Kyra, wir werden dich schon heilen.", ein leichtes Piecksen zuckt in ihrem Hals.
Die Stimme des Doktors wirkt rasch dumpf und fern.
„Nein, nicht ihnnn.", flüstert sie noch, bevor der schwarze Vorhang vor ihre Augen fällt und ihre Muskeln sich entspannen.
Myro...

Einmal Dämon, immer DämonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt