Myro starrt vor sich auf die Decke, die seine Beine bedeckt. Der Schock sitzt tief über die Erkenntnis, dass seine Mutter ein Hybrid gewesen sein soll.
„Zweiseele.", murmelt er nur.
„Was?", Holly rückt etwas näher.
„Sie mögen den Begriff Hybrid nicht.", murmelt Myro weiter.
„Myro, ist alles in Ordnung? Wenn du über etwas reden willst...", vorsichtig legt Holly eine Hand auf seine Schulter.
Ruckartig hebt Myro den Kopf und funkelt sie wütend an. Er weiß nicht mal warum, sie hat ihm ja nichts getan. Holly erschreckt sich kurz und zieht ihre Hand zurück.
„Vielleicht sollte ich jetzt etwas alleine sein...ich fühle mich nicht so gut.", sagt er mit fester Stimme, ohne sie aus den Augen zu lassen.
Traurig senkt sie ihren Blick und nickt leicht. Sie steht auf und geht aus dem Raum. In dem Moment, wo die Tür zu ist, fällt er ins Kissen. Er schließt die Augen und atmet tief durch.
Das kann nicht stimmen! Sie war niemals...das hätte ich doch gemerkt, oder nicht?
Er ruft sich das letzte Bild in den Kopf, dass er noch von seinen Eltern hat. Sie knien eng umschlungen beieinander und sehen ihn an.
Wieso habe ich diese Erinnerung?, fragt er sich nach einigen Sekunden.
„Es ist eigentlich unmöglich, dass ich sie so gesehen habe...und warum sehe ich nie die Umgebung?", spricht er seine Zweifel aus, „Und warum höre ich sie nicht?"
Er öffnet die Augen und sieht an die Decke. Dumpf hört er Schritte von oben.
Ich hoffe David geht es gut...
Die Schritte verstummen für ein paar Sekunden und gehen dann wieder von Myro weg. Seine Augen verfolgen die Schritte, bis sie über die Türschwelle gehen und verstummen. Er starrt noch etwas auf die Stelle über der Tür, bis er seine Augen wieder schließt.
Wenn sie wirklich eine Zweiseele war, bin ich dann auch eine? Theoretisch ja, wenn mein menschlicher Teil den dämonischen nicht abgestoßen hat...aber hätte er sich dann nicht mal gemeldet oder sowas? Kann ein Mensch die Dämonenseele auch im Erwachsenenalter beschwören?
Myro versucht sich auf sein inneres zu konzentrieren. Nach einiger Zeit verschwindet seine Umgebung um ihn herum. Tief und langsam atmet er durch und versucht etwas in sich zu finden.
Eine Verbindung...es muss sie doch geben. Kyra hat es geschafft, sich soweit zurück zu ziehen, dass die Wächter sie nicht bemerkt haben.
Er nimmt plötzlich etwas anderes wahr. Eine Art Leuchten in sich. Es ist warm und hell, wie eine Glühbirne. Sie schwebt in einer Schwärze auf der Stelle. Daneben merkt er noch eine Präsens, kann sie aber nicht sehen.
„Was seid ihr?", fragt Myro die Kugeln.
Doch sie schweben weiter durch die Gegend, ohne sich gestört zu fühlen. Myro versucht, sich stärker auf die Präsenzen zu konzentrieren. Jetzt zucken sie und schweben plötzlich durch die Gegend.
„Wartet!", Myro versucht danach zu greifen.
Die schwarze Präsens stoppt. Myro merkt, wie sie ihn anschaut. Langsam schwebt die Kugel vor ihn und Myro hält fast den Atem an. Er merkt ein Flüstern, dass von der Kugel ausgeht, aber nicht versteht. Die helle Kugel kommt auch angeflogen und fliegt um Myro herum, als er gerade seine Hand ausstrecken will. Lachend dreht er sich mit der hellen Kugel einmal um sich selbst. Die dunkle Kugel zieht sich etwas zurück.
