„David hat recht.", sagt jetzt auch Jacky neben ihm.
Dabei legt sie eine Hand auf seine Schulter. Myro beruhigt sich etwas.
„Warte, woher weißt du, was ich bin?", fragt Dreuwn.
„Ich habe genug Bücher gelesen und Erfahrungen gesammelt, um zu erkennen, wenn ich einem Werwolf gegenüber stehe.", lächelnd stützt Holly ihre Arme an die Seiten.
„Erfahrungen? Warst du mal außerhalb von Bellendra?", fragt Myro verwirrt und sieht sie an.
„Darüber sollten wir ein ander Mal reden. Da wir sie jetzt gefunden haben, können wir zurück gehen, um am Gegenschlag zu arbeiten."
Holly dreht sich schon um und will zurück.
„Nein."
Alle sehen Myro an.
„Wie bitte? Myro, was soll das?", Holly bleibt stehen und sieht ihn an.
„Wir sind so weit gekommen. Ich hätte schon fast mein...unser eigentliches Ziel vergessen.", lächelnd dreht er sich zu Kalayrah, „Wir wollten fliehen. Irgendwie muss man hier raus kommen. Irgendwo kommen diese Pflanzen her. Sowas gibt es nicht im Rest des Landes. Da draußen ist eine Welt, in der Kalayrah und ich nicht verstoßene und Gesuchte sind. Da wollten wir schon so lange hin..."
„Sind es nicht erst ein paar Wochen?", lachend nimmt Kalayrah wieder Myros Hände.
Plötzlich kribbelt seine Haut unter der mittlerweile so vertrauten Berührung.
„Es kommt mir wie ein ganzes Leben vor."
„Myro, wir brauchen dich. Ohne dich, werden wir keine Armee zusammenstellen können."
„Ich sagte Nein!", wütend sieht er Holly an.
Diese schreckt zurück und auch Jacky und David sehen ihn voller Angst an.
„Na, vielleicht ist er ja doch der Ferngully.", Aramis verschränkt grinsend die Arme und hebt den Kopf leicht.
„Was?"
„M-Myro?", auch Kalayrah klingt voller Sorge.
Sie legt eine Hand auf seine Wange und dreht seinen Kopf. Sofort schrecken auch Dreuwn und Florentina zurück. Er zieht die Augenbrauen zusammen und sieht Kalayrah an.
Sie nimmt seinen Kopf in beide Hände und legt seine Stirn an ihre.
„Atme tief durch, lass die Schwärze nicht dein Herz einnehmen. Ich weiß, du bist wütend, aber kontrolliere es. Du bist noch unerfahren mit ihm. Nur du kannst entscheiden, ob du es zulässt oder dich dagegen wehrst.", beruhigend redet Kalayrah auf ihn ein und die Schwärze in ihm verschwindet dahin, wo sie herkam...in sein Herz.
Er atmet tief durch und legt seine Hände auf ihre Schultern.
„Danke.", er öffnet seine Augen und sieht in ihre.
„Das war deine erste Begegnung mit ihm, richtig?", fragt David hinter ihm.
„Ihm?"
„Deinem Dämon. Myro, deine Augen waren schwarz.", Kalayrah macht einen Schritt zurück.
„Ich wünschte, ich hätte jemanden wie dich damals gehabt.", lachend kommt David zu den beiden und klopft Kalayrah auf die Schulter.
Diese lächelt verlegen.
„Ich war aber noch ich..."
David läuft weiter zu Florentina und Dreuwn.
„Ich gehe davon aus, für dich gelten auch die Gesellschaftsregeln der Dämonen. Ich bin Davidrosan, oder kurz, David.", er macht eine leichte Verbeugung zu Florentina und reicht Dreuwn die Hand.
Noch skeptisch nimmt der Werwolf die Hand und schüttelt sie. Florentina steht noch mit leicht roten Kopf neben David.
