„Komm schnell mit, das musst du dir ansehen!", Florentina reißt die Tür auf und Kalayrah fällt fast von dem Stuhl ohne Lehne, weil sie sich erschreckt.
„Ich hab nichts gemacht."
„Was? Nein, ich sagte komm mit. Ich hab was interessantes gefunden.", sie winkt Kalayrah zu sich.
„Was ist denn los? Ich dachte, wir sollten leise sein.", Dreuwn streckt seinen Kopf hinter Florentina in den Raum.
„Sie hat wohl was entdeckt, ich komme ja schon.", Kalayrah klappt die Klappe wieder runter und steht auf.
An der Tür dreht sie sich nochmal um.
Was bist du?
„Jetzt komm schon.", drängelt Florentina.
Kalayrah dreht sich widerwillig um und folgt Florentina die Treppe hoch. Oben angekommen stehen sie wieder in einem Flur. Es sind vier dunkle Holztüren zu sehen. Zwei an der Wand gegenüber, eine auf der Seite, auf der sie stehen und eine am Ende des Flures. Diese ist weit geöffnet. Florentina steuert direkt darauf zu, gefolgt von Dreuwn und Kalayrah.
„Hier.", aufgeregt läuft sie ins Zimmer und zeigt auf ein großes Bild an der Wand.
Es handelt sich wohl um ein Schlafzimmer. An der anderen Seite des Raumes steht ein großes Bett mit roten Kissen und Decke. Das Gerüst ist aus Holz und prunkvoll verziert und daneben sieht Kalayrah eine Tür. Auf der Raumseite mit dem Bild ist auch eine Kommode. Aus dem selben Holz wie das Bett. Es sind noch ein Tisch und ein Stuhl in dem Zimmer. Der Boden ist auch hier mit so einem Teppich ausgelegt, der ihre Schritte abdämpft. Dreuwn und Kalayrah stellen sich je rechts und links neben Florentina und schauen auf das hohe Bild. Darauf zu sehen sind drei Personen. Eine Frau neben einem Mann und vor ihnen ein Kind.
„Dämonen.", Kalayrah schüttelt sich kurz beim Anblick der Augen auf dem Bild.
Ihre kalten Gesichter starren auf die drei runter.
„Das ist nicht, was ich meine."
„Ihre Klamotten sehen edel und alt aus. Es sind zumindest keine Elfenkleider.", bemerkt Dreuwn.
„Was sind Elfen?"
„Das ist doch egal, schaut euch die Frau doch mal genauer an.", versucht Florentina drängend die Aufmerksamkeit auf das Bild zurück zu führen.
Das Kleid was sie trägt ist lang und hat viele Schichten. Es ist in einem leichten Türkis und Gold. Sie hat ein unscheinbares Gesicht, doch dann entdeckt Kalayrah, was Florentina meint. Die Frau hat rötliche Haare. Der selbe Farbton, den sie auf ihrem Kopf trägt.
„Was?", stockend fasst sie sich an ihre Haare und lässt sie durch ihre Finger gleiten.
„Sieh dir auch mal das Kind an."
„Das...das ist unmöglich! Es sieht fast aus wie du.", stottert Dreuwn und dreht sich zu Kalayrah.
„Das bin ich nicht. Das Bild ist dafür zu alt. Ich bin im Observatorium aufgewachsen...ich war ein Hybrid! Das da ist ein Dämon, sieh in die Augen des Kindes. Man spürt die frühe Verachtung, die es gegenüber anderen hat.", entsetzt zeigt Kalayrah auf das Bild und wird dabei immer lauter.
„Das sagen wir ja auch nicht. Aber vielleicht ist es eine deiner Vorfahren. Wenn es sogar bei der Elite rothaarige gab..."
„Könnten wir bitte leiser sein, wer weiß, ob da draußen noch jemand ist.", Dreuwn hebt die Hände und läuft aus dem Raum.
Er läuft durch den Flur zum Fenster auf der anderen Seite. Er schaut durch die dreckige Scheibe. Alle halten die Luft an und warten. Er dreht sich erleichtert um und schüttelt den Kopf.
„Phew."
„Phew."
Alle atmen hörbar aus.
„Wir sollten vielleicht aufbrechen.", Kalayrah dreht sich komplett vom Bild weg und geht zur Tür, an die Dreuwn zurück gekommen ist.
„Und was ist mit dem Bild?", fragt Florentina etwas traurig.
„Diese Dämonen sind schon lange tot. Selbst wenn sie ein Teil meiner Familie wären...was nütze mir das? Es weiß sicher niemand mehr, wer die waren.", ohne sich nochmal umzudrehen, geht sie im den Flur.