„Wo willst du hin? Was bist du?", fragt Myro und lässt die helle Kugel allein, um der dunklen hinterher zu laufen.
Ob das...
Auf einmal merkt er noch etwas in sich. Er stoppt und sieht sich um, die helle Kugel ist verschwunden. Ein ungutes Gefühl macht sich in Myro breit. Etwas schleicht sich von hinten an und legt sanft seine Hände auf Myros Schultern. Erschrocken dreht Myro sich rum und macht zwei Schritte zurück. Vor ihm steht eine Figur in schwarz. Von ihr geht eine Leere aus, als würde sie alles in Myro verschlucken.
„Und wer bist du?", fragt Myro, diesmal vorsichtiger.
Die Figur antwortet nicht, sondern kommt auf ihn zu. Er sieht nur ihre Umrisse, aber erkennt diese sofort, bei genauerer Betrachtung.
„Kalayrah!", ihm stockt der Atem.
Ein weißer Fleck erscheint im oberen Teil und bildet einen grinsenden Mund. Sie bleibt nur Zentimeter vor ihm stehen.
„Wo bist du?", fragt er die Figur, doch sie antwortet nicht.
Das Grinsen verschwindet wieder. Leise hört Myro eine Stimme, die sich anschleicht mit einem Echo. Wie bei einem vorbeifahrenden Auto sagt die Stimme ein Wort kurz ganz laut und verschwindet dann wieder.
„MYRO!"
Gehetzt sieht er sich kurz wieder um. Aber außer der Figur, die wohl Kalayrah darstellen soll, ist niemand da. Er beruhigt sich und schaut sie wieder an.
„Es tut mir leid...", traurig seufzt er und schließt kurz die Augen.
Wieder kommt die Echostimme.
„MYYYROO!"
Langsam hebt er eine Hand, um sie auf ihre Wange zu legen, doch bevor er sie berühren kann, zieht etwas an ihm.
„Was zur Luna?", er lässt die Hand sinken und sieht sich nochmal um.
Das Ziehen wird stärker und die Figur löst sich plötzlich in Luft auf.
„KALAYRAH!", Myro streckt einen Arm in die Leere.
Mit einem Mal öffnet er die Augen und liegt wieder in dem Bett. Er spürt ein Rütteln, das durch seinen Körper geht.
„MYRO!"
Ein Schreck durchfährt ihn und er schaut zur Seite. David hängt über ihm und schüttelt seine Schultern.
„Endlich bist du wach.", David hört auf, „Man hast du tief geschlafen."
Er lacht und stemmt die Hände in die Hüfte.
„Wie...wie geht es dir?", Myros Stimme ist leicht kratzig, als hätte er sie ewig nicht genutzt.
Er setzt sich hin und fährt über seinen Hals.
„Ach, alles halb so wild.", David grinst breit.
„Und warum bist du hier?", fragt Myro leicht grimmig weiter.
Er würde gerne zurück gehen. Er weiß ja immer noch nicht, was die Leuchtkugeln waren, auch wenn er eine starke Vermutung hat. Und was hatte ein Schemen von Kalayrah da zu suchen?
„Ach ja! Wir haben sie gefunden."
„Wen?", er schaut auf.
David grinst noch breiter.
„Na, deine Hybridenfreundin."
„Was? Wo!?", er schlägt die Decke beiseite und springt aus dem Bett.
„Sie wurde von unseren Leuten im alten Bezirk entdeckt."
„In Divitiae!?"
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Einmal Dämon, immer Dämon
FantasiBellendra. Eine Welt in der es Menschen, Dämonen und Hybride gibt. Jeder Mensch trägt einen Dämon in sich, bei manchen kommt er nie zum Vorschein, bei anderen übernimmt er die Kontrolle. Manchmal kommt es vor, dass Dämon und Mensch in einem Körper v...