„Was machst du da David?", fragt Jacky.
„Na, sie wollen zum Portal und da ich davon ausgehe, dass wir Myro in seiner Verfassung eher weniger gebrauchen können, helfe ich ihnen, von hier zu fliehen. Wie Myro schon sagte, an einen Ort, an dem sie nicht verfolgt werden.", erklärt David mit einem ernsten Ausdruck im Gesicht.
„Autsch.", sagt Myro von seiner Anschuldigung getroffen.
Aber er hat recht. Auch wenn er der Myro Ferngully zu sein scheint, den sie suchten, kann er ihnen trotzdem nicht helfen. Die Zeit mit Kaleihrah und Kyra und auch die kurze Zeit mit Kalayrah haben ihn gestärkt. Er würde nicht mehr vor jeder Kleinigkeit weglaufen. Und wenn sie in dieser neuen Welt sind, würde er herausfinden, was es mit dieser Schwärze auf sich hat.
„Dann sollten wir uns beeilen, bevor die Wächter uns entdecken.", Myro sieht von Kalayrah zu David und Holly.
Holly kämpft noch mit sich selber, sie würde ihn nur liebend gerne am Ohr zum Auto zurück zerren, er sieht es in ihren Augen. David klatscht erfreut in die Hände.
„Gut. Dreuwn, könntest du unsere Spuren so gut es geht verwischen? Florentina, es tut mir wirklich leid, aber wenn wir schnell voran kommen wollen, brauchen wir leider Frya.", erklärt Kalayrah und wendet sich an die angesprochenen.
Florentina nickt etwas traurig und gibt Frya den Vortritt.
„Das nervt langsam, wir wollen auch eins werden.", sagt Frya mit schwarzen Augen und verschränkten Armen.
„Glaub mir, das wollt ihr nicht. Dahin zu kommen ist schmerzhafter als jeder ungewollte Seelenwechsel."
Dreuwn fängt schon mal an und hantiert an einem Steinkreis, in dessen Mitte etwas am glimmen ist.
„Holly, es tut mir wirklich leid, aber ich kann nicht mitkommen. Von mir aus verwende meinen Namen, wenn es hilft, aber ich werde nicht zurück gehen."
Sie nickt und geht an Jacky vorbei zwischen die Bäume.
„Sieht so aus, als würde der Rest mitkommen.", bemerkt David noch grinsend.
Myro seufzt und geht in die entgegengesetzte Richtung, in der Holly verschwunden ist, los.
„Myro, woher weißt du, wo wir hin müssen?", Kalayrah holt schnell auf und legt eine Hand auf seine Schulter.
„Die Stadt ist in die andere Richtung und wir müssen zum äußersten Rand des Landes. Außerdem wird der Wald hier dichter, heißt, wir müssten fast da sein."
„Bellendra ist ganz schön klein, wenn man so drüber nachdenkt.", bemerkt Jacky.
Alle sehen sie kurz verwirrt an.
„Ja, man braucht von den Ruinen hier bis zu den letzten Straßen im Morbid nur etwa 7 bis 10 Tage. Ich habe von Ländern gelesen, die man Monatelang durchreisen konnte."
„Das war eine Geschichte Jacky.", David verdreht die Augen.
„Nein, das stimmt. In dem Land, aus dem ich herkomme, kann man Wochenlang über weite Ebenen, Wüsten und Eislandschaften laufen und immer noch was neues sehen.", sagt Dreuwn dazwischen und seine Augen funkeln etwas.
Er vermisst seine Heimat...
„Was ist Wüste?"
Dreuwn lacht laut über Davids Frage. Wird aber sofort still, als er sein Gesicht sieht.
Während sie sich ihren Weg durch die Bäume bahnen, erzählen sie einander wunderbarste Geschichten. Myro ist überrascht, dass doch so viele in der Bibliothek sind. Die ganze Organisation ist dazu angehalten, mindestens einmal in der Woche in die Bibliothek zu gehen und so viel es geht daraus zu lernen. Nicht nur über Bellendra, sondern auch über die anderen Welten und Wesen.