„Vielleicht sollten wir die Nacht hier verbringen. In der Küche war noch etwas zu essen und hier scheinen wir in Sicherheit zu sein. Außerdem haben wir Zeit, das Portal zu finden.", Dreuwn hält Kalayrah an der Schulter fest und lächelt sie warm an.
„Vielleicht hast du recht, aber dann werde ich euch morgen früh verlassen. Ich muss Myro finden. Ohne ihn werde ich nicht gehen.", traurig sieht die Ultrabridin auf den Boden.
Dreuwns Blick verfinstert sich.
„Warum? Warum läufst du diesem Menschen hinterher? Was hat er, dass du alles in der Welt für ihn machen würdest?", vorwurfsvoll lässt er ihre Schulter los.
„Werwolf, bitte.", ist Frya aus dem Raum zu hören.
Kalayrah sieht Dreuwn unschlüssig, aber leicht kalt an.
„Er hat mich gerettet. Ich bin ich geworden wegen ihm. Ich kann es nicht genau erklären, aber uns verbindet etwas und das seit ich bei ihm wach geworden bin."
„Du liebst ihn.", spricht der Werwolf endlich seinen Gedanken, der ihn offensichtlich schon lange quält.
Er dreht den Kopf weg und verschränkt die Arme.
„Was? Nein!"
„Das ist lächerlich.", Frya tritt neben Kalayrah.
„Warum? Ich hab gesehen, wie du ihn anschaust, mit ihm umgehst."
„Hybriden sind nicht in der Lage zu lieben!", wütend schreit die Zweiseele den Werwolf an.
Dieser zuckt zusammen und sieht die zwei Mädels etwas geschockt an. Es wird kurz still. Kalayrah spitzt ihre Ohren und spürt etwas.
„Ist das..."
„Shhh!", unterbricht Kalayrah ihn und hebt eine Hand.
Sie dreht langsam den Kopf, um besser zu hören, wo die Geräusche herkommen. Dreuwn scheint es nicht mitzubekommen, aber Frya dreht sich auch blitzschnell um. Sie warten einige Sekunden und verharren. Endlich kann Kalayrah entziffern, was das für ein Geräusch ist. Entsetzt reißt sie die Augen auf.
„Lauft!", schreit sie und läuft zurück in den Raum mit dem Bild.
Ohne auf die anderen zu achten, läuft sie durch die zweite Tür, hinter der ein weiterer Raum ist. Man hört Gepolter auf der Treppe und die Wächter, die rumschreien, den drei zu folgen.
Kalayrah stoppt und sieht sich gehetzt um. Kein Ausgang aus dem Raum, nur ein Bad mit einem großen Fenster.
„Was jetzt?", fragt Florentina voller Angst.
„Macht mal Platz da.", Dreuwn schiebt die zwei beiseite und nimmt Anlauf.
Mit einem lauten KLIRR springt er einfach durch die Scheibe. Die Hybridin und Ultrabridin laufen zum Fenster und sehen, dass er auf allen Vieren gelandet ist und sich aufrappelt.
„Jetzt kommt!", schreit er hoch.
Kalayrah steigt auf die Fensterbank und sieht nochmal zu Florentina, die nickt und Frya den Körper übergibt.
„Macht ihr bitte hinne!?"
Kalayrah springt, Dreuwn öffnet seine Arme, aber sie kommt neben ihm auf, rollt sich vorwärts ab und kommt auf ihren Füßen zu stehen. Sie dreht sich rum und sieht, dass der Werwolf gerade Frya aufgefangen hat.
„Los jetzt!", schreit diese und läuft über das große Gelände.
Kalayrah und Dreuwn folgen schnell. Nach ein paar Metern beugt Dreuwn seinen Oberkörper nach vorne und leuchtet kurz auf. Verwundert dreht Kalayrah den Kopf und hat plötzlich ein merkwürdiges Wesen neben sich laufen, dass vier Beine hat und Haare am ganzen Körper.
„Das Wort Werwolf kommt nicht von ungefähr. Ich erkläre es später, jetzt lauf!", hört Kalayrah Dreuwns Stimme in ihrem Kopf.
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Einmal Dämon, immer Dämon
FantasyBellendra. Eine Welt in der es Menschen, Dämonen und Hybride gibt. Jeder Mensch trägt einen Dämon in sich, bei manchen kommt er nie zum Vorschein, bei anderen übernimmt er die Kontrolle. Manchmal kommt es vor, dass Dämon und Mensch in einem Körper v...