„Jetzt muss ich doch nachfragen, wie es kommt, dass ein Hybrid so fundiertes Wissen über dämonische Bräuche und Gesellschaftsregeln besitzt.", Aramis kommt neben Myro und Kalayrah.
Beide sehen ihn kurz an, bevor Kalayrah antwortet.
„Nun Ja. Zum einen sind wir immer noch zum Teil Dämon, das begünstigt dämonische Zwänge, die in der Seele verankert sind. Dann hatten wir im Observatorium Unterricht dazu. Mindestens einmal die Woche haben sie uns Regeln, Pflichten und Verhalten der Dämonen beigebracht. Alles für den Fall, dass sich unser Dämon entscheidet, die Menschenseele zu verbannen. Und ich bin ein Ultrabrid, meine Seelen haben sich durch ein schmerzhaftes Experiment des Doktors verbunden, darum auch die Augen.", Kalayrah dreht einen Finger vor ihren Augen, „Und bitte nenne Florentina, Frya und ihre Artgenossen nicht mehr so. Wir mögen es nicht Hybrid genannt zu werden. Zweiseele gefällt uns mehr."
„Natürlich, danke für die Information. Und entschuldige bitte.", er wendet sich zum Schluss an Frya.
„Leute, was ist das da vorne?", David zeigt nach vorne.
Alle stoppen die Gespräche und bleiben stehen. Die Sonne ist mittlerweile fast untergegangen und die Bäume sind schon nur noch Schatten. In der Ferne ist allerdings ein Schimmern auszumachen. Kalayrah nimmt freudig Luft und läuft los.
„Kalayrah, warte!", Myro läuft sofort hinterher.
Sie ist unglaublich schnell und weicht den Bäumen so schnell aus, dass es aussieht, als würde sie nur zwischen ihnen umherspringen. Myro hat langsam Probleme, jedem Baum auszuweichen und auch die anderen hinter ihm scheinen ihre Probleme zu haben. Jacky flucht immer wieder und Frya ist genauso schlimm. Plötzlich schießt ein Schatten an Myro vorbei. Anhand seiner Figur erkennt er Dreuwn, der sich genauso agil bewegt wie Kalayrah. Nach einigen Minuten erkennt Myro einen leuchtenden Ring und kommt endlich bei Kalayrah und Dreuwn an. Erschöpft stützt er sich auf seine Oberschenkel, während einer nach dem anderen dazukommt. Tief atmend richtet sich Myro auf und sieht sich an, wovor sie eigentlich stehen.
Ein körperhoher, leuchtender, ovaler Kreis schwebt ein paar Zentimeter über dem Boden. In der Mitte ist ein weiterer Wald zu sehen, aber im Sonnenlicht.
Dreuwn geht näher und schnüffelt daran.
„Das ist ein Portal, aber nicht meins.", sagt er nur und macht wieder einen Schritt zurück.
„Aber unseres.", lächelnd nimmt Kalayrah Myros Hand und sieht ihn an.
Er nickt nur und dreht sich nochmal rum.
„Danke David und auch Jacky. Ohne euch und die Organisation hätten wir es niemals geschafft. Vielleicht helfen euch die drei ja in der Zukunft.", er nickt zu Frya und Dreuwn.
„Wir sollten gehen."
Kalayrah zieht ihn zum Portal und helles Licht umgibt die beiden.
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Einmal Dämon, immer Dämon
FantasyBellendra. Eine Welt in der es Menschen, Dämonen und Hybride gibt. Jeder Mensch trägt einen Dämon in sich, bei manchen kommt er nie zum Vorschein, bei anderen übernimmt er die Kontrolle. Manchmal kommt es vor, dass Dämon und Mensch in einem Körper v...